Piercing bei Patienten im OP

Hackie

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08.06.2011
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12
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Westerkappeln
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OP Pfleger & OP Koordinator
Akt. Einsatzbereich
OP
Funktion
OP Leitung
Hallo zusammen,

bei uns ist wieder einmal das Thema Piercing im OP (tragen von Patienten) aufgekommen. Es ist nichts passiert, es geht um die Frage in wie weit Patienten aufgeklärt sein müssen und wer haftet bei erfolgter Aufklärung.
Meine Fragen:
1. Wer klärt in Euren Häusern die Patienten über das Piercing tragen bzw. entfernen (Risiken) auf?
2. Wie geht Ihr damit um wenn ein Patient es nicht rausnehmen lassen kann und es auch belässt?
3. Habt Ihr eine Sicherheitscheckliste wenn ja ist es in dieser vermerkt?

Ich freue mich über Eure Antworten und wünsche noch einen schönen Tag.
 
Piercings, dazu gehören auch Ohrringe sind Schmuck und Schmuck muss ab. Das sollte bei der Vorbereitung zur OP auf der Station geschehen.
Abgefragt wurde das bei uns immer noch einmal vor/bei der Einschleusung. Gegebenenfalls direkt vor Ort noch entfernt und der Fachkraft von Station mitgegeben.
Lang getragene Eheringe sind oft ein Problem. Da wird der Patient darauf hingewiesen, dass dieser im Katastrophenfall mit dem Seitenschneider entfernt würde, falls der Fadentrick nicht funktioniert.
 
Die Aufklärung über Risiken (auch beim Tragen von Piercing) erfolgt durch den Arzt, der die OP-Aufklärung vornimmt.
Bei uns muss das Piercing, so wie jeder Schmuck, vor der OP entfernt werden. Das wird auf der Patientencheckliste mehrfach abgefragt und dokumentiert.

Falls der Patient den Schmuck (Ehering/Piercing) nicht selber entfernen kann, wird nach der Einleitung der Versuch unternommen und bei Gelingen in einem verschließbaren Beutel mit Namensetikett und entsprechendem Formular an die Station zurück geliefert.

Falls es aber nicht gelingen sollte, den Schmuck zu entfernen, wird wie bei Patienten mit Herzschrittmacher nur mit Bipolar koaguliert.
Mit Seitenschneider haben wir noch nie den Schmuck entfernt.

LG
 
Kurze Zwischenfrage von einem Nicht-OP-Profi...
Warum sind Schmuck und Piercings ein Problem im OP? Dass man die Sachen ablegen muss, weiß ich zwar, aber nicht warum. Bitte gebt mir doch mal ein bisschen Nachhilfe ;):besserwisser:
Anhand des Hinweises auf den Herzschrittmacher kann ich mir jetzt vorstellen, dass es evtl. etwas mit dem Metall zu tun haben könnte? Aber was wäre dann mit festen Zahnspangen, Retainer usw.?:gruebel:
 
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Die Aufklärung über Risiken (auch beim Tragen von Piercing) erfolgt durch den Arzt, der die OP-Aufklärung vornimmt.
Bei uns muss das Piercing, so wie jeder Schmuck, vor der OP entfernt werden. Das wird auf der Patientencheckliste mehrfach abgefragt und dokumentiert.

Falls der Patient den Schmuck (Ehering/Piercing) nicht selber entfernen kann, wird nach der Einleitung der Versuch unternommen und bei Gelingen in einem verschließbaren Beutel mit Namensetikett und entsprechendem Formular an die Station zurück geliefert.

Falls es aber nicht gelingen sollte, den Schmuck zu entfernen, wird wie bei Patienten mit Herzschrittmacher nur mit Bipolar koaguliert.
Mit Seitenschneider haben wir noch nie den Schmuck entfernt.

