Hallo rudi 09,
warum bezeichnest Du unser Handeln in der Psychiatrie ausschließlich als Cotherapeutisches Wirken, bzw. fragst nach Cotherapeutischen Leistungen?
Wir alle, egal ob Ärzte, Psychologen, oder aber auch Pflegepersonal, sind in erster Linie erst einmal Therapeuten. Stell Dein Handeln nicht unter den "Scheffel".
Gerade wir vom Pflegepersonal sind doch die ersten, die therapeutisch handeln. Ich arbeite z.B. auf einer beschützenden Akutaufnahmestation für psychisch kranke Frauen und Männer.
Bevor überhaupt ein Patient in die Klinik kommt, haben wir als Pflegepersonal bzw. als Team einer Station, schon eine Menge Therapiearbeit geleistet. Denn wir haben dass Milieu unserer Station geschaffen, und halten dieses für den Patienten zur Verfügung.(Milieutherapie)
Und sobald wir ihn in Empfang nehmen, sind wir wiederum therapeutisch handelnd. Hier versuchen wir z.B. einen Bezug herzustellen der unheimlich wichtig ist, für den weiteren Klinik- und Therapieverlauf.(Beziehungspflege)
Hier ein Tip zum Nachschauen: In der Psychiatrie-Personalverordnung sind u.A. ganz viele Regelaufgaben wie Gruppenleitungen usw. aufgeführt.
Diese therapeutischen Handlungen sind auch hinterlegt mit Minutenwerten.
Eine Einstufung nach Psych-PV hast Du vielleicht schon einmal mitgemacht, zumindest davon gehört. Diese Aufgaben gehören meiner Meinung nach zu den Hauptaufgaben. Ein kleiner Teil daraus sind u. A. die Gruppenbetreuungen oder Einzelfallbetreuungen usw.
Meinst Du jetzt auschließlich den kleinen Part der Gruppenarbeiten wo es z.B. Co-Leitungen geben sollte, kann ich Dir hier ein paar Beispiele nennen.
1. Wir machen z.B. Pflegeplanung in einer Patientengruppe die 2 X wöchentl. stattfindet. Hier werden gemeinsam Probleme / Ressourcen von Patienten aufgelistet, gemeinsam nach Zielen gesucht, und letztendlich die Maßnahmen besprochen. In dieser Gruppe soll es nicht unbedingt um schwerwiegende Problematiken der Klienten gehen, wobei dies natürlich nicht ausgeschlossen ist. Vielmehr soll dem Patienten der kybernetische Regelkreislauf (Pflegeplanung) als eines von vielen Problemlösungsmöglichkeiten näher gebracht werden. Oftmals scheitert es ja gerade bei psychisch Kranken an solchen Möglichkeiten zur Problemlösung. Speziell darauf geachtet wird dabei, dass Klienten sich bei der Formulierung wirklich erreichbare Ziele setzen, und die Maßnahmen dazu ausprobieren können. Diese Gruppe wir durchgeführt mit einem Leiter/in und einem Co-Leiter/in.
2. In einer zweiten Gruppe, die wiederum auch mit einer Co-Leitung geführt wird, wird Aufklärung und Information des Patienten durchgeführt. (Psychoedukativgruppe).
Hier gibt es z.B. Raum, über Symptome, Medikamente oder ähnliches zu sprechen. Am Ende dieser Informatrionen sollte jeder Klient seine Frühsymptomatik kennen, über Medikamente Bescheid wissen, und letztendlich früh genug hadeln können, damit eine frühzeitige Exzerbation einer Psychose erkannt und behandelt wird.
3. Eine weitere Gruppenarbeit mit Co-Leitung wäre z.B. die Angehörigengruppe. Angehörige haben oft das gleich durchgemacht wie Betroffene selbst. Auch sie brauchen Informationen, müssen ihre Sorgen und Nöte los werden.
Vielleicht konnte ich Dir ein wenig weiter helfen bei Deinen Fragen! Die Dauer der Gruppenstunden liegen durchschnittlich bei 60 min. Die Aufarbeitung der Stunden liegt dann bei Routine nochmals bei ca. 30 min.
Ein weiterer Vorschlag: Macht eine Mitarbeiterversammlung und versucht mal, für Euch eine Arbeitsplatzbeschreibung bzw. ein Tätigkeitsprofil gemeinsam zu erstellen. Fang´t mit Brainstorming an! Du wirst sehen, wie viele therapeutischen Leistungen Ihr durchführt.
Der Vorteil hierbei ist, Ihr habt letzendlich auch einen schriftlichen Nachweis über Euren Aufgabenbereich.
viele Grüße
Mentor