Körperpflege lernen: an Dummys oder unter den Azubis?

Hi,
natürlich sind Wahrnehmungen immer subjektiv. Ich denke jedoch schon, dass jeder sich vorstellen sollte, und zwar mittels Durchführung an der eigenen Person, wie es sich für ihn selber anfühlt. Auch wenn das "Erahnen" keine sichere Aussage bringt, ist es eine Erfahrung für einen selber. Die Lehrkräfte sollten bei den Probanten ruhig auch die "klassischen" Fehler einbauen, damit dort eine Selbsterfahrung stattfindet, z.B. ohne Abdeckung von Beginn der Körperpflege bis zum Ende. Ich denke, das könnte zumindest die Sensibilisierung in Bezug auf Schamgefühl etc. etwas steigern.
Natürlich sollte das gegenseitige Ausprobieren eine freiwillige Geschichte sein und mir ist auch klar, dass viele gegen ihre Überzeugung mitmachen, weil sie nicht vor ihrem Kurs wie der letzte Looser dastehen möchten. Ich denke jedoch, das es auch etwas bringt.

Gruß
Synapse
 
Ich achte seit einigen Jahren in meinen Seminaren zur BasStim intensiv darauf, dass kein TN glaubt von seiner Erfahrung auf die Erfahrung des anderen schließen zu können. Trotzdem ist dies immer wieder der Fall.

Ergo: die Selbsterfahrung bietet eher Gefahren für den Umgang mit dem Pat.. Es wird zuwenig Hintergrundswissen vermittelt: Wahrnehmungspsychologie, Kommunikationspsychologie, Entwicklungspsychologie usw.. Dadurch fehlt die Möglichkeit einer Reflexion. Es bleibt bei: hat mir gut/ nicht gut gefallen = hat dem Pat. gut/ nicht gut zu gefallen.

Auch bei der Kinästhetik sehe ich dieses Problem. Es wird stets von der eigenen Erfahrung/ Fähigkeit ausgegangen. Nähe und Distanz haben eine untergeordnete Rolle zu spielen. Was mach ich, wenn mir die Nähe einfach zuviel ist als Pat.? Eine Trainerin brachte es mal auf den Punkt: entweder sie bewegen sich so, wie ich es ihen zeige... oder sie bleiben liegen.

Elisabeth
 
Hi.
@Elisabeth: Das heißt, lediglich die Berufserfahrung nach vielen, vielen Körperpflegen am Patienten läßt Dich etwas erahnen, ob das Getane jetzt für den Patienten akzeptabel war oder nicht? Es kann mir ja nicht immer gesagt oder gar gezeigt werden...

Gruß
Synapse
 
Wenn du nur deine Erfahrung nimmst, kannst du nie etwas aussagen darüber, ob der Pat. es gut findet oder nicht. Deine Wahrnehmung ist auf deine Sichtweise eingegerenzt.

Elisabeth
 
also ich habe das nun so verstanden, dass Dich Deine Berufserfahrung, erahnen lässt was der Pat denkt...
 
Guten Morgen,


ich hab das auch so verstanden wie angel..:?:

LG DIana
 
Hi,
nein, ich wollte sagen bzw. kritisch hinterfragen, das nach den vorherigen Aussagen dann ja wohl nur die Berufserfahrung von einem selber und die Erfahrungen, die andere Kollegen gemacht haben, einen erahnen lassen könnten, was ein Patient bei der durchgeführten Körperpflege empfindet.
Gruß
Synapse
 
Wenn du deine Erfahrungen in der Interaktion mit dem Pat. mit dem Pat. selber und den Erfahrungen der Kollegen abgleichst kannst du in etwa erahnen, wie deine Pflege auf Pat. wirken könnte- richtig.


Und nun die Frage: was bringt die einmalige Selbsterfahrung?


Elisabeth
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,
ich denke, in bestimmten Bereichen bringt Selbsterfahrung schon was. Wenn ich bei einem auf Arbeitshöhe gestelltem Bett schon mal einen Wäschewechsel o.ä. selbst ausprobiert habe, kann ICH die Patienten besser vestehen, wenn sie angst haben. Grad wenn man so wie ich Höhenangst hat.

Nur so als Beispiel. Ich sag nicht, dass es jedem Schüler/jeder Pflegeperson was bringt, selbst Sachen auszuprobieren, ich finde für mich es jedenfalls hilfreich, gewisse Situationen selbst schon mal erlebt zu haben. Ich schließ aber nicht gleich von mir auf jeden Patienten, ich kann aber Patienten, die beim Lagern oder Wäschewechsel nach allem greifen, was sie finden können um sich festzuhalten!
 
Ist die Angst durch die Höhenangst bedingt oder durch "falsche" Bewegungsabläufe? Wie definierst du für dich Höhenangst? Wie definiert der Pat. Höhenangst?
Um etwas zu verändern musst du nach der Ursache suchen. Wenn du nur auf deine Wahrnehmung zurückgreifst, wirst du evetuell das falsche Angebot machen.

Elisabeth
 
Ich nehme die Angst bei dem Patienten wahr und nehme ihn mit seinen Ängsten ernst.

Auch wenn ich über Entstehung und Hintergründe oder über seine Definition bescheid weiß, ist es eine Anmaßung dieses ermessen oder beurteilen zu können.

Ich kann mit Selbsterfahrung erahnen wie es sein könnte, diese sensibilisiert natürlich mein eigenes Empfinden und kann mir meine eigene Verletzlichkeit aufzeigen.

Ursachen können manchmal nicht herausgefunden werden, dann heißt es die Symptome von Angst zu lindern, oder der Patient sollte lernen: "Wie gehe ich mit Angst um?"

