Arbeiten als Krankenschwester wie vor 20 Jahren?

Fräulein

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Hallo! Mir hat sich spontan die Frage gestellt, wie man eigentlich vor 20 Jahren als Krankenschwester gearbeitet hat, welche Kompetenzen man haben musste, was überhaupt die Tätigkeiten waren und wie sich das bis heute verändert hat. Kann mir da jemand helfen?:)
 
Kam die Frage tatsächlich dir spontan oder einer Lehrkraft an der Schule?:anmachen:
 
Schau mal, ob Klinikbibliotheken noch Lehrbücher oder Fachzeitschriften aus dieser Zeit haben. Ist manchmal ganz interessant.
 
Hallo Fräulein,

hast Du keine älteren Kolleginnen, die Du fragen kannst? Ich rede gern mal mit meinen älteren Kolleginnen darüber und sie können viel Interssantes berichten...
 
Ich finde in den letzten 20 Jahren hat sich nicht sooooviel verändert, allerdings waren es damals die "goldenen Zeiten" - nur haben wir sie nicht bemerkt.

Wir hatten auch damals schon einen Pflegenotstand.
Krankenpflegekräfte aus Ex Jugoslawien wären das Stichwort.
Eisen und Fönen war gerade out.
Es wurde weniger dokumentiert wie heute.

Die Tätigkeiten waren ziemlich identisch.
 
...aber das Wasserbett/-kissen war der Mega-Burner,die Fellschühchen und Bettfelle waren hip und in jeden geräumten Abszeß wurden so ein Schaumstoffzeugs gegossen(leider weiss ich nicht mehr,wie das hiess).Man unterwarf sich einer strengen Stationsleitung,brachte die Steckbecken auf Hochglanz(als Schüler)...Die Tätigkeiten waren die gleichen,der Schreibkram erheblich weniger,es gab keinen Computer und die Blutsenkung wurde noch auf der Station aufgezogen und abgelesen.CRP gab es noch nicht...

:knockin:
 
Habe bis 1988 im KH gearbeitet das letzte Jahr als "Öse".
Die Stationsschwestern unter denen ich arbeitete waren alle i.O..
Als KS mußten wir ganz selbstverständlich i.v.Infusionen legen,i.v.spritzen.
je nach Bedarf Venülen u. Flexülen legen .VW selbstverständlich ,Fäden ziehen,Klammern entfernen .
War mal ein "Atagirl" krank oder hatte Urlaub dann konnte es schon passieren
daß man auch als Öse nach der Visite Zimmer putzen durfte.
Essen : zum Frühstück mußten die Brötchen von einer KS geschmiert werden
ebenso die Brote .
Mittag : es kamen die Töpfe hoch und es wurde wie daheim schön auf die Teller verteilt.
Kaffee :wurde auf Station gekocht den Kuchen gabs von der KH-Küche.
geschnitten wurde er auf der Station.
Abendbrot : wie zu Hause ,KühlschranKtür auf alles nötige raus und dann wurde die Brote belegt.
Ums Essen mußte sich grundsätzlich die KS u.Schülerinnen kümmern.
Jede Station hatte eine Putzfrau.Überhaupt welche zu bekommen war schon sehr schwierig . Die arbeiteten von 07.-14.00 Uhr .Freiwillig arbeitete von ihnen keiner eine Minute zu lang.Selbst wenn es Notfälle gab und man sie bat sich wenigstens 5 min. ans Telefon zu setzen 14.00 Uhr war Dienstschluß.
Und dann kam die Wende und die D-Mark. .Mit den oben beschriebenen Tätigkeiten war Schluß.Aber auf einmal wollten alle die die sonst nie einspringen wollten, auch nicht bereit waren eingeplante Mehrarbeit zu akzeptieren Vollzeit arbeiten.Auch unsere Putzperlen boten sofort Überstundenbereitschaft an.Nur hatten all diese "geldgeilen" Kollegen das Supergedächtnis unserer Oberin unterschätzt.

Nun heute ist natürlich dort nichts mehr wie es war. Was vollkommen weg ist ist das Gemeinschaftsgefühl.Sicherlich hat weiter einen guten Ruf ist supermodern ausgestattet .So manches KH hier würde staunen und sich freuen wenn es nur halb so gut ausgestattet wäre.

Für mich persönlich waren es wunderschöne Jahre insgesamt mit Ausbildung
14 Jahre.Auch trotz schwerer körperlicher Arbeit.

