Suizid im Krankenhaus

Kabolmaus

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Mitglied in der AG Pflegestandards, sonst "normale" Krankenschwester
Hallo an alle,

ich hatte vor einigen Tagen ein traumatisches Erlebnis. Ein Pat. ist aus dem Fenster gesprungen. Ich denke Suizid im KH ist nicht oft, aber auch nicht sehr selten. Wer hat sowas schon mal erlebt, und wie seid ihr damit umgegangen?

Liebe Grüße
 
Ich hatte vor zwei Wochen das Erlebnis, dass ein Besucher aus dem 11. Stockwerk gesprungen ist und ich den dann mit diversen Kollegen erstmal suchen musste, weil der auf nem Vordach gelandet ist. Der Anblick war nicht so schön und das Bild lief mir noch Tage hinterher, sodass ich dann zum Betriebspsycholgen gegangen bin. Das tat gut und hat mir sehr geholfen.
 
Ich auch. Als die Kripo ihn freigegeben hatte, wollte die Ehefrau ihn sehen. Ich bin recht hartgesotten, ich habe ihn zusammen mit einem Kollegen zurechtgemacht. Schön ist zwar anders, aber mir hat das die Sache erleichtert. Wir hatten danach erstmal seelsorgerische Betreuung. Ich habe das zwar relativ gut verkraftet, aber ein Kollege hat deswegen sogar die Station gewechselt.

Schlimmer als der Anblick war die Tatsache, daß das ein Suizid war. Und niemand ihn hat kommen sehen.
 
Catweazle, da gebe ich dir recht.
Ich kann es einfach nicht verstehen. Es war nichts abzusehen. Und der Umstand das ca 5 Min vorher noch jemand im Zimmer war und der Pat. seelenruhig am Tisch saß, macht es noch unfassbarer. Der Pat ist z.Glück auf einen Vordach gelandet und hat somit überlebt. " Glück" weiß ich nicht, denn wie es aussieht, hat er jetzt einen Querschnitt.
Der Anblick des Pat selbst ist es nicht, was ich ständig vor Augen habe, sondern das offene Fenster mit dem Schuh, der noch auf der Fensterbank lag.
Immer wenn ich das Zimmer betrete, kommt es wieder.
Und dann diese Fragen, die man sich selbst stellt.
Nur wer so was erlebt hat, kann sich vorstellen was in einem vorgeht.
 
Ich kann dir echt nur empfehlen, das "aktiv" zu verarbeiten indem du mit Kollegen, vor allem aber auch mit einem Seelsorger, Psychologen o.ä. sprichst!
 
Nun, viele, die einen Suizid vorhaben, setzen ihn sehr plötzlich um. Meist merkt tatsächlich niemand etwas, weil der Patient sich unauffällig benimmt. Denn wer auffällt, den kann man ja auch daran hindern (PsychKG). Weshalb dann eben der Suizid verhindert werden kann. Deshalb trifft erst recht niemanden eine Schuld.
 
Wir hatten in den letzten 6 Monate 4! Suizide, bei denen die Leute aus dem Fenster gesprungen sind. Die letzten 2 Suizide lagen 12 Tage auseinander. Für die betroffenen Schwestern und Ärzte gab es eine Supervision, es werden noch weitere stattfinden.
Suizide im Krankenhaus sind gar nicht mal selten, es wird nur oft totgeschwiegen und auf keinen Fall in der Presse darüber berichtet, damit diese Menschen keine Nachahmer finden.
Schlimm ist es für die Ersthelfer, die den Menschen vorfinden. Nicht nur der Zustand, sondern auch die Gaffer, die aus ihren Fenstern oder von der Strasse aus alles kommentieren. Die betreuenden Kollegen machen sich auch oft Vorwürfe, weil die denken, sie müssten so was kommen sehen.
 
bei uns ist letztens auch jemand aus dem Fenster gesprungen, gott sei dank aber aus dem 1. Stock von daher ist er mit einem beinbruch und Prellungen und Schürfwunden nochmal davon gekommen, da unter seinem Fenster Büsche sind.

lg
 
Wir schließen mittlerweile die Fenster ab, daß sie nur noch gekippt werden können.
 
Hallo zusammen

viele glauben, das Suizide nur bei uns auftreten weil es zu unserem Fachbereich "besser passt" und es "irgendwie logisch" erscheint...

dabei ist es doch nachvollziehbar(zumindest für mich), das Menschen
- die evtl. eine schlechte Prognose erhalten haben
- die Panik vor einer evtl. unheilbaren Krankheit haben
- die vorher schon depressiv waren
usw.

den Suizid wählen könnten.

