Mobilisation eines Wachkoma-Patienten

Arcadia

Junior-Mitglied
Registriert
11.04.2007
Beiträge
59
Beruf
Kinderkrankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Heimbeatmung
Hallo,

ich versorge in der ambulanten Intensivpflege einen beatmeten Wachkomapatienten.
Er wird täglich in den Rollstuhl mobilisiert. Der Transfer wird mit einem Lagerungsbrett vorgenommen.

Da der Patient 100 kg wiegt wurde nun über den Transfer mit einem Tuchlifter nachgedacht.
Die Mutter ist dagegen, da diese Methode schlecht für seine Wahrnehmung sei.

Was haltet Ihr davon und wie mobilisiert Ihr solche Patienten??

lg von arcadia,
(die sich vor paar Tagen bei diesem Kunden verhoben hat, aua)
 
Hallo Arcadia !! Ich nehme mal an,Du bist alleine beim Pat. und er ist (wie bei Wachkomapat.meist üblich) beatmet ?? Also einen 100kg Wachkomapat. würde ich nicht alleine mobilisieren und mit Rollbrett würde ich ablehnen. Die Mutter hat da keine Befugnisse um dreinzureden,auch wenn sie gerichtl. Betreuerin wäre,denn die Mobilisation fällt in Dein Fachgebiet und somit kannst machen,wie Du denkst !! Lifter ist eigentlich immer beser,für die eigene Gesundheit allemal und kann von Angehörigen nicht abgelehnt werden. Wobei sich jedoch generell fragt,was Dein Pat. überhaupt mitkriegt...
 
Hallo,

Mobilisation fand mit Hilfe von der Mutter statt, doch diese Woche wird der Lifter ausprobiert.
Die Frage, wieviel er noch mitbekommt, kann ich so leicht nicht beantworten, da die Mutter die Entlassberichte von der Klinik noch nicht herausgegeben hat.
Eine recht schwierige Situation , doch seit gestern reden wir zumindest vernünftig miteinander, es bewegt sich was in die richtige Richtung.

Ich bin dort Teamleitung und habe diese Versorgung erst vor einer Woche übernommen. Unser Pflegedienst arbeitet erst seit Dezember dort. Vorher wurden dort eklatante Fehler in der Pflege gemacht.

Ein gutes Stück Arbeit liegt vor mir , doch ich liebe solche Herausforderunge!!
 
Servus,
soviel ich weiss, dürft ihr solche Pflegebedingungen ablehnen. So schliessen wir zumindest unsere Abkommen ab.
Bei Gefährdung der Pflegeperson durch irgendwelche Umstände dürfen wir vom gegenseitigen Vertrag zurücktreten (ungeeignete Verhältnisse, Gefahr für Pflegepersonal,...).
Ihr solltet das der Mutter ganz plausibel erklären und hoffentlich...!
 
Ich frag mal ganz kess: wie fand denn der Transfer statt? Wie hat die Mutter mitgeholfen? Wieviele Pflegekräfte waren vor Ort? Und warum kann man sich so einen Pat. nicht schon in der Rehaeinrichtung ansehen und bestimmte Aspekte absprechen.

Pauschal kann man hier keine Antwort geben, denn offensichtlich ist so ein Transfer möglich: die Mutter hätte sonst keine Kenntnis davon. Auch ihre Aussage: Wahrnehmungsförderung- läßt darauf schließen, dass da eine pflegefachlicher Hintergrund hintersteckt.
Es geht bei der Versorgung dieser Pat. nicht nur um die Versorgung und Erhaltung der körperlichen Hülle.

Elisabeth
 
Hallo, habe jahrelang in der Pflege von neurologischen Langzeitpatienten gearbeitet, allerdings in einer stationären Einrichtung.
Ein Wachkomapatient ist nicht zwangsläufig beatmet. Wie sieht das bei deinem Patienten aus?
100 Kilo sind nicht unbedingt ein Mobilisationsproblem. Wir hatten eine sehr gute Kinästetik und haben Patienten auch mit diesem Gewicht über das Knie in den Rollstuhl mobilisiert. Das erfordert zwar etwas Übung, ist aber Rückenschonend und lässt sich oft erstaunlich gut machen. Hat dein Patient eine Lähmung, wenn ja, spastisch oder schlaff? gebe gern ein paar genaue Tips, brauche aber dazu noch ein paar Hintergrundinfos.
Sonst ist Lifter natürlich eine Alternative. Lg Kätchen
 
Genau in die Richtung wollte ich Kätchen. *g* Wollte nur nicht mit dem "bösen" Wort Kinästhetik in die Tür fallen.
Ich bin gespannt auf die Antworten von Arcadia.

