Schlechtes Gewissen

Mahra

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In Ausbildung zur Altenpflegerin
Hat von euch die in der Psychiatrie arbeiten noch nie jemand ein Schuldgefühl gehabt wenn er jemanden fixiert hat????
Das ist doch eine riesen Hilflosigkeit für den fixierten
 
Hat von euch die in der Psychiatrie arbeiten noch nie jemand ein Schuldgefühl gehabt wenn er jemanden fixiert hat????
Das ist doch eine riesen Hilflosigkeit für den fixierten

Du stellst die Frage, als hättest du die Antwort schon?

Ansonsten: Natürlich ist es nicht schön jemanden zu fixieren (auch ausserhalb der Psychiatrie übrigens), aber manchmal halt notwendig.

Wenn du schönere Lösungen hast, darfst du diese dem entsprechenden Pflege- und medizinischem Personal gerne vorstellen.
 
mach auch ne ausbildung in ner psychatrie...also das erste mal fand ichs schon ziemlich komisch und bedrückend...(des war übrigens auf ner kardiologie und die meinten sofort zu mir: ja du musst des ja schon kennen oder?!?)...und au jetzt is es immer noch so das es mir kein spaß macht aber andererseits war ich vor kurzem auf ner geschlossenen gerontopsychatrie und da musst du dich dann halt echt entscheiden, entweder fixieren oder selber eins auf die nase bekommen...und wenn dann n hochaggressiver,psychotischer patient vor dir steht fällt die entscheidung net so schwer...
schlechtes gewissen...hmm, man fixiert ja net ohne grund von daher...
aber eins is wohl klar...spaß macht mir des au net....und dem rest hoffentlich au net...
 
Huch, das wäre ja auch schlimm, wenn es einem Spass machen würde!:knockin:
Klar, ne feine Sache ist es nicht, jemanden zu fixieren um ihn und/oder sich selbst zu schützen. Aber es ist auch eine Lernsache damit umzugehen, wie mit so einigen Dingen in der Pflege.
 
Wenn nach Güterabwägung, Risikoabwägung oder Zweck-Mittel-Relation zum Wohl des Patienten entschieden wurde, habe ich kein schlechtes Gewissen.
Ich kann mir aber vorstellen, daß ich in der braunen Vergangenheit oder in so manchem Pflegeheim eins gehabt hätte und dagegen vorgehen würde.

Gruß,
der Dude
 
Ich kann mir aber vorstellen, daß ich in der braunen Vergangenheit oder in so manchem Pflegeheim eins gehabt hätte und dagegen vorgehen würde.

Dieses ist eher unwahrscheinlich- siehe:
The Third Wave war ein Sozialexperiment zur Demonstration faschistischer Bewegungen.

Im April 1967 führte der Geschichtslehrer Ron Jones zusammen mit Schülern und Lehrern an der Cubberley High School in Palo Alto ein Experiment durch. Auslöser waren Aussagen in der Klasse, dass Verhaltensformen des Nationalsozialismus „bei uns nicht vorkommen könnten“.

Die Schüler wurden in dem Experiment als The Third Wave („Die Dritte Welle“) organisiert, bekamen Rollen zugeteilt und wurden Einschränkungen unterworfen; Verhaltensnormen wurden aufgestellt und streng durchgesetzt. Ursprünglich für einen Tag vorgesehen, lief das Experiment über fünf Tage.

Aufgeschreckt durch die Leichtigkeit, mit der die Schüler sich vereinnahmen und manipulieren ließen, brach Ron Jones das Experiment abrupt ab, indem er in einer Schulversammlung den begeisterten Anhängern der „Dritten Welle“ einen direkten Vergleich mit Jugendorganisationen im nationalsozialistischen Deutschland vorführte.
...
The Third Wave – Wikipedia

Nazi-Rollenspiel geriet außer Kontrolle
In einem Spiel sollten texanische Schüler etwas über den Nationalsozialismus lernen. Dazu übernahmen einige von ihnen die Rolle der verfolgten Juden. Doch dann gerieten die Neuntklässler in einen Strudel aus Hass, Verachtung und Gewalt.
US-Schule: Nazi-Rollenspiel geriet außer Kontrolle - SchulSPIEGEL - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten

Der Mensch ist nicht von Natur aus gut.

Wenn nach Güterabwägung, Risikoabwägung oder Zweck-Mittel-Relation zum Wohl des Patienten entschieden wurde, habe ich kein schlechtes Gewissen.
Damit kann ich mich schon eher anfreunden. Obwohl auch hier die gesellschaftlichen Normen eine nicht zu verachtende Rolle spielen. Ich denke Fremd- und Eigengefährdung sollten ein Grund zur Fixierung sein.


