"Pflicht" zur Pflege?

Emely

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mich würde mal interessieren was für konsequenzen das bringen würde, wenn man bei abartig bösen menschen wie z.b. josef fritzel ( der ja seine tochter jahrelang vergewaltigte) sagen würde, dass man nicht bereit ist die zu pflegen. ich könnte meine emotionen momentan nicht einschätzen wenn der bei mir im kh zu pflegen wäre.
da ist wut und ekel in sehr großer stärke vorhanden
was meint ihr nur rein rechtlich und theoretisch dazu?
:gruebel:
 
Irgendeiner muß es doch machen.

Rechtlich gesehen wäre das Arbeitsverweigerung mit den entsprechenden Konsequenzen.
 
ich denke, das dies dann Arbeitsverweigerung ist.

Was anderes ist natürlich, wenn du durch einen Pat sexuell belästigt wirst oder ähnliches.
 
Man erwartet von dir als PflegeFACHkraft die Fähigkeit zur Distanz. Du sollst ihn lediglich versorgen und dabei darauf achten, dass deine Abneigung sich nicht in deiner Körpersprache zeigt- z.B. grober Umgang. Es verlangt niemand von dir, dass du eine Nähe zu diesen Menschen aufbaust.

Ich muss mich z.B. echt zusammen nehmen, wenn ich jemanden versorgen muss, der im Rausch eine Autounfall verursacht hat, bei dem Menschen den Tod fanden.

Elisabeth
 
Hallo
In einer früheren Klinik hatten wir ein extra Sicherheitszimmer für Schwerstverbrecher, für große Operationen. Die Kerle waren übel drauf und hatten noch üblere Sachen auf dem Kerbholz. Es waren immer 2 Polizisten vor Ort. Grundsätzlich galt bei uns die Regel der Freiwilligkeit. Wer sich nicht in der Lage fühlte so einen Patienten professionell zu Versorgen der musste es auch nicht. Es war immer ausreichend Personal da das sich bereit erklärte die Pflege zu übernehmen.
Rechtlich ist man verpflichtet seine Arbeit zu tun, egal was der Patient angestellt hat. Grundgesetz- alle Menschen sind gleich.
Alesig
 
Wir haben ab und zu auch Patienten die in der JVA "wohnen". Ich will gar nicht wissen was die gemacht haben. Ich will auch nicht wissen ob die in Sicherheitsverwahrung sind etc. Ich geh da rein, mach meine Arbeit. Behandel die wie andere auch.
 
Ich werfe mal einen Satz in den ring, der sicher hier einge aufbringt, aber ich frage euch alle: Wisst ihr immer wen ihr vor euch habt?
Ok, bei Herrn Fritzel ja, aber was ist mit dem netten eloquenten total sympathieschen alten Herrn Jahrgang 1918, der im 2. Weltkrieg ein russisches Dorf liquidiert hat?
Was ist mir der Patientin, die ihre Kinder mißhandelt hat, dass eines sogar gestorben ist?
Was ist mit dem Mann, der bei euch auf Station liegt und der als Jugendlicher seine Mitschüler um Schutzgeld erpresst hat?
Oder dem, der jedes Jahr in die 3. Welt reist und dort Kinder mißbraucht, oder die liebende Tochter, die ihre Eltern hingebungsvoll pflegt, ihnen aber die Medikamente nicht oder in falscher Dosis gibt, so dass sie krank werden oder sterben?
Leute, man sieht nur das Gesicht des Patienten, aber nicht die Gedanken und man kennt, glücklicherweise auch nicht alle Details ihres Privatlebens.

Da gehe ich immer innerlich auf Distanz und wenn ich mal einen Patienten habe, wo der Mann in Uniform vor der Tür sitzt, dann weiß ich er wurde bei seinen Starftaten erwischt, was ist mit denen, die so davon kommen?
Ich bilde mir ein, ich habe Menschenkenntnis, aber oft werde ich auch überrascht...
 
