Schlechtes Gewissen

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Zahara

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27.02.2007
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83
Ort
Berlin
Beruf
Gesundheits-und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
Innere
Hallo,
ich habe ein schlechtes Gewissen bzw. ein ungutes Gefühl. Ich möchte mal erzählen wieso. Als ich heute Eisessen war, kam plötzlich jemand und schrie sie brauch einen Arzt. Eine Angestellte holte diesen auch. Aber ich hab mich einfach nicht getraut zu helfen. Ich konnte nicht aufstehen, hingehen und fragen was passiert ist (es war ausserhalb). Obwohl ich ja Krankenschwester lerne im 2. Ausbildungsjahr. Ich weiß nicht wieso ich so reagiert habe. Wenn auf Station was ist renn ich ja auch nicht einfach weg. Ich versteh mich selbst nicht mehr. Warum traue ich mich einfach nicht?Ich weiß ihr könnt mir diese Frage nicht beantworten, aber vll ging es ja euch schon einmal genauso. ich zweifle an mir selber...

Liebe Grüße
 
geht doch vielen so. ich hab mal gehört je mehr andere menschen in der nähe sind, desto weniger greift jemand ein. 1. denken alle jemand anderes wäre sicher geeigneter und 2. will bei so vielen zuschauern auch niemand einen fehler machen. ich würde sagen: das ist total normal!

ob bei unfällen, überfällen, fahrraddiebstahl, es ist doch immer dasselbe.
 
Ja genau und was dann passiert kann man ja jetzt gerade wieder zu genüge lesen...:/
 
Hi!!
Tut mir leid, dass hört sich jetzt wohl ziemlich fies an, aber NiCkMuc hat vollkommen recht!!!!
Ich finde, Du hast zu Recht ein schlechtes Gewissen!!! Gut, du bist erst im 2. Lehrjahr, klar, dass man dann noch viel mehr Angst hat, als jemand examiniertes, aber Du hättest es wenigstens versuchen können!
Ich hab im 2. Lehrjahr ne Reanimation gemacht, und das draussen! War auch der absolute Horror, aber der Mann lebt!
Also, ich hoffe einfach, dass Du in der nächsten Situation in der jemand Hilfe braucht nicht sitzenbleibst! Oder vorbeigehst oder wie auch immer!
*Anni
 
Guten Morgen,

ich finde nicht, dass die Alex ein schlechtes Gewissen haben muss.

Jeder Mensch reagiert anders in einer Notfallsituation.
Ich kenne aus meinem Bekanntenkreis eine Chirurgin, die immer sagte, dass ihr Kind niemals vom Wickeltisch fallen wird. Als es passierte war sie so daneben, dass sie weder wusste was sie mit dem Kind machen sollte, noch wusste sie was eine Notrufnummer ist. Zum Glück war ihr Mann zuhause, der sie kurzerhand vor die Tür stellte, damit sie auf das grosse Auto mit den "blinkenden blauen Lichtern" warten solle. Er hat das Kind versorgt... Ihr ist es heute total peinlich wenn man sie auf die Situation anspricht, verständlich, dennoch ist sie eine gute Mutter und gute Ärztin, nur war eben in der Situation ihr "Hirn ausgeschaltet".
Nur weil sie Schülerin im 2. Ausbildungsjahr ist, muss sie nicht funktionieren wie ein Automat.

Es ist schon richtig, dass jeder zur Ersten Hilfe verpflichtet ist, aber nur soweit, wie es ihm möglich ist.
Es ist auch etwas ganz anderes wenn ich in der "geschützten" Umgebung Klinik bin, wo alles in Rufweite ist.