Bis jetzt bin ich von einem Auffinden eines suizidierten Pat. verschont geblieben und hoffe, das es so bleibt.

Ich akzeptiere Menschen, die sich für den Suizid entscheiden.

Mein Wunsch, das sie es "im stillen Kämmerlein" vollziehen und so wenige Menschen wie möglich "miteinbeziehen" (Aufgefunden werden von Verwandten/Freunden/Personal/Fremden) wird oft nicht erfüllt.

Und ich nehme mir heraus auf diese Menschen dann auch wütend zu sein, denn diese Art von Suizid ist agressiv.

Ein Kollege meinte mal zu mir, ich sollte es doch als Wertschätzung nehmen, wenn ein/e Pat. in meiner Schicht den Suizid wählt, weil er/sie mir damit ja Vertrauen und Offenheit präsentiert!
Nee sorry- das sehe ich nicht so...

Ich hoffe, das ihr gut betreut werdet und mit dem Erlebten umgehen lernt.

Liebe Grüße von USA-Frosch
 
ich hatte das auch schon mal

da war ich auf meiner station noch ganz ne das war die erste woche.Ich hatte vorher mit sowas noch nie so richtig zu tun.

Der eine patient war sowieso schon psychisch auffällig.

das war auch ein patient aus meinem bereich.Mir wurde es gesagt als ich bei einem patienten vom waschen raus kam.der ist auch aus dem 4. stock aus dem fenster gesprungen.er kam anschließend in op und ist dort verstorben.Wir waren alle fertig.aber das reden unter kollegen hat geolfen.zuhaus hat mich mein freund n bisschen aufgebaut und abgelenkt.

Man muss sich einfach bewusst werden das es manchmal unvermeidlich ist.selbst wenn das fenster verschlossen gewesen wäre hätte er bestimmt nen anderen weg gefunden seinen plan umzusetzen.Und außerdem kann man ihn ja nicht 24 h überwachen,es sei denn man hätte die gefahr vorher erkannt.Aber keiner von uns hat es geahnt
 
Ich hab das auch schon 2,3 mal erlebt, dass Patienten aus verschiedenen Stockwerken auf unser Vordach 'gesprungen' sind ... waren alle tot.

Da ich als Intensivpfleger per Rea-Ruf dorthin kam und mich auch nicht lange damit auseinandersetzen musste, denke ich zwar ab und an dran ... allerdings bereitet es mir keine seelischen Probleme. Und dafür bin ich ganz dankbar.

Gruss Cys
 
Das ist übel und recht unangenehm. 1988 sprang mir ein Patient aus dem Fenster, gute 6 Wochen später stand ein Patient nachts, ging über den Flur, grüßte noch nett und der erschoß sich dann in der Krankenhauskapelle. Der Schuß hörte sich an wie eine Fehlzündung eines Fahrzeugs nachts. Ich wäre nicht einmal drauf gekommen, daß das ein Schuß war. Wenn ich ehrlich bin hatte ich zuvor auch nie einen Schuß gehört.
Heute sehe ich so einen Suizid recht hart: Wer sich umbringen möchte, der soll das so tun, daß er andere nicht involviert. ( sicherlich werden manche jetzt aufschreien,- das nimmt aber wirklich stark mit). Aufhalten kannst Du wenn der das vorhat keinen. Vielen sieht man das auch nicht an. Ich zb. kannte diese Patienten aus dem Nachtdienst nur schlafend. Der Herr der sich erschossen hat, liegt ein paar Gräber vor dem Grab meines Vaters. Ich gehe heute noch nicht gerne dorthin, weil ich daran überhaupt nicht gerne erinnert werde.-Du kannst auch alle Fenster verbarrikadieren,- dann springen die dir wenns sein muß im Treppenhaus herunter.- Der Selbstmörder hat das frei enttschieden,- Er wählte den Tod, und gut ist sowas heute für mich. Beschäftigst Du dich einmal mit Organisationen wie Dignitas, dann siehst Du, daß die Leute das Recht dazu haben. Allerdings habe ich dahingehend etwas Bedenken, wenn dann wieder andere Menschen involviert werden,zb. die Familie oder Freunde mitfahren sollen. (eben aus der Erfahrung heraus, daß das nicht schön ist, wobei man in diesen Situationen noch wählen kann, ob man involviert werden möchte.)Fakt ist Du hast über eine solche Situation keine Macht! Man legt Dir zwar die Verantwortung in die Hände, aber auf einer offenen Abteilung hast Du keine Möglichkeit daran viel zu ändern und auch die Ärzte und Leute die zb. den Menschen im Tagdienst erlebt haben werden keine Anzeichen für den Suizid wahrgenommen haben. Nach dem 2. Selbstmord, war der erste eigentlich etwas leichter geworden für mich, nicht weil man sich daran gewöhnt, sondern weil ich für mich entschieden habe: So einen Mist nimmst Du dir nicht mehr an!- Ich bin nicht der Herr über Leben und Tod und habe auch nichts dazu beigetragen, daß das passierte. Da sind im Vorfeld andere Dinge passiert. lg Fearn
 
