Rechtliche Situation bei Einsatz eines Bettgitters oder ähnliche Maßnahme

stormrider

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ex. Krankenschwester + MFA
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Psychiatrie-Praxis und. amb. Pflege
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Praxisleitung
Situation:
Patient, Hemiplegie rechts, armbetont, normalerweise benötigt er Hilfe um auf die Seite zu gelangen, schafft es , nachts über die rechte Seite aus dem Bett zu fallen. Eine eigentlich sehr unwahrscheinliche Situation aber manchmal passiert auch etwas unwahrscheinliches. Patient ist extrem ängstlich will alles möglichst gut abgesichert haben, Vernunft ist nicht wirklich vorhanden, da die Denkprozesse aufgrund des Apoplexes gestört sind.
Patient lebt alleine, wird täglich mehrfach versorgt, hat kein Pflegebett mit Gitter, sondern ein Pflegebetteinsatz in seinem normalen Bett ohne Gitter. Er wäre in der Lage das Bett von alleine zu verlassen, tut er aber nicht aus Angst. Angst ist ein großes Problem bei ihm und reduziert ihn enorm. Er will nicht ins Heim, nur langsam wird die Situation wirklich schwierig mit ihm.

Veränderungen will er nicht, ergo kein Pflegebett mit Gitter machbar. Er will einen Toilettenstuhl vor die Seitenfläche gestellt bekommen. Halte ich für sehr gefährlich, da dieser Stuhl einen Absturz nicht sicher verhindert und es bei ihm durchaus zu Verletzungen kommen kann. Er nimmt gerinnungshemmende Mittel. Mein Vorschlag war, zur Sicherheit den Boden vor dem Bett abzupolstern.

Wie ist hier die rechtliche Situation zum Thema Fixierung? Zu berücksichtigen ist, dass der Mann alleine lebt und die nächste Person die ihn sieht, dann morgens zur Pflege kommt. Darf man in so einem Fall überhaupt eine Fixierung mittels Bettgitter oder ähnlichem machen, selbst wenn der Patient dies verlangt und unterschreiben würde? Unterschreiben würde er, aber er kann sicher die evtl. Folgen nicht überblicken.
 
Wie ist hier die rechtliche Situation zum Thema Fixierung? Zu berücksichtigen ist, dass der Mann alleine lebt und die nächste Person die ihn sieht, dann morgens zur Pflege kommt. Darf man in so einem Fall überhaupt eine Fixierung mittels Bettgitter oder ähnlichem machen, selbst wenn der Patient dies verlangt und unterschreiben würde? Unterschreiben würde er, aber er kann sicher die evtl. Folgen nicht überblicken.
Wenn er selber einwilligt, wäre es rechtens; allerdings schwierig mit jemandem, der nicht orientiert ist. Dann müßte ein Betreuer eingeschaltet werden.
Ansonsten nur über Gerichtsbeschluß, siehe
Fixierung – PflegeWiki
 
fixierungen bei einer person, die nicht nur keinerlei permanente aufsicht hat, sondern die für sie zuständigen betreuungspersonen vermutlich nur morgens, einmal am tag, trifft ???
womöglich den rest des tages gar niemanden mehr sieht ?

wie auch immer eine solche fixierungsmodalität beschaffen sein würde, es wäre unmenschlich !
vom juristischen standard mal ganz abgesehen.
kenne mich da mit den deutschen paragraphen nicht sonderlich aus, kann mir aber nicht vorstellen, dass eine zwangsmassnahme diesen ausmasses und unter diesen umständen rechtlichen bestand haben kann...

im anhang von Martin H. geht ja auch deutlich hervor, dass eine engmaschige überwachung unabdingbar ist !
 
fixierungen bei einer person, die nicht nur keinerlei permanente aufsicht hat, sondern die für sie zuständigen betreuungspersonen vermutlich nur morgens, einmal am tag, trifft ???
womöglich den rest des tages gar niemanden mehr sieht ?
Es kommen mehrfach Personen am Tag zu ihm für die Versorgung, z.B. Mahlzeiten bereiten. Er ist nicht bettlägerig, kann sich schon durch die Wohnung bewegen. So wie das derzeit läuft ist es von ihm gewünscht. Der Pflegedienst kommt morgens und die restlichen Einsätze werden von einer Privatpflegerin absolviert, da er eigentlich keinen Pflegedienst will.

wie auch immer eine solche fixierungsmodalität beschaffen sein würde, es wäre unmenschlich !
vom juristischen standard mal ganz abgesehen.
Das sieht er anders, er will nachts fixiert werden damit er nicht mehr aus dem Bett fällt. Ist jetzt in 6 Jahren das 1. Mal das das passiert. Solche Ereignisse schocken ihn immer total und er will alles tun damit das nicht passiert, auch wenn die ausgedachten Aktionen nicht machbar sind oder unsinnig.

kenne mich da mit den deutschen paragraphen nicht sonderlich aus, kann mir aber nicht vorstellen, dass eine zwangsmassnahme diesen ausmasses und unter diesen umständen rechtlichen bestand haben kann...
So sehe ich das auch.
 