Liebe Grüsse
Narde
 
Ich meinte auch nicht, dass sie "einfach funktionieren muss"...
Ich hab da vielleicht auch ne etwas komische Meinung, aber ich persönlich finde es jedesmal wenn in den Medien irgendwas berichtet wird, Fahrradfahrer lag stundenlang im Graben und so und so viele sind vorbeigefahren.... oder etwas ähnliches, naja, ich finde es einfach ganz furchtbar erbärmlich das so wenige Leute helfen! Ich ziehe leider Unfälle und Co. total an, bin schon zu 2 Motorradunfällen dazugekommen, und da dachte ich jedesmal ich krieg ne Krise, weil einfach sooo viele Leute nur dastehen und gucken, und mehr stören als alles andere, ich hab auch mal ne alte Dame vom Klo gezogen ( in einer Kneipe ), glaubt ihr mir hat jemand geholfen die recht adipöse Dame zu bewegen?? Nein!
Naja, ich bin da etwas vorbelastet, aber sorry @ die Alex, aber ich hab dafür kein Verständnis für!
 
geht doch vielen so. ich hab mal gehört je mehr andere menschen in der nähe sind, desto weniger greift jemand ein. 1. denken alle jemand anderes wäre sicher geeigneter und 2. will bei so vielen zuschauern auch niemand einen fehler machen. ich würde sagen: das ist total normal!

ob bei unfällen, überfällen, fahrraddiebstahl, es ist doch immer dasselbe.


Ich finde diese Aussage einfach nur schlimm. Klar ist das "total" normal. Aber deswegen wird ja auch nie was geändert.
Darüber sollte jeder mal nachdenken. Ich meine jetzt im Speziellen dieses "Der andere macht es ja".
 
mit der übung kommt das vertrauen in dich selbst-wenn du öfters mal in Notfallsituationen warst wirst du auch ganz ohne zweifel schnell eingereifen können.
bereite dich doch schon mal im Kopf auf nen Notfall vor,dann ist es ganz normal einzugreifen.
Ist ja auch toll zu sehen,wenn es funktioniert hat:)
 
Du hast m. E. korrekt gehandelt. Du hast nicht eingegriffen, hast nun ein schlechtes Gewissen, denkst darüber nach, was Du hättest tun sollen, fragst hier im Forum erfahrene Kolleginnen und Kollegen und wirst bestimmt beim nächsten Mal anders reagieren. Denk doch einfach mal darüber nach, was Du hättest tun können: Hingehen, bertuhigend sprechen, Alarmierung des NA veranlassen, falls noch nicht geschehen, und all die Umstehenden vertreiben, die zugucken, nichts tun, aber die Diagnose kennen: "Ist besoffen." "Hat´n Schock." "Hatte meine Oma auch mal, ist nichts schlimmes."
 
Also ich kann auch nur sagen, dass ich es gut finde das Geschehene zu überdenken und zu reflektieren. Das zeigt, dass du nicht grundsätzlich einfach "nix tust" wenn jemand Hilfe benötigt.

PS: ich finde es gibt einen riesen Unterschied zwischen "wegsehen" wenn ein Fahrrad geklaut wird, oder wenn ein Mensch bedroht wird, darf man nicht pauschalisieren!:gruebel:
 
Ich finde diese Aussage einfach nur schlimm. Klar ist das "total" normal. Aber deswegen wird ja auch nie was geändert.
Darüber sollte jeder mal nachdenken. Ich meine jetzt im Speziellen dieses "Der andere macht es ja".
ich finde deine aussage eher schlimm. wenn man plötzlich angst hat, dann macht man sowieso mehr falsch als richtig und es kann eben jedem passieren.

klar wäre es besser gewesen alles zu tun was möglich ist, aber manchmal geht es halt nicht, vor allem wenn man das erste mal in eine solche situation gerät. deshalb muss man sich ja nicht so fertig machen. man lernt draus fürs nächste mal.
 
Hallo,
vergesst mal bitte die rechtliche Seite der Medaille nicht ! Wenn einer auf die Idee kommt,gerade die Threatstarterin wegen "unterlassener Hilfeleistung" anzuzeigen,dann kann diese im schlimmsten Fall ihre Ausbildung vergessen,denn wer in Germany ein medizinisches Examen hat, Polizist ist oder so,der ist zur Hilfeleistung verpflichtet. Das gilt auch schon für Azubis,aber ich werd nochmal die entsprechenden Gesetze befragen,um Genaueres zu dieser Seite zu schreiben.
 
