Körperpflege lernen: an Dummys oder unter den Azubis?

Ich geb jetzt auch mal meinen Erfahrungsbericht ab. Wir hatten das auch heute im Unterricht. Aber wir mussten uns nicht in eine badehose oder einen bikini vor der Klasse präsentieren. Wir sollten uns gegenseitig mit Waschlappen die Hände, Arme, Gesicht und Füße waschen. Fand das war doch mal ne Erfahrung wert. Hätte nicht gedacht, dass sich manches so komisch anfühlt. Und man kriegt ja auch Feedback von den zu Waschenden (z.B. "das hat sich jetzt aber viel zu grob angefühlt").
Mein Fazit: Wenn man das so macht wie wir, find ich solche Selbsterfahrungsübungen in Ordnung. Aber wenn man sich da in Badesachen der Klasse präsentieren muss, geht das einfach zu weit und da werden viele Grenzen der Schüler überschritten und sie werden in unangenehme Situationen getrieben durch Gruppenzwang oder Druck vom Lehrer.
Bin auf die Lehrerantwort auch gespannt.
 
Genau das ist es ja:
Wenn man dann dem anderen widerspiegelt, das diese odder jene Handreichung /Bewegung/Aktion grob oder angenehm war, dann hat das schon einen Wert für den Azubi
Klargestellt muss seitens des Pädagogen, dass diese Erfahrungen uund Spiegelungen nur ein Hinweis sein kann und das diese Dinge am Besten jedesmal vom Patienten wiedergespiegelt weren müssen, das heißt vom Azubi/Pflegekraft abgefragt werden sollten

Gruß
Klaus
 
Bei uns haben wir gar nicht waschen "geübt". Wir haben ein Arbeitsblatt bekommen und mit Mentoren auf Station den Handlungsablauf vertieft. Da fällt ja nun mal viel Arbeit an und kann sich gut "ausprobieren".

Ich hätte auch gestreikt bei so einem Vorhaben. Meine Schule war aber von vornherein sensibel genug um so eine Situation zu vermeiden. Wir haben uns gegenseitig die Zähne geputzt. Auch nur wer wollte. Und ich denke, wenn es um so etwas Intimes, wie das Waschen und vorallem, das Sich-Zeigen, selbst wenns im Badeanzug ist, handelt, dann sollte man persönliche Abneigungen und vorallem Ängste respektieren und niemanden Zwingen.
 
Hallo zusammen,

uns wurde auch heute gesagt das wir nächste woche einen Bikini mitbringen sollen um uns gegenseitig zu waschen...fanden wir alle ziemlich ...naja..und das wo wir uns gerade mal 3 wochen kennen.Und wenn man dann noch son Glück hat wie ich und in einer Gruppe landet wo sich alle nicht leiden können dann prost Mahlzeit. Außerdem haben meine Waschpartnerin und ich auch noch ein paar Probleme damit und viele andere auch aber da müssen wir nunmal durch..sind schließlich in der Erwachsenen Bildung wurde uns dann dazu gesagt..Ist das nicht eine tolle Aussage? Also ich hätte ja wenigstens erwartet das sie wenigstens mal fragen ob wir damit ein Problem haben ..man möchte ja in der Probezeit nicht gleich doof dastehen daher sagt man da gar nix und läßt es mehr oder weniger über sich ergehen...so ist das halt..
Lieben Gruß Mel:motzen:
 
Also dann werd ich euch mal von meinen erfahrungen erzählen.wir haben uns gestern gegenseitig gewaschen.ich bin aber in einer sehr netten gruppe gelandet,wodurch ich das nicht ganz so schlimm fand.wir mussten uns diese typischen krankenhausnachthemden anziehen und haben uns dann in ein bett gelegt.es sollte alles so echt wie möglich sein.wir haben uns dann gegenseitig gesicht,hals,arme und beine gewaschen,:knockin: aber ich hab es mir ehrlich gesagt schlimmer vorgestellt.und jetzt weiss ich wenigstens,wie es sich für die patienten anfühlt!das einzigste was ich wirklich unangenehm fand,war das gegenseitige zähne putzen.:motzen:
ich kann euch allen also nur sagen,macht euch keine sorgen,es ist echt nicht so schlimm,wie man denkt.
gruß und euch ein schönes wochenende.
Schnuffy
 
Hallo!
Ich weiss dann, wie es sich für mich anfühlt, aber nicht, wie der Patient das empfindet!
Gruß
Steff
 
jetzt sei mal nicht so kleinlich,sicher kann ich jetzt nicht für jeden sagen,wie es sich anfühlt,aber ich hab wenigstens eine vorstellung davon,die man nicht kriegt,wenn man an puppen übt.
 
