Blutzucker-Messung: Durchführung und Fehlerquellen?

hartwig

Stammgast
Registriert
02.04.2006
Beiträge
338
Beruf
Krankenpfleger
Akt. Einsatzbereich
Dozent, Stationäre Pflege
Moin, moin!

Ich wollte mich mal umhören, wie ihr die Blutzuckermessung bei euch auf Station handhabt:
Wie oft (Durchschnitt) werden bei euch in eurer Schicht BZ-Messungen durchgeführt? Wer führt diese Messung durch (Schüler, Hilfskräfte, KPHs usw)? Ist eurer Meinung nach die BZ Messung fehleranfällig, das heisst, in wieweit hat eurer Meinung nach die Durchführung der Messung einen Einfluss auf das Ergebniss (ist eurer Meinung nach z.B. der Punktionsort von Bedeutung, Inwieweit spielt das Desinfektionsmittel (Einwirkzeit) eine Rolle usw)? Wie oft wird bei euch die Messung auf ärztliche Anordnung durchgeführt, wie oft entscheidet ihr selber, ob ihr bei einem Patienten den BZ messt?

Bin gespannt auf eure Meinungen/Erfahrungen!

Gruss Hartwig
 
Wir führen sehr viele BZ-Messungen durch. Einmal per Astrup oder per Stixs. Wir haben dafür ein Andockgerät welches die Werte ans Labor weiter gibt und dann im PC auftaucht.
Durchführung: stixen, Bluttropfen an Messstreifen, kurze Wartezeit dann erscheint der Wert. Habe mal Astrup BZ-Werte und Stix-Werte parallel gemacht weil mich auch interessierte wie genau die Geräte sind aber das passt. Wir müssen auch immer Kontroll-Messungen durchführen.
Ach so, Desinfektion machen wir nicht. Habe ich auch so nicht in Erinnerung gelernt zu haben.
LG Bucks
 
Hallo :cheerlead:

erstmal bin ich nicht auf Station tätig sondern im ambulanten Dienst (daher kann ich die Fragen nur zum Teil beantworten)

1. Einwirkzeit ist sehr wichtig jeder ist dafür selbst verantwortlich diese auch einzuhalten (obwohl es von der Zeit her echt schwierig ist daher benutze ich immer Handschuhe)

2. BZ- Messung machen ich nur im Auftrag oder halt wenn ich es für wichtig halte den BZ zu Prüfen z.B. Pat. hat kalten Schweiß und zittert ect.

l:g::lol:
 
BZ-Messungen werden auf Anordnung des Arztes durchgeführt und sind abhängig davon mit welcher Medikation der Patient eingestellt ist.
Unsere BZ-Stixgeräte müssen wöchentlich einmal mit einer speziellen Lösung getestet werden. Wenn das Stixgerät High/Low Level anzeigt, und nur dann, wird der BZ im Labor bestimmt.
Die Fehleranfälligkeit ist gering, bis sehr selten. Durchführen darf die Messungen jeder, der mit dem Gerät und dem richtigen Messen vertraut ist.
Die Punktionsstelle hat nach meiner Erfahrung keinerlei Einfluss auf das Messergebnis, desinfiziert wird bei uns nicht.
Ohne Arztanordnung messen wir selbständig, wenn der Patient äußert eine Hypo-/Hyperglykämie zu empfinden, oder wir selbst Symptome beobachten, die auf eine solche hindeuten oder wenn sich der AZ akut verschlechtert.
Nachts wird auch eher nochmal ohne AO von uns aus gemessen, wenn der letzte, abends gemessene Wert signifikant außerhalb der Norm liegt, oder wir viel nachspritzen mussten.
 
Hat eurer Erfahrung nach zB. das "Quetschen" des Fingers (Ohrläppchen usw), um einen Tropfen zu gewinnen eine Auswirkung auf den Messwert?

Gruss Hartwig
 
Im häuslichen Bereich, in dem ohne Desinfektion gemessen wird, ist noch eine Fehlerquelle, dass an einem Finger was "Süßes" dran sein kann. Deshalb nehmen wir idR das Ohrläppchen.
 
Hallo Hartwig,

über Messwerte nach Quetschen kann ich dir nichts berichten, da es mir immer logisch erschien dies zu unterlassen, schießlich kann die Probe so verdünnt werden mit Gewebswasser.
Du wolltest aber wohl speziell auf Erfahrungen hinaus?

Gruß Mary
 
.... schießlich kann die Probe so verdünnt werden mit Gewebswasser.
Darüber kann ich berichten, dass das Ausquetschen eines Blutstropfen in der tat verfälschte Messwerte ergeben kann, da das Gewebswasser eine Verdünnung desselben nach sich zieht.
 
