News Wie ernst meint es der Bundestag mit der Sicherung der Pflege?

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Noch immer gibt es keine Entscheidung des Bundestags zur Reform der Ausbildung in den Pflegeberufen. Die Hängepartie zieht sich nun bereits seit einem Jahr hin, die Irritationen in der Branche nehmen zu und gefährden das ohnehin schwierige Image der Pflegeberufe zusätzlich.

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korigiert mich bitte, wenn ich völlig falsch liege. dies " falschliegen" mag auch dem umstand geschuldet sein, dass ich mich noch nicht so richtig in die themenverflechtung " geralisierte ausbildung vs traditionelles 3-geteiltes modell mit hinblick auf sicherung der pflege generell" eingearbeitet habe.

vielleicht liegt ja auch da der knackpunkt: es geht im text der pressemitteilung, sowohl auch in von Martin H. verlinktem text um die reform der ausbildung, aber in der pressemitteilung von Prof. Christel Bienstein auch um die generelle verbesserung der berufsqualität. da habe ich bisher zuwenig konkretes darüber gehört und gelesen.

sollte aber jemand glauben, dass die ausbildungsreform eine automitsche erhöhung der attraktivität des berufes generiert, sollte dies mit glaubhaften argumenten untermauert werden.
 
Ich habe es so aufgefaßt, daß die Generalisierung der Ausbildung eine viel leichtere Durchlässigkeit unter den Pflegeberufen ermöglichen würde; ein Wechsel wäre für einzelne Pflegekräfte leichter möglich als bisher. Des weiteren werden Altenpfleger und Kinderkrankenpfleger im Ausland nicht "ohne weiteres" anerkannt.
Ich weiß schon, daß auch heute z. B. Altenpfleger an Kliniken arbeiten, dies stellt aber mit Sicherheit die deutliche Ausnahme dar. Im Ausland gelten Altenpfleger meist nur als "Hilfskräfte", da dieser Beruf außerhalb von Deutschland nirgends existiert.
Durch die Generalistik würden daher eine Aufwertung der Attraktivität des Berufes erfolgen.
Hier übrigens noch (wen´s interessiert) der Antrag der Grünen dazu:
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/18/078/1807880.pdf
Diese favorisieren eine Art "Zwischenlösung".
@Tante Doll:
Mal ganz direkt gefragt, Du arbeitest doch in Norwegen. Dort gibt es doch keine Teilung der Pflegeausbildung wie bei uns, also wird dort generalistisch ausgebildet.
Wie schauen denn Deine Erfahrungen dort aus?
 
Hei Martin,

ja, bei uns in norwegen wird zentralisiert ausgebildet und die ausgebildeten krankenpflegekräfte arbeiten dann überall wo man irgendwas mit krankheiten und krankheitsvorbeugungen zu tun bekommt - also auch beim arbeitsamt, sanitätsdiensten, sogar auf bohrinseln und im militär.
klasischerweise geht es aber nach der ausbildung ins krankenhaus, in die kommunale betreueung, welche auch altenheime mit einschliesst oder zu privaten trägern ( wo ich zum beispiel gerade arbeite ).

es gibt hier keine rufe nach irgendeiner art " aufteilung der ausbildung " nach deutschem modell - sprich: das generalisierte modell wird akzeptiert.

was hier zu bemängeln ist, ist die tatsache, dass die angehenden pflegekräfte ob ihres akademischen ausbildungscharakters zuviel theorie und zu wenig praxis erlernen und nach start ins wirkliche berufsleben zum teil lange einarbeitungszeiten benötigen....
 
sollte aber jemand glauben, dass die ausbildungsreform eine automitsche erhöhung der attraktivität des berufes generiert, sollte dies mit glaubhaften argumenten untermauert werden.

