An alle "Älteren" unter uns...

Hallo zusammen,

wirklich lustig dieser Thread. Ich habe 1987 Examen als Kinderkrankenschwester gemacht und wir haben ganz zu Beginn noch blaue Kittel (die aus Kunststoff und eng tailliert, wie manchmal heute im Fernsehen noch zu sehen) mit einer weißen Schürze zum Wenden getragen. Hose und Kasack gab es nur für Examinierten.
Nach ein paar wochen gab dann ne Änderung und wir bekamen auch weiße Kittel. Allerdings nur mit zusätzlichem Unterrock auf Station zu tragen, damit die Ärzte nicht unsere Höschen erkennen konnten!

Wäsche mussten wir auf so manchen Stationen neu falten, obwohl gemangelt. Damit im Schrank die Wäsche schön Kante auf Kante lag.
Auf der Neugeborenenstation war mit Neugeborenenpflege nicht soviel für Schüler. Hemdchen, Jäckchen und Strampelhosen falten im Akkord, bei Bedarf flicken und Knöpfe annähen und ganz wichtig waren die Edelstahlwannen und die Glasscheiben zwischen den Boxen ( so nannte man die Patientenzimmer) Kein Wasserfleck durfte zu sehen sein.

Zu Beginn der Ausbildung bekamen wir einen Merkzettel auf dem stand, was wir alles mitzubringen hatten. Eine Blaue Strickjacke, ein Kaffeegedeck (fürs Wohnheim), 2-3 Unterröcke, eien Bibel und ein Gebetbuch. Ihr ahnt es sicher schon, es war ein streng katholisches Ordenshaus.

Vor den Studientagen war Frühmesse (6 Uhr) und irgendeine Schülerin oder Schüler musste Lesung und Fürbitten vortragen , allerdings ist mir das erspart geblieben, weil ich extern gewohnt habe.

Nach dem Examen habe ich dann in einer winzigen Kinderklinik, ebenfalls katholisches Ordenshaus angefangen. Dort mussten wir die Antibiotika solange verwenden bis die Ampulle leer war und durften nicht nach 24h verwerfen. Das Skurillste aber war eine uralte Nonne, die den ganzen Tag nichts anderes gemacht hat, als kleine Frotteetücher zusammenzulegen. Die waren zum Abtrocknen der Hände nach dem Waschen, weil Einmalpapiertücher zu teuer waren. Praktikanten und neue Sr. mussten dann manchmal mit in den Keller zum Wäschelegen, es gab " Millionen" dieser orangen Handtücher in diesem Haus. Meist musste dann Rosenkranz gebetet werden, also ne nette Unterhaltung währenddessen war nicht...., aber im Nachhinein ist das schon lustig!

Könnte jetzt noch ganz viele Anekdoten erzählen...., aber es ist auch so schon ein kleiner roman geworden.

Schönen Tag noch
Tildchen
 
Wenn ich den Beitrag von Elisabeth Dinse lese kommen doch viele Erinnerungen auf. In der Ausbildung hatten wir auch so tolle Sachen wie ML (Marxismus/Leninismus: war ein Hauptfach!) und Russisch durfte natürlich auch nicht fehlen.
Auf der Frühgeborenenstation durften Eltern und Besucher auf dem Außenbalkon mal zum Fenster reingucken. Mehr kontakt war nicht drin. Die kranken Säuglinge und Frühchen bekamen teilweise Frauenmilch(FM), die in einer Frauenmilch-Sammelstelle gesammelt und aufbereitet wurde.
Kanülen zog man vor dem Sterilisieren über den Handrücken, um festzustellen ob sie vorn verbogen und deshalb stumpf waren. Und Handschuhe haben wir auch kaum benutzt. Selbst Spritzen, die vorher für Zytostatika benutzt wurden, haben wir ohne Handschuhe sauber gemacht.
Liebe Grüße, Effe.
 
Welchen Namen hatte das Desinfektionsmittel, das einem die Traenen in die Augen schiessen liess??? Fesiaform???
Ich kanns heute noch riechen :D ...........
 