LG
 
1990 Irgendwo in Neufünfland auf einer Überwachungsabteilung mit ztw. Beatmungspat.

Dienstzeiten wie heute
Frühdienst: ??? MA
Spätdienst: ??? MA
Nachtdienst: 3 MA

Patientenanzahl:
1-Bett-Zimmer: 1 Pat.
1-Bettzimmer: 1-2 Pat.
6-Bett-Zimmer: 4-6 Pat.

O2-gabe bei Überbelegung per Y-Stück

Beatmung in der Regel mit Bird Mark 8
Alternativ gab es noch den Praktivent oder den Varivent
Für ganz schwere Fälle stand auch irgendwo in einem Kämmerlein ein alter Engström.

Infusionssysteme identisch mit heute bis auf das es einen Belüftungsschlauch gab statt eines integrierten Belüftungsventils.
Es gab Überleitsysteme, so dass man mehrere Infusionen hintereinander hängen konnte. Heute gibt es Mischbeutel stattdessen.

Spritzenpumpen waren Goldstaub. Es gab den Lineomat und Perfusor V... aber leider viel zu wenige Geräte. Not machte erfinderisch. das gab es das Dopmain dann nicht in 50 sondern in 500 ml.

Infusionspumpen gab es ebenfalls zuwenig und waren den Katecholamingaben vorbehalten. Ich kann mich an Geräte von Braun erinnern, aber auch an ein ddr-eigenes Produkt.
Ernährung lief per Schwerkraft. Zum Einstellen gab es die entsprechende Schrauben. Und man musste ggf. Tropfen zählen können.

GAP wurden im Waschbecken im warmen Wasser aufgetaut.

Plastikspritzen gab es kaum. Glasspritzen wurden aufbereitet. Das gleiche gilt für Injektionskanülen.

Einmalmaterial wurde mehrmals aufbereitet. Egal ob Tubus, Absaugschlauch, DK oder Darmrohr. Alles wurde in Desinfektionsmittel eingeweicht, mechanisch gereinigt und dann in Peressigsäure "sterilisiert".

Tupfer drehen und Platten legen waren Nachtdienstaufgabe.

Überwachung erfolgte mit allen Sinnen. Monitoring gab es kaum. Invasive Blutdruckmessung war das absolute Highlite.

Schieberspüle gabs nicht. Die entsprechenden Utensilien wurden per Hand aufbereitet.

Einmalhandschuhe wurden desinfiziert, mechanisch gereinigt, zum trocknen aufgehängt, gewendet, noch mal getrocknet, mit Puder versehen, gewendet und dann mit einer Lage Klopapier dazwischen in Trommeln einsortiert. Zur Entnahme benutzet man Kocherklemmen.

Gewaschen wurde in der Nacht... im Frühdienst ... und im Spätdienst. Waschzusatz gab es in der Richtung Fichtennadelduft.

Patientenmobilisation erfolget nur bei wachen Pat. ohne größere Einschränkungen. Einen beatmeten Pat. hätte wir nie rausgesetzt.

Betten waren nicht höhenverstellbar. Um den Pat. in eine halbwegs angenehme Arbeitshöhe zu bekommen, lagen alle Pat. auf 2 Matratzen.

Trendelenburg-Lagerung: Fußende des Bettes anheben- natürlich mit Pat. drin- Hocker unterschieben.

Undichte Fenster wurden im Winter mit Watte abgedichtet und auch schon mal zugenagelt bei Sturm.

Die Öse ging bei der Visite mit und schrieb die Kurven. Im Frühdienst verteilte sie die Kurven. In den anderen Diensten gab es Schichtführer. Diese waren sozusagen die Vertretung der Öse und für alles verantwortlich.

Es gab bereits klinikseigene Wäsche. Die war aber so knapp bemessen, dass man seinen Kittel auch schon mal mehrere Tage trug. Man achtete darauf, dass er nicht anschmutzte.

Arterielle Blutentnahmen erfolgten in der Zeit schon mit Schwänzchen. Als ich angefangen habe, waren es noch Belüftungsschläuche für Infusionen gewesen.

Es gab regelmäßige Teamfeiern. Man machte gemeinsame Ausflüge. Der Zusammenhalt war m.E. größer als heute.