Jeder ist zur Hilfeleistung (im Rahmen seiner Möglichkeiten) verpflichtet. Pflegepersonal außerhalb ihrer Arbeitsstelle genauso viel oder wenig wie jeder andere Mensch auch.

Für mich stand die Alex in dieser Situation unter Schock. Das ist, wie am Beispiel der Chirurgin zu sehen ist, nichts ungewöhnliches. Meine Kollegin arbeitet ehrenamtlich beim Roten Kreuz; trotzdem reagierte sie wie in Trance, als ein Freund bei ihr zu Haus in eine Fensterscheibe stürzte.

Alex' schlechtes Gewissen halte ich für normal. Vielleicht (hoffentlich) wird sie beim nächsten Mal anders reagieren. Ihren Ausbildungsplatz verliert sie wegen dieser Geschichte nicht, zumal der Arzt ja von einer anderen Person verständigt wurde.
 
Hallo,

Jeder ist zur Hilfeleistung (im Rahmen seiner Möglichkeiten) verpflichtet
genauso ist es und die Möglichkeiten einer angehenden oder seienden GuK sind einfach größer - logisch.

Pflegepersonal außerhalb ihrer Arbeitsstelle genauso viel oder wenig wie jeder andere Mensch auch
wie du selbst schreibst - im Rahmen seiner Möglichkeiten - da steht aber nix, dass die Möglichkeiten weniger oder geringer werden wenn ich meine Arbeitsstelle verlasse oder betrete!

Es doch ein gewaltiger Unterschied ob es einen Familienangehörigen betrifft oder einen Fremden zu dem ich keine emotionale Beziehung habe.

Für mich ist selbstverständlich, dass jemand der in einem solchen Beruf arbeitet natürlich die Verpflichtung hat zu helfen, dieser hat eben mehr Möglichkeiten s.o. als der gemeine Ersthelfer - oder???!!!

Aber du hast ein schlechtes Gewissen, du weißt selbst dass das nicht in Ordnung war. Wie schon geschrieben bereite dich Mental vor auf eine solche Situation, übe sie ein paar mal durch, mach einen EH Kurs oder Notfalltraining beim Roten Kreuz o.ä. Organisation.

Mit Angst, Schock ist sowas spätestens als Examinierte nicht mehr entschuldbar, denn solche Situationen können auch auf Station passieren und es ist nicht immer und sofort auf der Stelle ein Arzt da (z.B. Nachts, Notfall parallel etc.), da kann es schon mal länger dauern, da erwarte ich spätestens von einer GuK natürlich das Beherrschen der Einleitung von lebensrettenden Sofortmaßnahmen und adäquate Versorgung bis zum Eintreffen des Arztes.

Von einer Schülerin in 2ten Lehrjahr kann man schon erwarten, dass sie die EH-Basics beherrscht. Das erwartet man ja auch von jedem Führerscheinneuling!

Aber mach dir kein schlechtes Gewissen, vergeude deine Kraft nicht damit sondern verwende sie positiv! Lerne daraus und übe und lerne fürs nächste Mal. Wenn du aus deinen Fehlern lernst ist das in Ordnung, es beim schlechten Gewissen zu belassen ist nicht genug.

