Hallo
ich mache eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in einem psychiatrischen KH, zur Zeit habe ich meinen ersten praktischen Einsatz auf einer gerontopsychiatrischen Station.
Da ich viele Jahre meinen demenzkranken Vater zu Hause gepflegt habe, besitze ich eine Menge Vorkenntnisse und arbeite auf der Station quasi als "Vollkraft", nicht als Schülerin.
Es ist sozusagen die "Endstation" - zu uns kommen die Menschen, die niemand mehr haben will, weder Familie noch Heime, weil sie laut, aggressiv und unruhig sind.
Ich arbeite sehr gerne auf der Station, ich komme mit den Patienten wunderbar aus. Doch ich habe zunehmend Probleme mit den Kollegen.
Vor einiger Zeit hatte ich Dienst mit einer Kollegin, es war ein Horrordienst. Zimmer wurden "als Erziehungsmaßnahme" abgeschlossen, daraufhin sind einige Patienten regelrecht ausgerastet, weil sie nicht mehr rumlaufen konnten (stundenlanges Schreien, Wut, fremdaggressiv). Insgesamt 3 Patienten wurden als "Strafe" komplett fixiert und mit Medikamenten bis fast zum Koma sediert.
Mehrmals habe ich versucht, das zu thematisieren, doch alle anderen Kollegen meinten nur, so ist sie halt, diese besagte Kollegin, alle wüßten, daß sie den Dienst nicht erträgt auf dieser Station.
Mangels Hilfe und Reaktion habe ich nun diesen Horrordienst offiziell gemeldet. Ergebnis: ich bin der Nestbeschmutzer......
Und es passieren merkwürdige Dinge. Weihnachtsgeschenke von Patienten, die sie mir geschenkt haben (gemalte Bilder, Handarbeiten u.ä.), verschwinden spurlos.
Immer wieder werden nun erst recht Patienten vor meinen Augen fixiert als "Erziehungsmaßnahme", so z.B. bei einer Pat., die regelmäßig einkotet und schmiert. Laut Kollegen nötig, denn sie würde es extra machen und sei nun lieb und gefügig nach der Fixierung.
Das widerspricht meinem Gewissen total. Und auch meinem Verständnis von Pflege auf dieser Station.. Diese Menschen sind uns zu 100% ausgeliefert. Sie können nichts ohne unser Einverständnis tun. Für mich ist es Machtmissbrauch und Gewalt, was da abläuft. Selbst solche Vorfälle wie z.B. die Bitte einer Pat, auf Toilette gehen zu wollen, sie abzuweisen mit dem Kommentar "Sie haben ja eine Schutzhose, da ist es doch egal"......
Bin ich zu stark besaitet und nicht geeignet für diesen Beruf?
Ich liebe meine Arbeit, und ich liebe es auch, mich um die Patienten zu kümmern. Und die Patienten danken es mir auf vielfältige Weise: bei mir essen und trinken sie, bei mir nehmen sie ihre Medikamente ohne Probleme, zu mir kommen sie, wenn sie traurig sind. Ich fahre jeden Tag zur Arbeit und freue mich.
Noch bin ich in der Probezeit. Rein arbeitsmäßig kann mir niemand etwas vorwerfen, laut Beurteilung mache ich meine Arbeit sehr gut.
Doch es belastet mich, wenn ich sehe, wie Kollegen mit diesen (kranken! nicht bösen) Menschen umgehen.
Hat vielleicht einer von euch eine Idee, was ich machen kann/soll?
herzliche Grüße und ein frohes Weihnachtsfest euch allen
marmotte
ich mache eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin in einem psychiatrischen KH, zur Zeit habe ich meinen ersten praktischen Einsatz auf einer gerontopsychiatrischen Station.
Da ich viele Jahre meinen demenzkranken Vater zu Hause gepflegt habe, besitze ich eine Menge Vorkenntnisse und arbeite auf der Station quasi als "Vollkraft", nicht als Schülerin.
Es ist sozusagen die "Endstation" - zu uns kommen die Menschen, die niemand mehr haben will, weder Familie noch Heime, weil sie laut, aggressiv und unruhig sind.
Ich arbeite sehr gerne auf der Station, ich komme mit den Patienten wunderbar aus. Doch ich habe zunehmend Probleme mit den Kollegen.
Vor einiger Zeit hatte ich Dienst mit einer Kollegin, es war ein Horrordienst. Zimmer wurden "als Erziehungsmaßnahme" abgeschlossen, daraufhin sind einige Patienten regelrecht ausgerastet, weil sie nicht mehr rumlaufen konnten (stundenlanges Schreien, Wut, fremdaggressiv). Insgesamt 3 Patienten wurden als "Strafe" komplett fixiert und mit Medikamenten bis fast zum Koma sediert.
