Unterschiede vom deutschen zum schweizerischen Krankenhaussystem?

singlemama23

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Hallo,

ich habe hier schon ein wenig umher gestöbert, finde jedoch nicht wirklich eine Antwort auf meine Fragen. Versuche es mal so und hoffe das ich Feedback bekomme.
Was für Unterschiede gibt es zum schweizerischen Krankenhaussystem und wie sind die Aufgabengebiete dort?

LG Anika
 
Hey!
Da ich zwar aus D komme, dort aber keinerlei Krankenhauserfahrungen gemacht habe, da ich meine Ausbildung in der CH begonnen habe, habe ich keine direkten Vergleiche, um was zu den Unterschieden im "Krankenhaussystem" sagen zu können.
Was sicher ist (sagt jeder): Die Arbeitszufriedenheit in CH ist um einiges höher,das Arbeitsklima besser, du findest leichter eine Stelle, wirst besser bezahlt, hast mehr kompetenzen (zB Blutentnahmen, etc) und Verantwortung und Pflege steht insgesamt eher als eigene Disziplin NEBEN der Ärzteschaft, statt als ausführendes Fußvolk UNTER den Halbgöttern in weiß...
Wenn du konkretere Fragen hast, kann ich sie dir vielleicht beantworten.
Es kommen sehr viele aus D in die CH. Planst du auch, oder fragst du eher interessenhalber?
Liebe Grüße!
 
Hi

Hab letzthin einen Artikel in der Weltwoche gelesen.
Weltwoche.ch

Weltwoche.ch

viel spass beim lesen.

P.s. Diese Artikel sind sehr provokativ geschrieben.
Ich distanziere mich klar vom Inhalt.

cheers Angus
 
Das mit der Sekretärin klappt auch in D, wenn man selbstbewußt genug auftritt. *fg*

Elisabeth
 
Am schönsten finde ich immer noch diese Textstelle:
Am Ku-damm in Berlin bleiben die Fussgänger doch tatsächlich bei Rot an der Ampel stehen und warten, bis es grün wird! Selbst dann, wenn schon seit zwei Minuten kein Fahrzeug mehr vorbeigekommen ist. In Zürich würde man mit solch sonderbarem Verhalten die Zwangseinweisung in eine Klinik für Burn-out-Patienten riskieren.
Und ich kann wirklich bestätigen das ist so.
Ich war vor gut 3 Wochen in Berlin.
Naja wurde einige male böse angekuckt.:mrgreen:
Bin halt züri like bei roter Ampel über die Strasse gegangen. (keine Angst da war weit und breit kein Auto oder Velo (=>Fahrrad) )

cheers Angus
 
Hey!
Was sicher ist (sagt jeder): Die Arbeitszufriedenheit in CH ist um einiges höher,das Arbeitsklima besser, du findest leichter eine Stelle, wirst besser bezahlt, hast mehr kompetenzen (zB Blutentnahmen, etc) und Verantwortung und Pflege steht insgesamt eher als eigene Disziplin NEBEN der Ärzteschaft, statt als ausführendes Fußvolk UNTER den Halbgöttern in weiß.


hallo,
interessieren würden mich schon auch echte Unterschiede. Die Tatsache, daß Blutentnehmen zu dürfen als Kompetenzerweiterung zählt :knockin:und immer wieder genannt wird, finde ich gelinde gesagt, sehr schade. Wenn das alles sein sollte, kann ich auch hier bleiben, zum Blutabnehmen kann man nämlich auch Affen dressieren.
Welche pflegerischen Verantwortungsbereiche fallen denn unter eigenständiges Handeln? Wundversorgung, Entlassungsmanagement, Ernährungsberatung, Entwöhnung von der Beatmung oder was...? Finden Teamkonferenzen statt, so was wie Pflegevisiten mit dem gesamten behandelnden Team? Oder wie stell ich mir vor, daß Pflege NEBEN den Ärzten steht, statt UNTER ihnen?! Ich kann so wenig mit diesen plakativen Begrifflichkeiten anfangen.
 