Elisabeth
 
In der Ausbildung war ich 11 Wochen auf einer geschlossenen Station eingesetzt. Das Fachgebiet zählt(e) zu meinen besonderen Interessengebieten, doch mit meinen 19 Jahren war ich emotional total "drinne", konnte mich kaum abgrenzen.
Wir hatten bspw. ein Mädel in meinem Alter, die (Borderlinerin) sogar darum bat, fixiert zu werden, weil sie spürte, wann sie sich nicht mehr im Griff hatte und dann versucht war, sich selbst ziemlich heftig zu verletzen.
Die Fixierung gab ihr ein Gefühl der Sicherheit.
Ich konnte es nicht. Ich hatte das Gefühl, ich schnalle mich selbst an.
Es war ein diffuses Gefühl aus Schuld und Scham und dem Druck, damit "cool" umgehen zu müssen.
Inzwischen finde ich, dass die Schüler in der Psych. besser begleitet werden müssen. Jedenfalls damals gab es sowas wie Supervision nicht. Uns wurden die Krankheitsbilder sehr gut erklärt, nichts jedoch über den eigenen Umgang und die Selbstreflexion.
Die exam. Kollegen dort waren selbst sehr apathisch, für die originär pflegerischen Aufgaben wie Körperpflege, Unterstützung bei Nahrungsaufnahme und Ausscheidung bei den vielen gerontopsych. Pat. waren die Schüler höchst willkommen.
 
Dieses ist eher unwahrscheinlich-
Elisabeth

Unterstellung - ohne mich und meine Haltung zu kennen -

The Third Wave war ein Sozialexperiment zur Demonstration faschistischer Bewegungen.
Elisabeth

Ja, Ja, mit diesem Jones/Milgram-Quatsch haben mich unsere Geschichtslehrer auch gequält - und ?
Nun arbeiten wir zu Zigtausenden als Pflegende mit hilfsbedürftigen, -losen Patienten und Bewohnern ohne in einen Strudel aus Verachtung, Gewalt und Hass zu geraten, außerdem sind wir weder Neuntklässler noch Texaner.

Der Mensch ist nicht von Natur aus gut. Elisabeth

Ich schon! :lol1:

Ich denke Fremd- und Eigengefährdung sollten ein Grund zur Fixierung sein.Elisabeth

Das denke ich nicht, denn vieel zu allgemein; danach könntest Du die halbe Republik inhaftieren,fixieren,sanktionieren, etc. (Autofahren, Rauchen, Alkoholkonsum,Extremsport,etc)
Solche Engriffe in die Freiheit und Selbstbestimmung bedürfen schon noch die Notwendigkeit, Geeignetheit und Angemessenheit der Mittel. Deshalb steht doch in den entsprechenden Gesetzen nach Ausschluß geringerer Maßnahmen, osä. Zudem stehen wir als Pflegende auch noch in der Garantenstellung für unsere "Patienten" und sind für deren Gesundheit und Wohlergehen verpflichtet.
Wenn ich danach handle, hab ich kein schlechtes Gewissen.


Gruß,
der Dude
 
Ops- da habe ich wohl in ein Wespennest gestochen.

Mir ging es um die Verallgemeinerung:
Ich kann mir aber vorstellen, daß ich in der braunen Vergangenheit oder in so manchem Pflegeheim eins gehabt hätte und dagegen vorgehen würde.

Wer legt die gesellschaftlichen moralischen Eckpunkte fest? In der Regel nicht der Einzelne, sondern die Gruppe. Ich mag diese Vorverurteilung nicht á la: ich hätte nicht so gehandelt.

Selbst jetzt handelst du nach deinem Gewissen. Woher kommen die Normen? Wer hat sie dir mitgegeben und wodurch werden sie geprägt? Du gibst es selber vor: "Güterabwägung, Risikoabwägung oder Zweck-Mittel-Relation". Wer gibt dir die Sicherheit, dass diese Art der Entscheidung die richtige ist? Ich nehme an, es ist eine Gruppenentscheidung die du mitträgst.

Die Gesellschaft besteht aus Individuen, die sich zusammenschließen zu einer Gruppe. In dieser Gruppe werden moralische und ethische Grundzüge festgelegt an die sich fast alle Gruppenmitglieder halten. Ein Abweichen von diesen Normen würde Konsequenzen haben und zum Ausschluss aus der Gruppe führen.