Gruß renje
 
Hallo,
vergesst mal bitte die rechtliche Seite der Medaille nicht ! Wenn einer auf die Idee kommt,gerade die Threatstarterin wegen "unterlassener Hilfeleistung" anzuzeigen,dann kann diese im schlimmsten Fall ihre Ausbildung vergessen,denn wer in Germany ein medizinisches Examen hat, Polizist ist oder so,der ist zur Hilfeleistung verpflichtet. Das gilt auch schon für Azubis,aber ich werd nochmal die entsprechenden Gesetze befragen,um Genaueres zu dieser Seite zu schreiben.
Nu mach mal nicht die Pferde scheu....
Da ist eine junge Frau, die sieht, das sie nicht so reagiert, wie sie es von sich selbst erwartet hätte, die dieses dann hier noch öffentlich schreibt, um diese ihre ihr bekannte Fehlleistung zu hinterfragen und du willst sie gleich an den Pranger bringen??
Hoffentlich machst du nie einen Fehler.... allein dein Text oben enthält etliche sachliche davon... aber beleg du mir deine Ansicht erst mal mit Gesetzestexten.
 
Hallo,
vergesst mal bitte die rechtliche Seite der Medaille nicht ! Wenn einer auf die Idee kommt,gerade die Threatstarterin wegen "unterlassener Hilfeleistung" anzuzeigen,dann kann diese im schlimmsten Fall ihre Ausbildung vergessen,denn wer in Germany ein medizinisches Examen hat, Polizist ist oder so,der ist zur Hilfeleistung verpflichtet. Das gilt auch schon für Azubis,aber ich werd nochmal die entsprechenden Gesetze befragen,um Genaueres zu dieser Seite zu schreiben.
Mich würde mal interessieren, wo das steht, dass sie ihre Ausbildung vergessen kann!

Pflegeagentur, was du schreibst ist völlig unreflektiert - Tut mir Leid, nur weil ich in der Pflege arbeite bin zu nicht mehr verpflichtet als jeder andere Bürger auch.

Schönen Abend
Narde
 
Ich wollte nur noch sagen, dass ich es sehr wichtig finde, sich Mut zu nehmen und zu helfen, denn jeder von uns kann plötzlich derjenige sein, der auf die Hilfe anderer angewiesen ist...
 
Ich muss doch noch mal anmerken:

Da steht eine junge Frau das erste Mal vor einer Anforderung, plötzlich etwas zu tun und erscheint sich selbst wie gelähmt / blockiert..... sie hat sich nicht abgewendet wie andere... sie ist nicht weggelaufen... nein, sie konnte lediglich Gedachtes nicht in Tun umsetzen, ohne Absicht.
Als sie es dann konnte, waren bereits andere mit der Hilfeleistung beschäftigt.

Ist euch sowas noch nicht passiert?
Sicher!!! Und ihr habt mehr oder weniger Zeit gebraucht, um der Lage Herr (Frau) zu werden...

Sie nimmt sich allen Mut und reflektiert ihr Verhalten hier in der Öffentlichkeit vor uns allen.

Das ist genau so mutig wie in einen Löwenkäfig zu gehen.

Es wird ihr sicher nicht wieder so gehen, beim nächsten mal wird sie fachgerecht handeln.
 
Schließe mich flexi an. Hier wurde nach einem Arzt gerufen- nicht nach einer Schwester. Und wenn ich mich draußen nicht in der Lage sehe, anhand meiner Kenntnisse aktiv werden zu können, dann bleibe ich sitzen und behindere nicht andere Helfer.

Ich fühle mich z.B. momentan auch nicht in der Lage zum Helfen außerhalb des Arbeitsbereiches. Und ich sehe darin kein Problem. Ich bin Mensch und nicht Übermensch nur weil ich ne Pflegeausbildung habe.

Altruismusforschungen sind in dieser Richtung übrigens sehr aufschlussreich und bestätigen Vicodins Aussage.

Elisabeth
 
Ich gebe Flexi an allen Punkten vollkommen recht!!!

Auf wessen Stirn steht "Arzt" oder "Krankenschwester/Pfleger" geschrieben?
Hat man in solcheiner Situation eine Blockkade und kann nicht entsprechend reagieren und gesteht sich dass im nachinein ein, ist es wirklich lobenswert. Wie viele professionelle Menschen reagieren tagtäglich bewusst falsch, und denken nichtmal darüber nach?!:gruebel:
 
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