Elisabeth
 
Nachgeschaut- festgestellt, meine damaligen Aussagen bezogen sich auf einen Zeitraum vor 25-30 Jahren. Man wie die Zeit vergeht. Aktuelle Angaben beziehen sich auf 20-22 Jahre. Man hat ja als Neufünfländer so einen schönen Zeitmarker: die Wende.

Elisabeth
 
Ich erinnere mich noch gut daran, daß ich im Nachtdienst ALLE Pflegepatienten waschen mußte, die Tabletten, Tropfen und Infusionen, das Frühstück vorbereiten, Fieber, Blutdruck und Puls bei allen Patienten messen mußte, und die BZ Kontrollen mußten für den Frühdienst schon fertig sein. Die Kurven mußten weitergeschrieben werden. Die Infusionen für 6 Uhr mußten ebenfalls schon durch sein. Dabei war um 6 Uhr Feierabend.
Das Waschen und Waschschüssel stellen hat mich nicht so sehr gestört, aber um das Pensum zu schaffen fing man früher oftmals um 2 Uhr an zu waschen. Das fand ich unmenschlich und es war den Kollegen aber auch nicht beizubringen, daß das eine Zumutung war. Es ging ja nicht darum ein paar Patienten denen das nichts ausgemacht hätte zu waschen, sondern es mußten alle fertig sein und das waren manchmal so 10 bis 15 Pflegepatienten und 4-8 Waschschüsseln.Um spätestens 5 Uhr mußt man damit ja fertig sein, weil man die Vitalzeichenkontrollen und die Infusionen ja schaffen mußte. Vor 2 Uhr hatten dann die Tabletten und Kurven fertig zu sein und alle Auffüll und Aufräumarbeiten zu machen.
Ich fand es immer eine Zumutung, daß dann von anderen Stationen auch noch erwartet wurde, daß man da mithilft. Denn es waren eigentlich immer dieselben, die ihr Pensum nicht alleine bewältigten. Der Nachtdienst ging damals von 20 Uhr abends bis 6: 30 Uhr früh. Liebe Grüße Fearn
 
Zwischenfrage: Was bitte ist einer Öse???

Mich interessiert vor allem wie "damals" die Zustände auf Intensivstationen waren, vielleicht können da ja noch ein paar Leute was erzählen :)
 
Und dennoch brachte mir persönlich die Arbeit "damals" mehr Spaß!
Es war alles gut zu schaffen und man ging zwar körperlich kaputt nach Hause, aber danach konnte ich noch weiteren Aktivitäten nachgehen.
Heute ist es nicht mehr möglich!
Wir hatten ja nicht weniger Arbeit auf unserer chirurgischen 36 Bettenstation. Wir MUSSTEN nachts alleine 5-6 Pat. waschen,3/4 der Station waren sowieso bettlägerige Pat.
Morgens mussten fast alle Pat. im Bett versorgt werden, wenig Aufsteher.
Nicht das ich die alte Zeit zurück haben möchte, frage mich aber trotzdem warum damals alles leichter lief?
Es war weniger Druck vorhanden.
 
Wenn ich das so lese, habe ich vor 20 Jahren bereits in einem "modernen" Krankenhaus gearbeitet. Nächtliches Waschen war damals bereits abgeschafft worden. Blutentnahmen waren bei uns auch nicht von der Pflege erledigt, sondern von den Ärzten.

Die Bereichspflege wurde eingeführt - Welch eine Aufregung ging über die Stationen, da sich keiner vorstellen konnte, dass dies überhaupt möglich wäre.
Es wurde bereits direkt ins Cardex eingetragen - noch mehr Aufregung, wie soll das gehen, weil die braucht doch der Doktor - hier begann damals der "Kampf um die Kurve", der sich bis heute fortsetzt in manchen Bereichen.

Auf manchen Stationen wurden die ersten Orgadienste mit Stations-Sekretärinnen eingeführt.

Auf den Stationsfluren wurde noch geraucht und es gab strengere Besuchszeiten.

Der Nachtdienst kam mit Korb und Strickzeug.

Höhenverstellbare Betten waren auf vielen Stationen noch absoluter Luxus und elektrische Betten erst recht.

Wir hatten die erste Projektstation für den PC und welch ein Luxus, wir konnten dort schon Patientenetiketten und ausdrucken, die wir dann auf den Laborschein kleben konnten. Auf einer anderen Station konnte man dafür versuchsweise die Laborscheine mit dem Drucker ausdrucken und EKG's anfordern.
Bei der Aufnahme musste der Patient noch in den "Renner" eingetragen werden, leider konnte ich bis heute nicht ergründen warum dieses Buch so heisst.