LG


Doch, wir einmal. In Narkose bei einer Fingerfraktur, die operativ versorgt werden musste. Oder war es eine Sehnenverletzung? Ist lange her.
 
Ich schließe mich der Frage von Neuromaus mal an.
In der Vergangenheit habe ich Piercings aus Metal bei mir mit PTFE ersetzt, da es Stellen gibt die sich innerhalb von wenigen Stunden schließen und man dann neu stechen muß.

Mir wurde mal erklärt es ginge darum das sie aus Metal sind daher habe ich sie immer mit PTFE ersetzt
 
Kurze Zwischenfrage von einem Nicht-OP-Profi...
Warum sind Schmuck und Piercings ein Problem im OP? Dass man die Sachen ablegen muss, weiß ich zwar, aber nicht warum. Bitte gebt mir doch mal ein bisschen Nachhilfe ;):besserwisser:
Anhand des Hinweises auf den Herzschrittmacher kann ich mir jetzt vorstellen, dass es evtl. etwas mit dem Metall zu tun haben könnte? Aber was wäre dann mit festen Zahnspangen, Retainer usw.?:gruebel:
Kann Problem bei der Elekrokoagulation und Diathermie geben (Verbrennungen). Insbesondere wenn die Metallgegenstände in der Leitbahn des Stromes liegt. Daher wird bei nicht entfernbaren Gegenständen meist auf Bipolare-Koagulation ausgewichen.
 
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Vielen Dank für Eure Nachrichten und Fragen. Es ist bei uns genauso. Aber irgendeiner hat was gehört und hat Angst bekommen, d.h. für mich, ich bekomme einen Arbeitsauftrag. Vielen Dank und ein schönes Wochenende
 
Ich denke mal wenn der Patient ausreichend aufgeklärt wurde und diese Aufklärung dann auch unterschrieben hat liegt es in der Eigenverantwortung des Patienten.
 
Als "Piercingträger" kann ich sagen, dass mich bisher bei jeder OP der Anästhesist bei der Aufklärung darüber informiert, dass sie raus müssen. In der Regel verweigere ich das, es gibt auch welche die darauf bestehen, dann bestehe ICH aber wiederrum darauf, dass das Pflegepersonal mir die aus und hinterher wieder anbringt. Meistens kennt man mich aber nur so und belässt es dabei, hatte auch schon Problemlose endonasalintubationen mit Septumpiercings ohne das was passiert ist, keine Verbrennungen durch couterisieren, wenn was passiert ist es dann aber definitiv Eigenverschulden, was idR vorher auch schriftlich festgelegt wird. Bisher hat sich in meinen Fällen das eigentliche, chirurgische Personal (Ärzte und Pfleger) da rausgehalten, das ging rein nur über die ANÄ-Vorbereitung oder Prämedikationsambulanz.
 
Und wieso bestehst du darauf dass das PP die Piercings rausnimmt und wieder reinmacht?? Du bist selber groß und hast 2 gesunde Hände... völlig unsinnig sowas einzufordern. Wenn du die Piercings trotz Aufklärung drinlässt und es passiert was, dann ist dies einzig und allein dein Problem, ist ziemlich simpel.
 
Und wieso bestehst du darauf dass das PP die Piercings rausnimmt und wieder reinmacht?? Du bist selber groß und hast 2 gesunde Hände... völlig unsinnig sowas einzufordern. Wenn du die Piercings trotz Aufklärung drinlässt und es passiert was, dann ist dies einzig und allein dein Problem, ist ziemlich simpel.
.....was Madtastic auch genau so schreibt: ".....wenn was passiert ist es dann aber definitiv Eigenverschulden, was idR vorher auch schriftlich festgelegt wird."
 
SchadenersatzAnsprüche entfallen dann bei dieser Handlungsweise.
 
Wenn Pat. nicht selber der Aufforderung nachkommt, würde ich mich nicht berufen fühlen, das für den "mündigen Pat." zu übernehmen! Zumal dann evtl. Verlust, lokale Irritation der Punktionsstelle inkl. der möglichen Infektion auf meine Kappe gehen soll....
 