Habe 1989 Examen gemacht
Highlight bei uns waren Stecklaken falten (wer die Öse geärgert hat, durfte auch schon mal den ganzen Nachmittag damit zubringen), Haare aus den Rollen der Toilettenstühle mit der Pinzette zupfen, Dienstzimmer jeden Samstag schrubben, mit Abrücken der Möbel,
Autoklaven befüllen und Material sortieren, Blumenvasen ausgießen, so dass kein Blatt ins Waschbecken fällt (fragt mich nicht, was dass für einen Sinn gehabt hat) tägliches Einweichen der Waschschüsseln in Desinfektionslösung in der Großraumbadewanne; Uringläser polieren
Mein lieber Mann, wenn ich da länger drüber nachdenke.....
 
Das ist echt superinteressant was ihr so erzählt. Wahnsinn wie sich das alles verändert hat. Damals war wohl noch vieles anders. Im Vergleich zu heute eigentlich unvorstellbar.
 
Hallo,

ich habe 1985 mein Examen in der Kinderkrankenpflege gemacht. Wir mussten morgens vor dem Arbeitsbeginn in Reihe zum Rapport antreten. Dann haben die Nachtwachen ihren Rapport abgegeben und es wurde eingeteilt in welchem Zimmer oder auf welcher Abteilung man zu arbeiten hatte. So klein unser Kinderkrankenhaus war, so fortschrittlich war es! Wir waren wohl mit bei den ersten, die das Rooming-in für Mütter einführten.
Was mich persönlich zur Verzweiflungt brachte, weil ich es einfach nicht so genau hinbrachte, war bei der Bettenmacherei das "Internationale Eck". Zuhause schon mit Spannbetttüchern ausgestattet, brachte ich es einfach nicht auf die Reihe, es zur Zufriedenheit der Obrigen zu machen. Musste mir das auch lange nachsagen lassen. Ich fand es schlichtweg albern. Hauptsache ordentlich! Stoffwindeln falten und Babykleidchen falten kenne ich auch noch. Oder Gazetupfer falten und Wattetupfer drehen.
Nach der Ausbildung arbeitete ich dann im Kinderzimmer einer Wochenbettabteilung. Da habe ich es auch noch mitbekommen, trotz Einführung von Rooming-in, den Angehörigen zwischen zwei und drei Uhr die Babies hinter der Scheibe zu zeigen. - Ich kam mir vor wie im Zoo. Ach ja, und Glasflaschen und Schnuller auskochen. Wenn man verhindert war und zu spät kam, konnte es sein, dass die Feuerwehr da stand, weil die Schnullis angebrannt waren und fürchterlich qualmten und stanken. Allerdings muss ich dazu sagen, s.o. sehr fortschrittlich - es wurde hauptsächlich Einwegmaterial benutzt was Injektionskanülen und Spritzen anging.
Aber Infusionen per Rädchen einstellen, das habe ich auch noch zu genüge gelernt, was mir heute auch noch nutzt, da man auch ein gewisses Auge dafür bekam, wie schnell die Infusion läuft. Nur ganz kritische Medikamente wurden damals per Infusomat oder Perfusor gegeben, oder bei Neugeborenen und kleinen Säuglingen.
Ja, die Zeiten ändern sich.

Ute S.
 
Ja, ich denke wir hätten uns alle ein Examen im putzen verdient, ich glaube nicht, dass die heutigen Schülerinnen das mitgemacht hätten!!!
Wir haben aber auch trotzdem viel gelernt!!
Eines stört mich aber von damals und heute: was wir damals auf medizinischem Gebiet machen mussten ist heute verboten.
Wir mussten Infusionen legen, Blut abnehmen, iv Spritzten usw.
Mach das heute mal,dann heisst es das dürft ihr nicht, dass ist Sache des Arztes!
Wir haben auch viel früher Eigenverantwortung gelernt.
Schön wars aber doch!!!!!
 
recht so, Oldtimer, schön war es doch!
Die gute alte Zeit.

Dinge, die heute unmöglich wären.......

dazu gehört zum Beispiel auch das eine oder andere Haustier (Hund, Papagei), die nach dem offiziellen Teil ins septische OP geschoben wurden und vom Personal versorgt wurden........ darf man eigentlich keinem erzählen und ich weiß auch nicht, ob es damals die Obrigkeit mitbekommen hat.

