Crede-Prophylaxe sinnvoll?

Arme Schwester

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An alle Ki-Schwestern oder Hebammen!

Eigentlich müssen ja frischgebackene Eltern schriftlich einwilligen, ob die Crede#sche Prophylaxe gemacht werden soll, oder? Hab schon gehört, daß das einfach so als Routine mitgemacht wird.
Ist es überhaupt notwendig, diese zu machen, wenn man aus "geordneten" Verhältnissen kommt???
Danke für eure Antworten!

MFG
;-)
 
Wieso braucht man dazu die Einwilligung der Eltern? Ich kenne das nicht so, wäre aber über eine Quellenangabe sehr erfreut....!
 
Hallo,

Crede Prophylaxe mit Silbernitrat ist schon lange out,
Crede Prophylaxe mit Antibiotika ist in den meisten Kliniken auch keine Routinemaßnahme mehr.

LG,
Meggy
 
Das Silbernitrat out ist, ist mir auch seit Jahren geläufig. In den Kliniken in denen ich die letzten 10 Jahre gearbeitet habe wird weiterhin mit Antibiotikasalbe als Prophylaxe gearbeitet. Es gab immer mal wieder "Gerüchte", dass man es eigentlich nicht mehr machen müsste, nur was schriftliches habe ich nie dazu gefunden....., gibt es dazu offizielle Stellungnahmen?
 
Ist die prophylaktische Gabe von Antibiotika nicht auch sehr strittig? Es ist noch kein Keim nachgewiesen und man verabreicht eben mal so ein Antibiotikum an ein Neugeborenes??? (auch wenn es "nur" Augentropfen sind...) Da ist mir ja das Silbernitrat noch sympathischer...
An unserer Klinik wird das noch gemacht.

Bin gespannt auf noch mehr Meinungen und Erfahrungen!!!

MFG
;-)
 
Hallo,

beides ist nicht notwendig, wenn routinemäßig ein Scheidenabstrich der Schwangeren durchgeführt wurde und dieser keine Problemkeime (für die Augen) wie Gonokokken oder Clamydien aufwies.

Silbernitrat hilft nicht gegen Clamydien, die heute viel häufiger sind als Gonokokken, außerdem gab es auch manchmal ungünstige Reaktionen auf das Silbernitrat.

Antibiotika sollten bekanntermaßen nur bei vorhandener Indikation eingesetzt werden, da sonst Resisitenzen "gezüchtet" werden,

LG,
Meggy
 
Jetzt muß ich hier auch noch meinen Senf dazugeben; ich finds übrigens gut, das z.Zt. soviel über Themen, die die Kinderkrankenpflege betreffen, diskutiert wird.:daumen:

Also, meist war es bei uns etwas arztabhängig, ob wir Augentropfen (antibiotisch) gegeben haben, aber jetzt habe ich es schon lange nicht mehr erlebt.
 
Hab's auch nie routinemäßig erlebt.
Zur Frage, wieso man die Einwilligung der Eltern bräuchte: weil es eine medikamentöse Behandlung ist?!
Könnte mir vorstellen, dass die meisten Mütter alles andere als begeistert wären, wenn sie wüssten, dass ihr Kind prophylaktisch antibiotisch behandelt wird. Und das zu Recht.
 
Hallo hat jemand zu diesen Thema etwas von Studien aus Kanada usw. gehört?
Mir wurde erzählt, dass es Studien aus Ländern wie Kanada gibt, wo die Augenprophylaxe nicht mehr gemacht wird. In diesen Studien wurde wohl aufgezeigt, dass die Rate von kindlichen Erblindungen seit dieser Zeit wieder gestiegen ist.
Ich hoffe ich kann noch näheres dazu erfahren, vielleicht weiß auch sonst noch jemand was dazu.

Gruß
:wink:
 
Also soll das heißen weil keine Propyhlaxe mehr gemacht wird entschließen sich dort mehr Eltern Kinder zu kriegen? Oder wieso sollen diese Studien in zusammenhang stehen?

Das kann ich mir persönlich garnicht vorstellen^^.
 
Hallo!

Kann es sein, das du statt "Erblindungen" "Entbindungen" gelesen hast??


VG junni
 
Huch,

Ja sorry =). Wat hier wohl bisschen zu Hektisch *g*. Dann passt´s ja.
 
Hallo,

möchte nur noch mal kurz was dazu sagen: die Empfehlungen wandeln sich regelmäßig. Die deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und die AWMF haben Leitlinien zu diesen Thema herausgegeben (Stand Sept. 2006). Es wird empfohlen die Prophylaxe nicht ersatzlos zu verlassen, da nicht alle Erkrankungen ausgeschlossen werden können. Wir in der Klinik verwenden vermehrt Polyvidon Jod Tropfen. Die haben den Vorteil von nur sehr geringen Nebenwirkungen, Wirkung bei Chlamydien, Gonokokken und auch Viren. Wie gesagt es gibt versch. Studien aus Ländern, wo die Prophylaxe gestrichen wurde und dort ein Anstieg von frühkindlichen Erblindungen zu verzeichnen war.