Ich habe die schweizerischen Kollgen immer als hochfachkompetent erlebt. Sie wissen einfach, was sie tun- sie sind weniger "dressiert" und können dadurch eigenverantwortlicher handeln.

Beispiel: Einen Expertenstandard Dekubitus kann sofort angewendet werden und muss nicht zwingend auf die Fähigkeiten des Pflegepersonals abgeändert werden.

Die Übergabe von diversen ärztl. Tätigkeiten ist da für mich nur eine logische Schlußfolgerung.

Elisabeth
 
Beispiel: Einen Expertenstandard Dekubitus kann sofort angewendet werden und muss nicht zwingend auf die Fähigkeiten des Pflegepersonals abgeändert werden.

Was ist damit gemeint? Wie muss der Experstenstandard abgeändert werden und was ist an der Umsetzung so schwierig?

Wenn die Schweizer das besser können, liegt das an der Ausbildung oder, deutlich gesagt, vielleicht daran, das dort schon eine hohe Schulbildung, in der Regel die Matura, vorausgesetzt wird?
 
Wenn die Schweizer das besser können, liegt das an der Ausbildung oder, deutlich gesagt, vielleicht daran, das dort schon eine hohe Schulbildung, in der Regel die Matura, vorausgesetzt wird?
:besserwisser::besserwisser: Mit Matur auch erst seit der Ausbildugsreform. Davor war eine Matur keine voraussetzung. 95% der Pflegenden hat noch die "alte" Ausbildung als DN1 oder DN2.


evtl. lassen sich am ehesten die Ausblidungen vergleichen.
hier mal ein Link:
http://www.redcross.ch/data/info/pubs/pdfbb/redcross_best_13_de.pdf
 
Was ist damit gemeint? Wie muss der Experstenstandard abgeändert werden und was ist an der Umsetzung so schwierig?

Schau dir den Expertenstandard an und dann den hauseigenen. *fg*

Wenn die Schweizer das besser können, liegt das an der Ausbildung oder, deutlich gesagt, vielleicht daran, das dort schon eine hohe Schulbildung, in der Regel die Matura, vorausgesetzt wird?

Ich kann mir vorstellen, dass die Ausbildung weniger an Checklisten und Standards orientiert ist und das man selbständiges Denken trainiert.

Elisabeth
 
Schau dir den Expertenstandard an und dann den hauseigenen. *fg

Ich kann mir vorstellen, dass die Ausbildung weniger an Checklisten und Standards orientiert ist und das man selbständiges Denken trainiert.

Das soll insgesamt im deutschen Bildungssystem zu kurz kommen.
Wie aber lernt und lehrt man selbständiges Denken?
(Mit deiner Methode des ständigen Nachfragens klappt es auch nur bedingt...*g*)

Dekubitusstandard? - Ich hoffe, wir haben überhaupt einen...*g*
 
Grundlagen legen - lernen lehren.

Ich hab meinen Kindern bei Probs stets Bücher zur Verfügung gestellt, damit sie selbst aktiv werden können. Lernen muss Spaß machen und das Interesse wecken. Auswendig lernen fand ich übrigens nicht sehr hilfreich beim Wissenserwerb.

Wenn du über keine Grundlagen verfügts, kannst du übrigens mit meiner Fragenmethode wenig anfangen. Kausales Denken (oder wie das heißt) muss gelernt sein.

Elisabeth
 
Ich kann mir vorstellen, dass die Ausbildung weniger an Checklisten und Standards orientiert ist und das man selbständiges Denken trainiert.

Ja das ist mehrheitlich so. In der Schule hab ich selten mal ne Checkliste oder irgendwelchen Standart gesehen. Wenn's das gab dann in der Praxis.

Wie aber lernt und lehrt man selbständiges Denken?

