Seltsamer Umgang von Ärzten & Schwestern

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03.06.2014
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Beruf
Rettungssanitäterin
Akt. Einsatzbereich
ZNA
Hallo liebe Schwestern & Pfleger!
Kurz zu mir, ich bin 20 und keine Krankenpflegerin, ich arbeite im Rettungsdienst und ab und an auch in der ZNA in unserem Haus.
Dummerweise lag ich selber letztens im Krankenhaus, in einem großen Haus der MV, nicht in meinem Einsatzbereich, wegen meines Blinddarms.
Mir ist aufgefallen, dass insbesondere das weibliche Personal mit mir umgegangen ist als wäre ich ein kleines Mädchen.
Gut ich sehe jetzt nicht unbedingt aus wie 25 oder älter, viele Bekannte und Unbekannte schätzen mich eher so auf 16-18J, aber trotzdem ein Alter, wo man nicht wie ein Kleinkind behandelt werden sollte...
Ich erzähle einfach mal worums geht:
Vor kurzem wurde ich notfallmäßig mit stärksten Bauchschmerzen in die ZNA gebracht, nach kurzer Zeit notpoeriert weil der Wurm kurz vorm Platzen war. Die OP ist gut verlaufen, dennoch sollte ich über Nacht auf die Intensiv zur Überwachung.
Mein Freund kam abends und hat mir meine Sachen vorbei gebracht. Unter anderem auch eine Plüschkatze, ein Andenken aus meiner Kindheit welches in unserem Bett liegt. Schon in der Notaufnahme fing das ganze an.
Ich wurde direkt mit "Du" und meinem Vornamen angesprochen.
"Na Mäuschen, was ist dir denn passiert?" "So jetzt bekommst du einen Zugang gelegt, das ist so ein kleiner dünner Plastikschlauch worüber wir dir Flüssigkeit geben können."
Dass ich als RDlerin täglich mit sowas arbeite wussten die ja nicht.
In dem Moment hatte ich aber aufgrund der Schmerzen echt andere Dinge im Kopf als die freundliche Schwester zu bitten mich ein bisschen ernster zu nehmen.
Na ja. Auf der ITS dann lag ich da mit meinem Schmusekätzchen, dann kam auch schon die diensthabende Ärztin rein, wollte nochmal Blut abnehmen.
"Ja hallo, du bist die Thoraxdrainage, richtig? Ich muss dir einmal ein bisschen Blut klauen. Das tut auch nicht weh."
Ein Blick zu meinem Plüschtier. "Oh wer ist denn das? Passt die Katze auf dich auf?"
Nach etwas längerem Absuchen meines Arms nach einer brauchbaren Vene staut sie dann den Arm und legt mir mein Stofftier in den anderen Arm. "Das piekst jetzt nur ein bisschen. Das ist wie beim Kinderarzt, überhaupt nichts schlimmes. Du erzählst jetzt deinem Kätzchen eine Geschichte während ich das Blut abnehme."
Als ich anmerkte, ich bin 20, kam nur ein liebliches Lächeln zurück...
Die waren alle sehr freundlich zu mir, aber von vielen habe ich mich einfach nicht ernstgenommen gefühlt.
Ich war in dem Moment auch nicht im Stande, einen anderen Umgang per Sie zu verlangen. Und ich weiß ja, dass das Personal es nur gut meinte. Wie ich erfuhr, wollte die besagte Ärztin ursprünglich mal Kinderärztin werden...
Es gab noch andere Pflegerinnen, die mich wie ein kleines Mädchen behandelt haben.
Irgendwie schien es den Leuten eine Freude zu bereiten, dass jemand so junges auf ihrer Station war (selten der Fall), von daher wollte ich ihnen den "Spaß" auch einmal gönnen :)
Immerhin musste ich nicht lange bleiben.

Ich bin all diesen Menschen sehr dankbar für ihre Pflege, und möchte von euch gerne wissen, wie ihr den Umgang mit, sagen wir "jüngeren Semestern" so handhabt? Allzu oft ist das ja nicht der Fall wie ich selber von meinem Beruf weiß, aber ich käme ehrlich gesagt nie auf die Idee, jemanden der 20 ist aber wie 15 aussieht wie ein Kind zu behandeln...
 
Moin,

jetzt mußte ich schon ein bißchen schmunzeln. Weißt du, wenn du erst mal so ein Dragoner bist wie ich, 49 Jahre alt, dann hast du soviel Abstand von der Kindheit, das du sie gern noch mal wieder ein bißchen zurück hättest. In deinem Alter und mit deinen Schwierigkeiten sonst damit hast du da einfach einen wunden Punkt. Sie wollten dir ja alle nix Böses, sondern trösten und Gutes tun, wenn da auch ein bißchen viel Gesäusel im Spiel war. Du warst da ja nicht die ganze Person, die im Leben steht, sondern "die Kranke". Ich hätte mich wohl drauf eingelassen und das Spiel mitgespielt, aber nochmal, bei mir fällt niemand so was ein.:(:mrgreen:
Ich als Personal steh nicht auf so ein Gesäusel und auf den Stationen, wo ich bisher war, war der Ton auch nicht so.
Hauptsache ist, dir geht es wieder gut.
Gruß, Marty
 
