Schmerztherapie bei präfinalen Patienten!?

...aber ich muss sagen,nicht nur in der ambulanten pflege ist das ein leidiges thema auch leider immernoch im krankenhaus....auch bei uns auf der intensiv müssen wir oft uns mit unseren ärzten streiten.....auch unsere ärzte weigern sich gegen morphin....und ich bin leider auch noch nicht dahinter gekommen warum?

Eine Möglichkeit wäre der, auch durch die Presse gegangene, Fall einer Ärztin, die angezeigt wurde weil sie angeblich bei Patienten Sterbehilfe geleistet hat indem sie angeblich zuviel Morphin angeordnet hat. Ich kenne den Ausgang des Falles nicht konkret, weiß aber, dass die Existenz dieser Ärztin zerstört ist.
 
Ich denke, dass es weniger mit solchen Fällen zu tun hat. Ich habe ihn zwar leider nicht verfolgt, aber die Patienten dieser Ärztin hatten ja weder unheilbare Erkrankungen noch unerträgliche Schmerzen.

Ich denke eher, dass es an mangelndem Fachwissen liegt bzgl. der Therapie mit Opioiden. Es liegt mir natürlich fern, das Wissen einer anderen Person zu beurteilen, aber die Erfahrung zeigt mir schon, dass wenig Wissen über Schmerztherapie vorhanden ist. Unsere Turnusärzte sagen, dass es in der Ausbildung sehr wenig bis gar keine Vorträge darüber gab. Sie können sich ihr Wissen also erst aneignen, wenn sie sich bereits im Berufsleben befinden. Und da müssen sie sich auch selbst dafür interessieren.
Einigen unserer Fachärzte ist nichtmal das WHO-Stufenschema bekannt. Traurig, aber wahr.

Vielleicht ist auch nicht so gut, wenn man Spezialisten im Haus hat. Da wird gerne die Entscheidung den Anästhesisten oder Palliativmedizinern zugeschoben, damit man sich selber nicht den Kopf zerbrechen muss.
Eine Schmerzeinstellung durch Hausärzte habe ich ehrlich gesagt noch nie gesehen. Pat. kommen dafür ins Krankenhaus.

Das beste was diesbezüglich ich erlebt habe (ich weiß OT, aber ich muss es trotzdem kurz erzählen): Pat. mit fortgeschrittenem CA und Meta in der LWS bekommt von uns zur Schmerzeinstellung ein Fentanyl Pflaster, Hydal Kps. bei Bedarf. Er kommt damit gut zurecht und geht nach Hause.
Eine Woche darauf kommt er wieder mit starken Schmerzen. Ich wollte ihn fragen, wann er das Pflaster das letzte Mal gewechselt hat. Sagt er mir, dass habe die Hausärztin abgesetzt, weil sie nicht wusste wie man es weiter verordnet :knockin:.

"Witzig" finde ich auch immer solche Geschichten, bei denen die Pat. das Pflaster auf das Bein geklebt haben und sich wundern warum das nichts hilft "Der Hausarzt hat gesagt, dort wo man Schmerzen hat, kommt auch das Pflaster hin" Für einen Laien natürlich logisch.

Gruß,
Lin
 
"Witzig" finde ich auch immer solche Geschichten, bei denen die Pat. das Pflaster auf das Bein geklebt haben und sich wundern warum das nichts hilft "Der Hausarzt hat gesagt, dort wo man Schmerzen hat, kommt auch das Pflaster hin" Für einen Laien natürlich logisch.

Auch wenn Fentanyl-Pflaster nicht lokal wirken: Haut ist Haut, und die am Bein nimmt den Wirkstoff genauso gut auf wie die am Rücken.

Wobei die transkutane Gabe bei den meisten präfinalen Patienten keinen Sinn mehr macht, die Wirkstoffaufnahme ist zu unsicher.
 
Da die Durchblutung ganz sicher einen Einfluss auf die Resorption des Wirkstoffes hat, genauso wie die Behaarung, will ich mal behaupten, dass ein transdermal wirkendes Pflaster definitiv am Körperstamm angebracht werden sollte.

Unsicher, wie du schon sagtest.

MfG
 
Weil Mann ja auch am Rücken oder auf der Brust nie Haare hat... :gruebel:

Meines Wissens darfst Du die Pflaster auf jeden beliebigen Körperteil pappen, intakte Haut, höchstens spärliche Behaarung und nicht vorhandene Narben vorausgesetzt.

Aber ich kann morgen gern nochmal die Packungsbeilage und / oder die Fachbücher auf Station zu Rate ziehen.
 
In der Packungsbeilage von Durogesic und Transtec (das sind die 2 Pflaster, die wir auf der Station haben) steht definitv Oberkörper (Brust, Rücken, Oberarm).
Wieso kann ich dir leider nicht sagen. Uns wurde gesagt, dass es etwas mit dem Fettdepot und der Resorption zu tun hat, aber ob das stimmt...?

