Schmerztherapie bei präfinalen Patienten!?

Ngozi

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Krankenschwester
Ich würde gerne mal verschiedene Ansichten, Erfahrungen und Meinungen hören. Wie wird bei euch mit sterbenden Patienten umgegangen, die Schmerzen haben und nicht mehr äußern können. Wie weit werden sie ernst genommen, werden sie ausreichend mit Schmerzmitteln versorgt, gehen solche Patienten auch manchmal unter? Wie verhalten sich eure Ärzte? Wie sieht der Einsatz mit Morphinen aus (auch bei Patienten die kein Tumorleiden). Bitte schreibt mir alles was euch dazu einfällt. Vielen Dank NGOZI:flowerpower:
 
Hallo Ngozi,

wir geben bei präfinalen Patienten grosszügig Morphin, auch als Perfusor.

Bei uns ist es keine Diskussion, diese Patienten mit ausreichend Schmerzmittel zu versorgen.
Beginnend mit 2mg/h, Steigerung nach Bedarf.
Meist intravenös oder auch kombiniert i.v. und s.c.

Sonnige Grüsse
Narde
 
Hallo,

bei uns im Haus muß kein Patient Schmerzen leiden.
Auch wenn ein Patient nicht mehr äußern kann, ob er Schmerzen hat, so kann man doch an seiner Körperhaltung erkennen, wie es ihm geht. Damit meine ich, ob das Gesicht verzerrt ist oder Schweißperlen auf der Stirn stehen usw.

Liebe Grüße
Felonia
 
Bei uns ist es so , wie bei Narde.
Wir sind relativ schnell und großzügig mit Analgesie , vorwiegend Morphin , auch als Perfusor.
LG Ernie
 
Bei uns hakt es immernoch, aber es geht so langsam in die richtige Richtung.

Es gibt imemrnoch Ärzte die sagen "Der kann doch nicht ständig Schmerzen haben" oder "Der kriegt schon 12,5mg Durogesic/Fentanyl, der ist schmerzfrei!" oder wir sind hier auf ner Chirugie, ein gewisses Maß an Schmerzen muss hier jeder ertragen" (bei Nekrosenbatragung, schön fett ins gesunde Gewebe, der Pat hat geschrien ohne Ende... naja, anderes Thema)

Aber wie gesagt, es geht in die richtige Richtung, wird weniger!
 
Hallo Ngozi, hatte gerade heute erst wieder ein trauriges und maßlos frustrierendes Erlebnis dbzgl.: versorgen ambulant eine Patientin mit Blasen-Ca, bekommt ein 100er Mophiumpflaster jeden dritten Tag und zusätzlich Schmerztropfen. Leider reicht das mittlerweile nicht mehr aus. Bevor wir sie übernommen haben hat sie auf einer Palliativstation gelegen und dort bei Bedarf Morphium s.c. zusätzlich bekommen. Der Hausarzt hat heute auf Nachfrage nur lapidar gemeint, da könnte er auch nix tun, da müsste sie in eine Schmerzambulanz. :kloppen: Leider ist hier mal eben um die Ecke keine. Haben jetzt über die Palliativ einen Schmerztherapeuten aufgetrieben, der auch Hausbesuche macht. Kommt aber eben erst morgen. Ich find es echt zum K...en, mit welch einer Ignoranz manche ihren Beruf ausüben. Da wird hier in Deutschland geprahlt, keiner müsste mehr Schmerzen erleiden und dann wagen die Hausärzte nicht mal zusätzlich Morphium anzuordnen obwohl es aus der Klinik schon bekannt war. Ich könnte mich jetzt noch tierisch aufregen, wenn es denn was nützen würde.
 
In meinem Ausbildungshaus wurde die Schmerzmedikation anhand des Stufenschemas angeordnet. Hin und wieder wurden auch die Schmerztherapeuten aus der Schmerzambulanz hinzugezogen. Unakzeptabel finde ich die Tatsache, dass in einigen Häusern das Schmerzmanagement höchst unbefriedigend ist. Manche Ärzte verordnen neben der Basismedikation keine Bedarfsmediaktion oder speisen die Patienten bei Schmerzspitzen mit Tropfen ab, die aber erst zeitverzögert wirken. Bedenklich finde ich auch immer die Aussage: "Der kann doch gar keine Schmerzen haben!".