Mehrmals habe ich versucht, das zu thematisieren, doch alle anderen Kollegen meinten nur, so ist sie halt, diese besagte Kollegin, alle wüßten, daß sie den Dienst nicht erträgt auf dieser Station.
Mangels Hilfe und Reaktion habe ich nun diesen Horrordienst offiziell gemeldet. Ergebnis: ich bin der Nestbeschmutzer......
Und es passieren merkwürdige Dinge. Weihnachtsgeschenke von Patienten, die sie mir geschenkt haben (gemalte Bilder, Handarbeiten u.ä.), verschwinden spurlos.
Immer wieder werden nun erst recht Patienten vor meinen Augen fixiert als "Erziehungsmaßnahme", so z.B. bei einer Pat., die regelmäßig einkotet und schmiert. Laut Kollegen nötig, denn sie würde es extra machen und sei nun lieb und gefügig nach der Fixierung.
Das widerspricht meinem Gewissen total. Und auch meinem Verständnis von Pflege auf dieser Station.. Diese Menschen sind uns zu 100% ausgeliefert. Sie können nichts ohne unser Einverständnis tun. Für mich ist es Machtmissbrauch und Gewalt, was da abläuft. Selbst solche Vorfälle wie z.B. die Bitte einer Pat, auf Toilette gehen zu wollen, sie abzuweisen mit dem Kommentar "Sie haben ja eine Schutzhose, da ist es doch egal"......
Bin ich zu stark besaitet und nicht geeignet für diesen Beruf?
Ich liebe meine Arbeit, und ich liebe es auch, mich um die Patienten zu kümmern. Und die Patienten danken es mir auf vielfältige Weise: bei mir essen und trinken sie, bei mir nehmen sie ihre Medikamente ohne Probleme, zu mir kommen sie, wenn sie traurig sind. Ich fahre jeden Tag zur Arbeit und freue mich.
Noch bin ich in der Probezeit. Rein arbeitsmäßig kann mir niemand etwas vorwerfen, laut Beurteilung mache ich meine Arbeit sehr gut.
Doch es belastet mich, wenn ich sehe, wie Kollegen mit diesen (kranken! nicht bösen) Menschen umgehen.
Hat vielleicht einer von euch eine Idee, was ich machen kann/soll?
herzliche Grüße und ein frohes Weihnachtsfest euch allen
marmotte



) Das Negative zuerst: Es ist leider nicht die einzige Station, auf der diese Zustände herrschen. Jetzt das Positive: Wir habens geschafft diese Misstände zu beseitigen. Ich war schon in meiner Ausbildungszeit zweimal auf dieser Station. Der erste Einsatz war die Hölle......ähnliche Erfahrungen wie deine.....der Zweite war am Ende meiner Einsatzzeit. Damals hatte ich mit ganz anderen Menschen Dienst. Menschlichen Menschen. Und da wars toll. Danach hab ich mich auf diese Station beworben. Nicht gleich bekommen, aber über ein paar Umwege dann doch dort angekommen. Was mich aber immer wieder fix und fertig gemacht hat, waren aber eben diese respektlosen, unmenschlichen, brutalen, herzlosen Schwestern, von denen es leider nicht nur eine gab. Anfangs war ich zwar entsetzt, aber leider im Gegensatz zu dir nicht mutig genug meinen Mund aufzumachen. Ich hab zugeschaut, nicht mehr geschlafen, Horror vorm Dienst bekommen. Und ein schlechtes Gewissen gehabt den Patienten gegenüber. Dann kam eines Tages eine Schülerin zu mir und hat mir ihr Herz ausgeschüttet. Gleiche Geschichte wie bei dir und bei mir.....und dann hats gereicht, ich bin auf die Barrikaden gegangen und habe gekämpft. Für Patientengerechte Behandlung, für Respekt, gegen Fixationen und Aggressionen usw. Ich habe lange gekämpft. Bestimmt vier Jahre jetzt. Aber ich habe gewonnen. Es gibt keine ungeklärten Hämatome mehr, kaum mehr Fixierungen. Es war hart, aber es ist möglich. Ich habe viele Kolleginnen überzeugen können diesen Kampf zu kämpfen. Also gib die Hoffnung nicht auf. Stationen wie diese brauchen Schwestern wie dich! Die bereit sind für sie bzw. eine würdige Behandlung einzustehen.