Ich kann die Situation von Thoraxdrainage gut nachvollziehen, wenn auch nicht in Bezug aufs Krankenhaus (mit 24 an der Eisdiele: "ICh hätte gern 2 Kugeln Malaga." "Da ist aber Alkohol drin!!!" - Nach Vorlage des Perso hab ich dann endlich mein Eis bekommen :schraube:).
Ich handhabe es so, dass ich Patienten ab einem Alter von 16 grundsätzlich Sieze, wenn sie jünger sind, aber schon "reifer" wirken frage ich wie es gewünscht wird. Das war bisher für beide Seiten in Ordnung.

Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Ich wusste doch, dass mir das Thema bekannt vor kommt....

Kenne das Problem. Bin jetzt Ende 20 und werde manchmal automatisch geduzt da ich sehr jung aussehe. Wenn ich ein Problem damit habe, sag ich das mittlerweile bzw. wird durch mein Auftreten schnell klar, dass ich schon länger volljährig bin.
Plüschtier hin oder her, ich mag diese Verniedlichungen an sich nicht so und rede auch Kinder nicht mit Mäuschen an.

Hab Kollegen erlebt, die reden auch ältere Herrschaften mit Süßer bzw. Süße an. Eine rief mich sogar auf Station Zuckermaus oder Püppi, was mich vor Patienten schon sehr störte. Hab mit ihr darüber geredet und ihr war es dann auch ganz schön peinlich. Sie hat halt diese Art und für sie soll wohl so eine Beziehung aufgebaut werden.

Ich finde es es halt immer schwierig, da man nie weiß wie so ein Verhalten beim Gegenüber ankommt. Es besteht ohnehin ein asymmetrisches Verhältnis, was so nicht unbedingt ausgewogener wird. Anderseits denke ich, dass die Absicht an sich keine schlechte war.

Dazu noch ne kleine Anekdote, die mir grad noch einfiel.
War Freitag bei nem Orthopäden, da ich starke Rückenschmerzen im Brustwirbelbereich hatte. Der Mann war so richtig lieb und nett, aber trotzdem respektvoll im Umgang, sag ich euch. Sowas hab ich schon ewig nicht mehr erlebt beim Arzt. Er hat mir alles haarklein erklärt und mich ausschweifend gelobt für meine Mithilfe und Tapferkeit.
Ich glaub aber auch, dass das an meiner Ausstrahlung in dem Moment lag, da ich so richtig fertig, fast schon weinerlich war. Wäre interessant zu wissen, ob er alle Patienten so behandelt.
 
Das ist weder das Problem von einzelnen Berufsgruppen, noch das von bestimmten Einrichtungen. Es ist viel mehr das Problem der individuellen Freundlichkeit, des Taktes und Anstandes jedes Einzelnen.

Wie Wilhelm Busch schon vor 100 Jahren schrieb: "Freundlichkeit ist eine Zier, doch es geht auch ohne ihr!"
 
Hallo nochmal!
Vielen Dank erstmal dass ihr mir so schnell geantwortet habt ;)
Es ging mir natürlich auch nicht darum dass irgendwen des Personals dafür verurteilen wollte, wie "überfreundlich und überfürsorglich" sie mit mir umgegangen sind. Mich würden vor allem die Beweggründe eher interessieren ;)
Aus meinem Beruf z.B. kann ich sagen, dass wir, wenn wir denn mit Teenagern/ jungen Erwachsenen konfrontiert werden, es meist mit (stark) alkoholisierten Personen zu tun haben. Ihr wisst ja sicherlich, dass ein Versuch, mit solchen Leuten vernünftig zu sprechen, auf dasselbe hinausläuft wie wenn man mit einer Wand redet. Unser Klientel ist hauptsächlich >60J. Aber da geht man natürlich auch mit beruhigendem, aber höflichen Ton hin :)
In unserem Einsatzgebiet ist es so, dass man äußerst selten mal was "richtiges" Internistisches/Chirurgisches u30 hat.
Entweder man kommt zum C2-Intox oder zur stark blutenden Verletzung, die sich als Schnitt in den Finger entpuppt :))
 
Was ich auch gern wissen würde, Fall der in meiner Verwandtschaft aufgetreten ist:
Person, volljährig, liegt auf Intensiv wegen Herzrhythmusstörungen, hat eine Gehirnerschütterung und laut Arztanordnung strikte Nahrungskarenz.
Die Schwester ist gerade im Zimmer und sieht, wie der Patient zu seinen Süßigkeiten greift. Sofort eilt die Schwester zu ihm und nimmt ihm die Süßigkeiten sowie sämtliche andere Lebensmittel ab.
Darf sie, einfach so, in so einem Fall die Süßigkeiten des Patienten konfiszieren?
 