Die blauen Kittel dürten mehrere kennen, die z.B. in Hamburg gelernt haben. Darüber kam die weiße Wendeschürze. Häubchen hatte nur eine Oberschwester noch und ich war mächtig neidisch - so eine Haube wollte ich auch irgendwann mal haben. (hat sich irgendwann gelegt).
Bei meiner Einstellung habe ich noch einen netten Zettel bekommen, auf dem hygienische Anforderungen standen und der Tipp, wenn einem in der Dienstkleidung kalt wäre, sollte man wollene Unterwäsche tragen.

Zellstoff schneiden, Binden aufwickeln (haben z.T. auch Pat gemacht, die Langeweile hatten), auf einer Station sogar mit Bindenwickelmaschine, Blumenvasen putzen nach Pat. Entlassung (sehr nervig auf der Wöchnerinnenstation - pro Niedergekommene ca. 8 Vasen....),

Als ich anfing mit den Nachtwachen, hatte ich eine Examinierte zur Seite, die als erstes einen Teewagen von innen gegen die Dienstzimmertür schob, damit es ordentlich schepperte, falls einer was von ihr wollte - sie selbst hat sich mit Decke und Wecker auf einen der "Röntgenstühle" (eine Art Liegestuhl) gelegt und überließ mir die 60 Patienten der Doppelstation, inkl. abtöpfen, Medikamente stellen, Küche vorbereiten etc.

Übrigens hatten wir auf jeder Station eine eigene richtige Küche, mit allem Zipp und Zapp, das Mittagessen kam zwar aus der Großküche, aber wir hatten Brot, Aufschnitt, Eier, Kaffee, Tee etc. eben alles für Frühstück und Abendbrot selbst in der Küche. Das war nicht nur für Zugänge praktisch, so manch ein Teebeutel (oder noch beliebter Milch) wanderte mit nach Hause.

Eine Schwester, mit der ich gerne und lange gearbeitet hatte, hatte mit Prof. Sauerbruch gearbeitet, die konnte was erzählen! Sie stammte aus der Zeit, wo die Schwestern den Ärzten noch die Knöpfe in die Kittel geknöpft haben. Es gab, je nach Dienstgrad silberne Knöpfe oder einfache weiße, Doppelreihe oder einfach. Diese Knöpfe mußte vor der Wäsche entfernt werden und nach der Wäsche wieder eingeknöpft werden. Allerdings hat mir danach nie wieder eine Schwester so viel über rückenschonendes Arbeiten, praktische Tipps beim VW und Krankenbeobachtung erzählen können.

Soweit ein kleiner Einblick.

(mein Gott, bin ich alt)
 
SchöÖön, dass soviele auf das Thema anspringen...

ich lese hier mit Begeisterung...

weiter so!
 
Hallo!
Ich durfte noch lernen, wie man Kanülen wieder schärfte: an einer Streichholzreibefläche, Zellstoff wurde mit der ganzen Kiste in der Schreinerei durch die Bandsäge gejagt und und die handlich Größe gesägt.
Redonflaschen wurden gesäubert, desinfiziert und mit einer Vakuumpumpe wieder geleert.
Für elastische Binden nach der Wäsche gabs eine Wickelmaschine.
Gruß
Stephan
 
Hey Tryit, stimmt, jetzt wo Du's sagst:

Ich kenne auch noch die Aufbereitung von Redonflaschen: nach Benutzung die Glasflaschen schoen auswaschen und desinfizieren, ein abgebundener Gummi-Fingerling (ich hoffe, ihr wisst, was ich meine...) kam rein und die Flaschen gingen in den OP, wo die Luft rausgesaugt wurde - Erfolgskontrolle via Fingerling!!!

Bandsaege hatten wir nicht zum Zellstoffschneiden, mussten halt oft mit der Schere ran - aber wozu hatte man denn Schueler??? :wink1:

Bindenwickelmaschine hatte nur 1 chirurgische Station! Dafuer wurden aber oft die Pat. eingespannt - entweder auf der Inneren oder die Woechnerinnen!
 
Stimmt, die Aufbereitung der Redonflaschen kenne ich auch noch. Und Zellstoffschneiden mit der Schere!
 
Hallo.

