Betaisodonasalbe in der chirurgischen Notaufnahme?

crigo

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Krankenpfleger, Notfallsanitäter
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Betriebliche Unfallstation/ Rettungsdienst, Arbeitsmedizin
Funktion
Medizinische Assistenzkraft
Hallo zusammen!

Ich arbeite seit einigen Jahren alleine in der Unfallstation einer großen Firma. Dort verwende ich bei Verletzungen gerne Betaisodonasalbe. Das hat sich hier bewährt, vor allem als Schutz vor Kontamination, wenn die Leute weiter arbeiten gehen.
Wenn ich jemanden zum nähen, oder einer sonstigen chirurgischen Weiterbehandlung schicke, verzichte ich darauf.
Auch bei leichten Entzündungen von älteren Bagaltellverletzungen verwende ich Betaisodonasalbe. Ich habe bisher nut gute Erfahrungen damit gemacht.

Nun ist auch mir nicht entgangen, das Betaisodonasalbe inzwischen "out" ist. :(

Mich würde interessieren, was in euren Notaufnahmen, chirurgischen Ambulanzen und Co. für die Versorgung von frischen, oder leicht entzündetetn Wunden (nicht chronisch!) aktuell verwendet wird. Vor allem warum dieses oder jenes verwedet wird, interessiert mich.

Mich interessiert auch, was ihr bei Verbrennungen Grad 2a verwendet.


Gruß
crigo
 
Hallo!

Arbeitet hier denn niemand in einer Notaufnahme?:-?

Lasst mich nicht dumm sterben....


Gruß
crigo
 
Hallo,

ich komme zwar nicht aus einer Notaufnahme, aber ich würde wohl Octenisept draufmachen. Macht keine Flecken und brennt auch weniger, da auch für Schleimhäute geeignet.
Aber ob das Wundmanager genauso sehen??

Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Octenisept darfst nur "außen" anwenden- musst also drauf achten, dass es net ins Gewebe gedrückt wird.

Welche Kontamination liegt vor? Welche willst vermeiden? welche Verbände verwendest zu abdecken?

Elisabeth
 
@ grigo: Würde sich für Dich nicht die Teilnahme an einer entsprechenden Wundfortbildung lohnen? Da erfährst Du alles aus erster Hand!
 
Octenisept darfst nur "außen" anwenden- musst also drauf achten, dass es net ins Gewebe gedrückt wird.

Welche Kontamination liegt vor? Welche willst vermeiden? welche Verbände verwendest zu abdecken?

Elisabeth

Hallo!

Grundsätzlich desinfiziere ich mit Octenisept (Sprüh). Was oben drauf kommt, hängt immer davon ab, wo die Stelle ist und ob der Patient weiter arbeitet oder nicht. Mir geht es vor allem um die Bagatellverletzungen, mit denen die Patienten weiter arbeiten wollen. Dort mache ich, vor allem bei unsauberen Verletzungen, zum Schutz vor Staub und Dreck eine desinfizierende Salbe drauf. Das gleiche gilt für Bagatellverletzungen die (weil sie nicht bei mir vorstellig geworden sind und daher laienhaft oder gar nicht versorgt worden sind) leichte Entzündungszeichen zeigen.
Wenn ich sie zum D- Arzt/ Krankenhaus weiterleiten muss, decke ich steril ab (Kompresse) und fixiere sie angemessen. Da "schmier" ich nix drauf, sonst kann der Chirurg die Wunde nicht vernünfig beurteilen/ versorgen.

Octenisept in Salbenform (gibt es das überhaupt?) kommt nicht in Frage, das ich bei einigen, hier typischen Verletzungen nicht ausschließen kann, das es ins Gewebe kommt.
Bisher hat Betaisodonasalbe sehr gute Dienst geleistet....doch wenn es etwas geeigneteres gibt...

Kleine Anmerkung: Es gibt hier natürlich einen Arzt unter dessen Verantwortung ich tätig bin. Bisher ist Betaisodonasalbe hier Standard. Doch wenn ich neue Impulse einbringe, wird das gerne angenommen. Ich muss aber gut argumentieren können. Daher brauch ich Info´s!

Gruß
crigo
 
@ grigo: Würde sich für Dich nicht die Teilnahme an einer entsprechenden Wundfortbildung lohnen? Da erfährst Du alles aus erster Hand!