Ja, darf Sie - wenn strikte Nahrungskarenz angeordnet wurde, trägt sie mit dafür Sorge, dass die auch eingehalten wird. Und wenn der Patient "unkooperativ" ist... Die Sachen werden ja nicht entsorgt, sondern nur außer Reichweite des Patienten und seiner Angehörigen aufbewahrt.
Kommt aber sicher darauf an, wie man das dem Patienten gegenüber rüberbringt :sbaseballs:
 
Ja, darf Sie - wenn strikte Nahrungskarenz angeordnet wurde, trägt sie mit dafür Sorge, dass die auch eingehalten wird.

Naja, nur wenn der Patient verwirrt ist. Wenn ein geistig klarer Patient das macht, darfst du den Zweck der Maßnahme erklären, aber sicher nichts wegnehmen. Wenn der Patient essen will, darf er essen!
 
Wenn sich der Patient dadurch selbst gefährdet würde ich das trotzdem tun.
 
Seh ich nicht so! Wenn der Patient geistig klar ist und über Folgen aufgeklärt wurde, darf ich ihn nicht in seiner Freiheit einschränken.
Selbstverständlich sollte der behandelnde Arzt umgehend über diesen Umstand aufgeklärt werden.
 
Team mary_jane...:cheerlead:
 
Wenn sich der Patient dadurch selbst gefährdet würde ich das trotzdem tun.

Meiner Meinung nach darf sich der Patient gefährden wie er will, solange er zurechnungsfähig ist. Es liegt mir in solchen Situationen immer viel daran, dem Patienten alle mögliche Folgen aufzuzählen - und Bilder zu vermitteln, die mir gerade in den Sinn kommen. Meistens vergeht ihnen dann der Appetit. Istja auch so, dass er wohl nicht grundsätzlich daran interessiert ist sich zu schaden. Hört er dann nicht auf, kommt der Assistent- oder Oberarzt vorbei und erklärt nochmals das selbe. Klappts dann immer noch nicht, soll er/sie meinetwegen unterschreiben und gehen. Wer nicht mitspielen will, soll woanders spielen.
 
Meiner Meinung nach darf sich der Patient gefährden wie er will, solange er zurechnungsfähig ist. Es liegt mir in solchen Situationen immer viel daran, dem Patienten alle mögliche Folgen aufzuzählen - und Bilder zu vermitteln, die mir gerade in den Sinn kommen. Meistens vergeht ihnen dann der Appetit. Istja auch so, dass er wohl nicht grundsätzlich daran interessiert ist sich zu schaden. Hört er dann nicht auf, kommt der Assistent- oder Oberarzt vorbei und erklärt nochmals das selbe. Klappts dann immer noch nicht, soll er/sie meinetwegen unterschreiben und gehen. Wer nicht mitspielen will, soll woanders spielen.

In diesem Fall hatte die Person ja eine Gehirnerschütterung, ein SHT I° also. Zählen wir diese auch als nicht zurechnungsfähig, wenn sie so doll auf den Kopf gefallen sind?
 
In diesem Fall hatte die Person ja eine Gehirnerschütterung, ein SHT I° also. Zählen wir diese auch als nicht zurechnungsfähig, wenn sie so doll auf den Kopf gefallen sind?
In diesem Fall würde das ins Muster: Ein Bonbon wird schon nichts schaden ... fallen ;)


Aber ihr weicht vom Thema ab.
 
Wie stellt der Doc eigentlich fest, ob der Pat. versteht, was er sagt? Im beschriebenen Fall darf man wohl davon ausgehen, dass derjenige doch ein wenig stark auf den Kopf gefallen ist und deshalb die Aufklärung nicht verstanden wurde. Und ich bezweifele ernsthaft, dass im wirklichen Leben ein Arzt bereit ist ein Mantra anzuwerfen bezüglich der Nahrungskarenz. Und da Pflegekraft die AO hat, auf die Nahrungskarenz zu achten bleibt ihr wohl nix anderes übrig als die Drops einzuziehen. Wobei ich mich frage- wieso wird nicht gleich darauf geachtet, dass der Pat. nix mit ans Bett bekommt.

Elisabeth
 
Frage der Befugnis.
Ist ein anderer Schnack wie in der Psych. : Da ist geschlossen -
hoffentlich - auch geschlossen.
 
In diesem Fall hatte die Person ja eine Gehirnerschütterung, ein SHT I° also. Zählen wir diese auch als nicht zurechnungsfähig, wenn sie so doll auf den Kopf gefallen sind?

Es ist doch DEIN Beispiel in der Verwandschaft - ob derjenige jetzt voll zurechnungsfähig war, teilweise oder überhaupt nicht - weißt Du eher als alle anderen hier?
Ob nicht doch noch IRGENDWAS anderes zur ärztlichen Verordnung: Nahrungskarrenz geführt hat, bist Du zu 100% sicher, mit dem was Du schreibst? HRST sind auch ein weites, weites, ganz arg weites Feld.
Süß, die Ausdrucksweise.
 

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