In dem das der Schüler seine sämtlichen Tätigkeiten begründen muss. (vor Lernbegleiter/Praxisanleiter oder auch Krankenschwestern auf seiner Station.)
Das heisst konkret ständige reflektion des gemachten bzw. selbstreflektion
Was hast du gemacht?
Wie hast du's gemacht?
Welches sind die theoretischen Hintergründe?
Was kann besser gemacht werden?
Welche fehler wurden gemacht?

Mühsam für den Schüler jedoch extrem wirksam.
Je nach dem muss der Schüler nochmals über die Bücher und evtl. Wissen wieder auffrischen.

cheers Angus
 
Hi
Den "echten" KH-Alltag kenne ich nur aus der meiner Ausbildung in D-Land.
Den Klinikalltag in der CH kenne ich nicht.
Ich kenne den Alltag aus dem Altenheim und aus der Reha.

Im AH isses ja so, das es viele "Helferlein" gibt.
Häufig ist man als einzige Examinierte auf der Abteilung.
Gegen abend dann auch gerne als einzige *** allein im Haus, nebst den "Helferlein".
Die kann man einfach nicht alle unter Kontrolle haben.
Von dort kann ich sagen, das ich immer den Dienstweg einhalten musste, was ja auch positiv sein kann. Bin aber weniger selbständig in meiner Arbeit, kann/ darf nicht selbst entscheiden.
Das habe ich erst hier schätzen gelernt, das ich in D-Land sehr spektrumsreich entscheiden/ organisieren durfte.

In der Reha isses so, das von D-Ärzten umgeben bin :mrgreen: ausser den Chefärzten.
Hier bemerke ich schon mehr Kompetenzen, wie erwähnt. Auch wenn es "nur" die Blutentnahme ist. he, für ne AP! Was will ich mehr.
Austrittsprocedere wird durch Arzt eingeleitet. Dann kommt der Beratungsdienst eingeschaltet und alles geht seinen Weg. Wobei ich hier froh drum bin, das es so geregelt ist. das einzigste ist der pflegerische Überleitungsbogen, wenn zusätzliche Dienste in Anspruch genommen werden.
Dadurch muss ich mich nicht drum kümmern und habe wieder mehr Zeit, für meinen Auftrag.

Im allgemeinen möchte ich sagen, das ich mit der Fachkompetenz im AH schlechte Erfahrungen gemacht habe.
In der Reha sieht das schon wieder ganz anders aus.

Klar, liegt viel darin, wie man ausgebildet wurde.
Stur nach Plan oder auch mal einfach machen lassen.
Ich erlebe es in der Reha auch immer wieder so. Wir haben immer wieder Schüler verschiedener Ausbildungsjahrgänge. So, wie es mal in D-Land war, zumindest in der AP, Rotationspraktika während Ausbildung.
Ich denke mir oft, wie sehr die Schüler ausgefragt, hinterfragt, Tätigkeiten in Frage gestellt werden...alles in allem - Reflexion.
Und wie schon geschrieben wurde, das prägt.
Andererseits sehe ich mich, Ende 2.Jahr. Klar gabs Praxisanleiter. Die waren bei mir auch immer da, wenn ich sie brauchte. Aber ansonsten alles sehr lockere Handhabung. Grob gesagt, zu dieser Zeit der Ausbildung hat man die Abteilung schmeissen müssen. Abgesehen von komplexeren Fällen.
Geschadet hat es auch nicht.

Ältere Kollegen wirken durchaus wie "dressiert. So isses ja nicht.
Ich denke allgemein hat sich das geändert. Das man auch die Aussage/ Anordnung des Arztes mal kritisch hinterfragt. Oder auch den Pat. Und sich eben nicht alles gefallen lässt. Bin schliesslich nicht der Butler.

blubbblubb
 
Grob gesagt, zu dieser Zeit der Ausbildung hat man die Abteilung schmeissen müssen. Abgesehen von komplexeren Fällen.

Herrlich- diese gnadenlose Selbstüberschätzung von manchen Azubis. Kein Wunder, dass man nach der Ausbildung glaubt fit zu sein für alles.