ciao
Manuel
 
Ich finde es absolut schrecklich, aber nicht überraschend, dass es immernoch vorkommt, dass Patienten nicht ausreichend mit Analgetika eingestellt sind. Der Grund warum ich dieses Thema eingestellt habe ist folgender:
Ich wollte wissen, ob es nur mir so geht oder ob es auch woanders so läuft. Ich hatte kürzlich ein schlimmes Erlebnis. Ein Patient (80) kam mit z. n. Cholezystektomie, Peritonitis, Sepsis, Pneumonie, Parkinson, Diabetes mellitus, langzeitbeatmet 3 Wochen Intensiv, Bauchwunde wurde offen gelassen, da septisch.
Sein Zustand hatte sich enorm verschlechtert. Der Patient hatte eine Patientenverfügung und die Angehörigen waren mit der ganzen Situation überfordert. Der Patient sollte also nun zu Hause versorgt werden und dort sterben im Kreis seiner Angehörigen.
Er hatte unheimliche Schmerzen und war sehr unruhig. Schon bei der kleinsten Berührung fing er an zu schreien. Er war teilweise 48h am Stück wach und hat nur geschlafen, wenn er erschöpft genug war. Er war bei klarem Verstand!!! Das möchte ich betonen. Ich habe über 3 Wochen mich bemüht, dass er über seinen Hausarzt und seinen Neurologen richtig eingestellt wird. Um seine Schmerzen zu reduzieren und damit er auch mal zur Ruhe kommt. Der Arzt hat 30 Tropfen Novalgin und Durogesic 50 angeordnet und hat verschiedene Tropfen ausprobiert.
Der Zustand des Patienten hat sich weiterhin verschlechtert und es war sehr schwierig für die Angehörigen und für mich mit dem Hausarzt zu kommunizieren, denn dieser lies absolut nicht mit sich reden. Lange Rede... Als ich vorsichtig das Thema "Morphin" ansprach, weil ich dies auch aus dem KH kannte und es dort normal war, hat sich der Hausarzt bei meinem Chef beschwert und meinte nur, dass dieses nicht in meinen Kompetenzbereich fällt.
Ich sollte mal schön meine Arbeit als Krankenschwester weiter machen.... Mein Patient ist vor wenigen Tagen gestorben mit vielen Schmerzen und bei klarem Verstand!!!! Ich bin echt erschüttert, dass ich es nicht mehr geschafft habe den Haus arzt zu überreden seine Schmerzmedikation zu ändern. (Die Angehörigen wollten den Hausarzt gerade wechseln). Ich bin echt zutiefst enttäuscht und hoffe, dass sich da noch viel ändern wird. NGOZI
 
Hallo Ngozi, es ist sicher nicht deine Schuld, dass es so gekommen ist. Kann deine Gefühle gut nachvollziehen, doch auch unserem Handeln sind Grenzen gesetzt. Meine Patientin hat gestern den Hausarzt gewechselt. Nun erhält sie zusätzlich Morphium und der neue Arzt hat schon signalisiert, dass es eine Überdosierung nicht gibt und sie dass an Medis bekommt, was sie braucht. Steck nicht auf, es gibt auch noch andere Ärzte.
 
hallo,

arbeite auf ner palliativstation. wir haben auch öfters das problem, dass hausärzte einfach schmerzmedikamente v.a. btms, die wir auf station verabreicht und empfohlen haben, absetzen. dann kommen unsere patienten wieder mit unerträglichen schmerzen und alles geht wieder von forn los. zum glück haben wir eine engagierte oberärztin, die telefoniert schon oft mit den hausärzten und setzt sich mit ihnen auseinander. auch schon mit erfolg.
doch was haben die hausärzte für ein problem morphin zu verschreiben? da muß es doch gründe geben. hinter die bin ich noch nicht gestiegen.

lg doreen
 
In der ambulanten Pflege ist dieses Problem auch häufig vertreten. Patienten die zuhause sterben wollen werden nur mangelhaft mit Schmerzmittel versorgt.

Hier ist es oft hilfreich, wenn man mit den Angehörigen spricht und diese auch noch die nötige Kraft besitzen, sich für den Patienten einzusetzen.

Wenn alle Stricke reißen hilft manchmal die Drohung, Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung zu stellen. Es ist zwar hart so vorgehen zu müssen, aber ich denke, da muß sich niemand einen Vorwurf machen, angesichts der Schmerzen eines totkranken sterbenden Menschen auch noch Rücksicht auf die armen Ärzteseelen zu nehmen.
 