Essenskarten mussten täglich geklebt werden, damit der Patient sein gewünschtes Essen bekam, auch so eine Neuerung, dass Patienten auswählen konnten was sie wollten. Wo es doch in anderen Häusern noch das Schöpfsystem gab, manch alte Schwester schwärmte noch davon, das wäre doch viel besser gewesen.

Systemwechsel wurden täglich gemacht, der Bronchitiskessel war von Ärzten heissgeliebt wurde teilweise vom Ultraschallvernebler ersetzt - dieser von mir gehasst, weil der Zusammenbau so umständlich war und im Steri immer ein Teil des Systems verloren gegangen war.


Wenn ich so nachdenke hat sich doch einiges geändert, aber irgendwie ist doch noch alles beim alten.
 
Vielen Dank an @Fräulein, die durch ihre Anfrage ein nettes Vergangenheits-Sammelsurium ins Rollen gebracht hat.


Macht Spaß zu lesen, sich wieder erinnern, was sich in vielen Bereichen verändert hat.


Ich hoffe, die Erinnerungskette wird noch viel länger!

Gruß,
USA-Frosch
 
In vielerlei hinsicht war es bei mir wie bei Narde. Außer dass es weniger Geräte gab als heut und die Patienten deutlich länger stationär lagen, hat sich wenig verändert.

  • Der Infusomat zählte noch in Tropfen und nicht in ml und Ernährungspumpen hatten wir nicht.
  • Bei uns wurde ein Teil der Patienten vom Nachtdienst gewaschen.
  • Wenn ein Patient einen Insulinpen hatte, war das etwas besonderes, normalerweise wurde es aufgezogen und viele Patienten bekamen noch Schweine- oder Rinderinsulin.
  • Die Arbeitszeit wurde von der 6-Tage Woche erst auf 5,5 und dann auf 5 Tage umgestellt.
  • Der Chefarztviste ging der "Bettenbezugstag" voraus.
  • Bei der Chefvisite waren alle Asistenzärzte, PJ's und AIP's dabei und natürlich die Stationsschwester. Also ca. 15 -20 Leute. Auf der Chirurgischen folget dem Visitetross zumeist ein Pfleger mit dem verbandwagen, der alle Verbände, die vom Chef aufgerissen wurden, wieder neu machte.
  • Das "Giftbuch" (BTM-Buch) wurde von der Stationschwester geführt, damit die Schrift einheitlich war. Wenn wir Opiate entnehmen mussten, haben wir das in ein Oktavheft geschrieben.
 