Um entscheiden zu können bedarf es Informationen. Es ist sicher leichter 14jährige zu beeindrucken... aber es scheint auch mit Älteren zu klappen (siehe den Wahlerfolg der NPD).
Es gibt leider keine objektive Wahrheit- nur ein subjektive. Diese subjektive Wahrheit entsteht durch die eigene Wahrnehmung. Wahrnehmung ist geprägt durch unsere Erfahrungen. usw.

Vielleicht ist deine Entscheidung zur Fixierung falsch. Aber du handelst nach derzeitigem Kenntnisstand deiner Gruppe und damit nach bestem Wissen und Gewissen. Es kann sein, dass du mit neuen Erkenntnissen in 10-20 Jahren vieles anders machen würdest als heute. Aber ohne die Kenntnisse kannst du derzeit keine andere Entscheidung treffen.

Elisabeth
 
Keiner kann mit Sicherheit ausschließen, dass er unter bestimmten Bedingungen nicht auch "faschistisch" handeln würde. Das ist das Resultat solcher "Experimente". Wenn man als Erwachsnener immerhin in der Lage ist, kritische Situationen zu erkennen, hat die Erziehung zur Demokratie Erfolg gehabt.

Andererseits kann ich trotz lauter vernünftigen Gründen, jemanden zu fixieren, ein schlechtes Gewissen haben, denn es ist ein Zeichen von Macht- und Hilflosigkeit. In solchen Situationen kann man jemandem nicht besser helfen, auch wenn man's wollte.
 
Hallo@all,
zur Ausgangsfrage muss ich sagen, dass es mir zumindest in Grenzfällen immer schlecht geht. Grenzfälle meint die, wo mir Instrumente der Intervention nicht gegeben oder z. Z. verweigert sind.
Auf keinen Fall kann ich Fixierung immer als Niederlage oder Hilflosigkeit empfinden, wohl aber als allerletztes, zeitlich limitiertes Hilfsmittel.

MfG
rudi09
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Die Gesellschaft besteht aus Individuen, die sich zusammenschließen zu einer Gruppe. In dieser Gruppe werden moralische und ethische Grundzüge festgelegt an die sich fast alle Gruppenmitglieder halten. Ein Abweichen von diesen Normen würde Konsequenzen haben und zum Ausschluss aus der Gruppe führen.
Na ob das so stimmt? Ist es auch nicht genau so richtig, das ich mit hilfe des vergleichens erst zum Individium werde. Das ich mich von der Gesellschaft in der ich lebe abgrenze um mich als eigenständiges Indivium sehen zu können? Lerne, meine Meinung zu haben?
Ich weiss was Du sagen willst elisabeth...
Aber das Ding hat gleichzeitig zwei Seiten!
Ums einfacher zu sagen...
Besteht eine Gesellschaft aus Individuen? Oder/und
Bildet das einzelne Individium die Gesellschaft?
das ist schon eine betrachtung wert.
Sofern das Individium die Gesellschaft bildet, hat es einfluss auf diese und kann veränderungen bewirken...
Ist es aber so das die einzelnen Individuen in der Gesellschaft aufgehen bestimmt die Gesellschaft die Regeln und Normen. Der einzelne ist nichts, die gemeinschaft ist alles.
Eine Frage des Standpunktes... mit erheblichen Folgen...:gruebel:
 
Also, ich mache inzwischen ne Ausbildung zur Krankenschwester, doch ich werde mich jetz mal outen, ich war selbst schon mal in einer Geschlossenen und wurde auch schon fixiert.

Ich fand es be******en, ich fühlte mich meiner Freiheit beraubt, denn mich hat man so vom schneiden und meinem ( vielleicht Selbstmord ) bewahrt. So hart es klingt, ich fand es zu dem Zeitpunkt mies.

Doch aus der heutigen Sicht find ich es gut, denn ich lebe, mir wurde dadurch vielleicht sogar mein Leben gerettet. Und ich weiß, dass die Pflege, die mir es danach auch noch erklärt ham warum, davor sehr viel versucht hat.

Schön ist es sicher nicht, auch für mich net jemanden zu fixieren, aber ich für mich weiß, dass es dem jemandem wahrscheinlich hilft, wenn er/sie es irgendwann einsieht.

Glg, ds
 
Bei uns auf Station wird leider in letzter Zeit viel (zu oft) fixiert.