Also schönen Abend

:wink:
 
Ein Gonokkokenbefall der Zervix und der Vagina (= Tripper) kann nach einer Spontangeburt zu schwerer kindlicher Augenentzündung und unbehandelt zu Blennorrhoe führen. Eine Prophylaxe mit Silbernitrat deckt ein breites Erregerspektrum ab, wie dies mit anderen Mitteln(z.B. Antibiotika) bisher noch nicht möglich ist. Silbernitrat brennt in den Augen und kann eine Konjunktivitis hervorrufen. In unserem Kreißsaal werden die Eltern von der Hebamme aufgeklärt und entscheiden dann selbst ob sie diese Art von Prphylaxe haben möchten. Die meisten entscheiden sich dagegen.
Ein Zevixabstrich in den letzten Wochen der Schwangerschaft ist nur dann aussagegkräftig, wenn danach kein Geschlechtsverkehr mehr stattgefunden hat.
In Meinen Augen eine längst überholte Maßnahme, die man eigentlich nur in dringenden Verdachtsfällen anwenden sollte.
baba
 
Hallo Baba,

naja Silbernitrat ist wohl wirklich schon lange out oder überholt. Erzähle doch mal Eurer Leitung im KS was von Polyvidon AT. Die Vorteile habe ich bereits erwähnt und Nachteile haben wir bis jetzt noch keine wirklichen gefunden. Silbernitrat würde ich meinen eigenen Kindern auch nicht geben. Und leider gibt es nicht nur Gonos und Chlamydien, sondern noch verschiedene andere "eklige" Keime und Viren, die Probleme machen.

schönen Abend
:roll:
 
Hallo!

Hast du für die Wirksamkeit von Polyvidon AT zufällig irgendwelche Quellen? Im Netz findet sich nämlich nur, das die Tropfen bei "trockenen" Augen als Tränenersatzmittel angewendet werden. In den Produktbeschreibungen die ich gefunden habe, wird mit keinem Wort eine Wirksamkeit gegen irgendwelche Keime beschrieben.
An den einzigen Artikel der sich mit Polyvidon AT zur Crede-Prophylaxe beschäftigt komm ich nicht ran, weil er PW geschützt ist in eine Gyn-Zeitschrift vom Springer Verlag.
Würde mich sehr über Infos freuen (Name des Präparats, Wirkweise,...) da ich von den Refo-AT's auch nicht wirklich überzeugt bin.

VG junni
 
Hallo Junni,

tut mir leid, dieses Jahr werde ich Dir keine genaueren Infos mehr geben können :wink:, aber ich hoffe nächstes Jahr. Hersteller kann ich Dir auch nicht sagen, da unsere Apotheke die Tropfen selbst herstellt. Melde mich wieder, nächstes Jahr ...

einen guten Rutsch !!!

:wink:
 
Hallo!

Super danke. Dieses Jahr brauch ich's auch nimmer!

VG und einen guten Rutsch! junni
 
Hallo zusammen,

habe auch versucht an Infos über die Polyvidon-Jod Augentropfen ranzukommen, aber nur folgendes in den Leitlinien der GNPI und der Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gefunden.
2.3.2. Credésche Prophylaxe
Die gesetzliche Vorschrift zur Durchführung der Credéschen Augenprophylaxe mit Silbernitrat (1%) ist aufgehoben, so dass sie nur im Einverständnis mit den Eltern vorgenommen werden darf. In vielen Kliniken wird weiterhin eine möglichst frühe postnatale Durchführung bei allen Neugeborenen empfohlen, da neben der Ophthalmia gonorrhoica auch Augeninfektionen durch Chlamydien und gramnegative Keime verhindert werden können (14). Auch Augentropfen, die Erythromycin oder 2,5%iges Polyvidon-Jod enthalten, kommen zur Anwendung, allerdings sind Polyvidon-Jod-Präparate, die bei weniger Nebenwirkungen als Silbernitrat gegen nahezu alle Bakterien und auch Viren wirksam sind (9), für diese Indikation in Deutschland bisher nicht zugelassen. Quelle
Allerdings ist das Papier schon was älter (2004) und mittlerweile könnte Polivydon ja zugelassen sein! Gibt es diesbezüglich auch Infos oder lasst ihr euch von den Eltern die Anwendung genehmigen?

Gruß Behid
 
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Hallo!

Wie gesagt habe ich die Produktinfo von Polyvidon gefunden und da ist die Anwendung zur Crede-Prophylaxe mit keinem Wort erwähnt!

VG junni

EDIT: Allerdings seh ich gerade das die Info auch schon von 2005 ist!
 
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