Quelle: Mainz: "Report" deckt Pflegenotstand in Kliniken auf - Nachrichten | SWR.de
Mainz"Report" deckt Pflegenotstand in Kliniken auf
An deutschen Kliniken herrschen nach einem Bericht des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" Missstände im Bereich der Pflege. Danach können frisch Operierte oft nicht angemessen versorgt und Pflegebedürftige nicht ausreichend betreut werden. Die Patientensicherheit sei langfristig nicht mehr gewährleistet.
Notstand in der Pflege
Das Magazin beruft sich auf die noch unveröffentlichte, repräsentative Studie "Pflege-Thermometer 2007" des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP), in Köln. Die Studie wertet die Angaben von 260 Pflegedirektionen deutscher Krankenhäuser aus. Das "Pflege-Thermometer" untersucht jedes Jahr einen anderen Bereich der Pflege.
Der Direktor des DIP, Prof. Frank Weidner, erklärt in "Report Mainz", es bestehe ein Risiko, "in Notfällen nicht schnell genug versorgt zu werden und gegebenenfalls bei mangelnder Pflegeversorgung auch zu sterben, im Ernstfall oder im Einzelfall ist das sogar nicht mehr auszuschließen."
Die Pflegewissenschaftlerin Prof. Sabine Bartholomeyczik bestätigt diese Aussage. In eigenen Untersuchungen hat sie einen "Rückgang der direkten Pflege" an den deutschen Kliniken festgestellt. Hedwig Francois-Kettner, Pflegedirektorin an der Berliner Charité und Mitglied im Präsidium des Deutschen Pflegerates (DPR) befürchtet eine Entwicklung, "die für die Patienten sehr gefährlich wird."
Stellenabbau im Pflegedienst
Ursache sei vor allem der Personalabbau im Pflegedienst der Krankenhäuser von 429.183 Stellen im Jahr 1995 auf 393.186 Stellen im Jahr 2005. Das ist ein Rückgang um 13,5 Prozent. Gleichzeitig hat laut DIP die Zahl der Patienten zugenommen. Diese seien im Durchschnitt älter und pflegebedürftiger geworden, so dass die Arbeitsbelastung für die Krankenschwestern gestiegen sei. Beide Wissenschaftler sprechen von einer "Rationierung der Pflege im Krankenhaus".
Bundesregierung und Krankenhausbetreiber bestreiten unterdessen eine Rationierung der Krankenpflege. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) beim Quotient Pflegekraft in der Akutversorgung pro Bett im Mittelfeld (Deutschland 2004: 0,75). In Großbritannien (1,80), Irland (1,50) und Portugal (0,87) beispielsweise ist der Schlüssel wesentlich günstiger.
Zeitaufwändige Pflege nicht finanzierbar
Diagnosis Related Groups (DRG, Diagnosebezogene Fallgruppen), Abrechnungssystem bei dem Patienten je nach Diagnose und durchgeführter Behandlung in Fallgruppen eingeteilt werden. Diese sind wiederum nach Kosten und Aufwand der Behandlung unterteilt und eingestuft.
Ein weiterer Grund für die Misere sei eine unzureichende Finanzierung der Pflegeleistungen durch die Fallpauschalen (DRGs) im Krankenhaus. "Die Pflege ist im DRG-System bisher völlig unzureichend, wenn überhaupt abgebildet,", sagt Prof. Sabine Bartholomeyczik. Zeitaufwändige Pflegeleistungen wie Hilfe beim Essen oder Trinken seien somit praktisch nicht finanzierbar.
Ministerium sieht Verantwortung bei Kliniken
Das Bundesgesundheitsministerium sieht die Krankenhäuser in der Pflicht, die Pflege in den Kliniken zu verbessern. Die Krankenhäuser seien verantwortlich für ihren Personaleinsatz, damit die Patientinnen und Patienten ordentlich gepflegt würden, so Staatssekretär Klaus Theo Schröder.
Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, beklagt in "Report Mainz" eine Einsparung von 700 Millionen Euro in den deutschen Kliniken in diesem Jahr aufgrund der Gesundheitsreform: "Das zwingt die Krankenhäuser zu rationalisieren, Anpassungen in den Betriebsabläufen vorzunehmen, und das führt natürlich dann auch in der Pflege im Ergebnis zu weniger Zuwendung am Krankenbett."