Hallo!
Zum Glück habe ich sowas noch nicht erlebt, aber ich höre da auch
so einiges von meiner Freundin die auf einer Psychatrie mit
Jugendlichen arbeitet.
Allerdings muss man eines sagen, man kann noch so sehr die
Leute überwachen, also wenn man weiß das sie suizidgefährdet
sind, aber wenn die das wirklich machen wollen, tun sie es auch
und da können wir dann nicht viel dran ändern.
Und die wenigsten kündigen ihren Suizid an, denn wie gesagt,
die die das wollen, tun das auch ohne Ankündigung!
Wir können dann nur rechtzeitig vor Ort sein um noch zu helfen,
wenn zu helfen ist.
 
Hallo!

In der Ausbildung ging es zwei Kolleginnen von mir so.
Eine sehr liebe und eigentlich lebensfrohe Pat. hat sich in der Nacht an ihrem Bademantel-"Seil" an der Heizung im Bad aufgehängt...

Meine Kolleginnen haben sie gefunden früh.
Es wurde eine Krisensitzung für alle aufberufen und eine Supervision durch Fachkräfte von der Palliativ durchgeführt, der KH-Pfarrer war auch dabei und jeder konnte zu jeder Zeit jemanden erreichen, wenn er das Bedürfnis nach Kontakt hattte.

Bei uns sind schon die "unterschiedlichsten" suizide begangen worden.
Erst seit kurzem gibt es die Möglichkeit der Supervision oder Krisensitzung im Notfall.
Ansonsten würde ich mit einer Vertrauensperson oder einem Pfarrer oder "Ethiker" etc. Kontakt aufnehmen, wenn es einen wirklich auch zu Hause belastet am Besten einen ""echten"" Psychologen, außerhalb des KH.
 
Wertschätzung, wenn sich jemand in Deiner Schicht das leben nimmt?!
Finde ich doch jetzt ein bischen krass!

Da könnte man ja mal durch die Zimmer gehen und fragen, wer Wertschätzung zeigen will, für die gute Pflege und Betreuung, die er erfahren hat.

Keiner, aber auch wirklich keiner, der sich das Leben ernstlich nehemen will kann aufgehalten werden.
Wer wirklich sterben will, der findet einen Weg und wird sich selten so inszenieren, daß andere mit rein gezogen werden.
Zumindest nicht aus einer Depression heraus. Eine Psychose mit Verfolgungsängsten ect., da schon eher.
Die die mehrere Versuche hinter sich haben, haben es meistens so angestellt, daß man sie auch rechtzeitig findet.
Selten ist da jemand dabei, der wirklich sterben wollte.
Also sollte sich niemand Gedanken machen, er hätte was bemerken müssen.

Mir ist das noch nicht passiert, aber wir bekommen oft die Ergebnisse eines Suizidversuches bzw. haben die zweifelhafte Ehre, der Kripo dann die Beweisaufnahme zu erleichtern.

Nach einem derartigen Erlebnis, sollte man sich Hilfe holen.
 
Ich kann dir echt nur empfehlen, das "aktiv" zu verarbeiten indem du mit Kollegen, vor allem aber auch mit einem Seelsorger, Psychologen o.ä. sprichst!