Hallo,
auch wir müssen pflegen "was kommt"!
Manchmal haben wir ebenfalls Pat. die aus dem Gefängnis kommen, mit Wärtern/Wächtern vor der Tür, rund um die Uhr.
"Gullydeckelmörder", Frauenschänder usw.
Sie liegen mit Handschellen fixiert im Bett, ebenso fixiert an einem Fuß.
Laut unserer Schüler und einigen Mitarbeitern sind die ja "sooo nett!"
Ja gehts denn noch?
Tja, sooo nett, dass sie jemanden umgebracht oder sexuell missbraucht haben. Das ist dann meine Antwort darauf!
Abschalten, Pflege am Bett und sonst nichts.
Die meisten dieser Patienten wirken eben auch nett. Aber davon "einlullen lassen?" Nein Danke!!!
 
...
"Gullydeckelmörder", Frauenschänder usw.

Woher die Info?? Soweit ich mal mitbekommen habe, dürfen die Vollzugsbeamten keine Angaben über die Verbrechen machen. Auch da gibt es Schweigepflicht

...
Laut unserer Schüler und einigen Mitarbeitern sind die ja "sooo nett!"
Ja gehts denn noch?
...

Ich will solche Menschen net verharmlosen, aber was spricht dagegen, dass sie von ihrer Art her nett sind? Sie haben ein Verbrechen begangen und haben ihre Strafe erhalten und verbüßen sie. Deswegen soll man mit ihnen kein vernünftiges Wort wechseln dürfen?
Ich hatte in der Ausbildung mal einen Pat. der einen Menschen getötet hatte. Soweit die Info der Kollegen, ich habe mich dann mal mit dem Mann bei der GKW unterhalten und so kam raus, dass es eine Affekthandlung war und dass er seine Tat sehr bedauere. Diese Aussagen waren sehr glaubhaft. Auch Verbrecher sind Menschen (o.k. bei manchen Taten könnte man das bezweifeln, keine Frage) und sollten so behandelt werden, vor allem wenn man die Hintergründe der Taten nicht kennt und die kennt sicher niemand genau.

Außerdem kann man den Betrag von aquarius2 nur unterschreiben. Was meint Ihr wieviele "Verbrecher" wir im Jahr behandeln, deren Verbrechen nur nicht an die Öffentlichkeit kommen.
 
allo ihr Lieben

ich habe in einem Pflegeheim ein Ehepaar versorgt, bei denen den Mann seine eigene Frau als Jüdin verraten hat. Die Frau und die Kinder kamen ins KZ, die Kinder starben.

Nach dem Krieg lebte das Ehepaar noch jahrzehntelang zusammen. Erst durch die Demenzerkrankung der Frau haben wir dann davon erfahren.

Sollte der Mann jetzt nicht gepflegt werden?

silverlady
 
Hallo,

wie bereits mehrfach richtig festgestellt, wäre eine Verweigerung der Pflege ein Verstoß gegen die arbeitsvertraglichen Verpflichtungen mit den entsprechenden Auswirkungen.

Nach unserem Rechtssystem obliegt die "Bestrafung" von Verbrechern den Gerichten und sonst niemand anderem.

Stell dir mal vor, ein Arzt verweigert die Hilfeleistung - er dürfte danach weder noch als Arzt praktizieren und hätte zusätzlich ein Strafverfahren zu befürchten.

So schwer es auch fällt, sollte man daher auch solchen Fällen professionell gegenübertreten.

Gruß

medsonet.1
 
die Frage war ja wie es rechtlich/theoretisch aussieht
viele Meinungen waren aber meiner Meinung nach sehr emotional unterlegt...
wäre eher vielleicht ein neues Thema:
"haben es Menschen die solches oder jenes getan haben, verdient, von uns gepflegt zu werden?"


somit mach ich mal Schluss mit OT:

Kann mich meinen ersten Vorrednern nur anschließen

Wenn du die Pflege aus verschiedenstlichen Gründen nicht übernehmen kannst/willst, musst du das halt mit deinen Kollegen besprechen und jemand anderen als Vertretung finden.
Aber einfach so verweigern geht nicht.
Jeder Mensch hat Recht auf angemessene Pflege.


Gruß,
USA-Frosch
 
Es finden sich sicher Wege, sich von solchen Patienten fern zu halten. Es ist auch ein Zeichen sozialer Kompetenz sich solcher Prozesse bewußt zu werden.
 