Mainz"Report" deckt Pflegenotstand in Kliniken auf
An deutschen Kliniken herrschen nach einem Bericht des ARD-Politikmagazins "Report Mainz" Missstände im Bereich der Pflege. Danach können frisch Operierte oft nicht angemessen versorgt und Pflegebedürftige nicht ausreichend betreut werden. Die Patientensicherheit sei langfristig nicht mehr gewährleistet.
Notstand in der Pflege
Das Magazin beruft sich auf die noch unveröffentlichte, repräsentative Studie "Pflege-Thermometer 2007" des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (DIP), in Köln. Die Studie wertet die Angaben von 260 Pflegedirektionen deutscher Krankenhäuser aus. Das "Pflege-Thermometer" untersucht jedes Jahr einen anderen Bereich der Pflege.
Der Direktor des DIP, Prof. Frank Weidner, erklärt in "Report Mainz", es bestehe ein Risiko, "in Notfällen nicht schnell genug versorgt zu werden und gegebenenfalls bei mangelnder Pflegeversorgung auch zu sterben, im Ernstfall oder im Einzelfall ist das sogar nicht mehr auszuschließen."
Die Pflegewissenschaftlerin Prof. Sabine Bartholomeyczik bestätigt diese Aussage. In eigenen Untersuchungen hat sie einen "Rückgang der direkten Pflege" an den deutschen Kliniken festgestellt. Hedwig Francois-Kettner, Pflegedirektorin an der Berliner Charité und Mitglied im Präsidium des Deutschen Pflegerates (DPR) befürchtet eine Entwicklung, "die für die Patienten sehr gefährlich wird."
Stellenabbau im Pflegedienst
Ursache sei vor allem der Personalabbau im Pflegedienst der Krankenhäuser von 429.183 Stellen im Jahr 1995 auf 393.186 Stellen im Jahr 2005. Das ist ein Rückgang um 13,5 Prozent. Gleichzeitig hat laut DIP die Zahl der Patienten zugenommen. Diese seien im Durchschnitt älter und pflegebedürftiger geworden, so dass die Arbeitsbelastung für die Krankenschwestern gestiegen sei. Beide Wissenschaftler sprechen von einer "Rationierung der Pflege im Krankenhaus".
Bundesregierung und Krankenhausbetreiber bestreiten unterdessen eine Rationierung der Krankenpflege. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) beim Quotient Pflegekraft in der Akutversorgung pro Bett im Mittelfeld (Deutschland 2004: 0,75). In Großbritannien (1,80), Irland (1,50) und Portugal (0,87) beispielsweise ist der Schlüssel wesentlich günstiger.
Zeitaufwändige Pflege nicht finanzierbar
Diagnosis Related Groups (DRG, Diagnosebezogene Fallgruppen), Abrechnungssystem bei dem Patienten je nach Diagnose und durchgeführter Behandlung in Fallgruppen eingeteilt werden. Diese sind wiederum nach Kosten und Aufwand der Behandlung unterteilt und eingestuft.
Ein weiterer Grund für die Misere sei eine unzureichende Finanzierung der Pflegeleistungen durch die Fallpauschalen (DRGs) im Krankenhaus. "Die Pflege ist im DRG-System bisher völlig unzureichend, wenn überhaupt abgebildet,", sagt Prof. Sabine Bartholomeyczik. Zeitaufwändige Pflegeleistungen wie Hilfe beim Essen oder Trinken seien somit praktisch nicht finanzierbar.
Ministerium sieht Verantwortung bei Kliniken
Das Bundesgesundheitsministerium sieht die Krankenhäuser in der Pflicht, die Pflege in den Kliniken zu verbessern. Die Krankenhäuser seien verantwortlich für ihren Personaleinsatz, damit die Patientinnen und Patienten ordentlich gepflegt würden, so Staatssekretär Klaus Theo Schröder.
Georg Baum, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, beklagt in "Report Mainz" eine Einsparung von 700 Millionen Euro in den deutschen Kliniken in diesem Jahr aufgrund der Gesundheitsreform: "Das zwingt die Krankenhäuser zu rationalisieren, Anpassungen in den Betriebsabläufen vorzunehmen, und das führt natürlich dann auch in der Pflege im Ergebnis zu weniger Zuwendung am Krankenbett."