Danke Martin H. ich werde das mal ausdrucken. Das sagt ja eigentlich alles aus.
Der alte Mann müßte ins Heim weil die Situation langsam immer schwieriger wird.
 
Danke Martin H. ich werde das mal ausdrucken. Das sagt ja eigentlich alles aus.
Gern geschehen.
Habt ihr denn mit dem Hausarzt schon mal drüber gesprochen? Also auch über die Verschlechterung seines Zustandes?
 
Der Hausarzt ist involviert. An den langsamen Abbauprozessen ist nichts zu ändern. Der Mann wird jetzt 87. Der Schlaganfall war vor 8-9 Jahren. Insgesamt gesehen ist die Wesensstruktur des Mannes leider nicht so, dass er darauf aus ist, das bestmögliche aus seiner Situation zu machen.
Er könnte wesentlich besser laufen wenn er das regelmäßig trainiert hätte. Er wäre wesentlich beweglicher, wenn seine Maxime nicht wäre, möglichst viel Bequemlichkeit zu haben. Er will niemanden fest in seinem Haus haben. Er hat sich nur das erarbeitet was er unbedingt können muß um in seinem Haus alleine zu sein. Das heißt durch die Zimmer gehen können und zur Toilette gehen. Er bewegt sich möglichst wenig.
Geistig wirkt er erst einmal fit. Erst wenn man ein wenig mit ihm zusammen arbeitet, merkt man, dass er nicht wirklich Folgen abschätzen kann, nur den Gedanken an die Gegenwart hat.

Das aber irgendwann ein Punkt erreicht ist, wo alleine sein nicht mehr geht, will er nicht verstehen.
 
Die Fixierung in der häuslichen Umgebung ist sicherlich eine andere Maßnahme (andere rechtliche Vorgaben) als in einer stationären Einrichtung.

Bettseitenteile zu schließen scheint mir nach einem Sturz überzogen, ich würde ihm anbieten, unter die Matratze eine Wolldecke zu legen, so dass er die Erhöhung spürt und die Bettkannte bemerkt (du schreibst ja er ist aus dem Bett gefallen).Eine Sturzmatte vorm Bett könnte auch eine Möglichkeit sein.

Nun kenne ich den Herrn ja nicht, du schreibst er habe vor allem Angst, da wäre auch die räumliche Veränderung, wie auch immer diese aussehen kann ein großes Angstpotential. Vielleicht wäre eine Option ihn noch mal zu Krankengymnastik/Ergotherapie zu motivieren um seine Beweglichkeit zu verbessern. Maybe hat der Hausarzt auch was angstlösendes für ihn. Den ganzen Tag immer in Angst zu leben stelle ich mir sehr schwierig vor.

Susanne
 
Kann man das Bett nicht an eine Wand schieben?

ja, manchmal sind die einfachsten lösungen vielleicht die allerbesten.... man kommt nur nicht immer gleich drauf, weil man manchmal in seiner tatsächlichen wie angenommenen professionalität die wand vor lauter matratzen nicht sieht...
 
Bettseitenteile zu schließen scheint mir nach einem Sturz überzogen, ich würde ihm anbieten, unter die Matratze eine Wolldecke zu legen, so dass er die Erhöhung spürt und die Bettkannte bemerkt (du schreibst ja er ist aus dem Bett gefallen).Eine Sturzmatte vorm Bett könnte auch eine Möglichkeit sein.
Die Sturzmatte wird das Mittel der Wahl werden denke ich. Matratzenerhöhung wird schwierig, er hat eine Tempur Matratze die sehr viel kompensiert. Er schafft es dann nicht mehr ins Bett, da ihn selbst kleine Veränderungen völlig irritieren. Ihn ins Bett zu heben ist extrem schwierig, da er grundsätzlich dagegen arbeitet.

