Chronischer Husten - Rolle der Pflege?

hartwig

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02.04.2006
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338
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Krankenpfleger
Akt. Einsatzbereich
Dozent, Stationäre Pflege
Moin, moin !

Der chronische Husten ist ein Symptom, das ich bisher in meiner Praxis oft übersehen habe. Vor einigen Tagen hatte ich aber einen beeindruckenden Fall einer Patientin, die seit vier (!) Jahren hustet, und fûr sie bedeutet das verständlicherweise einen grossen Verlust an Lebensqualitât. Beispielsweise geht sie nicht mehr ins Kino/Theater, um die anderen Besucher nicht zu stören.Meine Frage – da mich das Phänomen zunächst als solches intressiert – Was sind eure Erfahrungen : Wie schätzt ihr den Leidensdruck ein ? Bewerten Patienten den Husten ehe als ernstzunehmendes Symptom oder einfach nur als lästige Begleiterscheinung? Welche Bewältigungsstrategien haben die Patienten?Darüberhinaus ist natürlich die Frage, wo ist die Rolle der Pflege in diesem Problem, was können wir da bieten?Natürlich muss erst einmal abgeklärt werden, was die Ursache sein kann. Neben den üblichen Verdächtigen (Chronische Bronchitis, BronchialeHyperreagibilität … ) muss man hier auch an Gastroösophagealen Reflux, Kardiale Ursachen oder Nebenwirkungen bei ACE – Hemmern denken. Gibt es hier eine Rolle für die Pflege (Beratung, nicht medikamantöse Interventionen), wenn ja, was können wir tun?Gruss Hartwig
 
Tja, ganz schön schwere Frage, jetzt weiß ich auch warum noch keiner geantwortet hat. Das Problem ist, dass man immer wieder zur Frage der Ursache kommt! Wenn ich die als nicht bekannt voraussetze, fällt mir nur wenig ein....
- Beratung (gibt doch bestimmt ne Selbsthilfegruppe, evtl. Entspannungstraining à la Jacobsen)
- Speichelfluss anregen (Zitrone, Bonbons, künstl. Speichel...)
- Atemluft anfeuchten (Inhalationen, Ultraschallvernebler...)
- allergenarme Kost
- evtl. Sekretmobilisierende Maßnahmen (Klopfmassage, Vibrax...)

Na ja wie gesagt, wüsste man die Ursache käme mehr bei raus...

Gruß
 
Wie schätzt ihr den Leidensdruck ein ?

Eine Aussage ist nicht verallgemeinerbar, da jeder Mensch anders mit seinen Einschränkungen umgeht.

Bewerten Patienten den Husten ehe als ernstzunehmendes Symptom oder einfach nur als lästige Begleiterscheinung?

Je nach Hintergrundwissen wird es als ernstzunehmendes Symptom oder einfach nur als lästige Begleiterscheinung empfunden. Häufig erlebt man eine gewisse Gewöhnung an die Einschränkung. Eine Verdrängung erfolgt in der Regel bei Angst vor der Diagnose.

Welche Bewältigungsstrategien haben die Patienten?

siehe oben

Darüberhinaus ist natürlich die Frage, wo ist die Rolle der Pflege in diesem Problem, was können wir da bieten?

Aufklärung, Begleitung, Beratung



Ein Pflegephänomen sollte stets erst medizinisch abgklärt werden.
Differentialdiagnose Husten:
Akut:

Aspiration - Aspirationspneumonie
Akute Tracheitis - Oft virale Infektionen
Akute Bronchitis
Pneumonie - D.: Schwere Allgemeinsymptome, schweres Krankheitsgefühl.
Ambulant erworben oder nosokomial
Lobär-, Broncho- oder interstitielle Pneumonie
Tuberkulose - D.: Längerbestehender Husten, evtl. Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, wenig Klinik (geringes Krankheitsgefühl, geringes CRP) auch bei ausgeprägtem röntgenologischem Befund. Intrakutan-Test, direkter Nachweis im Sputum + Kultur (spezielle Nährmedien), ggf. PCR aus Probenmaterial.
Toxisch: Rauchgasvergiftung. D.: Anamnese
Chronisch:

Chronische Bronchitis - S.: Über 2 Jahre hinweg häufig Husten mit Auswurf.
COPD - Kombi aus chron. Bronchitis und Asthma bronchiale, praktisch nur bei Rauchern.
Refluxkrankheit mit nächtlicher Mikroaspiration.
Mukoviszidose - S.: Malabsorbtionssyndrom, rez. pulmonale Infektionen u.a. schon im Kindesalter. D.: Anamnese, Schweißtest.
Bronchiektasien - S.: Morgendliche maulvolle Expektoration.
Tuberkulose - S.: Längerbestehender Husten, evtl. Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust, wenig Klinik (geringes Krankheitsgefühl, geringes CRP) auch bei ausgeprägtem röntgenologischem Befund. Anamnestisch Auslandsaufenthalte in Entwicklungsländern/Osteuropa. D.: Röntgen-Thorax. Intrakutan-Test, direkter Nachweis im Sputum + Kultur (spezielle Nährmedien), ggf. PCR aus Probenmaterial.
Toxisch: Rauchen, Abgase,...
Sonstiges:

Medikamentös: ACE-Hemmer - S.: Trockner Reizhusten
Ascaris lumbricoides (Spulwurm)
http://de.wikibooks.org/wiki/Differentialdiagnose:_Husten

Bei dieser Vielzahl an Diagnosemöglichkeiten: Finger weg von Selbsthilfeangeboten.

Elisabeth
 

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