Elisabeth
 
@Elisabeth:

Also, das war so, Kunde hatte vor ca. 3 Jahren einen Unfall, danach ins Kh,
nach der Reha ambulante Versorgung von Pflegedienst Nr 1, danach Wechsel zu Pflegedienst Nr 2 und ich bin

tata,

Ma des Pflegedienstes Nr. 3....

Mobilisation: Setzen an Bettkante mit 1 PP und Mutter, dann sitzt eine PP oder Mutter im Bett hinter seinem Rücken , andere Person steht vor ihm.
Kopf wird an Schulter von der vor ihm stehenden Person gelegt. PP greift ihm unter Achseln um Oberkörper, zieht ihn am Hosenbund hoch.
2. Person schiebt Lagerungstuch unter ( ich weiß die Bezeichnung dieser Lagerungshilfe nicht, sorry). Kunde wird wieder auf Bettkante abgesetzt.
Nun mit dem Tuch anheben und übers Brett zu zweit in Rollstuhl bugsieren.

Der Hammer ist, daß er zur besseren Wahrnehmung der Umwelt in einen Rolli kommt, indem man ihn auch hinstellen kann. Dies wurde in meinen Diensten noch nicht praktiziert.

Klar hat dies alles einen fachlichen Hintergrund, doch es wurde wohl von Pflegedienst Nr 1 auch mit Lifter mobilisiert und das hat dem jungen Mann nicht geschadet. Nein, es geht natürlich nicht nur um die äußere Hülle, das sehe ich genauso.

LG,
Andrea
 
Der Hammer ist, daß er zur besseren Wahrnehmung der Umwelt in einen Rolli kommt, indem man ihn auch hinstellen kann.
So eine Aussage kann ich kaum fassen. Wieviel Anhnung habt ihr von einer fördernden Pflege bei solchen Patienten? Es erschreckt mich, dass ein Laie- die Mutter- offensichtlich fachkompetenter ist, als das betreuende Personal.

Ihr versucht den Pat. in den Stand zu bekommen um ein Tuch unter das Gesäß zu bringen? ?Warum muss das "Transporttuch" erst untergeschoben werden, wenn Pat. sitzt? Gibts da keine anderen Lösungen? Habt ihr da schon was anderes probiert?

Was hat die Mutter erzählt- wie wurde es in der Rega gemacht? ich kann dei Mutter verstehen. In der Reha wird der Sohn aktivierend versorgt. Zuhause erwartet sie eine Fortsetzung dieser Maßnahmen... und wird bitter enttäuscht.

Könnte ihr euch nicht einen Kinästhetiktrainer besorgen der euch anleitet?

Und wieso wird dieser Pat. nur von einer Pflegekraft versorgt? Oder habe ich da was falsch verstanden?

Elisabeth (die gerade mal wieder nachvollziehen kann, warum die Kollegen immer meinen: lass das doch, das macht doch eh keiner weiter nach dem KH *grmpf*)
 
Ähm, ich habe eine Patientin fast tgl in ein Stehbrett gestellt. Mit Beatmungsgerät. Sie ist C1 inkomplett und ab C2 komplett gelähmt. Mit Spastiken. Kinästhetik haben wir mit einer Trainerin und der Pat. zusammen gelernt. Den Lifter haben wir auch noch als Alternative gehabt.
 
ich kriege hier auch grad so ein bißchen die krise wenn ich das hier lese....die frage ist was der pat.überhaupt noch mitbekommt???????gehts noch????? :x man geht IMMER davon aus das auch pat.im wachkoma (die, wie einer meiner vorposter schon festgestellt hat, lange nicht immer beatmet sein müssen) etwas mitbekommen!!un es ist IMMER wichtig den pat.in all seinen bereichen zu fördern,grade wenn es um die wahrnehmung insbesondere die körperwahrnehmung geht!un da ist der einsatz eines stehbrettes verdammt wichtig damit der pat.bodenkontakt bekommt!wenn ich hier lese wie hier der transfer erfolgt,stellen sich mir alle nackenhaare auf....schon mal was vom bobath konzept gehört??wir geben uns in der reha alle mühe die pat.effektiv zu fördern und dann sowas....klar das die mutter da enttäuscht ist.man kann prinzipiell nichts gegen einen lifter einwenden aber ich bin der meinung das man mit bobath weit mehr erreichen kann.es ist am anfang zwar aufwendiger,bringt aber dem pat.viel mehr und darum geht es ja im endeffekt!sucht euch einen ansprechparter der euch da mal schult,das müßte doch gehen?denn mit den richtigen kniffen kann man auch 100kilo pat.allein und rückenschonend transferieren!
 