Das mit den präfinalen stimmt natürlich. Da steigen wir meist au i.v.-Gabe entweder kontinuierlich oder als Bolus-Gabe um. Fentanyl-Pflaster bekommen bei uns meist die Pat. mit Metastasierung. Sorry, mein Fehler.

Gruß,
Lin
 
Das Fettdepot am Oberschenkel dürfte in der Regel größer sein als das am Rücken.

Wir haben ein gutes Buch zu Schmerztherapie auf Station, ich such morgen mal, ob ich da was finde.

In der Regel klebe ich das Pflaster ja auch am Oberkörper oder den Oberarmen auf. Ich dachte nur nicht, dass es einen medizinischen Grund dafür gibt.
 
Ich gehe mal davon aus, dass das Fettdepot am OS zu "groß" ist und dort zuviel gespeichert wird und damit zu langsam ein entsprechender Wirkspiegel erreicht wird.
Gabs da nicht schonmal eine Diskussion bezüglich s.c. Injektion und Insulin bezüglich der Aufnahmegeschwindigkeit?

Elisabeth
 
Subcutan und transdermal sind zwei verschiedene Dinge. Ich bin nicht sicher, ob sich das subcutane Fettgewebe überhaupt auf die transdermale Resorption auswirkt. Hängt die Hautdurchblutung von der "Speckschicht" darunter ab? Warum sollte sie?

Wie auch immer, ich hab nachher Spätdienst und werde die Bücher wälzen.
 
Stimmt, hast recht. Die Blutgefäße sitzen primär im Corium. Hm- woran liegts dann?

Elisabeth
 
Hab in der Fachinfo nachgeschlagen.

Durogesic smat spricht tatsächlich vom Aufkleben am "Oberkörper, Rücken oder Oberarmen". Transtec will das Pflaster nur "vorzugsweise" dort geklebt haben. Keiner von beiden liefert eine Begründung dafür.

Beide warnen lediglich für veränderter Hautdurchblutung bei Überwärmung der Haut, durch Fieber, Wärmeanwendungen, Sonnenbädern, Saunabesuchen usw.

Wahrscheinlich ist der Sinn des Ganzen wirklich die Hautdurchblutung. In Rumpfnähe ist die nämlich ziemlich konstant, um die Kerntemperatur aufrecht zu erhalten. An den Extremitäten kann sie durch die Temperaturregelung unserer Körpers deutlich schwanken. (Habe gerade noch mal mein Physiologiebuch gewälzt.)
 
Danke an Schwester Persephone und Claudia fürs Suchen.

Ich konnte leider in meinen Skripten und im Web nichts dazu finden können. Es soll aber auch irgendwie mit dem Fettdepot zu tun haben, da man bei kachektischen Patienten aufpassen soll. Nähers weiß ich leider nicht mehr, aber ich werde in 2 Wochen (habe derzeit Urlaub :mrgreen:) unseren Palliativmediziner fragen, der sehr viele Kenntnisse im Umgang mit Schmerzmitteln hat.

Das mit den Wärmeanwendungen ist mir klar. Danke nochmal.

Gruß,
Lin
 
Von einer Kontraindikation bei Kachexie habe ich noch nichts gehört. In der Fachinfo wird die auch nicht erwähnt.
 
Es war nicht die Rede, dass ein Pflaster bei Kachexie kontraindiziert ist, sondern bei der Klebestelle die Brust zu bevorzugen ist (oder war es umgekehrt?) :emba:
Ich will jetzt auch keinen Blödsinn erzählen. Ich kann mich nur wage daran erinnern, davon gehört zu haben. Aber ich werde mich erkundigen.

Gruß,
Lin
 
wo ich gerade den thread hier lese.....
kurz zu dem ärztefall... natürlich ist der ärztin da etwas passiert was jeder arzt fürchtet! und genau durch solche fälle sparen manche ärzte an der dosis, meiner bisherigen erfahrung nach..leider!
doch dazu nur kurz.. letzlich kann ein arzt bei einem präfinalen eine überdosis wählen woran der patient verstirbt,-ja, doch ich glaube er kann auch mal einfach die falsche diagnose wählen und der patient stirbt bzw die falsche therapie... die !"Götter in weiß" sind keine götter in weiß, sondern menschen und gehört es nicht zum risiko, das auch einem arzt ein fehler passieren kann (auch wenn er natürlich möglichst nciht passieren darf?! aber es passiert doch!.....)
ich sehe es nicht nur als SEHR wichtig an einen präfinalen patienten möglichst annähernd schmerzfrei zubekommen, sondern auch als die einzige möglichkeit den patienten (in wirklich unmenschlichen und unwürdigen situationen) den patienten zu erlösen von seinen qualen.

wir lernen in der schule das stufenchema der WHO und ihren empfehlungen und wünschte mir für die patienten, dass sich daran gehalten würde.. ich finde heutzutage muss doch kein mensch mehr unter kaum auszuhaltenden schmerzen sterben oder?! diesen gefallen sollte man doch jedem menschen mindestens schuldig sein bzw verpflichtet!

lg
 

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