Darüber kann ich berichten, dass das Ausquetschen eines Blutstropfen in der tat verfälschte Messwerte ergeben kann,

Gibt es Erfahrungen, in welchem Bereich der Fehler in etwa liegt?
Gruss Hartwig
 
Noch ein paar Anmerkungen: Haltet ihr das BZ-Messen für eine Tätigkeit, die wir unproblematisch an nicht dreijährig ausgebildetet Personal (Zivis, Schüler usw) delegieren können?
Unterscheidet sich euere Erfahrung nach der Messwert wenn gleich der erste Tropfen für die MEssung verwendet wird oder wenn der erste Tropfen abgewischt und der zweite fûr die Messung verwendet wird?

Gruss Hartwig
 
Noch ein paar Anmerkungen: Haltet ihr das BZ-Messen für eine Tätigkeit, die wir unproblematisch an nicht dreijährig ausgebildetet Personal (Zivis, Schüler usw) delegieren können?
Was spricht nach einer Anleitung dagegen? Man ist ja in der Ausbildung um solche Sachen zu lernen.



Gibt es Erfahrungen, in welchem Bereich der Fehler in etwa liegt?
Darüber kann ich berichten, dass das Ausquetschen eines Blutstropfen in der tat verfälschte Messwerte ergeben kann, da das Gewebswasser eine Verdünnung desselben nach sich zieht.
 
BZ-stix wird bei uns nach Säuberung des Fingers mit Wasser ohne Desinfektion durchgeführt. Handschuhe anziehen! Erster Tropfen weg(weil man ja nicht desinfiziert hat), dann auf Teststreifen. Quetschen soll vermieden werden aus den schon oben ausgeführten Gründen. Es geht auch Ausstreifen.
Ansonsten wie bei sigjun.
Bei uns messen sehr viel die Schüler, wenn sie ausreichende Anleitungen erhalten haben, und sie werden ja auch immer wieder kontrolliert.
 
Erster Tropfen weg(weil man ja nicht desinfiziert hat),

Das verstehe ich nicht: Du verwirfst den ersten tropfen, weil du nicht desinfiziert hast, welcher zusammenhang besteht denn da?




Quetschen soll vermieden werden aus den schon oben ausgeführten Gründen

Dazu noch mal meine Frage: Gibt es Erfahrungen, in welchem Bereich der Messfehler durch zu starkes Ausquetschen liegen kann?


Mal ganz allgemein: Wenn ihr die Blutdruckmessung (manuell) mit der BZ -Messung vergleicht, wo ist der Anleitungsaufwand für Scghüler grösser?

Gruss Hartwig
 
Mal ganz allgemein: Wenn ihr die Blutdruckmessung (manuell) mit der BZ -Messung vergleicht, wo ist der Anleitungsaufwand für Scghüler grösser?
Vergleichbar. Bei beidem muss der Umgang mit dem "Gerät" bekannt sein, die Messung muss korrekt durchgeführt werden und das Ergebnis muss eingeschätzt werden können, bzw. es muss klar sein, wann ich weitere Maßnahme ergreifen muss.
 
Erster Tropfen weg um die Wunde zu säubern, so wird es begründet. Hat nichts mit dem Messergebnis zu tun.
Anleitung sehe ich auch ähnlich RR. Lernen die Schüler bei uns unter anderem beides Anfang erster Kurs.
 
Hat eurer Meinung nach der Einfluss von Stress z.B. vor OP eine Bedeutung als mögliche Fehlerquelle bei der BZ Messung, habt ihr da praktische Erfahrungen?

Wie sieht es aus mit gewissen Medikamenten (zB Paracetamol) als mögliche Fehlerquelle, habt ihr schon einmal soetwas beobachtet?

Gruss Hartwig
 
Um einen zuverlässigen und genauen BZ Wert ermitteln zu können, MUSS die Fingerkuppe mit Kodan oder ähnlichem desinfiziert werden, dass habe ich schon vor 30 Jahren gelernt und genauso zeige ich es unseren Schülern.
Wenn der Pat. vor der Messung irgendetwas Süsses angefasst hat( Orangenschalen, Apfelstücke o.ä) ist garantiert der BZ Wert höher.

Ich habe es selber ausprobiert, eine Kollegin hatte eine BZ Kontrolle gemacht: Wert 420, meine direkte Kontrolle nach Desinfektion der Fingerkuppe ergab einen Wert von 158. Die Pat. hatte lediglich eine Orange geschält.

Also die Desinfektion der Fingerkuppe ist unumgänglich, um korrekte Ergebnisse zu ermitteln.

Isabel:knockin:
 
oder eben waschen!
 
Moin!

Ich halte das Abwaschen mit Wasser auch für besser, da bei der Desinfektion mit Alkohol immer die Gefahr eine enzymatischen Reaktion besteht, die den Messwert verfälschen kann.


Gruss Hartwig
 

Ähnliche Themen