- Registriert
- 24.05.2007
- Beiträge
- 51
- Beruf
- Krankenschwester
- Akt. Einsatzbereich
- ambulante Pflege
- Funktion
- TQM-Auditorin
Durch den obigen Beitrag „Patientin verstirbt bei praktischem Examen“ wurde ich an meine Zwischenprüfung, die übrigens schon fast dreißig Jahre her ist, erinnert. Mein Patient ist zwar nicht verstorben, die Prüfung verlief aber dennoch absolut nicht nach meinen Vorstellungen. Mir brach der Angstschweiß aus und ich musste schwer improvisieren.
Heute muss ich grinsen, wenn ich daran denke. Durch solche Situationen lernt man fürs Leben: In der Theorie kann man alles noch so gut planen, in der Praxis kommt alles anders!
Gruß
Valentina
Die Prüfer, ein Lehrer meiner Krankenpflegeschule und die Pflegedienstleiterin der internistischen Station wurden von mir um 7 Uhr auf der Station erwartet.
Mein Dienst hatte bereits um 6 Uhr begonnen und ermöglichte es mir, mit der zuständigen Nachtschwester zu reden, die keine besonderen Vorkommnisse bei Herrn Mayer erwähnte. Ich hatte Zeit, die benötigten Utensilien vorzubereiten und Herrn Mayer zu begrüßen, der wach und ansprechbar in seinem Bett lag. Ich erinnerte ihn daran, dass wir wegen meiner Waschprüfung bald zu ihm kommen würden, und er zwinkerte mir freundlich zu.
Jetzt konnte nichts mehr schief gehen, dachte ich und erwartete das Prüfungskomitee.
Nach ihrem Eintreffen informierte ich sie über das Krankheitsbild des Patienten, über die Verordnungen, die ich durchführen wollte und über meinen geplanten Arbeitsablauf.
Gemeinsam betraten wir das Zimmer von Herrn Mayer.
Ich dachte, mich trifft der Schlag!
Herr Mayer lag im Bett und schnarchte. Rütteln und Schütteln half nicht, er schlief weiter und schnarchte wie ein Holzfäller, während mir der Schweiß ausbrach.
Ursprünglich hatte ich vorgehabt, Herrn Mayer in alle pflegerischen Tätigkeiten mit einzubeziehen, außerdem hatte ich auf seine Mithilfe gehofft. Doch daraus wurde nun nichts, ich musste improvisieren. Planmäßig führte ich die Grundpflege im Bett durch, informierte bei jeder Aktion meinen Patienten über jeden meiner Schritte „Herr Mayer, ich wasche Ihnen jetzt den Rücken“, „Herr Mayer, ich ziehe Ihnen jetzt die Antithrombosestrümpfe an“ oder „So, Herr Mayer, ich rasiere Sie jetzt“ und kam mir ziemlich bescheuert vor, denn das Einzige, was der Patient erwiderte, war ein immer lauter werdendes Schnarchen. Außerdem lag er wie ein nasser Sack im Bett und ich musste meine Prüfer ständig um Mithilfe bitten, denn alleine hätte ich diese Ganzwaschung nie bewältigen können.
Völlig verzweifelt verließ ich später mit meinen grinsenden Prüfern das Zimmer. Diese interessierten sich besonders dafür, warum sich mein Patient im Tiefschlaf befand, und ich erkundigte mich deshalb bei der Stationsschwester, die aber auch keine weiteren Informationen hatte. In der Patientenakte war zunächst keine Eintragung zu finden, erst beim gemeinschaftlichen Durchsuchen entdeckten wir auf einem falsch abgehefteten Berichteblatt, dass Herr Mayer um 4.30 Uhr (!) wegen starker Unruhe zusätzlich ein leichtes Beruhigungsmittel von der Nachtschwester erhalten hatte.
Na, bravo!
Im Nachgespräch wurde mir diese wichtige Informationslücke von meinen Prüfern natürlich angekreidet. Positiv bewertet wurden die Durchführung der Grundpflege und dass ich mich, trotz der geistigen Abwesenheit des Patienten, an den Plan gehalten hatte, ihn in alle Vorgänge mit einzubeziehen.