Ich bin Krankenschwester, kein Richter.
Ich denke, daß Menschen, die ihre Strafe absitzen damit genug bestraft sind. Ich habe zb. auch einen Brieffreund in Huntsville. Der verbüßt dort seine Strafe, er ist auch schuldig und ich beschönige da nichts, aber es bleibt ein Mensch, der viele Facetten hat. Dadurch, daß er in einer Zeit in der er Drogenabhängig war einen Mord begangen hat, hat er nicht jede menschliche Seite verloren. Und nach 20 Jahren im Deathrow hat sich da einiges verändert, wenngleich das wohl in der Art weitergegangen wäre, ohne inhaftiert worden zu sein. Wer weiß wieviele abgrundtief böse Menschen wir schon gepflegt haben. Oder siehst Du unter Deinen Patienten einen Kinderschänder, einen Tierquäler und ähnliches? Nur dadurch, daß der Mensch überführt wurde, wird er kein anderen Patient als einer der noch nicht erwischt wurde, nicht verurteilt wurde. Ich frage auch bei Strafgefangenen die wir bekommen, nie nach dem Grund, weshalb der einsitzt. Den möchte ich möglichst nicht wissen.
Ich würde ihn aber nicht in meinem Zuhause pflegen wollen. Und auch aus einer kranken alten Omi wird nicht plötzlich ein "guter" Mensch, nur weil die dann plötzlich am Ende ihres Lebens dort liegt. Aber wie oft verurteilen wir manchmal die Verwandtschaft, die nicht kommen möchte? Manchmal mag es dafür Gründe geben. Liebe Grüße fearn
 
Hallo,

wie bereits mehrfach richtig festgestellt, wäre eine Verweigerung der Pflege ein Verstoß gegen die arbeitsvertraglichen Verpflichtungen mit den entsprechenden Auswirkungen.

Nach unserem Rechtssystem obliegt die "Bestrafung" von Verbrechern den Gerichten und sonst niemand anderem.

Stell dir mal vor, ein Arzt verweigert die Hilfeleistung - er dürfte danach weder noch als Arzt praktizieren und hätte zusätzlich ein Strafverfahren zu befürchten.

So schwer es auch fällt, sollte man daher auch solchen Fällen professionell gegenübertreten.

Gruß

medsonet.1


Ich hätte es nicht besser formulieren können!!!
 
ich möchte nur klarstellen:
ich hatte nicht vor in solchen fällen arbeit zu verweigern.
man geht da intuitiv im ersten moment doch mit anderen gefühlen ran wenn jmd jahrzehntelang sowas gemacht hat.
letztenendes muß man einen knopf drücken und das geschehene ausblenden
 
Ich hatte damals eine Freundin die von drei Männern brutal vergewaltigt ,gedrosselt,geschlagen und ermordet wurde!!!

Auch wir wurden gefragt wie wir mit "solchen" Patienten umgehen würden , alle waren der Meinung er/sie verdient die selbe Pflege.

Ich auch!!!!

-aber gerade deshalb würde ich diese Person nicht Pflegen, da ich genau weiss ---- es wäre mir nicht möglich.

Ich pflege immer mit Liebe, ich freue mich immer meine Pat. zu sehen und helfe/unterstütze gern ,
aber bei diesem wissen würde ich es nicht gern tun und mich auch nicht freuen, ich wäre anders bestimmt ruhiger ,bestimmt würde ich nur meine AUFGABEN ERLEDIGEN und so schnell wie möglich aus den Raum gehen.. So eine Pflege hat Niemand verdient.

Ich hoffe doch das ich nie von einem Pat. soeine Vergangenheit erfahre!!

Ich finde Schwäche zu zeigen ist auch eine gewisse Stärke.
 
Irgendwen wirst du schon finden, der sich um diese Leute kümmert, wenn du Nachtdienst hast wird das jedoch zum Problem.
Aber man muß ja auf Distanz gehen und die Leute so behandeln wie die Stewardess ihre Gäste.
Schlimm finde ich es, wenn Kollegen dann anfangen mit solchen Patienten zu diskutieren:motzen:
 
Brutale Frage: Was wäre, wenn man seinen eigenen Peiniger pflegen müsste?
 

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