Elisabeth
 
Grundlagen legen - lernen lehren.

Ich hab meinen Kindern bei Probs stets Bücher zur Verfügung gestellt, damit sie selbst aktiv werden können. Lernen muss Spaß machen und das Interesse wecken. Auswendig lernen fand ich übrigens nicht sehr hilfreich beim Wissenserwerb.

Wenn du über keine Grundlagen verfügts, kannst du übrigens mit meiner Fragenmethode wenig anfangen. Kausales Denken (oder wie das heißt) muss gelernt sein.

Elisabeth

Im Großen und Ganzen kann ich dir zustimmen.
In meinem Kurs war übrigens das Hinterfragen und Begründen-Können sehr angesagt, bestimmt auch durch die vielen "älteren" Mit- und Umschüler. Es wurde gerne diskutiert.
Leider trat dann oft das mangelnde Wissen der Lehrer/innen zutage...
Pflege hat es schwer zu begründen. Die "Wissenschaft" dahinter steckt ja auch noch in den Kinderschuhen.
Krankheitslehre muss oft einfach auswendig gepaukt werden.

Meines Erachtens sind jedoch diese kreativen, mitdenkenden Pflegekräfte vom System gar nicht wirklich gefragt, nein, sie sollen funktionieren und nicht allzu viel Geld kosten - das leidige alte Thema.

Möglicherweise hat die Schweiz einfach etwas früher erkannt, wie reformbedürftig die Pflegelandschaft ist/war.

Doch jetzt wissen wir immer noch nicht, was denn nun konkret in der Schweiz anders ist.
 
Hallo,
mir sind in der Schule nie Standards oder Checklisten begegnet.
Auch war der Unterricht so aufgebaut, das Themen selbstständig erarbeitet werden mussten, d.h. man musste selber darüber nachdenken.
Die Standards sind mir eher auf Station begegnet.
Ich hab auch den Eindruck das es nicht gerne gesehen wird, wenn selbstständig gedacht wird.
Ich ecke oft an wenn ich Methoden hinterfrage. Das will eben keiner hören, da es ja so gut läuft.

lg mary
 
Im AH isses ja so, das es viele "Helferlein" gibt.
Häufig ist man als einzige Examinierte auf der Abteilung.
Gegen abend dann auch gerne als einzige *** allein im Haus, nebst den "Helferlein".
Die kann man einfach nicht alle unter Kontrolle haben.
Von dort kann ich sagen, das ich immer den Dienstweg einhalten musste, was ja auch positiv sein kann. Bin aber weniger selbständig in meiner Arbeit, kann/ darf nicht selbst entscheiden.
Das habe ich erst hier schätzen gelernt, das ich in D-Land sehr spektrumsreich entscheiden/ organisieren durfte.

Das mit dem alleine verantwortlich sein kenn ich nur zu gut. Wenn du gute Helferlein hast gehts. Wenn du schlechte Helferlein hast dann viel spass beim rennen.
Dienstweg einhalten immer gut.
. . . ABER . . .
Solange ich alleine bin, bin ich auch alleine verantwortlich zu 100 % und somit entscheide ich notfalls auch alleine. Dann werden die Vorgesezten nachher informiert.

. . . ABER . .

ich komme vom thema ab.:lamer:

Doch jetzt wissen wir immer noch nicht, was denn nun konkret in der Schweiz anders ist.

stimmt auch wieder.
:gruebel:
Naja so konkrete Antworten hab ich auch nicht. Hab ja nie in Deutschland gearbeitet.

Evtl findet sich noch jemand der einen direkten Vergleich machen kann.

cheers Angus
 
Beschreib doch einfach mal deinen Routinealltag. Vielelicht läßt sich da ja was ableiten.

Elisabeth
 
ooooohhhhh mannn Ausaufgaben :knockin:

. . .

:mrgreen: werde ich versuchen jedoch erst morgen.
sollte langsam auf arbeit.

tschüss Angus
 

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