Hallo,
hier wird ja recht kontrovers diskutiert - da möchte ich als Lehrerin dann auch mal einen Kommentar dazu abgeben.
Vorweg halte ich es aber für wichtig zu sagen, dass es
die Meinung aller Lehrer definitiv nicht gibt.
Ich selber gehe mit Selbsterfahrungen im Unterricht eher vorsichtig um, denke auch dass man differenzieren muss.
Gegenseitiges Magensonde legen, absaugen, Verabreichen von Injektionen etc. halte ich wegen der daraus resultierenden Risiken (und auch aus haftungsrechtlichen Gründen) für unverantwortlich.
"Gruppenstreicheln" wie hier beschrieben finde ich einfach nur daneben.
Gegenseitiges Waschen in Badeanzug ist Geschmackssache, ob die Auszubildenden sich danach wirklich in den Patienten hineinversetzen können wage ich zu bezweifeln. Die Wahrnehmung der Patienten ist sicher individuell je nach Krankheitsbild, Vorerfahrungen, aktuellem Allgemeinzustand etc. da sehr unterschiedlich. Mir ist es da wichtiger den Schülern zu vermitteln, dass sie auf verbale und nonverbale Signale des Patienten achten und diese ernstnehmen und ggfs. reagieren.
Das " sich präsentieren müssen" in Bikini o.ä. vor der ganzen Gruppe halte ich auch nicht für gut.
Das Verhältnis der Teilnehmer in einem Kurs ist ein ganz anderes als das professionelle Verhältnis einer Pflegekraft zu dem zu Pflegenden.
Ich erinnere mich mit sehr unguten Gefühlen an eine Kurskollegin von mir selber in der KP-Ausbildung (sie war übergewichtig) , die sich im Badeanzug zeigte und an die hämischen Bemerkungen unserer männlichen Kurskollegen.
Allerdings lasse ich die Auszubildenden im Unterricht z.B.sich gegenseitig mit dem Schnabelbecher ein Getränk eingeben - hier kommt es dann schon immer wieder zu Aha-Erlebnissen, wenn jemand merkt wie unangenehm es sein kann wenn man die Getränkemenge, die man schlucken soll nicht steuern kann.
Wichtig ist mir beim Einsatz von Selbsterfahrung als Unterrichtsmethoden immer, dass ich die individuellen Grenzen der Schüler ohne Einschränkungen respektiere.
Ich würde niemanden zur Teilnahme zwingen oder 'überreden', das weiter oben genannte Argument mit der Erwachsenenbildung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
Ich halte es für sehr fragwürdig, wie ich den Schülern vermittel soll, dass sie die individuellen Grenzen der Patienten beachten und respektieren sollen, wenn ich im Unterricht andererseits ohne Bedenken die individuellen Grenzen der Schüler übertrete.
Ein langer Beitrag, trotzdem hab ich hier nur die Aspekte,die mir am wichtigsten sind möglichst kurz zusammengefasst

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Ich bin mal gespannt, ob sich auch noch andere Lehrer äußern.
Viele Grüße
Tine