Mein 1. Examen - KPH - war 1974 . Da durfte ich gleich 3 Tage später in der Hautklinik auf einer 2o Betten Station Nachtwache machen. Ich war hier auch 3 Wochen als Schüler tätig. 2 Std. Erklärung, Durchgang und die Telefonnummer einer erfahrenen Schwester war meine Grundlage für den 1. Nachtdienst.
8 Nächte - ging Gott sei Dank alles gut.:trinken:
Tupfer legen in der Augenklinik kenne ich noch gut. Oder die beliebten "Stieltupferdrehennächte".
Als Bereitschaftsschüler (Sa & So von 7 -19 Uhr) in der 3 jährigen Ausbildung"durfte" ich alle männlichen Pat. nach OP´s im Haus oder andere Pat. ( 20 Stationen ) die kein Urin lassen konnten, Einmalkatheresieren. Mit roten (Gummi ?) "Rüsch" Kathetern, die dann auch wieder gereinigt und sterilisiert wurden. Aber ohne die fertigen Katheterpacks. Alles mühsam zusammensuchen auf den fremden Stationen. Später habe ich mir die Packs auf meiner Station fertig gemacht und mitgenommen. Gab aber auch wieder Ärger mit der STL, weil Materialverbrauch etc.:evil:
Kanülen schärfen , Rekordspritzen schrubben und sterilisieren in dem stationseigenen Sterilisator, habe ich auch noch als Schüler machen müssen.
Und hinterher die richtigen Glaskolben mit den richtigen Metallstempeln verschrauben.
Nach dem Staatsexamen zum Krankenpfleger (1979), konnte ich ja nun "richtig" eingesetzt werden. 10 - 12 Tage hintereinander im laufenden Wechsel Dienst war normal. 8 - 12 Nächte ebenfalls. Und wenn eine Schwester vom Spätdiens krank wurde war mit 2 Stunden Pause auch schon mal eine Doppelschicht drin. ("Sie bekommen auch den Überstundenzuschlag Herr Pfleger". Danke )
Ja und der geliebte geteilte Dienst. 6 - 12 und 17 - 20 Uhr. Soll es ja heute noch in einigen Häusern geben. Von Blut abnehmen ( weil der Doktor so nett gefragt hat )

Infusionen mit Zusätzen oder Antibiotika anhängen ganz zu schweigen. 3 x am Tag gab es Calciparin s.c.. Patienten waschen - ich könnte heute noch heulen. :cry:
1 Nachptpfleger (z.B. ich) und ein pakistanischer Hilfspfleger ("Isch nicht alles sagen und glauben aber is gud") durften von 68 Patienten ( 2 Innere Stationen ) jede Nacht etwa 20 - 25 Pat. waschen. Da haben wir schon gegen 2 Uhr in der Nacht angefangen. Denn am Morgen Fieber messen und Calciparin spritzen gehörte dazu. Um 6 Uhr kam der Frühdienst und alles mußte fertig sein. Waren noch nicht alle Patienten gewaschen, mußtest du bleiben und weiter machen. So habe n wir manchmakl gemogelt. Hände und Gesicht gewaschen, frisches Hemd und Bettbezug, Laken gerade gezogen und unter die Decke ein wenig Einreibealkohol gespritzt. Tagschwester machte Stichkontrollen - Decke heben und schnüffeln. Wie gut das alles i.O. war, gell ?! Und wehe bei der Visite vom lieben Gott in weiß:king: lagen die Röntgentüten nicht am Fußende im Bett - dann hattest du aber einen schlechten Tag bei S. Kunigunde und konntest in der Badewanne die Glasurinflaschen und Bettschüsseln ( weiße Emailie mit blauen Rand) in der Patientenbadewanne schrubben. Hinterher brav mit RABASOL die Wanne säubern !!:daumen:
Und sollte ich dabei noch rückenschonendes Arbeiten bedacht haben, dann ging es mir richtig gut.
Dies hat mir alles nicht geschadet, aber ich bin froh das es heute so ist wie es ist. Zum verbessern gibt es immer was. Und gejammert haben Schüler und Examinierte auch damals schon.


So, jetzt muß ich mal aufhören - ich merke grade wie ich so ins "schwärmen" komme.
 
Also mal ein Bericht von mir, ich habe 1988 meine Abschlussprüfung gemacht.