Ja das ist wirklich nicht so einfach und man kommt sich meistens vor als wären einem die Hände gebunden, weil die Hausärzte gegen die Pflegekräfte und Patienten arbeiten. Aber man muss weiterhin versuchen sich da durchzusetzen und sich nicht einfach abwimmeln zu lassen, denn wer will nicht in Würde und einigermaßen schmerzfrei sterben...
:|
 
Hi
bei uns im Haus gibt es diverse Schmerzschemas postop, arbeite auf einer TX-Abd-Viszeralchirurgie.
aber auch wir haben präfinal Patienten, da ich in diversen Fortbildungen zur Schmerztherapie war ist es mir besonders wichtig das genau diese Patienten "Gruppe" gut versorgt ist.
Unsere Ärzte stehen uns hier gut zur Seite:
-Morphin Perfusor beginnend mit 2ml/h bis 8ml/h
-oder MSI s.c.
.....
 
hi...also wenn ich hier manche beiträge lese,dann kann man nur mit dem kopf schütteln...es ist doch echt traurig das es in der heutigen zeit es noch solche schwirigkeiten gibt mit der schmerztherapie....(ob bei präfinalen oder nach op)

...aber ich muss sagen,nicht nur in der ambulanten pflege ist das ein leidiges thema auch leider immernoch im krankenhaus....auch bei uns auf der intensiv müssen wir oft uns mit unseren ärzten streiten.....auch unsere ärzte weigern sich gegen morphin....und ich bin leider auch noch nicht dahinter gekommen warum?

...bei uns wird oft sufenta, dipidolor oder novalgin gegeben!...nur auf langen betteln morphin aber dann in einer niedrigen dosierung....
 
Hi,
meine Erfahrungen sind auch so schlimm.Mein Vater ist wegen Nieren Ca jämmerlich zu Grunde gegangen.Weder in der Klinik noch daheim wurde Ihm geholfen.Er hatte solche Schmerzen und war so tapfer,er konnte zum Schluss nicht mehr reden.Leider wohnte ich damals schon weit entfernt von zu Hause.Ich wär glaub ich ausgeflippt.:cry::motzen:Es ist schon vier Jahr her und tut mir immer noch so weh,das er sich so quälen musste.Am Sterbetag kam der Hausarzt und wollte Ihm Morphium spritzen,da ging er aber schon von uns......

Ich finde es schlimm das Patienten sich nach schweren OP's oder bei Krebs so quälen müssen.Da sollte es Mitspracherecht mit den Angehörigen geben und überhaupt sollte diesbezüglich mal was geändert werden.:wut: LG kiki
 
Hi,
in der chirurgischen Orthopädie,wo ich als KPH einige Jahre gearbeitet hatte,gab man unseren Patienten nach Hüft TEP's und Knie TEP's, Dipidolor oder Tramal am Folgetag und später dann 3 mal eine Ibuprofen 600 Tbl.LG kiki
 
Hallo Kiki,

diese von dir genannten Patientengruppen sind aber sicher nicht präfinal!
 
Ich arbeite auf einer Palliativ Station... Wir geben unseren Patienten in der finalen Phase den Bedarf an Schmerzmedikation angepaßt an die Tagesdosis... Was ich toll finde, daß die Patienten bei uns nicht nur was gegen die Schmerzen sondern auch gegen Angst bekommen...
Das war auf der chirurgischen Station, auf der ich früher gearbeitet habe, beides leider unüblich....
 
Hallo

Bisher hatte ich hauptsächlich auf unserer ehemaligen onkologischen und jetzt allgemein internistischen Station mit präfinalen Patienten zu tun. Dort hat jeweils eine sehr wirksame Schmerztherapie stattgefunden. MSI-Perfusoren wurden da recht großzügig angeordnet - aber immer auch zu recht.

Tja, das Problem der ambulanten Pflege, welches hier schon desöfteren geschildert wurde, kenne ich leider auch. Vielleicht haben Hausärzte einfach Angst, dass sie die möglichen Nebenwirkungen von Morphin nicht gut genug überwachen können.
Allerdings muss man auch sagen, dass es trotzdem genug Hausärzte gibt, die eine sinnvolle Schmerztherapie verordnen.
 

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