Positive Beispiele: ein Patient (schwer dement), der nie zur Ruhe kam, aus dem Bett immer wieder aufstand, aber kaum noch alleine laufen konnte. Jedenfalls wurde er nachts fixiert, kaum 5Min. in der Fixierung ist er eingeschlafen. Die einzige Möglichkeit abzuschalten, war für ihn wohl, bewegungsunfähig zu sein. Kurze Zeit danach konnte wir in dann immer aus der 5Punkt in die 3-Punkt Fixierung zu "befreien". Wenn er eine Stunde tief geschlafen hat, haben wir ihn dann komplett los gemacht. Und so konnte er wirklich komplette Nächte schlafen.
Negative Beispiele gibt es aber leider mehr. Eine (auch demente) Patientin war bei der Aufnahme sehr angespannt, schlug nach meinen Kollegen. Sie musste 5Punkt fixiert werden. Noch Tage später war sie sehr misstrauisch gegenüber uns Pflegekräften. Sie hatte lange mit dieser (kurzzeitigen)Einschränkung zu kämpfen.
Ein psychotischer Patient, der einige Wochen bei uns war, konnten wir am Schluß nur noch 5Punkt fixieren, da wir nicht mehr mit ihm klar kamen. Leider haben unsere Ärzte uns komplett im Stich gelassen. Wir hatten klar und deutlich gesagt, dass wir mit diesem Patienten nicht mehr zurecht kommen und ihn verlegen müssen. Dies verweigerten unsere Ärzte aber.
Die letzten zwei Wochen war der Patient ca. 18 Stunden am Tag fixiert. Das komplette Pflegeteam war am Ende. Wir konnten dem Patienten kaum noch in die Augen schauen und fühlten uns nur noch hilflos. Dem Patienten konnte so auch nicht mehr geholfen werden.

Zum glück gibt es bei uns auch sogenannte Stuhlfixierungen, die Patienten sitzen quasi in einem Stuhl an dem ein Tischbrett festgeschraubt wird. (Nach arztanordung versteht sich). die Patienten können die Arme und Beine frei bewegen, nur aufstehen ist unmöglich. Unsere dementen Patienten kommen mit dieser Art der Fixierung klar (so ist zumindest mein eindruck).

trotzdem ist für mich eine 1:1 Betreuung jeder Fixierung vorzuziehen. Und wenn das heißt, dass ich 1h lang mit einem Patienten auf Station Runden drehe, dann mache ich das auch. Fixierte Pat. habe ich immer in Sichtweite, bzw. sitze neben ihnen. alleine lassen, in einer Situation der absoluten Hilflosigkeit käme für mich nicht in Frage.

In meiner Schülerzeit auf der akutpsychiatrie habe ich mich für 15Min ins Bett fixieren lassen. Obwohl ich wusste, dass meine kollegen mich jederzeit befreien können, war es doch ein sehr mulmiges Gefühl. Ich finde, jeder der fixiert, sollte sich selbst fixieren lassen um ein Gefühl dafür zu bekommen.

Ich hätte da noch ne Frage, zählen bei euch Bettseitenteile (Bettgitter) auch als Fixierung, denn eine Freiheitsentziehende Maßnahme ist es ja auf jeden Fall.
 
Ich glaube, ich kann mir das Arbeiten auf einer Gerontopsychiatrie nicht vorstellen.

Bei´spiel fürs "nicht fixieren". Pat. wird eingeliefert in einem Delir unklarer Ursache. Sie ist desorientiert zu allen Qualitäten und sehr agitiert. Bewegungseinschränkung primär über Bettgitter. Die Pat. liegt konsquent quer im Bett mit den Unterschenkeln über das Bettgitter. 1.Nacht: Bettgitter und 4-Punkt-Fix.
Am nächsten Tag Umgebung umgestaltet: Bett an die Wand geschoben- prompt hörte das mit Querlage auf. Eigenes Nachthemd angezogen- prompt hörte das Ausziehen auf. Tagsüber eigene Bekleidung angzogen und Bewegungsfreiraum im Zimmer geschaffen- Pat. räumir stundenlang die Reisetasche in und aus, das Bett wurde ab- und wieder bezogen.
Da die Pat. nach wie vor das Bild einer massiven inneren Unruhe bot, wurde angefangen mit einer medikamentösen Therapie, die sehr gut anschlug.

Nach insgeasmt 7 Tagen hatten wir eine ruhige, ausgeglichene Pat., die zwar zeitl. immer noch nicht orientiert war, sich aber in Ort und Situation sehr gut zurecht fand.

Meine Lehren aus dem Erlebnis: fixieren kann ich immer noch... aber erst, wenn ich alle anderen Möglichkeiten ausgelotet habe.

