Wechseldruckmatratze: Auswirkungen wo niedergeschrieben?

Crazy_Rotty

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hallo zusammen,

da ich momentan einen workshop zum thema lagerung aufarbeite, bzw erarbeite stellte sich mit folgende situation:

-überall wird davon gesprochen das wenn ein patient auf einer wechseldruckmatratze liegt, seine wahrnehmung und räumliche orientierung verliert ...

soweit so gut. allerdings finde ich diese aussage niergends schriftlich. habe nun schon etliche fachbücher gewälzt, kollegen befragt, google bemüht.

wenn ich diese aussage schriftlich finde, dann nur von prof. pflegenden, aber nie offiziell / wissenschaftlich belegt. weiterhin ist mir nie eine studie zu einer wdm (wechseldruckmatratze) untergekommen. gibt es hier überhaupt welche ?

habt ihr eine idee wo das steht ? es sollte aus annerkannte literatur / quelle / autor stammen, das es auch verwertbar ist.

vielen dank und liebe grüße
 
Die Informationen findest du bei den Bezugswissenschaften- hier Neurowissenschaften. Stichwort: Reiz, Reizweiterleitung, Reizschwelle, Reizverarbeitung, Neuronales Netz.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass es dazu eine Studie geben wird. Du hättest da ethische Probleme mit em Studiendesign. Es müsste ja eine Cross-Over-Studie sein um die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können. Du brauchts dabei eine Gruppe, die du bewusst einer potentziell schädigenden Sitaution aussetzt. Dies gilt als nicht vertretbar.

Wozu auch eine Pflegestudie, wenn die Ergebnisse bereits anderweitig bestätigt sind.

Elisabeth
 
Wozu auch eine Pflegestudie, wenn die Ergebnisse bereits anderweitig bestätigt sind.

und genau diese bestätigungen suche ich schriftlich, fachlich begründet niedergeschrieben.

das niemand in einer studie einen potenziell gefährdeten situation ausgesetzt werdensoll ist klar und auch gut so.

aber ich habe keine studien zu den wdm´s gefudnen. lediglich von oped habe ich eine studie zu ihrer antidekubitusmatratze namens isuro gefunden. sehr interessant, warum gibts sowas von anderen herstellern nicht ?

hier der link: Studie-Anti Dekubitus Lagerung mit iSURO, Matratze,
 
ich hab jetzt irgendwie den Faden verloren. Ich meinte, du musst net mit ner Studie argumentieren sondern mit Kenntnissen aus den Neurowissenschaften.

Die angeführte Studie orientiert sich ausschließlich an der Antidekubituswirkung. Was anderes kann der Prüfer auch gar net leisten.

Ich verstehe die Beschreibung des Produktes übrigens so, dass es sich nicht um eine WDM sondern um eine Weichlagerung handelt. Hier kannst auf jeden Fall mit der Habituation argumentieren.

Wozu brauchst denn die Infos? Vielleicht versteh ich dann ja, was du beabsichtigst.

Elisabeth
 
Wozu brauchst denn die Infos? Vielleicht versteh ich dann ja, was du beabsichtigst.

es gibt da ein paar beratungsresistente pflegekräfte die seit eh und je ihr patienten (komme was wolle) auf eine wdm legen und keine alternativen in betracht ziehen, geschweige denn so lagern das es gut für den patienten ist (bsp.: 90°lagerung bei hüft tep, etc. ...)

daher benötige ich etwas schriftliches, damit es glaubhaft ist.
 
Schwierig. *grübel* Vielleicht haben die Basalen was.

Basale Stimulation: Neue Wege in der ... - Google Bücher

Ich denke, wenn du mit den Erkenntnissen der neurowissenschaften kommst, könnte es Irritationen geben.

Es geht darum, dass du erklären musst, dass ein gleichbleibender Reiz- eine gleichbleibende Info entsprechende Probs auslöst. Ich habe ehedem die Leute (inklusive Ärzte) für ca. 15-20 min auf WDM gelagert. Sie mussten die Augenschließen und durften sich net bewegen. Man muss zwar hinterher immer wieder auf das Erlebnis hinweisen- aber die Affinität zur Nutzung von WDM und Weichlagerungsmatratzen hat deutlich abgenommen.

Wichtig ist vielleicht noch, dass man auf eine Balance achten muss- meint die Befähigung zu erkennen, wann ein solches Hilfsmittel indiziert ist. Dafür brauchts Kenntnisse zur Entstehung eines Dekus, die über das übliche Skalenausfüllen hinausgeht. Die MA müssen hinterher in der Lage sein, individuell, speziell für den Pat. eine entsprechende Skala anzuwenden. Und da gibts derzeit ja ne Menge am Markt.

Ich drück dir die Daumen, dass du dein Ziel erreichst. Der Weg ist langwierig aber bei ner gewissen Penetranz kommt man ans Ziel. *fg*

Elisabeth
 
es gibt da ein paar beratungsresistente pflegekräfte die seit eh und je ihr patienten (komme was wolle) auf eine wdm legen und keine alternativen in betracht ziehen, ...
daher benötige ich etwas schriftliches, damit es glaubhaft ist.

Glaubs mir: Beratungsresistente Pflegekräfte reagieren auch auf nichts schriftliches.