Nun kenne ich den Herrn ja nicht, du schreibst er habe vor allem Angst, da wäre auch die räumliche Veränderung, wie auch immer diese aussehen kann ein großes Angstpotential.
Klar da gibt es immer Hürden zu überwinden. die letzte Hürde war die Anschaffung eines guten Fernsehsessels mit Aufstehhilfe. Jetzt ist er aber heilfroh, dass sich durchgesetzt wurde. Die Leute die mit ihm zusammen arbeiten können sehr gut einschatzen was er schaffen kann und was nicht. Er sagt grundsätzlich immer "Kann ich nicht." selbst wenn er die Aktion dann doch ausführt und dann ganz erstaunt ist, wenn man ihm das vor Augen führt.

Vielleicht wäre eine Option ihn noch mal zu Krankengymnastik/Ergotherapie zu motivieren um seine Beweglichkeit zu verbessern. Maybe hat der Hausarzt auch was angstlösendes für ihn. Den ganzen Tag immer in Angst zu leben stelle ich mir sehr schwierig vor.
Ergo wurde jetzt gecancelt weil er nicht mehr will. Bringt auch nicht mehr wirklich was weil ihm die Therapieeinheiten zu lang sind. Er will höchstens noch 10 Min. gefordert werden, obwohl vom Zustand viel mehr gemacht werden könnte. KG bekommt er 2x wöchtl. ohne nennenswerten Erfolg, obwohl dies eine sehr erfahrene Kraft durchführt die wirklich nichts unversucht läßt.

Grundsätzlich läßt jeder der ihn betreut, kleine ergotherapeutische Einheiten mit einfließen. Er muß grundsätzlich alle Wege selbst laufen im Rahmen der Versorgung. Es wird das größtmögliche an Mobilisation getan was machbar ist.
 
Aber dann ist doch auch nur eine Seite geschützt und er kann zur anderen immer noch rausfallen?

Wenn ich richtig verstanden habe, ist er über die gelähmte Seite rausgefallen. Also könnte ich mir vorstellen, wenn man diese Seite vor dem Rausfallen sichert und er somit immer noch auf der anderen Seite aufstehen kann und / oder sich an der Bettkante festhalten und orientieren, es eine Lösungsmöglichkeit wäre.
 
Es ist ein Doppelbett. Er würde es nicht schaffen über das andere Bett zu rutschen zum aufstehen, denn eigentlich kann er sich auch nicht drehen, bewußt macht er das auf jeden Fall nicht. Der Betroffene hat immer jede Veränderung abgelehnt sodaß natürlich kein Umbau des ehelichen Doppelbettes erfolgte, bis auf einen Einsatz der krankenpflegebettähnliche Funktionen hat. Ihr kennt die sicher alle. Auf der anderen Seite schlafen lehnt er ab, da müßte man sich umstellen. Er ist extrem unflexibel. Außerdem ist es dort sehr eng. Verschieben der Betten geht nicht weil es sich hier um ein Doppelbett mit größeren Umbauten handelt.

Einziger Vorteil, das Bett ist recht niedrig und auch das Matratzenteil läßt sich recht tief heruntre fahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
will er nicht verstehen.

Würde fast sagen, er lehnt es ab, zu verstehen (Vielleicht, sieht er da hinter die Konsequenzen, er wird sich weigern, sie anzunehmen. Verlust der Autonomie, der Selbstbestimmung, usw.).

Er hat zwischen 60 - 65 Jahren selbst bestimmt gelebt. Vielleicht hat er Angst, die Selbstbestimmung über sein Leben zu verlieren.
Das er Hilfe annehmen muss behagt ihn nicht sehr, er arbeitet bei den therapeutisch sinnvollen Übung, auch nicht richtig mit.

Auf der anderen Seite schlafen lehnt er ab, da müßte man sich umstellen.

Hat da vorher seine Frau geschlafen?
Vielleicht rührt daher die Ablehnung, die Bettseite zu wechseln.
 
Selbstbestimmt leben funktioniert schon lange nicht mehr. Er wirkt auf die Menschen, die ihn nicht regelmäßig um sich haben, sehr strukturiert und überlegt und jeder sagt er ist geistig voll dabei.
Wenn man da ganze näher betrachtet merkt man, dass er nicht mehr wirklich logische Schlüsse ziehen kann. Verknüpfungen bilden geht auch nicht. Er denkt "eindimensional". Problem ist aber auch, dass er viel zuviel abgenommen bekommt, anstatt das er sich selbst bemühen muß.

Hilfe annehmen ist für ihn nicht unbehaglich, Hilfe annehmen bedeutet für ihn größtmögliche Bequemlichkeit. Sein Hauptziel ist mit möglichst wenig Aufwand von seiner Seite seine Wünsche erfüllt zu bekommen.