Genau auf diese Argumente warte ich auch immer noch. Es wird zwar behauptet, dass die Generalistik die Attraktivität des Pflegeberufs steigert, ich sehe das, wie übrigens viele der heutigen Kinderkrankenschwestern nicht. Von denen übrigens sehr viele nicht in der Pflege wären, wenn sie den Weg über eine generalistische Ausbildung hätten gehen müssen! Das jedenfalls höre ich von Kinderkrankenpflegekräften, die sich bewusst nur für diesen Bereich der Pflege entschieden haben.

Ich habe es so aufgefaßt, daß die Generalisierung der Ausbildung eine viel leichtere Durchlässigkeit unter den Pflegeberufen ermöglichen würde; ein Wechsel wäre für einzelne Pflegekräfte leichter möglich als bisher. Des weiteren werden Altenpfleger und Kinderkrankenpfleger im Ausland nicht "ohne weiteres" anerkannt.

Auch das Martin, wird als Argument immer wieder von den Generalistikbefürwortern geäußert.
Die Durchlässigkeit gibt es auch heute schon. Es gibt Altenpfleger/innen im KH, Kinderkrankenpfleger/innen in Pflegeheimen und auf Erwachsenenstationen im KH. Und auch wenn es weitaus seltener ist, auch Krankenpfleger/innen auf Kinderstationen und in der ambulanten Kinderkrankenpflege.
Und Kinderkrankenpfleger mögen es in einigen Ländern schwerer haben, aber ich jedenfalls kenne Kinderkrankenschwestern aus Deutschland in Dänemark, in Großbritanien, in Österreich und der Schweiz, in Luxemburg, in Irland. Und ich hatte selbst Angebote in einigen dieser Länder und wäre ohne wesentliche Probleme eingestellt worden...., Für diese Dinge brauche ich keine Generalistik.

Aus meiner Sicht wäre es aber dringend nötig, die zukünftigen Pflegekräfte (egal aus welchem Bereich) sensibel zu machen für Berufspolitik, für ihre Stellung im System und dafür sich nicht ausnutzen zu lassen und sich selbstbewusst dafür einzusetzen, dass sie ausreichend entlohnt werden und gute Arbeitsbedingungen haben.
Ludmilla
 
Aus meiner Sicht wäre es aber dringend nötig, die zukünftigen Pflegekräfte (egal aus welchem Bereich) sensibel zu machen für Berufspolitik, für ihre Stellung im System und dafür sich nicht ausnutzen zu lassen und sich selbstbewusst dafür einzusetzen, dass sie ausreichend entlohnt werden und gute Arbeitsbedingungen haben.

Ein frommer Wunsch, der von der aktuellen Entwicklung und Positionierung des Gros der Berufsmitglieder (z.B. Verkammerung oder Generalistik) meines Erachtens nicht gestützt wird.
Läuft letztlich immer auf Variationen der gleichen alten Leier hinaus:
Alles soll bitte besser werden - und bitte immer schön freiwillig, unverbindlich, ohne eigenen Aufwand und Kosten - aber es darf sich nichts an den aktuellen Gegebenheiten ändern!

Was nützen mir denn berufspolitisch "sensible" und "selbstbewusste" Pflegekräfte, die dann weiterhin desorganisiert und ohne echte politische Lobbygruppen im Haifischbecken des Gesundheitswesens herumschwimmen und sich gleichzeitig gegen besser organisierte und ausgebildete Gruppen behaupten sollen?
Ob die generalistische Ausbildung daran etwas ändert, kann niemand sagen - da deren genaue Ausgestaltung natürlich noch nicht feststeht - schlechter als es momentan ist, kann es wiederum kaum werden.
Es sei denn, man senkt die Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Quereinstiegsstandards noch weiter ab...
Die Attraktivität steigt jedenfalls nicht, in dem man den Anspruch möglichst niedrig hält, man gewinnt lediglich mehr Masse.
Und den Kampf um die klügsten, motiviertesten und engagiertesten Berufseinsteiger mit Interesse an Karriere gewinnt man nicht in dem man ihnen vorab signalisiert, dass doch irgendwie jeder in den "Club" aufgenommen wird, und noch dazu die Attraktivität anderer Berufsausbildungen oder Studiengänge schlicht grösser ist.
Gibt es denn Bestrebungen, das Humanmedizinstudium bereits initial zu spezialisieren oder das Einstiegsniveau zu senken?
Schliesslich haben wir ja auch einen Ärztemangel, läge also als Strategie nahe (Ironie/off).