Hallo matras!

Ich denke, eine Wundfortbildung ist für mich zwar interessant, dürfte mich aber hier nicht weiter bringen.
Es geht hier ja nur um die Versorgung von Bagtellverletzungen, alles andere leite ich weiter.

Gruß
crigo
 
Was sind denn Bagatellverletzungen?

Kleine Schnitte? Abschürfungen? Wenn man noch weiter arbeiten kann, dann kann das doch nicht viel sein.

Genügt es da nicht, dass man es säubert und es dann einfach abdeckt mit einer Gaze zum Schutz, evtl. noch mit Fettgaze, dass es nicht so klebt?

Ich gehe jetzt einfach nur mal von mir zuhause aus, wenn ich mich schneide oder mich schürfe, da mach ich gar nix mit. Wenn ich dann zur Arbeit gehe, dass mach ich mir nur ein Pflaster drauf, als mechanischen Schutz und trage Handschuhe bei allen Tätigkeiten. Ich würde jetzt mal vermuten, dass bei normalgesunden Menschen so etwas komplikationslos abheilt, auch ohne Salbe.
 
Vorschlag Lavasept/Polyhexanid-Gel
 
...Bisher hat Betaisodonasalbe sehr gute Dienst geleistet....
Warum muss eigentlich bewährtes immer gleich abgeschafft werden? Das Problem bei der Salbe tritt bekanntlich erst auf, wenn es "eitert". Dann musst das häufiger erneuern um die Wirkung zu erhalten. Du darfst nicht großflächig auftragen um die Jodaufnahme zu limitieren.

Als Erstversorgung am, offensichtlich net ganz sauberen, Arbeitsplatz- was spricht dagegen? Geht ja um eine einfache Akutversorgung und net um eine chronische Wunde.

Eliabeth

Elisabeth
 
Warum muss eigentlich bewährtes immer gleich abgeschafft werden? Das Problem bei der Salbe tritt bekanntlich erst auf, wenn es "eitert". Dann musst das häufiger erneuern um die Wirkung zu erhalten. Du darfst nicht großflächig auftragen um die Jodaufnahme zu limitieren.
Soweit ich mal gelesen habe verliert das Jod seine Wirkung durch Oxidationsprozesse (bei Eisen würde man Rosten sagen) und müsste alle 8-12h erneuert werden. Octenisept macht, wenn man es eintrocknen lässt, einen 24h wirksamen antiseptischen Film.

Bei Wunden die deutlich mit kontaminierten Material verschmutzt sind, würde ich mit Octenisept auch spülen. Bei einigermaßen sauberen Wunden braucht man das nicht, und es schadet, weil es die Zellteilung behindert. Da kann man mit z.B. NaCl oder Ringer spülen (optimalerweise auf Körpertemperatur) und nur die Wundränder mit Octenisept desinfizieren.

Dass die Leute mit der Wunde noch weiterarbeiten können, muss dann die Wundauflage lösen und nicht das Desinfektionsmittel.
Als Erstversorgung am, offensichtlich net ganz sauberen, Arbeitsplatz- was spricht dagegen?
Es verfärbt die Haut und erschwert die Beurteilung auf Entzündungszeichen, speziell rubor/Rötung.
Geht ja um eine einfache Akutversorgung und net um eine chronische Wunde.
Warum ist es da unwichtiger die Wunde auf Infektionszeichen zu kontrollieren?

Verbrennungen habe ich als ITS-Pfleger kaum, weils bei starken Ausmaßen ja spezialisierte Zentren gibt.
 
Grundsätzlich desinfiziere ich mit Octenisept (Sprüh).

Und danach dann ggf. die Betaisodona-Salbe? Is jetzt ne blöde Anmerkung, aber die Kombi mit octenidinhaltigen Desinfektionsmitteln sollte doch eigentlich vermieden werden und das nicht nur wegen der violetten Färbung?!
 
@F_M- auch wenn das jetzt sehr schwer fällt- aber der TE hat mit der Versorgung gute Erfahrungen gemacht. Stellt sich nun die Frage: warum?

These: die Salbe ist eher eine Placebo damit der Betroffene sieht, dass was für ihn getan wird. Warum es dann also abschaffen? Weil wir der Meinung sind, Placebos darf man da net anwenden?