Diese Diskussion dreht sich mittlerweile im Kreis. Es gibt Befürworter (... Hat mir viel gegeben...), Selbstbewußte (...gar net so schlimm...), Irritierte (... warum so ein Art der Vemittlung...), Fehlinterpretierer (...gegenseitiges streicheln...), Mutige (die sich MS schieben lassen); Masoschisten (die sich auch mal "nadeln" lassen) usw., usw..

Ich würde mich freuen, wenn ein Pflegelehrer vielleicht nochmal deutlich machen könnte, warum man sich für die Vermittlung von Wissen per Selbsterfahrung entschieden hat. Vielleicht wird dann ja manches verständlicher, nachvollziehbarer. Mich würde auch interessieren, wie man mit den verschiedenen Sichtweisen der Azubis (gibt hier ja viele Beispiele) umgeht. Wie geht man damit im Unterricht um?
Und an die Azubis hätte ich die Frage: wieviel hilft die Selbsterfahrung dann tatsächlich in der täglichen Stationsroutine? Hat jemand schon mal zu einem Pat. gesagt: das hab ich selbst erlebt, dass ist gar net so schlimm. wie hat der Pat. reagiert?

Elisabeth
 
Hallo,
hier wird ja recht kontrovers diskutiert - da möchte ich als Lehrerin dann auch mal einen Kommentar dazu abgeben.
Vorweg halte ich es aber für wichtig zu sagen, dass es die Meinung aller Lehrer definitiv nicht gibt.
Ich selber gehe mit Selbsterfahrungen im Unterricht eher vorsichtig um, denke auch dass man differenzieren muss.
Gegenseitiges Magensonde legen, absaugen, Verabreichen von Injektionen etc. halte ich wegen der daraus resultierenden Risiken (und auch aus haftungsrechtlichen Gründen) für unverantwortlich.
"Gruppenstreicheln" wie hier beschrieben finde ich einfach nur daneben.
Gegenseitiges Waschen in Badeanzug ist Geschmackssache, ob die Auszubildenden sich danach wirklich in den Patienten hineinversetzen können wage ich zu bezweifeln. Die Wahrnehmung der Patienten ist sicher individuell je nach Krankheitsbild, Vorerfahrungen, aktuellem Allgemeinzustand etc. da sehr unterschiedlich. Mir ist es da wichtiger den Schülern zu vermitteln, dass sie auf verbale und nonverbale Signale des Patienten achten und diese ernstnehmen und ggfs. reagieren.
Das " sich präsentieren müssen" in Bikini o.ä. vor der ganzen Gruppe halte ich auch nicht für gut.
Das Verhältnis der Teilnehmer in einem Kurs ist ein ganz anderes als das professionelle Verhältnis einer Pflegekraft zu dem zu Pflegenden.
Ich erinnere mich mit sehr unguten Gefühlen an eine Kurskollegin von mir selber in der KP-Ausbildung (sie war übergewichtig) , die sich im Badeanzug zeigte und an die hämischen Bemerkungen unserer männlichen Kurskollegen.
Allerdings lasse ich die Auszubildenden im Unterricht z.B.sich gegenseitig mit dem Schnabelbecher ein Getränk eingeben - hier kommt es dann schon immer wieder zu Aha-Erlebnissen, wenn jemand merkt wie unangenehm es sein kann wenn man die Getränkemenge, die man schlucken soll nicht steuern kann.
Wichtig ist mir beim Einsatz von Selbsterfahrung als Unterrichtsmethoden immer, dass ich die individuellen Grenzen der Schüler ohne Einschränkungen respektiere.
Ich würde niemanden zur Teilnahme zwingen oder 'überreden', das weiter oben genannte Argument mit der Erwachsenenbildung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Ich halte es für sehr fragwürdig, wie ich den Schülern vermittel soll, dass sie die individuellen Grenzen der Patienten beachten und respektieren sollen, wenn ich im Unterricht andererseits ohne Bedenken die individuellen Grenzen der Schüler übertrete.
Ein langer Beitrag, trotzdem hab ich hier nur die Aspekte,die mir am wichtigsten sind möglichst kurz zusammengefasst :wink1: .
Ich bin mal gespannt, ob sich auch noch andere Lehrer äußern.

Viele Grüße
Tine
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo TineS,

vielen Dank für deine Sichtweise.
Aufgreifen möchte ich zwei Punkte deines Statements.
1. Trinken lassen mit Schnabelbecher
Ist das nicht irgendwie dasselbe wie Waschen?(Hinsichtlich Gefahr bei heißen Getränken?)
Und: Aus meiner Erfahrung können viele Patienten, die nicht alleine aus einer Schnabeltasse/becher trinken können sehr wohl aber mit Strohhalm trinken. Findet das auch Eingang in diesem Thema?