Meines Erachtens ist jede Initiative, die der aktuellen Zersplitterung des Berufsbildes in einzelne, sich teils bekämpfende Teilbereiche langfristig den Gar ausmacht, zu begrüssen - denn am einfachsten hält man eine Gruppe dozil, in der man ihr eine Einheit vorenthält...und das klappt berufspolitisch im Pflegebereich immer noch ganz exzellent!

Bzgl. eines Argumentes pro-Generalistik?
Schaut einfach 'mal, wer sie aktiv verhindern möchte und fragt euch, was deren Agenda oder wahrscheinlicher Gewinn dabei ist.
Kleiner Tip:
Pflegekräfte (egal aus welchem Bereich) sensibel zu machen für Berufspolitik, für ihre Stellung im System und dafür sich nicht ausnutzen zu lassen und sich selbstbewusst dafür einzusetzen, dass sie ausreichend entlohnt werden und gute Arbeitsbedingungen haben
ist es nicht...
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ein frommer Wunsch, der von der aktuellen Entwicklung und Positionierung des Gros der Berufsmitglieder (z.B. Verkammerung oder Generalistik) meines Erachtens nicht gestützt wird.
Läuft letztlich immer auf Variationen der gleichen alten Leier hinaus:
Alles soll bitte besser werden - und bitte immer schön freiwillig, unverbindlich, ohne eigenen Aufwand und Kosten - aber es darf sich nichts an den aktuellen Gegebenheiten ändern!
Das eine noch zu gründende Bundespflegekammer dies erreichen kann, gilt es auch noch zu beweisen! Was nutzten einige Befürworter und die wenigen Aktiven Kammerleute, wenn die Herde genau so weiter macht wie bisher?

Was nützen mir denn berufspolitisch "sensible" und "selbstbewusste" Pflegekräfte, die dann weiterhin desorganisiert und ohne echte politische Lobbygruppen im Haifischbecken des Gesundheitswesens herumschwimmen und sich gleichzeitig gegen besser organisierte und ausgebildete Gruppen behaupten sollen?
Glaubt ihr Befürworter wirklich dass einige wenige Kammerleute das ändern, wenn die Herde zwangsweise eingegliedert wird? Der Wunsch ist doch genauso fromm....


Meines Erachtens ist jede Initiative, die der aktuellen Zersplitterung des Berufsbildes in einzelne, sich teils bekämpfende Teilbereiche langfristig den Gar ausmacht, zu begrüssen - denn am einfachsten hält man eine Gruppe dozil, in der man ihr eine Einheit vorenthält...und das klappt berufspolitisch im Pflegebereich immer noch ganz exzellent!

Bzgl. eines Argumentes pro-Generalistik?
Schaut einfach 'mal, wer sie aktiv verhindern möchte und fragt euch, was deren Agenda oder wahrscheinlicher Gewinn dabei ist.
Kleiner Tip:
ist es nicht...
sorry, die Differenzierung der Berufsbilder hat in meinen Augen gar nichts mit der fehlenden Einheit der Pflegekräfte zutun. Ich erlebe nicht, dass die Pflegenden sich untereinander zermürben. Und eine Einheit wird man zwangsweisen Eingliedern in eine Gruppe nicht erreichen, wenn die Leute die Berufspolitischen Ziele nicht sehen. Und das muss in der Ausbildung beginnen, egal ob differenziert oder generalisiert...
 