Trotzdem viel Glück bei deiner Überzeugungsarbeit!
pflegeprofi64
 
Hallo,
ich suche nach einer einfach verständlichen Erklärung, warum Wechseldruckmatratzen Spastiken auslösen könnten. Kennt vielleicht jemand dazu eine gute Internetseite?

Ich habe das bisher so verstanden, dass der gleichbleibende Reiz einer Wechseldruckmatratze das Körpergefühl so verändert, dass die Körpergrenzen "verschwimmen" und der Muskeltonus dadurch erhöht werden könnte.

Um dies zu verhindern wurde mir geraten, die Wechseldruckmatratze ein paar Mal pro Tag für 15 Minuten auszuschalten.

Hat jemand Informationen/Erfahrungen hierzu?

Vielen Dank!
 
Wechseldruck oder "Low air loss"?

Elisabeth
 
Hallo, die Wechseldruckmatratze die Du angesprochen hast, kenne ich nicht.
Wir arbeiten mit der Pecasus bzw jetzt mit der Nodecmatratze.

Wie dem auch sei....wirs Du tatsächlich keine Studie finden, die sich auf das Verlieren des Körpergefühls konzentiert.

Jeder Deiner Kollegen, könnte sich aber doch mal Gedanken machen, wie sehr man in seiner Wahrnehmung abbaut, wenn man so krank ist und fast nur liegt.
Meistens hat man dann nur die Perspektive, daß man die Decke sieht und wenn es mehr sein soll, die Seite auf die man gedreht wird.

Wenn ich also schon lange liege, vielleicht eh einen reduzierten Kreislauf habe....so das mir zum Beispiel Probleme mit der Orthostase sicher sind, wenn ich aufgesetzt werde, dann soll sich doch mal jeder Gedanken machen, wie sich das anfühlt, wenn Du hin und her schaukels...keinen Einfluß auf diese Bewegungen hast.

Es fühlt sich an, wie in einem Boot bei Wellengang nur ohne Begrenzung nach allen Richtungen.
Der Pat. kann sich oft nicht festhalten um sich da etwas sicherer zu fühlen....


Wenn ich also eine eingeschränkte Wahrnehmung habe und schon beim Drehen Angst habe, aus dm Bett zu fallen, wie furchtbar ist dieses Gefühl u.U. alle 15 min. bei einer WDM?

Würde Dich das überzeugen?

Und wenn Du bei dem Tip von Elisabeth etwas gefunden hast, laß es uns wissen, konnte selbst leider nix finden.
 
Hallo Elisabeth,
danke der Nachfrage.
Mir war bisher gar nicht aufgefallen, dass es da anscheinend einen Unterschied gibt.
Üblicherweise werden bei uns Matratzen bei KCI bestellt:
ProfiCare - Wechseldruckmatratze
TheraKairVisio - Low-Air-Loss-Technologie.
Zumindest sind die so laut Hersteller beschrieben.

Inwiefern machen die beiden Systeme einen Unterschied auf das Hervorrufen von Spastiken?

Danke!
 
Der Unterschied zwischen beiden Systemen ist gross.

Beim Wechseldruck, klagen die Patienten in der Regel nicht über den Verlust des Körpergefühles.
Auf der Seite von KCI findest die beiden Systeme sehr gut beschrieben, ansonsten wäre auch der MA von KCI ein sehr guter Ansprechpartner.

Beim Wechseldruck z.B. Proficare, werden die Kammern abwechselnd be- und entlüftet.

Bei der Therakair läuft dies Wellenförmig ab, der Patient "schaukelt oder dümpelt" (flapsig ausgedrückt) auf den Kammern.

Was ich jedoch noch nie gehört oder gelesen habe ist, dass man die Systeme immer für 15 Minuten abschalten soll. Da wäre auch die ganze Wirkung für die Katz.
 
Hallo narde,
danke für die Antwort.
Laut KCI fördert die TheraKairVisio die Wahrnehmung durch Pulsation. Das ist dann in der Tat ein großer Unterschied zur Wechseldruckmatratze.
 
Bei Low air loss reduziert sich Reizintensität. Das "Einsinken" in die Matratze bringt ein Steigen der Reizschwelle mit sich. Anders gesagt: die Rezeptoren gewöhnen sich an den gleichbleibenden Reiz. Um dies zu überwinden, musst den Reiz erhöhen

Bei Wechseldruck hast zusätzlich das Problem, dass u.U. Punkte angetriggert werden, die eine Erhöhung des Muskeltonus nach sich ziehen.

Neurologisch erkrankte Menschen haben noch besondere Probleme, die es zu beachten gilt, z.B. https://www.thieme-connect.com/media/physiopraxis/20100708/supmat/supmat-10-1055-s-0030-1263262.pdf

Schlussendlich gibt es aber bis dato keine einheitliche Erklärung, warum es bei Immobilität vermehrt zu Störungen der Tonusregulierung in Richtung Spastik kommt.

Das Abschalten der Matratzen ist absolut unsinnig. Geeigneter sind Maßnahmen aus den Konzepten: Kinästhetik, BasStim, Bobath.

Elisabeth

PS Ob die Pulsation hält was sie verspricht ist fraglich. Gu hast hier Problem, dass die Sensomotorik sich net orientieren kann und versucht die Lage aktiv zu stabiliseren. ergo: Erhöhung Muskeltonus. Ergo: ADM nur einsetzen, wenn es gar net anders geht.
 

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