Wir haben Kittel trgen müssen, natürlich mit Unterock, der durfte keine spitze am Saum haben, es wäre zu aufreizend gewesen!
Gewohnt wurde im Wohnheim für die Schwesternschülerinnen, Männerbesuch, auch familiärer, wr strengstens verboten!
22.00Uhr mussten wir im ´Zimmer sein, es gab keine Schlüssel für das Wohnheim, wir mussten immer durch die Pforte des Krankenhauses am Pförtner vorbei (den man ab und an mit einer kleinen Schnapsflasche bestechen konnte!). Wenn man nach 22Uhr kam, hat er Meldung gemacht bei der Schulschwester (auch eine Ordensschwester strengster Art!). Da wurden auch mal Eltern zum Gespräch geladen über ihre "unzüchtigen" Töchter :-)

Tja, ich habe das alles ziemlich gut überstanden, Angst hatte ich nie vor der Schulschwester oder den Stationsleitungen, die zum großen Teil auch ordensschwestern waren. Ich habe großen Respekt gehabt, sicher auch einige etwas gefürchtet, aber man konnte sich des sozialen Engagements der Schulschwestern und der anderen ordensfrauen sicher sein. Gab es probleme, wurde man aufgefangen. Es gab zusätzliche Unterstützung vor der Abschlußprüfung, und und und.

Streng war es, aber wir haben unwahrscheinlich viel gelernt, mich hat diese Zeit sehr geprägt im positiven Sinne!
Klar, es gab auch viel Unsinniges, wir haben mit Zahnbürsten Steckdosen gebürstet, leere Patientenzimmer Sonntags gewischt und "Schundzeitschriften" von Patienten eingesammelt, bevor die Chefarztvisite kam und so was.

Ich sollte mal den Wäscheschrank ordentlich sortieren, Auftrag der Stationsschwester . Da aber die anderen Pflegekräfte gerade nichts zu tun hatten, gesellte ich mich, nachdem ich die Wäsche so lala in den Schrank gelegt hatte, zu den anderen, ohne damit zu rechnen, dass sie zur Kontrolle wieder kam!
Sie holte mich an den Schrank, fegte mit einer einzigen Handbewegung alle Wäsche aus dem Schrank und sagte: Das musst du woh nochmal machen!

Was habe ich sie verabscheut dafür!!!
Aber was glaubt ihr? Ich habe auch daraus gelernt, heute weiß ich, warum sie da so großen Wert drauf gelegt hat, alles ordentlich zu haben.
Wenn ich die Pflegekräfte heute sehe, dann weiß ich warum. Viele legen überhaupt keinen Wert mehr auf ordentlichen Arbeitsplatz, da herrscht Chaos ohne Ende, auch nicht mein Ding!

Ich bin nachdem ich lange Leitung war (Stationsleitung im KH und PDL im ambulanten dienst) jetzt wieder im KH als freigestellte Praxisanleitung.
Vieles von dem, was ich in meiner Ausbildung an Werten vermittelt bekommen habe, kann ich heute weiter geben.

Ich bin für vieles, was mir vermittelt wurde, heute dankbar. Sicher nicht für alles (Keine sorge, bei mir muss kein Schüler Steckfosen schrubben!), aber für vieles!