Hallo Schwester Chrischtel !! Sicher,Ihr inner Reha gebt Euch die größte Mühe,das ist klar. Jedoch unter völlig anderen Voraussetzungen !! Ihr habt Physiotherapeuten,welche mit den Pat. arbeiten,Ihr seit mindestens zu Zweit und Ihr habt auf Station die passenden Ärzte,welche zum Wohle des Pat. allerlei verordnen. Ein Wachkomapatient wird in der Häuslichkeit in der Regel von ambulanten Intensivpflegediensten betreut,wo pro Schicht a 12h 1 PP anwesend ist. Dazu kommt,daß die Hausärzte in der Regel keine Physiotherapie aufgrund der Prognose verordnen,weil se an ihr Budget denken. Und,letztendlich,stehste als MA des 3.PD,wie Arcadia,da und mußt Dich mit nörgelnden Angehörigen herumschlagen,welche , verständlicherweise,enttäuscht sind. Nen Wachkomapatienten zuhause zu betreuen ist kein Zuckerschlecken,denn man muß tatsächlich alles alleine machen,inclusive physiotherapeutischer Übungen. Und sprich mal nen Inhaber eines ambulanten Intensivpflegedienstes auf einen Kinästhetiktrainer an...der zeigt Dir nen Vogel und schmeißt Dich raus !! Nee,kann keiner nicht wirklich mitreden,der das noch nicht gemacht hat,denn inner Reha oder im KH ist es nunmal,leider,komplett anders !!!!
 
@Elisabeth: Ich arbeite bei einem bundesweit tätigen ambulanten Intensivpflegedienst. Eine Pflegekraft pro Schicht ist bei diesen Pflegediensten völlig normal.

Was die aktivierende Pflege angeht werde ich mich mit Ergo und Physio zusammensetzen und mich von ihnen anleiten lassen.

Das Problem ist eher, daß der Mann oft sehr schläfrig ist wegen zu hoch dosiereten Antiepileptika, muß da auch erstmal zusammen mit demn Ärzten einiges neu einstellen.

Und einen Menschen, der am Tag nicht wirklich fit und wach ist, mobilisiere ich nur ungern. Mit wach meine ich jetzt natürlich einen Zustand, den ich im Sinne seiner Diagnose als " wach" bezeichnen kann, bitte nicht falsch verstehen.

Ich werde mich nun mit basaler Stimulation etc, beschäftigen , um ihn adäquat versorgen zu können.
 
@Elisabeth: Ich arbeite bei einem bundesweit tätigen ambulanten Intensivpflegedienst. Eine Pflegekraft pro Schicht ist bei diesen Pflegediensten völlig normal.

Was die aktivierende Pflege angeht werde ich mich mit Ergo und Physio zusammensetzen und mich von ihnen anleiten lassen.
So kenne ich das auch!
 
@ all: Danke für die Tipps, es ist dort einfach auch eine schwierige Situation, da die Angehörigen sich oft zu sehr in die Pflege einmischen.
Doch ich denke, daß wir langsam in ein ruhigeres Fahrwasser kommen und das Beste für den Patienten tun werden.

Andrea

P.S. Kann mir jemand gute Tipps geben, in welche Fachbücher ich mal mein Näschen stecken sollte??
 
Ich werde den Lifter benutzen und dann sehen , wie es klappt.
 
Warum setzt du ihn nicht mit den Physios/Ergos raus? Wie machen die das denn?


Elisabeth
 
@ Elisabeth: Das werde ich auch machen...

Die setzen ihn gar net raus, er sitzt bereits im rolli, wenn die kommen....

Als beatmeter Patient hat er eine spezielle Situation, muß ihn ja auch streßfrei mobilisieren und die Beatmungsparameter im Auge behalten....

O.k, ich hab erstmal frei, melde mich, wenn ich neue Erkenntnisse habe...
 
Zuletzt bearbeitet:
Das er bereits im Rolli sitzt finde ich sehr komisch. Die beatmete Pat, von der ich erzählt habe, wurde immer im Bett gründlich nach dem Voita Konzept behandelt, richtig durchbewegt und dann in den Rolli oder das Stehbrett mobilisiert. :gruebel:
 
Scheint vieles anders zu sein in der ambulanten Pflege. Schade um die Zeit, die wir ver(sch)wenden im KH bzw. der Reha, wenns hinterher keiner fortführen kann.

Elisabeth
 

Ähnliche Themen