2. Hätte ein gegenseitiges Waschen z.B. ausgesuchter Körperregionen, die besonders sensibel sind (Unterarme, Füße, vielleicht noch Rücken als Gegenprobe) mit dem Hinweis: "seht mal wie empfindlich das ist..." "so fühlt sich das an..." in Verbindung mit der Aufgabe, die Patienten beim nächsten Waschen bezüglich dieser Erfahrungen zu beobachten und zu befragen auch seinen pädagöogischen Sinn und Zweck, gar Berechtigung?

Gruß
Klaus
 
Hallo,
wenn ich Unterricht zum Thema 'Hilfestellung beim Essen und Trinken' gebe werden selbstverständlich auch Alternativen zum Schnabelbecher miteinbezogen. Interessant finde ich da, dass Schüler die selbst mal die Erfahrung gemacht haben wie es ist, mit dem Schnabelbecher zu trinken viel offener für diese Alternativen sind und den Schnabelbecher nicht mehr als die einfache Lösung sehen, als die es ihnen in der Praxis oft erscheint.
Beim Trinken mit dem Schnabelbecher im Unterricht sehe ich allerdings weniger die Gefahr in die Intimsphäre der Schüler einzudringen als beim Waschen - gerade wenn dies im Badeanzug bzw. Bikini und vor den Augen des ganzen Kurses stattfindet.
Die Gefahr des Trinkens von zu heißen Getränken wird im Unterricht erwähnt, aber nicht bei den Übungen provoziert.

Zum Waschen:
Grundsätzlich sehe ich es nicht als falsch an, das praktisch an Mitschülern zu üben- sofern die Schüler wirklich damit einverstanden sind und nicht unter Druck stehen bzw. 'überredet' wurden.
Trotzdem halte ich es für fragwürdig, wenn ich es erwarte, dass die Schüler Erfahrungen, die sie selber machen eins zu eins auf die Patienten übertragen (und die Gefahr besteht nach meinen Beobachtungen).
Ich z.B. bin selber weder an den Füßen noch an den Unterschenkeln in irgendeiner Weise empfindlich, deshalb kann ich auch nach noch soviel 'Selbsterfahrung' nicht wirklich nachempfinden wie es anderen Leuten da geht/ kann aber (theoretisch) zur Kenntnis nehmen dass andere Menschen da empfindlich sein können und mich entsprechend verhalten. Andererseits habe ich heftige Sensibilitätsstörungen in einem Oberschenkel (Folge eines zu spät operierten Bandscheibenvorfalles)- Berührungen dort sind mir extrem unangenehm bis schmerzhaft- diese Empfindungen kann kein Schüler bei "Selbsterfahrungsübungen" nachempfinden.
Und so ist jeder Patient halt auch ein Individuum mit ganz eigenen Empfindungen mit ganz eigenen Empfindlichkeiten. Und die Sensibilität dafür lässt sich m.E. nur sehr begrenzt durch Selbsterfahrung wecken.

Viele Grüße
TineS
 
Nur kurz!

"Sag es mir und ich werde es vergessen;
zeige es mir und ich werde es vielleicht behalten;
Lasse es mich tun und ich werde es können!"​
(Der Dichterfürst)​

Natürlich ist es nicht so, dass durch die "Simulation" der GKW im Unterricht die Situation des Patienten schlüssig nachvollzogen wird. Aber um die Handlungsabläufe unter "geschützten" Bedingungen wenigstens minimal zu üben, ist "das waschen untereinander" schon hilfreich.
Was mir auffällt in der Diskussion (und ich auch von den Schülern an unserer Schule erfahren habe):
Wenn ich keine vernünftigen Informationen habe, fühle ich mich unwohl wenn ich mich auf etwas einlassen muss (und versuche mich auch dagegen zu wehren).
Daher halte ich es für korrekt, wenn sich Schüler/innen gegen die "Anordnung" der Lehrer/innen zum "Gruppenwaschen" wehren.
Fragt daher also immer intensiv nach dem warum und dem Lernziel!
Gruß
L.
PS: Ich vergesse übrigens (leider) auch ab und zu die Schüler/innen bei meinen Überlegungen ins Boot zu holen.
 
@Lehrer

mich würde interessieren: ist die Idee zur Inhaltsvermittlung per Selbsterfahrung eine eigene Idee? Hat man als Lehrer also selbst erfahren, wie es ist, sich waschen zu lassen in einer Unterrichtssituation und hat dann beschlossen, das mach im eigenen Unterricht auch so. Oder ist es eine Vorgabe, die es zu erfüllen gilt?

Konkret: wie sind deine Selbsterfahrungen in so einer Situation gewesen? Wie fandest du es? Und fließen deine eigenen Erfahrungen in deine Lehrtätigkeit mit ein- Schutz der Privatsphäre, Problem Nähe und Distanz?

Viele Fragezeichen bleiben also nach deiner Antwort.