Justine
 
Hallo
Habe 1984 mein Examen gemacht in einem sehr strengen Haus.
Wir hatten Internatspflicht. Durften zu zweit in einem Zimmer wohnen.
Wir mußten als unter 18 jährige um 21.00 Uhr zu Hause sein und als über 18 jährige um 22.00 Uhr. Minderjährige die nach Hause fahren wollten brauchten eine Einverständniserklärung der Eltern, außerdem mußte ein Erziehungs berechtigter in einem Büchlein abzeichnen daß du dann auch wirklich zu Hause warst.Zimmerkontrollen zu allen Tages und Nachtzeiten waren normal. Bei großer Unordung gab es einen Eintrag im schwarzen Buch, bei 3 Einträgen einen Anschiß der Oberin und Strafarbeit .Meistens Putzarbeiten im Schwesternwohnheim.
Hattest Du als Schülerin deine Probezeit von 6 Monaten hinter dir und warst 18 Jahre durftest du Nachtdienst machen.
Du wurdest auf eine Station geschickt, durftest von 6.00-11.00Uhr dort arbeiten um die Station und die Patienten kennenlernen. Dann ging es ab ins Bett. Die Nacht ging von 20.00 Uhr bis 8.00 Uhr. Normal waren 14 Nächte am Stück. Dafür gab es dann aber auch 14 Tage frei. Nach jeder Nacht durften wir noch zur Oberin und der erzählen was wir Nachts alles so getan haben.Man war als Schülerin alleine auf Station für c.a 40 Patienten zuständig. Es gab zwar eine Hausnachtwache die Examiniert war, aber die hat man nur gerufen wenn es gar nicht mehr ging.Das waren meist Schwestern die keiner mehr am Tag ertragen konnte.
Es gab zwar Dienstpläne, die galten aber nur für die Examinierten. Bei den Schülern waren nur die freien Tage eingetragen. Wie du Dienst hattest wurde dir am selben Tag früh mitgeteilt. Um 6.00 Uhr Dienstbeginn, da hat die Stationsschwester dann festelegt wer Früh-Spät-oder geteilten Dienst macht.Geteilter Dienst war normal, Früh eine absolute Ausnahme, Spätdienst schon etwas häufiger. Theoretisch hatte der Arbeitstag 8,5 Stunden, praktisch ging man erst nach Hause wenn die Arbeit fertig war.Das galt für Examinierte wie für Schüler.
So konnte für die Schüler ein Arbeitstag 3 Stunden haben-wenig Arbeit,aber auch 12 Stunden-viel Arbeit. Aufgeschrieben wurde da nichts.
Die Stationen hatten damals 40-50 Patienten in 4-10 Bettzimmern. 2 Examinierte pro Schicht waren normal, der Rest bestand aus Schülern.
Fiel mal eine Schwester aus waren 2 Schichten am Stück für eine Examinierte normal. kam relativ oft vor.Auch 3 Schichten am Stück waren keine Seltenheit. Die leitenden Schwestern waren alle ledig und "unbemannt",daß es so was wie ein Privatleben gibt war ihnen völlig unbekannt.
Die Kleiderordnung war sehr streng. Kleider im Rücken zu Knöpfen, Kleiderlänge bist mindestens Wadenmitte, Häubchen ordentlich gefaltet unter der die Haare verschwinden mußten,kein Schmuck,keine Schminke,keine bunten Haarklammern oder Kämme,kein Parfüm,kurze Fingernägel. Weisse Socken waren streng verboten, nur Seidenstrümpfe erlaubt. Oberstes Gebot war DISZIPLIN. Etwa was ich bei vielen Schülern und Examinierten heute sehr vermisse. Auch die Zeit die ich damals am Patienten verbringen konnte fehlt mir heute.Würde ich nochmal vor der Frage stehen Krankenschwester zu lernen, ich würde es nicht mehr machen.
Nicht wegen der Pflege sondern wegen dem ganzen Schreibkram,den Listen,Tabellen,Analysen etc.
Alesig
 
@alesig

Ich finds total krass was du so beschreibst :verwirrt:

Kann nur sagen, dass es uns Schülern heute doch im Vergleich relativ gut geht, oder?
Auch wenn dem einen oder anderen das bißchen mehr an Disziplin wahrscheinlich nicht schaden würde.

Wenn ich das teilweise so lese, hört sich das für mich schon fast so an, als hätte man in einem Schwesternwohnheim gelebt wie im Knast...


uffff...
 
@alesig

Hallo,

möchte gerne wissen was Du unter Disziplin verstehst? Ich kann mich an eine Zeit erinnern, da war auch Disziplin sehr wichtig. Aber eine Disziplin die auch nur auf blanken Gehorsam abzielte war mir immer ein Dorn im Auge.

So war es aber auch früher oft, keine Diskussion mehr möglich. Kein Infrage stellen von vorgebenen Dingen, von alten Zöpfen. Es kann nicht sein, nur weil eine Leitung was sagt, dass dies ohne Nachdenken übernommen wird.

Disziplin heisst für mich meine eigene Disziplin in mir, die ich mir selbst auferlege. Wenn ich Kollegen habe, die keine Disziplin haben, so muss es angesprochen werden, jedoch fachlich......

Wenn Kollegen zu spät zur Arbeit kommen wird dies angesprochen, das ist eine Disziplin die selbstverständlich ist. Die Gründe dafür liegen auf der Hand.

