Hallo Narde,
ja das kommt daher auch, dass die ärztliche Ausbildung früher Psychiatrie- und
Nervenarzt hiess.
Nahezu babylonische Sprachverwirrung herrscht bei den Berufsbezeichnungen im nervenärztlichen und psychologischen Tätigkeitsbereich. Nicht nur Laien, auch Ärzte haben oft Schwierigkeiten einzelne Störungen dem zuständigen Kollegen zuzuordnen bzw. zu überweisen.
Der
Nervenarzt oder "Arzt für Neurologie und Psychiatrie" war schon mal ein Auslaufmodell. Die kombinierte Berufsbezeichnung wurde vor Jahren wegen der komplexen Weiterentwicklung beider Einzel-Fächer abgeschafft, jedoch nach der Wiedervereinigung mit Rücksicht auf die Kollegen der neuen Bundesländer wiederbelebt. Der "Nervenarzt" stammt aus Zeiten, als beide Gebiete noch gemeinsam überschaubar waren und nicht klar voneinander abgegrenzt wurden. Die Berufsordnung schreibt eine Ausbildung in beiden Fächern vor, wobei die meisten der noch praktizierenden Nervenärzte eine mehrjährige Ausbildung in Psychiatrie, häufig jedoch eine deutlich kürzere Ausbildung in Neurologie absolviert haben.
Der
Neurologe oder "Arzt für Neurologie" hat eine insgesamt mindestens vierjährige Ausbildung in einer neurologischen Klinik und eine einjährige Ausbildung in einer psychiatrischen Klinik hinter sich. Das auch mit der inneren Medizin verwandte Fachgebiet befasst sich mit Störungen der nichtpsychischen Funktionen des Nervensystems, also z.B. des Bewusstseins, der Orientierung, des Sprechens, der Sehverarbeitung, des Körpergefühls und der Bewegung. Typischerweise zuständig ist der Neurologe somit für die Alzheimer'sche und Parkinson'sche Erkrankung, Epilepsie, Schlaganfall, Multiple Sklerose, alle Gefühlsstörungen und Lähmungen aber auch z.B. für Kopfschmerz und Schwindel.
Der
Psychiater oder "Arzt für Psychiatrie" hat eine insgesamt mindestens vierjährige Ausbildung in Psychiatrie und ein Jahr in einer neurologischen Klinik absolviert. Sein Fachgebiet sind psychische Erkrankungen mit Störungen des Denkens, Fühlens und Wollens, deren Ursache man überwiegend im organischen Funktionsablauf des Gehirns vermutet und die daher meist medikamentös behandelt werden können. Klassischerweise ist der Psychiater zuständig für die Depression und die Schizophrenie, aber auch Sucht- und Angsterkrankungen, Persönlichkeits- und Sexualstörungen gehören zu diesem Fachgebiet.
Der
Psychologe hat Psychologie studiert, ist also kein Arzt und auch nicht unbedingt in der Medizin tätig. Je nach Ausbildung bringen Psychologen ihr Wissen über die menschlichen Reaktionsweisen auch in so unterschiedlichen Gebieten wie Werbung, Marktforschung oder Eignungsprüfungen zum Einsatz. Nur ein kleinerer Teil der Psychologen ist im medizinischen Umfeld tätig, hier meist als Psychotherapeut. Hierzu ist jedoch eine umfangreiche Zusatzausbildung in einer anerkannten Ausbildungsstätte erforderlich.
Der
Psychotherapeut ist am wenigsten scharf definiert. Ärzte jeder Fachrichtung können die Zusatzbezeichnung "Psychotherapie" durch eine Zusatzausbildung ganz unterschiedlichen Umfangs erhalten. Die Ausbildung der Psychologen ist im Regelfall erheblich umfangreicher, bevor sie für die Krankenkassen tätig werden dürfen. Die Psychotherapie unterteilt sich in verschiedene Behandlungsrichtungen: z.B. die Verhaltenstherapie, die Gesprächstherapie, die Psychoanalyse. Ein Therapeut sollte im Idealfall mehrere Behandlungsformen beherrschen, um das jeweils geeignete Verfahren auswählen und anwenden zu können.
Der
Psychoanalytiker ist ein Psychotherapeut mit einer Vorgehensweise, die sich am Konzept des Begründers der Psychoanalyse S. Freud orientiert. Das zeitlich meist zeitlich aufwendige Behandlungsverfahren versucht die Ursachen von Störungen anhand früher psychischer Fehlentwicklungen zu ergründen und durch deren Verstehen und einer nachträglich geeigneten Verarbeitung durch den Patienten eine grundlegende Besserung zu erzielen. Die hier erforderliche umfangreiche Ausbildung geht regelmäßig über Jahre und setzt voraus, dass der Therapeut selbst eine Psychoanalyse, die sogenannte Lehranalyse durchlaufen hat.
Wegen der Vollständigkeit, es gibt noch den Facharzt für psychosomatische Medizin.
Die Psychosomatische Medizin ist ein ziemlich junges Fachgebiet.
Um in der BRD als Facharzt für PsychosomatischeMedizin tätig zu werden, bedarf es einer fünfjährigen Weiterbildungszeit:
- 3 Jahre Psychosomatische Medizin, wovon 2 Jahre im Stationsdienst abgeleistet werden müssen.
- 1 Jahr Psychiatrie und Psychotherapie, hierauf anrechenbar sind
- 1/2 Jahr Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie oder Medizinische Psychologie oder Medizinische Soziologie.
- 1 Jahr Innere Medizin, hierauf anrechenbar sind
- 1/2 Jahr Dermatologie oder Gynäkologie oder Neurologie oder Orthopädie oder Pädiatrie.
Zwei Jahre dürfen zudem bei einem niedergelassenen Arzt abgeleistet werden.
Die psychosomatische Medizin ist das medizinische Pendant zur psychologischen Psychotherapie, somit steht die Kommunikation hier nocheinmal zentraler als in der Psychiatrie. In ihr steht die Diagnostik und Behandlung von Patienten mit psychosomatischen Beschwerden, neurotischen Störungen oder Persönlichkeitsstörungen im Mittelpunkt.
Liebe Grüße Brady