Vollzogener Suizid einer Patientin - Was tun?

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sunair76

Gast
Hallo liebe Pflegefamilie!

Ich hoffe ihr könnt mir helfen.
Gestern nachmittag ist eine Patientin von mir vom 3.Stock gesprungen.
Ich betreute sie eine Woche(internische Allgemeinstation) und es gab keinerlei Anzeichen einer Depression oder suizidaler Gedanken.Wir haben oft gescherzt und am Samstag war ihre Familie da und es war alles ganz nett.
Auch gestern war alles noch normal,habe sie 10 min. vorher noch gesehen und dann ging sie zum rauchen,eben in den 3 Stock.
Dort hat sie laut Augenzeugen noch geraucht....und als dann keiner mehr da war ist sie am hellichten Tag gesprungen!
Ich bin seit über 12 Jahren Krankenschwester und hab beruflich wie auch privat schon viel erlebt.....aber jetzt bin ich neben der Spur.
Ich gebe mir keine Schuld das es passiert ist,aber ich mußte sie identifizieren,und das hat mir echt den Rest gegeben.
Der Anblick war schrecklichst.Konnte in der Nacht keine Stunde schlafen,sah immer den Anblick.
Würdet ihr einen Psychologen aufsuchen oder soll ich noch warten?
Irgendwie komm ich mir blöd vor,ehrlich gesagt,ich bin doch Krankenschwester und müßte Tod "gewöhnt" sein.
Habt ihr Erfahrungen mit sowas?Oder was würdet ihr tun??

Vielen Dank im Vorraus
sunair76:nurse:
 
Hallo Sunair,

dass dir der Anblick sehr nahegeht ist "normal", dennoch würde ich dir empfehlen, begib dich in professionelle Hände. Normalerweise sollte nach einem solchen Vorfall ein Psychologe/in mit euch sprechen.

Alles Gute
Narde
 
Schließe mich narde an.

In diesem besonderen Fall müßtest Du ernsthaft professionelle Hilfe bekommen.
Gilt das nicht sogar als DA (Arbeitsunfall)???
Der Gedanke kam mir ohne rechtlichen Hintergrund ganz spontan.
Wünsche Dir viel Stärke und Kraft.

Sonja
 
Hallo narde und sonja!

Danke für die Antworten.Irgendwie hab ich schon von diesen "Arbeitsunfall" gehört.Blöderweise ist meine Pflegedienstleitung im Urlaub,sowie auch meine STL.
Ich bin ganz schön am Limit,hätte nie gedacht das mir sowas so dermaßen zusetzt.
Auch meine Kollegin ist ziemlich am Sand.Da muß ich auch noch was unternehmen.

Danke euch!

Liebe Grüße sunair
 
Hallo Sunair,

ich würde aufjedenfall auch sagen daß Du/Ihr professionele Hilfe braucht. Auch wenn man schon viel erlebt hat sowas ist schon eine extreme Situation. Ist jetzt vielleicht etwas schwierig auszudrücken, wenn Dir das jetzt alles sehr nahe geht ist dies auch positiv zusehen ( hört sich jetzt echt blöd an), aber es zeigt somit auch,daß Du auch nach langer Zeit im Beruf noch nicht abgestumpft bist!!!
Und ich bin auch der Meinung, daß eine Therapie oder ähnliches von der BG übernommen werden müßte. Bei uns hat sich mal ein Mitarbeiter vom Klinikdach gestürzt und da war es zumindest so (lt. der betroffenen Abteilung)
Ich wünsch Dir alles gute
Liebe Grüße Henning
 
Ich würde dir auch raten professionelle Hilfe dir zu suchen
denn trotz deiner Erfahrung sowas nimmt einen schon mit auch wenn man es am Anfang nicht merkt bzw zugeben will
 
Hallo Sunair,

hat deine PDL keine Vertretung? Hat euer Haus vtl. einen Psychologen?

Liebe Grüsse
Narde
 
Hallo Sunair, hier schreibt der Andreas
24 Jahre bin ich nun in der Pflege und denke dann ironisch über mich, dass ich doch Profi bin im Umgang Sterben und dem Tod. Pustekuchen
Manche Dinge sind so etwas wie Routine (sehen oder finden von toten Menschen, die Gewöhnung von Leiden der sterbenden Menschen etc.)
Aber nein, diese Dinge rühren mich, gehen an meine Emotionen, erschrecken mich - mal mehr, mal weniger.
Und insgesamt weiterarbeiten muss ich doch, kann ich auch und will ich auch.
Und dann kommen die Situationen, die ich eigentlich nicht will, auf die ich nicht vorbereitet bin und trotzdem muss ich damit umgehen.
1Beispiel von mir:
Vor ca. 18 Jahren Nachtwache auf einer chirurgischen Station. Die Kollegin von der Entbindungsstation ruft gegen 03.30 Uhr an. Ich solle bitte einen kleinen Jungen in die Leichenhalle bringen, der kurz nach seiner Geburt verstorben war. Bei ihnen ist die "Hölle" los, und sie würden es nicht schaffen. Ich habe zugesagt und bin mit einem mulmigen Gefühl zur Entbindungsstation. Dachte mir auf dem Weg dorthin, dass er ja dann in einem kleinem Bett liegen würde. So war es aber nicht. Er war in ein kleines Laken und dann in Alufolie eingewickelt. So wurde er mir quasi in die Arme gedrückt (also kein Bett). 20 Min. hatte er gelebt und ich habe ihn dann in die Leichenhalle getragen. Ich habe den kleinen dann wirklich ganz sanft auf die große Bahre gelegt und bin noch ein paar Minuten bei ihm geblieben. Ich habe ihn ausgewickelt und seine Minihand gehalten. Ich hatte das Gefühl, das wäre ich ihm schuldig.
Dann bin ich eher nach oben geflüchtet, als geordnet zu denken und normal zu gehen.
Ich habe die Kollegin von der Nachbarstation gebeten die mich zu unterstützen, da ich doch ziemlich neben der Spur war und die Schicht ja auch nicht mehr so lang war, ging es denn auch.
Also, während ich das schreibe habe ich noch so viele Bilder von dem Kleinen vor Augen, dass ich merke, wie sehr er mich berührt hat.
Und das denke ich auch, die Menschen und Situationen sollen oder dürfen uns berühren und vielleicht auch durchdringen.
Wir müssen aber nicht alleine damit sein oder bleiben.Hilfe von wem oder wieviel auch immer können wir uns ohne Scheu holen, damit wir selber im Leben klar kommen.

Liebe Grüße Andreas
 
Hmm... Ich bin zum Glück noch nie in so einer Situation gewesen und ich hoffe das wird auch nicht passieren ... aber ich hoffe du kannst das so schnell wie möglich verkraften.
Ich würde dir auf jeden Fall raten professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das wird dir sicher gut tun.

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles alles Gute.

Lg Jochen
 
Sich an den Tod "gewöhnen" ist eine Sache aber jemanden identifizieren zu müssen eine ganz andere. Deswegen bin ich auch der Ansicht, dass eine professionelle Hilfe hier konsultiert werden sollte.
 

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