Aber woher weiß ich, dass es nur das Placebo ist und nicht doch die Wirkung des Povidon-Iod? Denn das es wirkt, lässt sich nun mal net bestreiten. Es ist sicher net das beste Antisepticum- keine Frage. Aber es hat seine Daseinsberechtigung. Vielleicht sollten wir net immer nur alles schwarz-weiß sehen.

Btw.- warum färbt man eigentlich das Desi im OP an? Man kann hinterher gar net die Wunde richtig beurteilen. *duckundweg*

Elisabeth
 
@F_M- auch wenn das jetzt sehr schwer fällt- aber der TE hat mit der Versorgung gute Erfahrungen gemacht. Stellt sich nun die Frage: warum?
Also ich glaube beim Vereisen und Föhnen von Dekubiti haben viele Pflegekräfte damals auch den Eindruck gehabt, dass es funktioniert. Nur ein Beispiel wie selektive Wahrnehmung funktioniert.
Man hat halt die Selbstheilung nicht ausreichend gestört.
These: die Salbe ist eher eine Placebo damit der Betroffene sieht, dass was für ihn getan wird. Warum es dann also abschaffen? Weil wir der Meinung sind, Placebos darf man da net anwenden?
Kann ich auch ersetzen indem ich ihn bei der Applikation des Octenisepts gezielt Placebo-Wirkungs-mäßig volllabere: "viel moderner als Jodsalbe, blabla.." ;).
Btw.- warum färbt man eigentlich das Desi im OP an? Man kann hinterher gar net die Wunde richtig beurteilen. *duckundweg*

Elisabeth
Das ist aber kein Jod, sondern eingefärbtes.... äääähh, fällt mir grad nicht. Soll halt helfen zu sehen wo man schon desinfiziert hat, *aber* diese Farbe zieht nicht so in die Haut ein wie Jod, lässt sich viel besser wegwaschen beim ersten Verbandswechsel.

EDIT: Klar wirkt das Jod desinfizierend, aber eben nicht so lange wie eine eingetrocknete Octenisept-Schicht.
 
Danke kräuterfrau für den Link. In D hat sich Axel Kramer viel mit Antiseptica beschäftigt. Wenn ich mich recht erinnere, hat er vor allem auf die Toxizität von Povidon-Iod hingewiesen und schränkt deshalb die Anwendung auf die Versorgung von Verletzungen bei denen Viren eine Rolle spielen ein.

Elisabeth
 
Und danach dann ggf. die Betaisodona-Salbe? Is jetzt ne blöde Anmerkung, aber die Kombi mit octenidinhaltigen Desinfektionsmitteln sollte doch eigentlich vermieden werden und das nicht nur wegen der violetten Färbung?!


Diese Problematik ist mir nur aus der Literatur bekannt, erlebt habe ich es erstaunlicherweise noch nicht. Es wird auch nur die Verfärbung beschrieben, kein anderer negativer Effekt.
 
These: die Salbe ist eher eine Placebo damit der Betroffene sieht, dass was für ihn getan wird. Warum es dann also abschaffen? Weil wir der Meinung sind, Placebos darf man da net anwenden?

Den Gedanken hatte meine Frau (Krankenschwester) auch schon....
 
Ist doch echt simpel, säubern, spülen, je nach Verschmutzung mit Octenidin oder ner Spülflüssigkeit.

(Mit nem regelmäßig getauschten angeschraubten Keimfilter kann man auch Leitungswasser nehmen, bei häufigen Bagatellverletzungen mit viel Schmutz kann sich ein einzelner Wasserhahn mit so einem Filter lohnen, auch wirtschaftlich).

Dann desinfizieren und so ein Verbandsmaterial auswählen, dass es der Anforderung an Schutz vor mechanischer Belastung bei der weiteren Arbeit nachkommt. Auf die Salbe verzichten und den placebo-effekt anders herstellen.

Das Geld was man für die Salbe spart z.B. für teure Spezialpflaster ausgeben, damit die Leute z.B. am Dienstende einen verschmutzten preiswerten Verband nochmal wechseln. Z.B. auf ein N*Derm um oberflächige Hautverletzungen schneller heilen zu lassen. Selbst wenn man für die Pflaster etwas mehr ausgibt, könnte dem AG das auf Dauer helfen durch geringere Ausfallkosten. So eine kleine Wunde kann sich ja auch in ner geringen Prozentzahl mal richtig übel entwickeln.
 

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