Elisabeth
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
ich finde, das ist hier eine sehr wichtige und gute Diskussion. Ich interessiere und informiere mich derzeit über eine Ausbildung in der Krankenpflege, nachdem ich durch meinen Zivi als auch in meiner Jugendzeit als Patient (ich war damals 3mal für längere Zeit in der Klinik) inzwischen beide Seiten (Patient und Pfleger) kennengelernt habe.
Als Zivi habe ich Patienten sowohl mit waschen dürfen als auch rasieren, v.a. zur OP-Vorbereitung. Dabei kam es mir sehr zugute, dass ich v.a. das Rasieren auch schon andersherum als Patient kannte und weiß wie schwierig das ist. Als Patient bin ich zweimal von einer Schwester zur OP-Vorbereitung (erst Blinddarm, später Muttermal-OP) rasiert worden, eine war eher grob (es brannte hinterher ziemlich), die andere war sehr vorsichtig. Jede(r) hat da wohl seinen bzw. ihren eigenen Stil.

Wenn ich mir nun vorstelle, dassman sowas nur an leblosen ud gefühllosen Puppen lernt und übt, reicht das aus meiner Sicht nicht aus. Man kann auch nicht direkt auf Patienten los gelassen werden, meine ich; die merken die Unsicherheit sofort, das ist noch schlimmer. So macht das Lernen und Üben unter den Azubis selbst den meisten Sinn. Ich kann zwar auch die Argumente verstehen, dass man sich ungerne vor den Kollegen und Kolleginnen zeigt (es wäre mir am Anfang sicher auch unagnehem, da ich auch alles andere als perfekt bin, obwohl ich eher das Gegenteil von zu dick bin), aber wenn jeder mal dran kommt, könnte ich mich wahrscheinlich schon damit abfinden.

Eigentlich ist es irgendwie ähnlich, wenn man sich beim Arzt ausziehen muss. Mir wurde erzählt, dass angehende Ärzte im Studium auch am lebenden Menschen bzw. als Studenten an sich gegenseitig das Untersuchen üben. Warum sollen das dann z.B. nicht auch Pflegeschüler beim Waschen oder Rasieren üben?! Ich denke, das ist normal.
Gruß Michael
 
Hallo, ich stehe vor fast dem selben Problem, ich bin etwas rundlich, ich steh dazu und kann damit leben, geh auch gerne schwimmen aber die Vorsatellung morgen von nem anderen der Mädchen gewaschen zu werden macht mir schon ein mulmiges gefühl, aber ich sage mir, da muss ich durch!!!!!

Doof fand ich nur das es in meiner Klasse hinter meinem Rücken Lästereien über das waschen und meine Figur gab, das fand ich schon sehr blöde um es mal nett zu sagen!!!!!

Mal schauen wie es morgen wird, vor drei tagen mußten wir uns dei Zähne putzen das war schon ganz witzig und am Donnerstag werden Haare gewaschen, dann ahben wir den teil erstmal durch
 
Servus zusammen!

Auf Grund dieser Diskussion, die ich wahnsinnig interessant und auch wichtig finde :daumen: , habe ich an unserer Schule einmal nachgefragt, wie uns das Waschen gelernt wird und es sieht folgendermaßen aus:

Wir werden uns nicht gegenseitig waschen, da unsere Lehrerin erstens teilweise keine guten Erfahrungen gemacht hat und zum zweiten meint, dass es auf Station sowieso wieder ganz anders als in der Schule abläuft. Dafür haben wir es theoretisch besprochen und die Intimwaschung an einer Puppe geübt.

Das einzige, das wir an uns selbst üben werden ist das Zähneputzen.


Euer Krankenschwepf
 
also intimwäsche haben wir nicht an uns geübt, nur die restl. ganzkörperwäsche und ich muss sagen es war gut, wir haben am eigenen leib erfahren wie "peinlich" es ist!!!!

Beim haare waschen hatten wir ja das müllsackprinzip und ich hab gelernt wie man sich fühlt wenn man nix tun darf, ich war froh als ich die haare selbst durchkämmen durfte!!!!!

Mein genick tata total weh obwohl es gestützt wurde, daher war es gut diese erfahrung zu machen also, ich habe meine meinung darüpber geändert, ich finde es gut das es bei uns gemacht wurde, auch wenn ich es später auf station vielleicht anders machen ich weiß wie sich der mensch der dort vor mir liegt fühlt.
 
engel0726 schrieb:
...ich hab gelernt wie man sich fühlt wenn man nix tun darf,...

Ein sehr gutes Ergebnis einer Selbstwahrnehmungsübung!!!! Diese Erfahrung läßt sich auch anwenden in der Interaktion mit dem Pat./ Bew..

Elisabeth
 

Ähnliche Themen