Ich Leide seit ca 15 Jahren an Depressionen ,habe 2 Suizidversuche hinter mir (Tbl) Niemand kann man die Schuld geben also der Suizidale möchte auch niemanden Verantwortlich machen .Er kann einfach nicht anderst Der Selbstmörder muß danach nie mehr Leiden,ihr schon aber das nützt niemanden nehmt euch daß nicht so sehr zu Herzen . Gruß Wolfgang
 
terzel, wenn ein Mensch sich das Leben nimmt, zieht er unwillkürlich andere mit "rein" - denn irgendjemand wird ihn finden.

dir selbst wünsche ich, dass du einen Weg findest, wieder Licht in dein Herz zu bringen - ich selbst sage das nicht daher - BurnOut mit Depression und Suizidgedanken lassen mich immer wieder erahnen, wie Menschen fühlen müssen, die das viele Jahre mit sich tragen.
Ich habe "nur" 2 Jahre kämpfen müssen - ich lebe wieder :) und bin dankbar dafür



Jeder von uns ist anders gestrickt und sobald man eine prof. Beziehung zu einem Patienten aufgebaut hat, fühlt sich so ein Suizid nochmal ganz anders an :weissnix:
 
Der Tote mag von seinem Leiden erlöst sein... zurück bleiben aber die, die darunter leiden, dass viele Fragen für immer unbeantwortet bleiben werden.

Elisabeth
 
Puh, Selbsttötung im Krankenhaus, das ist natürlich für alle, die den Patienten betreuten, oder auch nur gesehen haben vorher, schlimm.

Das habe ich selber schon erlebt, und der Mensch tat mir so unendlich Leid, weil ich leider ganz genau aus eigener Erfahrung weiß, wie schrecklich man sich vor so einer Tat fühlt.

Es ist als Pflegende(r)/Arzt wie im Leben draußen: passiert es, dann fragt man sich, ob man es hätte vorahnen und somit verhindern können. Man denkt über jedes Wort nach, dass gefallen ist, man denkt über sein eigenes Verhalten nach, ob man sich anders hätte geben müssen um das Vertrauen des Selbstmörders zu gewinnen, und man versucht nahezu verzweifelt aus allem einen Hinweis zu ziehen, ob man etwas wichtiges übersehen haben könnte, um es das "nächste mal besser machen" zu können.
Diese Überlegungen und der Schock, wenn man einen Suizid direkt oder indirekt mit erleben musste, ist natürlich groß.

Jeder, der in einem sozialen Beruf arbeitet, hat ein ganz besonderes, hervorragendes Talent zur Empathie, sonst würde man sich gar nicht erst für einen solchen Beruf entscheiden können und die damit verbundenen Unannehmlichkeiten auf sich nehmen wollen. Würde es uns nicht berühren (vor allem beim ersten mal), wäre das wohl eher unnormal für uns, sage ich mal. Wir wollen unseren Patienten (Mitmenschen) ja helfen und wünschen ihnen Gutes! Und wir wissen instinktiv, dass ein Selbstmörder sich alleine und verloren fühlen musste, bevor er sich selber auslöschte.
Um Grübeleien kommt man also leider nicht herum, fürchte ich.
Es ist vollkommen normal und natürlich, wird uns so etwas noch unterschiedlich lange verfolgen.

Aber: so sehr man es auch liebend gerne geschafft hätte, jemanden vor dem Suizid zu bewahren, so sehr man sich auch wünscht, jedem zu helfen - man kann es nicht.
Wir sind alle nur Menschen.
Zum Glück.
Wir können und müssen nicht Gott oder Engel sein.
Zum Glück.
Uns sind einfach natürliche, vorbestimmte und gewollte Grenzen gesetzt, und das ist auch gut und richtig so, denn ansonsten müssten wir bei unserem Moral-Verständniss und unserem Mitgefühl Ereignisse verantworten, die wir nicht beeinflussen können.
Egal, wie gerne wir es täten.
Wir tun was wir können, das ist mehr als genug. Das ist mehr, als es sonstwo auf diesem Planeten gibt!