Die Durchlässigkeit gibt es auch heute schon. Es gibt Altenpfleger/innen im KH
Ja, ich schrieb ja, daß es das gibt; es ist allerdings die große Ausnahme.
Bei uns an der Klinik jedenfalls wurden damals keine Altenpfleger beschäftigt. Vielleicht mal einer mit ganz, ganz viel Glück auf der Geriatrischen Reha, sonst nirgends.
Und Kinderkrankenpfleger mögen es in einigen Ländern schwerer haben, aber ich jedenfalls kenne Kinderkrankenschwestern aus Deutschland in Dänemark, in Großbritanien, in Österreich und der Schweiz, in Luxemburg, in Irland.
Das mag bei Kinderkrankenpflegern noch so sein; aber Altenpfleger werden in den allermeisten Ländern NICHT wie dreijährige Fachkräfte, sondern wie Hilfskräfte eingestuft.
Über irgendwelche Sondergenehmigungen kommt man vermutlich irgendwie überall rein; das ist aber z. T. ein ganz schöner Kampf für die Betroffenen, aktuell schrieb hier im Forum eine Krankenschwester über ihre Probleme, in Kanada in die Pflege reinzukommen. Auch in den USA ist es ähnlich schwierig, was man so liest.
Ein frommer Wunsch, der von der aktuellen Entwicklung und Positionierung des Gros der Berufsmitglieder (z.B. Verkammerung oder Generalistik) meines Erachtens nicht gestützt wird.
Augenblick, das sind zwei paar Stiefel:
Die Generalistik ist innerhalb der Berufsgruppe heiß umstritten, das ist wahr.
Aber es ist definitiv die Mehrheit aller Pflegekräfte FÜR die Pflegekammer(n), das ist absolut eindeutig!
Insofern stimmt das mit der Positionierung - bezogen auf die Kammer - nicht.
 
Glaubt ihr Befürworter wirklich dass einige wenige Kammerleute das ändern, wenn die Herde zwangsweise eingegliedert wird? Der Wunsch ist doch genauso fromm....

Ob das so sein wird, steht in den Sternen. Dennoch hat es Politisch gesehen, eine andere Aussagekraft, wenn sich eine Organisation mit 1,2 Millionen Mitgliedern zu Wort meldet, als wenn sich eine Berufsorganisation (z.B. DbfK) mit geschätzt 50.000 Mitgliedern zu Wort meldet. Wenn ich eins aus den Politischen Tätigkeiten von meiner Seite aus, oder auch die meiner Familienmitglieder (in der Hinsicht vermehrt Arbeitspolitisch in den unterschiedlichsten Bereichen), eines gelernt habe, dann ist es das, dass nicht der mit den besten und plausibelsten Argumenten Recht oder Vorteile bekommt. Sondern der mit der meisten Macht und Impact. Und der wäre, bei einer möglichen Bundespflegekammer um einiges größer, als in den derzeitigen Berufspolitischen Organisationen, alleine schon wegen der Finanziellen Mittel, die zugegebener Maßen aus der "Zwangsmitgliedschaft" entstehen.
 
Dennoch hat es Politisch gesehen, eine andere Aussagekraft, wenn sich eine Organisation mit 1,2 Millionen Mitgliedern zu Wort meldet, als wenn sich eine Berufsorganisation (z.B. DbfK) mit geschätzt 50.000 Mitgliedern zu Wort meldet.
Dazu muß man ergänzend eins noch ganz deutlich hinzufügen:
Weder Berufsverbände noch Gewerkschaften müssen von irgendwem in der Politik gehört werden (und werden es auch i. d. Regel nicht).
Eine Kammer hingegen muß IMMER bei ALLEN Gesetzgebungsprozessen, die den jeweiligen Berufsstand betreffen, zwingend gehört werden. Das heißt natürlich nicht, daß die Pflegekammer dann "die Gesetze macht", aber es ist schon eine ganz, ganz andere Hausnummer als bisher!
 
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