Manchmal sollte man auch den Deckel von der Ursache drauf lassen. Aber das geht denke ich mal in diesem Thread zu weit.

Liebe Grüße Brady
 
Ich kann mit Selbsterfahrung erahnen wie es sein könnte, diese sensibilisiert natürlich mein eigenes Empfinden und kann mir meine eigene Verletzlichkeit aufzeigen.

Mehr ist nicht möglich. Deshalb finde ich die Selbsterfahrung im Bereich der Wissensvermittlung absolut überbewertet.

Elisabeth
 
Ich kann mit Selbsterfahrung erahnen wie es sein könnte

Als junger und völlig selbständiger Mensch versetze ich mich freiwillig in die Lage. Sollte mir etwas nicht passen, so kann ich diese Situation sofort verändern. Wir hatten am Anfang der Ausbildung auch sowas gemacht, wie z.b. das alle Schüler im Raum liegen, sich nicht bewegen können und nicht reden dürfen, einfach nur so 10 Minuten rumliegen um zu sehen, wie es ist, nichts bewegen zu können. Ich hab mir da eher ne Entspannungsübung draus gemacht, da ich ja wusste, es ist gleich vorbei und ich hätte ja jederzeit aufstehen können... ich kann mich auf so etwas nicht einlassen und daher ist die Selbsterfahrung für mich sinnlos.
 
Als junger und völlig selbständiger Mensch versetze ich mich freiwillig in die Lage. Sollte mir etwas nicht passen, so kann ich diese Situation sofort verändern. .

Gerade das bezweifle ich, wenn ich hier so manche Einstellung lese.

Elisabeth
 
Ich bin mir noch nicht so ganz sicher, ob Selbsterfahrung zum Auftrag einer Krankenpflegeschule gehören sollte.

Auf der einen Seite hat die Schule einen rein pädagogischen Auftrag. Sozialverhalten, bzw. soziale Kompetenz lernt man dann auch im Nebeneffekt.

Keine Schule hat einen therapeutischen Auftrag. Zumal ich nicht weiß, wer gibt solchen Unterricht? Ist das seriös?

Selbsterfahrung ist im psychiatrischen Sinne ein Begriff, der mit dem was ich hier gelesen habe wenig zu tun hat.

Vielleicht liege ich ja falsch, aber ich lasse mich gerne überzeugen...

Liebe Grüße Brady
 
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Jeder Lehrer wird dir sagen, dass die "pädagogische" Selbsterfahrung nichts mit der psychologischen Sicht auf die Selbsterfahrung zu tun hat. Aus ihrer Sicht geht es um Erlernen von Empathie u.ä..
Aus meiner Sicht zeugt der Boom der Selbsterfahrungsübungen in der Ausbildung aber von sehr wenig psychologischem Grundwissen.

Elisabeth
 
Mehr ist nicht möglich. Deshalb finde ich die Selbsterfahrung im Bereich der Wissensvermittlung absolut überbewertet.

Elisabeth

Hi,
schön, jetzt ist das Ganze wenigstens nur noch überbewertet und nicht mehr eine "Gefahr für die Patienten".
Ich bleibe dabei: Es schadet in einigen Fällen gar nichts, wenn jemande eine Erfahrung selber macht, damit er wenigstens für sich einmal ein bestimmtes Erlebnis hatte. Dadurch kommt niemand zu Schaden oder ist gefährdet. Natürlich sollte im Ansatz klar sein, das die eigene Wahrnehmung gar nichts mir der aller anderen Personen zu tun hat (siehe Diskussionen vorher).
Jedoch sollte die Selbsterfahrung nicht so komplett auf den Scheiterhaufen geworfen werden.:lol:

Gruß
Synapse
 
Hallo,
ich möchte mich der Meinung von Synapse einfach nur anschließen, genau meine Meinung!!
 
Ich bleibe dabei, dass eine Selbsterfahrung den Umgang mit dem Pat. nicht verbessert sondern eher problematischer gestalten kann ... schlimmstenfalls sogar gefährden kann.

Und da wir keine gemeinsame Meinung erzeugen können (jeder lebt auf seiner "Wahrnehmungsinsel" *g*) sollten wir es dabei belassen.

Jeder, den ein mulmiges Gefühl beschleicht bei dieser Art der Vermittlung, sollte von seinem Recht der Ablehung Gebrauch machen. Er verpasst nichts.

Elisabeth
 
Hi,
Ich bleibe dabei: Es schadet in einigen Fällen gar nichts, wenn jemande eine Erfahrung selber macht, damit er wenigstens für sich einmal ein bestimmtes Erlebnis hatte. Dadurch kommt niemand zu Schaden oder ist gefährdet. Natürlich sollte im Ansatz klar sein, das die eigene Wahrnehmung gar nichts mir der aller anderen Personen zu tun hat (siehe Diskussionen vorher).
Jedoch sollte die Selbsterfahrung nicht so komplett auf den Scheiterhaufen geworfen werden.:lol:
Gruß
Synapse

Hallo Synapse,
es geht nicht nur um den Schaden für den Patienten. Mal abgesehen davon, dass meine eigene Erfahrung nicht auf die eines Patienten rückschließen lässt und ich aufgrund dessen beim Patienten Fehler mache.
Ein Schüler, der sich genötigt, gedrängt oder was auch immer fühlt, bei einer solchen "Übung mitzumachen kommt durchaus zu Schaden. Er/Sie ist evtl. beschämt und z.T. ziemlich unter Druck. Ich betrachte dies als Schaden. Nicht jeder kann da so einfach drüber weggehen und das so locker und selbstbewußt hinnehmen.
Solche Empfindungen sollte man nicht nur bei Patienten sondern auch bei seinen gesunden Mitmenschen respektieren und sie nach Möglichkeit vermeiden.
Behid
 

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