Kleinste Änderungen machen erhebliche Probleme. Er hat z.B. für jeden Sitzplatz eine bestimmte Art aufzustehen. Wenn das nicht geht kann er nicht aufstehen. Auch wenn er an einem anderen Sitzplatz genauso aufstehen muß wie das dann notwendig wäre. Schon das Einsetzen von Gelsohlen in den Schuhen hatte dazu geführt, dass er nicht mehr gehen konnte. Er kann natürlich damit gehen aber jede kleinste Änderung ist immer ein Kampf mit ihm.

Sein Lieblingssatz ist "Kann ich nicht". Es mag es zu manipulieren. Lebt in seiner kleinen Rentnerwelt und versteht nicht, das andere Menschen ein großes Spektrum an Arbeiten zu erledigen haben und nicht jederzeit abrufbar sind.

Das andere Bett will er nicht nutzen weil er dann umdenken muß. Die Bewegungsabläufe sich ändern. Er ist extrem unflexibel.
 
@stormrider, es liest sich für mich so, dass du ihm die volle Orientiertheit nicht abnimmst. Dies kann ja in einem Test geklärt werden. Dass er unflexibel ist, hat damit doch nichts zu tun.
Warum darf ein 87jähriger Mann mit Z.n. Apoplex nicht das Bedürfnis nach strikten Strukturen haben? Wofür die Geleinlagen? Warum soll er überall auf die gleiche Art aufstehen? Für IHN ist es sicher nicht nur eine andere Stelle, sondern auch eine andere Sitzposition, die anders angegangen werden muss.
Natürlich nervt dies die Pflege, aber er versucht verzweifelt zu leben - dort wo er will und so, wie er will.
 
@stormrider, es liest sich für mich so, dass du ihm die volle Orientiertheit nicht abnimmst. Dies kann ja in einem Test geklärt werden. Dass er unflexibel ist, hat damit doch nichts zu tun.
Weil ich ihn seit Jahren kenne, sehe wie er diverse Probleme lösen will. Oft muß dann eingegriffen werden um Unheil, in welcher Form auch immer, abzuwenden.
Warum darf ein 87jähriger Mann mit Z.n. Apoplex nicht das Bedürfnis nach strikten Strukturen haben? Wofür die Geleinlagen? Warum soll er überall auf die gleiche Art aufstehen? Für IHN ist es sicher nicht nur eine andere Stelle, sondern auch eine andere Sitzposition, die anders angegangen werden muss.
Natürlich nervt dies die Pflege, aber er versucht verzweifelt zu leben - dort wo er will und so, wie er will.
Natürlich darf er das. Es darf aber nicht zu "statisch" werden.

Beispiel:
Nachmittagsschlaf im Fernsehsessel. Er ist sehr kälteempfindlich und will trotz 24 Grad Raumtemp. eine Decke haben. Er kann sich selbst zudecken, wenn er eine bestimmte Vorgehensweise einhält. Wird er jetzt tagtäglich zugedeckt, weiß er nicht mehr, wie er das alleine schaffen kann. Alltägliche Aktionen müssen immer wieder trainiert werden. Er ist absolut nicht in der Lage, sich zu überlegen, wie er eine bestimmte Aktion ausführen kann.

Geleinlagen:
Weil er den ganzen Tag in festen Schuhen laufen will. Sein re. Fuß neigt zu Dekubiti. Es gab schon einen arteriellen Verschluß an dem Bein, mit der Folge, dass ein Zeh entfernt werden mußte. Die Geleinlagen haben die Dekubitusgefahr deutlich reduziert. Aktuell läuft er sowieso noch mit einem Verbandsschuh herum. Es hat 4 Wochen gedauert, bis er mit dem Schuh endlich laufen konnte. Am liebsten würde er lieber heute als morgen auch am re. Fuß wieder einen festen Schuh tragen, das ist aber derzeit einfach nicht möglich. Selbst Schuhe wechseln ist schon ein Problem wegen minimaler Veränderungen beim gehen. Es ist wirklich extrem mit ihm, habe ich so noch nie erlebt.

Wenn alles nicht zu "statisch" wird, sind diese "Verlerneffekte" wesentlich geringer.

Er will eben alleine leben. Da muß man zumindest noch alleine auf Toilette gehen können, zumal er gerne alle 2 Std. auf Toilette geht, damit er es rechtzeitig schafft. Inkontinenzmaterial mag er nicht. Vorlagen kann er einhändig nicht mehr händeln, was ich auch verstehen kann.
 