Ich habe 1987 auf einer cardiologischen Intensivstation begonnen und war dort lange Zeit beschäftigt.
SO große Unterschiede zu heute konnte ich da nicht feststellen. Die Geräte sind natürlich die Vorgänger der heutigen gewesen.
Zur Beatmung wurde der Servo 700, 900 und 900C benutzt, sowie der UV1 und UVA, sowie die EVA. Zum Nachbeatmen benutzten wir den Spirolog.
BGA usw. wurde auf der Intensivstation bestimmt, wie heute ebenfalls. Was ich sehr fortschrittlich fand, was das diese Büleau-Drainagen nun durch dieses " Sahara-Pack" ersetzt wurden, wenn ich da noch richtig informiert bin.-
Wir hatten dort 9 Intensivbetten sowie 27 Monitorüberwachungen der Nebenstation auf unserer Zentrale laufen,- Zudem gab es einen Aufnahmeraum mit einem Reanimationsplatz für das Haus. Die Patienten lagen in 2 Bettzimmern ohne Türen, da es sich um eine umgebaute Normalstation handelte. Im Tagdienst waren pro 4 Patienten 1 Schwester Pfleger zuständig, oder aber pro 2 Beatmungspatienten gab es 1 Schwester/ Pfleger. Nachts war die Station mit 3 Pflegepersonen besetzt. Zudem gab es 2 zuständige Ärzte, von denen der erste bis 2 Uhr im Bereitschaftsraum schlafen konnte, um 2 Uhr ging dann der 2. zum Schlafen in den Raum und der andere war dann zuständig. Alle 4 Stunden wurde billanziert, danach folgte jedesmal eine Visite. Im Aufnahme und Reanimationsraum kamen alle internistischen Aufnahmen nachts an und es fanden alle Reanimationen einschließlich die der darunter liegenden Kinderklinik statt. Das war für denjenigen, der da nachts drin arbeiten mußte etwas wüst, weil da natürlich oftmals Patienten eingeliefert wurden die eine aufwendige Behandlung benötigten. In der Zeit war man darauf angewiesen, daß die anderen beiden Nachtdienste die Beatmungen mitbetreuten. Das klappte häufig nicht zufriedenstellend. Es herrschte sogenannter Pflegenotstand,- der ja bis heute nicht behoben wurde.-
Die höchste Anzahl von Nachtdiensten ohne Frei, die ich abgeleistet hatte waren 35 Nachtwachen a 10,5 Stunden am Stück.
Nach der 35. Nacht ging damals tatsächlich das Telefon. Die PDL fragte, ob ich einspringen konnte. Das war der Zeitpunkt an dem ich das erste mal richtig stinkig wurde und der PDL sagte:" Daß ich sie dreist fände." Als ich damals das Haus wechselte hatte ich 640 Überstunden da stehen und obwohl ich da schon nicht mehr beschäftigt war mußte das Haus mir weiter Lohn bezahlen.
Nun weiß ich nicht wie die Abläufe heute auf der Intensivstation sind. Ich habe damals aufgehört, als ich meinen Vater zur Reanimation bekam und die Kollegen zu mir sagten: " Ach, Du bist ja schon dran, dann kannst Du das ja prima weitermachen." Wir bekamen meinen Vater zwar nochmal reanimiert, aber er hatte über 20 Minuten im Kammerflimmern ohne Sauerstoff gelegen, bis man ihn gefunden hatte. Er hatte eine Carotis-Bypass Operation und hätte eigentlich auf der chirurgischen Intensivstation bleiben sollen. Die brauchten aber ein Bett und so wurde Paps noch nach 22 Uhr auf eine Abteilung mit 64 Patienten verlegt. Er hatte leider wie mir die Mitpatienten später berichteten keine Urinflasche, stand auf um zur Toilette zu marschieren, ( Paps war nachts in der Klinik etwas verwirrt, auch schon vorher). Er kolabierte vor dem Bett und knallte auf die frische Carotisnaht. Das soll das Kammerflimmern ausgelöst haben. Leider war die arme Nachtschwester so sehr beschäftigt, daß es 20 Minuten dauerte, bis sie auf das Schellen der Mitpatienten reagieren konnte und das war für meinen Paps damals zu lange. Er lag vom 22 bis zum 26. 4 im Koma, und wir stellten am 26.4 dann die Geräte ab, nachdem wir 3 Reiz-EEG´s haben durchführen lassen, die ohne Reaktion geblieben sind. Paps hatte zunehmend Paramidenbahnenzeichnen und es war besser, daß er sterben durfte. Aber ich wollte mit solchen Kollegen nicht mehr zusammenarbeiten.
Der Dienst begann immer als erstes mit einer Giftübergabe.
Danach war die Übergabe am Patientenbett. Arterielle Blutentnahmen waren für die Patienten immer sehr unangenehm, weil jedesmal die Leistenarterie anpunktiert wurde. Die arteriellen Kanülen, die die Patieten heute teilweise haben finde ich sehr gut und schonend für den Patienten. Für jeden Patienten der neu ankam wurden zunächst mindestens 8000 IE Heparin aufgezogen. 1000 IE pro Stunde wurden meist benötigt, und jeder erhielt als erstes einen ZVK und einen DK.- meist wurde auch schon routinemäßig ein Nitroperfusor fertig gemacht. Ist es heute anders?
Was mir heute immer wieder auffällt, wenn ich zum Friedhof zu meinem Vater gehe. Auf dem Feld auf dem er liegt, kenne ich fast jeden 2. der dort liegt und weiß wie er gestorben ist. Ich gehe deshalb nicht so gerne dorthin.
Es war allerdings immer so, wenn ich die Klinik wechseln wollte, daß mich das niemals mehr als einen Anruf kostete, und daß wenn ich da nachfragte, ob eine Klinik Personal benötigen würde, stets sofort die Frage folgte: " Wann können Sie frühestens anfangen."
Das ging immer problemlos. Vor 13 Jahren wechselte ich das letzte mal und angeblich hat sich das seitdem ja geändert, wenn man das Personal hört, daß heute eine Anstellung haben möchte. Ich hab damals so alle 5 bis 6 Jahre früher " Reisefieber " bekommen.

liebe Grüße Fearn
 

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