Ich muss zu meiner Einstellung etwas erklären: Es ist leider so, dass ich selber einmal meinen eigenen Suizid geplant habe. Das ist zum Glück schon lange her, doch ich kann mich noch daran erinnern, wie ich mich damals fühlte: Ich war sicher, ein Selbstmord wäre der einzige, beste und vernünftigste Weg für mich und dem Zustand, in dem ich weilte. Und ich verheimlichte meine Vorbereitungen und Gedanken vor allem deswegen, weil ich der Meinung war, Hilfe jeglicher Art nicht zu verdienen, es schlichtweg nicht wert bin, gerettet zu werden. Für mich war ich nichts mehr wert überall im Leben und Sein, das war mein Grundgedanke. Es war eine fürchterliche Zeit, ich erkenne mich selber nicht wieder, wenn ich daran zurück denke. Und ich verstehe vor allem absolut nicht, wie eine Lebensbejahende, Lebenslustige und selbstbewusste Frau wie ich nur so denken konnte! Um Himmels Willen, ich liebe das Leben, egal wie kompliziert es gerade ist! Absolut!
Nur während dieser verhängnisvollen 2 Monaten "Dunkelzeit", wie ich es nenne, dachte ich vollkommen anders.
Ich war mir vollkommen wertlos im Leben, empfand mich nicht mehr als Lebenswert, anders kann ich es nicht ausdrücken.
Niemand hätte (hat) es geahnt, wie es mir geht. Ich habe eine Menge Freunde, die heulen würden um mich, aber selbst das konnte ich nicht mehr begreifen in diesem Moment.
Der Grund war bei mir eine Depression.
Ihr könnt jetzt lachen, wenn Ihr wollt, aber ich entwickelte diese Depression lediglich durch Nikotin-Entzug, so abwägig es klingen mag. Tatsächlich gibt es einen geringen Prozentsatz an Rauchern, die bei einem plötzlichen Entzug eine echte, ernstzunehmende Depression entwickeln. Das erklärte mir eine Psychologin, der ich das vor 1 Jahr peinlich berührt erzählte, ausführlich. Der veränderte Gehirnstoffwechsel bei diesem Entzug ist dafür verantwortlich. So banal und doch Verhängnisvoll damals.
Das gibt es tatsächlich, ohne Schei*piep*.
Übrigens entkam ich dem Suizid damals nur, weil ich eine Woche vor meinem gut geplanten Termin (hatte schon alles so geplant, dass man mich auf jeden Fall nicht rechtzeitig auffinden wird und garantiert nichts schief gehen kann) zu mir sagte: "In einer Woche ist jeder Mensch - und vor allem du selber - von dir erlöst. Da kannst du ruhig wieder Rauchen bis dahin, ist ja sowieso egal. Dann hast du wenigstens nicht noch die Qual, es dir verkneifen zu müssen, bevor du endlich weg bist für immer."
Nach nur 2 Tagen Nikotinzufuhr "erwachte" ich und war total entsetzt und fassungslos ob meiner Planung.

Daraus ziehe ich nun einfach mal die Überlegung, dass es bestimmt auch sehr viel mehr Medikamte gibt als wir glauben, die solche Veränderungen im Gehirnstoffwechsel verursachen und damit das gleiche auslösen wie bei mir damals, als ich auf Nikotin-Entzug war.
Normalerweise hat jedes Lebewesen einen intensiven Überlebensinstinkt, das ist angeboren. Aber wenn beim Hirn-Stoffwechsel irgendetwas entscheidendes nicht mehr richtig läuft, dann wird man plötzlich ein Opfer seiner Selbst. Man verändert sich vom Mensch-Sein zum Wertlos-Sein.

Als Außenstehender kann man das aber unmöglich sehen, denn der suizidgefährdete Mensch will sein Vorhaben meistens nicht vermitteln. Er tut alles, um das zu verheimlichen.
Es ist tragisch und logisch zugleich.
Leider.
Es zeigt uns immer wieder, dass wir manchmal eben einfach Machtlos sind, so sehr es uns auch hinterher Leid tut, das gewesen zu sein.

Vielleicht hilft es ein bisschen, wenn ich sage: Ich bin niemandem, der mir nahe steht, böse ob dieser Unwissenheit, als es mir schlecht ging. Es ging mir nicht schlecht, weil mir niemand helfen wollte. Auf keinen Fall. Es ging mir schlecht, weil ich einfach krank war.
Mehr nicht.
Hätten meine Freunde (oder "nur" Kollegen) darum gewusst, dann hätte man mir sofort und konsequent geholfen, weil ich es eben doch Wert bin, natürlich.
Jeder Mensch würde helfen wollen, wenn er darum wüsste.
Selbst die Bäckerei-Verkäuferin von nebenan.

Aber wie gesagt: Wir können keine Gedanken lesen.

Wir können uns nur damit trösten, dass Gott darum weiß, dass der Mensch, der Selbsttötung begeht, dies nicht aus Respektlosigkeit tut (wie es die Kirche noch immer leider annimmt und predigt), sondern aus Verzweiflung. Und auch verzweifelte Seelen finden immer Ruhe bei Gott, das ist absolut sicher. Sie sind erlöst, auch wenn es früher passiert als notwendig.
Wir hätte es gerne verhindert, natürlich. Das macht uns Menschen aus, und darauf müssen und sollen wir stolz sein, denn das ist einzigartig auf dieser Welt.
Aber das können wir einfach nicht, wir haben unsere Grenzen, und das hat auch seinen Sinn.
Es ist traurig aber okay.

Liebe Grüße.
Claudia.
 

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