Patienten, die man nicht vergisst...

Hallo BettyBoo,
wenn ich das so lese weis ich das du deine Einstellung zum Sterben unbedingt ändern mußt. So wie du das handhabst kannst du das nicht dein Arbeitsleben lang verkraften. ...
... Wenn dieser Patient dann gehen darf, muß ich keine leidvollen Gedanken mit nach Hause nehmen. Versuch es , und du kannst besser damit umgehen.

Soviel ich aus BettyBoo's Beitrag herauslese, hat sie nichts davon geschrieben mit diesem Leid nicht umgehen zu können, noch welche Einstellung sie bzw. er zum Thema Sterben hat. Auch kann niemand sagen, wieviel ein anderer verkraften kann. Z.B. können manche "Heulsusen" ziemlich viel verkraften, da sie vielleicht mit Weinen ihre Gefühle frei lassen können, andersherum kann jem. der seine Gefühle verbirgt, gerade daran zerbrechen.

Leid ist ein tagtäglicher Begleiter in unserem Beruf. Jede Krankheit bringt Leid mit sich. Und da kann die Palliativmedizin noch so gut sein, leiden Sterbende. Bei "Todes"Schmerzen werden Minuten, die man braucht um ein Med. vorzubereiten oder zu verabreichen, zu Stunden. Und das Leid Angst (sei es vorm Sterben, vorm Abschied, Angst vor dem "was kommt danach", Angst um ihre Angehörige, Angst vor Hoffnungslosigkeit usw.) kann ich ihnen nicht nehmen.
Hier stellt sich uns einfach die Frage "Warum", die niemand beantworten kann.

Was meinst du mit leidvollen Gedanken? Ich persönlich kenne keine Person, die nicht mitfühlt (das soll nicht mitleiden heißen), sei es jetzt ein Praktikant oder auch ein Arzt. Und vor diesem Mitfühlen gibt es kein Entkommen (außer man behandelt den Menschen als eine Sache und von dem will ich jetzt nicht ausgehen).
Und ich finde ein "gesundes Maß" Empathie schadet nicht und lässt manchen sein Handeln überdenken. Empathie ist eine Eigenschaft, die ich auch nicht - wie schon erwähnt - beim Portier abgeben kann. Ich kann den erfahrenen Zustand des Leidens verdrängen aber vergessen??? Und nicht nur Erfahrungen mit Wohlbefinden sondern auch mit Leid prägen einen Menschen und machen ihm zu dem was er ist.

Lin
 
Ich stimme Lin zu.

Bei uns ist die Tage ein 13 jähr. Mädchen gestorben, das Zeit seines Lebens immer wieder bei uns stationär war.
Schon die stetige Verschlechterung ihres Zustandes mit anzuschauen, ist schwer gefallen.
Der Sterbeprozess selbst ging nun über viele Tage.
Ja, sie hat Schmerzmedikamente bekommen und ja, die Eltern waren da.
Aber sie hat dennoch gelitten.
Und die Angehörigen auch.

Wenn der Tag kommt, an dem mich so etwas nicht mehr berührt und ich "keine leidvollen Gedanken" mehr mit nach Hause nehme, werde ich meinen Beruf an den Nagel hängen !
 
Hallo,
bin noch nicht ganz fertig mit meiner Ausbildung, aber hab ja trotzdem schon gearbeitet.
Bis ich zur Onkologie kam, musste ich nie mit sterbenden Patienten umgehen. Und ich hab ehrlich gesagt auch keine probleme damit gehabt.
Es sind keine Angehörigen und ich habe mit meinen Patienten nicht viel zu tun, weil ich ja in meiner Ausbildung nie lange auf einer station verweile und daher immer neue Patienten habe.
Ich lasse auch keine solcher Gefühle an mich ran. Bin eher geschockt und teilweise auch neugierig, wenn jmd. stirbt, aber ist mir nie emotional an "die nieren" gegangen. Und es gibt auch kein Pat. bisher, den ich nicht vergessen kann.
Ich find das aber nicht schlimm....
 

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