Ich war froh, als alles vorbei war.
Herr Mayer erwachte kurz vor Ende meines Frühdienstes und konnte sich an nichts mehr erinnern.
Vielleicht war es auch besser so.
Die Zwischenprüfung bestand ich trotzdem.
Heute muss ich grinsen, wenn ich daran denke. Durch solche Situationen lernt man fürs Leben: In der Theorie kann man alles noch so gut planen, in der Praxis kommt alles anders!
Gruß
Valentina

Die Prüfer, ein Lehrer meiner Krankenpflegeschule und die Pflegedienstleiterin der internistischen Station wurden von mir um 7 Uhr auf der Station erwartet.
Mein Dienst hatte bereits um 6 Uhr begonnen und ermöglichte es mir, mit der zuständigen Nachtschwester zu reden, die keine besonderen Vorkommnisse bei Herrn Mayer erwähnte. Ich hatte Zeit, die benötigten Utensilien vorzubereiten und Herrn Mayer zu begrüßen, der wach und ansprechbar in seinem Bett lag. Ich erinnerte ihn daran, dass wir wegen meiner Waschprüfung bald zu ihm kommen würden, und er zwinkerte mir freundlich zu.
Jetzt konnte nichts mehr schief gehen, dachte ich und erwartete das Prüfungskomitee.
Nach ihrem Eintreffen informierte ich sie über das Krankheitsbild des Patienten, über die Verordnungen, die ich durchführen wollte und über meinen geplanten Arbeitsablauf.
Gemeinsam betraten wir das Zimmer von Herrn Mayer.
Ich dachte, mich trifft der Schlag!
Herr Mayer lag im Bett und schnarchte. Rütteln und Schütteln half nicht, er schlief weiter und schnarchte wie ein Holzfäller, während mir der Schweiß ausbrach.
Ursprünglich hatte ich vorgehabt, Herrn Mayer in alle pflegerischen Tätigkeiten mit einzubeziehen, außerdem hatte ich auf seine Mithilfe gehofft. Doch daraus wurde nun nichts, ich musste improvisieren. Planmäßig führte ich die Grundpflege im Bett durch, informierte bei jeder Aktion meinen Patienten über jeden meiner Schritte „Herr Mayer, ich wasche Ihnen jetzt den Rücken“, „Herr Mayer, ich ziehe Ihnen jetzt die Antithrombosestrümpfe an“ oder „So, Herr Mayer, ich rasiere Sie jetzt“ und kam mir ziemlich bescheuert vor, denn das Einzige, was der Patient erwiderte, war ein immer lauter werdendes Schnarchen. Außerdem lag er wie ein nasser Sack im Bett und ich musste meine Prüfer ständig um Mithilfe bitten, denn alleine hätte ich diese Ganzwaschung nie bewältigen können.
Völlig verzweifelt verließ ich später mit meinen grinsenden Prüfern das Zimmer. Diese interessierten sich besonders dafür, warum sich mein Patient im Tiefschlaf befand, und ich erkundigte mich deshalb bei der Stationsschwester, die aber auch keine weiteren Informationen hatte. In der Patientenakte war zunächst keine Eintragung zu finden, erst beim gemeinschaftlichen Durchsuchen entdeckten wir auf einem falsch abgehefteten Berichteblatt, dass Herr Mayer um 4.30 Uhr (!) wegen starker Unruhe zusätzlich ein leichtes Beruhigungsmittel von der Nachtschwester erhalten hatte.
Na, bravo!
Im Nachgespräch wurde mir diese wichtige Informationslücke von meinen Prüfern natürlich angekreidet. Positiv bewertet wurden die Durchführung der Grundpflege und dass ich mich, trotz der geistigen Abwesenheit des Patienten, an den Plan gehalten hatte, ihn in alle Vorgänge mit einzubeziehen.
Ich war froh, als alles vorbei war.
Herr Mayer erwachte kurz vor Ende meines Frühdienstes und konnte sich an nichts mehr erinnern.
Vielleicht war es auch besser so.
Die Zwischenprüfung bestand ich trotzdem.