Ganz einfach Flora.

Meine zwei gesunden Hände möchten die Piercings nicht rausnehmen, weil ich es für mich persönlich als unsinnig betrachte. Heutzutage ist es den meisten auch idR egal, ich war eine Woche mit Zungenpiercing und 2 Lippenringen intubiert, den in der Zunge hätte ich sogar entfernt, weil der eh nicht mehr wirklich zuwächst, die meinten aber auf der Intensiv, ich kann ihn ruhig drinnenlassen, weil es dort nicht überdramatisiert wird. Nur die Lippe musste ich unterschreiben wegen der Tubuslagerung, da diese dort täglich mehrfach gewechselt wird von links nach rechts und so abgedeckt war, dass die Piercings nicht sichtbar waren. Ein versehentliches Lösen des Zungenpiercings und wandern in die Lunge wurde als Minimalrisiko eingestuft und daher außer acht gelassen. Selbiges beim Zahnarzt unter endonasalbeatmung mit Septumpiercing.

Es gibt aber, wenn auch sehr sehr selten erlebt, Anästhesisten, die selbst mit Unterschrift für Eigenverschulden keine Narkose mit Piercings durchführen wollen. Und da die so fest drin sind, dass ich die allein gar nicht aufbekomme, oder das Risiko besteht, sie könnten zuwachsen, weil entweder die OP lange dauert und man sie evtl mit nem Mandrin offen halten muss, oder ich danach zu benebelt bin um sie rechtzeitig selbst reinzubekommen, bestehe ich darauf, dass sie mir dann auch entfernt und wieder angezogen werden. Bisher hat dieser "Kompromiss" aber eigentlich nie zu irgendwelchen Problemen geführt, auch wenn das PP das natürlich ablehnen kann.

Nur die Situation hatte ich bisher nicht im geringsten, weil ich es ja 1. selbst fordere und dafür auch die Verantwortung trage sofern ich da was unterschreiben muss (im Bezug auf das, was Mantras als mögliche "Nebenwirkungen" aufzählt), aber selbst diese Situation nie hatte weil wir 2. immer noch in einer menschlichen Gemeinschaft leben, in der es möglich sein sollte, Kompromisse schließen zu können, und auch etwas auf die Patienten einzugehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meine zwei gesunden Hände möchten die Piercings nicht rausnehmen, weil ich es für mich persönlich als unsinnig betrachte.
Vor einigen Jahren hat eine Frau, die dies ebenfalls als unsinnig betrachtete, versucht, den Arzt, der ihr die Piercings aufgezwickt hatte, auf Schadensersatz zu verklagen. Sie lag in den Wehen und der Intimschmuck versperrte den Geburtskanal. Ich bezweifle, dass sie mit ihrer Klage durchkommen konnte.
 
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@ Flora

Du sagst es. Das gilt aber auch für mich. Ich möchte meine Piercings nicht rausnehmen, unterschreibe eigenwillig auch eine Abtrittserklärung an mich selbst, und wenn da ein ANÄ drauf BESTEHT,dass ich dennoch meine Piercings entferne, trifft das dann auf mich ja ebenfalls zu. Nur habe ich bei den 10000000x OPs/Jahr über Jahrzehnte nie erlebt, dass dann irgendjemand nicht mit diesem Kompromiss in Einklang war, im Gegenteil, meistens wurde es mir von Seiten der PP schon angeboten.

@ -Claudia-

Ebenfalls richtig, sie sollte und dürfte mit der Klage nicht durchkommen, da stehe ich auf voll und ganz hinter. Ich unterschreibe die Abtrittserklärung ja auch nicht, um dann zu Klagen wenn was dabei passiert, ich nehme das Risiko voll und ganz in meine Hände.
 

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