Viele Dinge sind in dieser Zeit zu meiner Disziplin geworden, weil ich mich dadurch besser strukturieren kann. Das heisst aber noch lange nicht, dass es für andere auch so gelten muss.

Liebe Grüße Brady
 
Hallo
Unter Disziplin verstehe ich:
Pünktlich zum Dienst erscheinen- ausgeschlafen !
Pünktlich nach Hause gehen, nachdem ich meine Arbeit erledigt habe.
Meine Arbeit erledigen auch wenn ich vielleicht 5 Minuten länger bleiben muß.
Vorarbeiten wenn noch Zeit ist und nicht die Zeit mit qualmen bis Dienstende totschlagen.
Dokumentationen ordentlich führen -leserlich und nachvollziehbar.
Keine Arbeiten auf die Nachfolgende Schicht abwälzen wegen Null Bock.
Sein Essgeschirr in die Spülmaschine räumen.
Einhalten der Pausenzeiten- nicht endlos ausdehnen.
Rauchen gehört in die Pause oder nach Hause .
Den Arbeitsplatz sauber und ordentlich hinterlassen.
Patientenzimmer sauber und ordentlich halten.
Höflichkeit - Bitte und Danke.
Ein sauberes Erscheinungsbild,keine Flecken, ohne große Geruchsbelästigung, sei es nun Schweiß oder ein übermaß an Parfüm.
Meine Arbeit korrekt erledigen.
Wer das letzte Medikament aus dem Schrank nimmt schreibt es auf den Apothekenplan.
Ich könnte hier noch ewig weiterschreiben.
Was ich in letzter Zeit gehäuft bei Schülern und Examinierten erlebe ist eine sehr lässige Einstellung zur Arbeit. Wenn ich es heute nicht mache und auch sonst kein anderer Bock hat mache ich es vielleicht morgen. 5-10 Minuten zu spät kommen ist normal, da regt sich schon keiner mehr auf(außer mir).
Die Patientenzimmer sind zugemüllt,dem Apothekenschrank fehlen die richtigen Medis, usw. usw. usw.........
Alesig
 
Hallo alesig,

das war zwar hier nicht das Thema. Was Du aufzählst kenne ich auch, aber das ist dann die Sache um eine Diskussion zu führen.

Denn es gibt immer 2 Seiten, die eine die sich über diese Dinge aufregt und der andere der so weitermachen kann.

Alle diese Punkte müssen im Team angesprochen werden, oder es muss mit dem Einzelnen gesprochen werden.

Oft kommen dadurch die Streitereien Schicht gegen Schicht...Weil oft mit demjenigen nicht persönlich gesprochen wird.

Jemand der seine Arbeit nicht macht, oder unzuverlässig ist, der muss darauf angesprochen werden. Ansonsten mache ich es mit. Scheue die Auseinandersetzung und darf mich dann aber auch nicht beschweren.

Jemand der ständig zu spät kommt, ist heutzutage nicht tragbar für unsere Arbeit. Denn wir haben genug zu tun, geschweige andere mit durchzuziehen die nicht wollen.

Es kann an der Zeit liegen, wir lernten früher unbedingten Gehorsam, der nicht unbedingt das war was wir wollten. Wir wollten Mitspracherecht im Team ein besseres Miteinander. Neue Dinge sollten auch umgesetzt werden, wenn sie besser waren. Schüler und auch andere Kollegen sollten nach ihren Ressourcen eingesetzt und gefördert werden. Nur der Nachteil ist bei dem, dass wir immer wieder neu alte Grenzen und neue Grenzen setzen müssen und täglich grüsst das Murmeltier*gg*....

Was spricht gegen eine fachliche Diskussion? In allen Dingen die Du aufgeführt hast.....

Liebe Grüße Brady
 
Hallo alle zusammen!

Ich muß sagen ich finde eure Bereichte alle super interessant!
Es wäre schön noch mehr zu lesen von früher!

Da haben wir Schüler heute es manchmal richtig gut, wenn ich lese was Ihr alle so machen mußtet. Kleidervorschriften kenne ich aber auch. an unserer Schule wird z.B. vorgeschrieben, welche Unterwäsche wir tragen müssen. Aber ich denke manchmal ist das auch ganz angebracht. Nachdem was man manchmal auf Station so alles zu sehen bekommt.:P

Lieben Gruß
Bübchen
 

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