Nach der Beschreibung von grilled nurse habe ich Angst, dass irgendein Angehöroger mal auf so eine Station verlegt wird. Das Grauen hätte einen Namen.

Elisabeth
 
Das sind halt Extrem-Beispiele. Bei 95% der Pat. läuft ein Aufenthalt ohne Fixierung ab.
Und vor einer Fixierung wird ohnehin alles versucht, was möglich ist. Bsp: Medikamente, Tagesablauf- und Zimmergestaltung, Gespräche, Validation, Ablenkung, Deeskalationsmaßnahmen... Oft reicht es auch schon, wenn ein anderes Teammitglied mit den Patienten spricht.
Nur leider ist es bei uns manchmal unumgänglich einen Pat. zu fixieren um Pflegepersonal, Mitpatienten oder den Patienten selbst zu schützen.
Nach einer Fixierung wird diese mit dem Team und evtl. mit dem Patienten nachbesprochen.
 
*uffz* Dann hab ich das falsch verstanden. Aber Angst können einem so einseitige Aussagen schon machen. Danke für die Relativierung der Aussage.

Es gibt in jedem Fachbereich wohl Situationen, bei denen man wegen Eigen-oder Fremdgefährdung zur Fixierung, welcher Art auch immer, greifen muss.
Was ich nur bedenklich finde, dass in den letzten Jahren mit der Zunahme des Personalmangels auch die Anzahl der Fixierungen gestiegen ist.

Das ist eine mehr als bedenkliche Entwicklung, wenn man berücksichtigt, dass unsere Gesellschaft zunehmend älter wird und die Anzahl an dementen Pat. zunehmen wird.

Elisabeth
 
Gerontopsychatrie : Furchtbar !

Es muß ja nicht gleich die Gero sein, den Anfang machen internistische Stationen, auf denen gelegentlich alte Menschen liegen , hilflos, leicht dement, wissen nicht was mit sich selbst und in ihrer (ungewohnten) Umgebung abgeht..krank...gnadenlos überfordert, evtl. "dreht da mal einer durch"

Dann gibt es gewohnheitsmäßig erstmal ein paar Tröpfchen Haldol, die den Zustand geradezu noch verschlimmern können ....Dazu noch überfordertes Personlala, dem keine Zeit bleibt, sich ein paar Minuten hinzusetzen und ein paar beruhigende Worte zu sprechen.

Dazu die Ärzte bei der Visite, die nicht mit , sondern über den Patienten sprechen.

Da würde ich persönlich auch durchdrehen und vielleicht um mich schlagen.

Schwupps kommt die Fixierung....

Im Altenheim wird Melperon wie Bonbons verteilt, um die Alten ruhigzustellen....für Leute mit Weglauftendenz oder sonstigen Pflegeaufwendigen "Makeln" fehlt das Personal...aus "Sparmaßnahmen"..

Es macht mir höllische Angst....

Warum wehren sich die Wenigsten ?

Ist es nicht Zeit, daß wir alle auf die Strasse gehen, um uns gegen diese höllischen Zustände zu wehren ????
 
Hallo zusammen,
ich arbeite unter anderem in einer Notaufnahme für Kinder. Zählt das Festhalten für eine Untersuchung oder Behandlung gegen den Willen des Kindes eigentlich auch als fixieren, oder ist das ein notwendiges Übel, um die kleinen Patienten versorgen zu können. Ich habe mit dieser Art der "Fixierung" meistens keine Probleme, weil es manchmal keine andere Möglichkeit gibt, den Kindern zu helfen.
 
Hm, hätte das in meinem ersten Beitrag wohl genauer beschreiben sollen:gruebel:

Wir haben Gott sei Dank, meistens die Zeit uns ausreichend mit den Patienten zu beschäftigen um eine Fixierung zu umgehen. Wie gesagt, wenn ich ne Stunde lang im Kreis laufen muss um den Patient zu beruhigen, dann mach ich das. Bei MIR ist ne Fixierung immer das letzte Mittel. Und ich kann für viele meiner Kollegen sprechen, die das genauso sehen.
Da hab ich es während meiner Ausbildung schon schlimmer erlebt. Patienten, die in der Inneren die ganze Zeit (bis aufs Waschen) ins Bett fixiert wurden (manchmal auch nur mit Bauchgurt). Dies wurde vom Pflegepersonal auch nicht reflektiert. Pat. die den ganzen Tag, vom Frühstück bis Abendessen im Pflegestuhl saßen, ein Tischbrett vor sich hatten und somit auch nicht aufstehen konnten. Dies fand ich tausenmal schlimmer!
 

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