Hallo stormrider,

mein Mann und ich kennen solch Situationen nur zu gut. Warum?

Die Eltern (Vater - 84 Jahre alt, Mutter - 78 Jahre alt)von meinen Mann sind zur Zeit anstrengend.

Die Mutter hat eine voran schreitende Demenz und der Vater will selbst bestimmt leben.

Die Mutter hat stark abgenommen und ist gang unsicher. Wir haben ihr Trinknahrung (hoch kalorisch) mitgebracht.
Der Vater machte ein riesiges Theater. Er sagte:"Iiih, so was kann man doch nicht trinken. Das ist doch voll ekelig.
Da wird einen doch schlecht von".
Wir erklärten ihn, wo für die Trinknahrung sein soll und das die Mutter zu wenig an Essen zu sich nimmt (Was er selbst schon beklagt hat und sie auch selbst zu gibt. Sie sagt:"Manchmal habe ich einfach keinen Hunger mehr und dann esse ich auch nichts).

Hier kommt der Hammer:
Die Mutter ist unruhig und läuft oft hin und her. Das nervt ihn fürchterlich. Er war mit ihr beim Neurologen / Psychiater und der hat ein Psychopharmaka verschrieben. Schwiegervater hat das Rezept nicht eingelöst.
Dafür gibt er seiner Frau, am späten Nachmittag lieber ein Glas Wein, ca. 250 ml - 300 ml) und dann nochmal zum Abend hin die gleiche Menge an Wein.

Ich mag meinen Schwiegervater.
Ja, er ist eigensinnig, will keinen Rat annehmen, will das Leben so gestalten - wie er das möchte und es für richtig hält. Er hat ein schweres Leben, hinter sich gebracht (er hat viele seelischen Verletzungen, ertragen und verarbeiten müssen).
Er lässt nur sehr widerwillig Hilfe (ambulanter Pflegedienst vor Ort, Hausnotrufdienst, Reinigungskraft, Badewannenlifter, Hebelifter) zu.

Wenn wir öfter zu Besuch, bei ihnen sind, fragt er, ob wir ihn jetzt kontrollieren wollen.

Es ist für uns, eine schwierige Gratwanderung; zwischen einen Ratschlag geben und ihn zu bitten die Hilfsmaßnahmen anzunehmen.

Es ist schwer, der ganzen Situation zu sehen zu müssen und nicht korrigierend eingreifen zu können.

Es grüßt Dich

pepita - sheep


Selbstbestimmt leben funktioniert schon lange nicht mehr. Er wirkt auf die Menschen, die ihn nicht regelmäßig um sich haben, sehr strukturiert und überlegt und jeder sagt er ist geistig voll dabei.

Klar. Er versucht die Fassade aufrecht zu erhalten.

Wenn man da ganze näher betrachtet merkt man, dass er nicht mehr wirklich logische Schlüsse ziehen kann. Verknüpfungen bilden geht auch nicht.

Klar. Du bist ja auch vor Ort und erkennst seine Defizite.

Problem ist aber auch, dass er viel zuviel abgenommen bekommt, anstatt das er sich selbst bemühen muß.

Wer nimmt ihm welche Sachen ab, um die er sich selber kümmern könnte?

Kleinste Änderungen machen erhebliche Probleme. Er hat z.B. für jeden Sitzplatz eine bestimmte Art aufzustehen. Wenn das nicht geht kann er nicht aufstehen. Auch wenn er an einem anderen Sitzplatz genauso aufstehen muß wie das dann notwendig wäre. Schon das Einsetzen von Gelsohlen in den Schuhen hatte dazu geführt, dass er nicht mehr gehen konnte. Er kann natürlich damit gehen aber jede kleinste Änderung ist immer ein Kampf mit ihm.

Vielleicht sagt er sich auch, das habe ich schon immer so gemacht und will es nicht ändern (keine Einsicht, Sturheit, Bequemlichkeit).

Lebt in seiner kleinen Rentnerwelt und versteht nicht, das andere Menschen ein großes Spektrum an Arbeiten zu erledigen haben und nicht jederzeit abrufbar sind

Vielleicht möchte er einfach im Mittelpunkt stehen. Was mit anderen Menschen ist, welche Arbeitsbelastungen sie
haben, das blendet er sehr wahrscheinlich aus. Er denkt sich wahrscheinlich, wenn ich rufe, so müssen sie mir sofort helfen und zur Stelle sein.
 
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