Pankreatitis-Alkoholabusus

spaet abends

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Hallo zusammen! Kann mir jemand erklären, wieso Alkoholabusus zu einer akuten Pankratitis führen kann? vielen herzlichen Dank!
 
Die Pathogenese der akuten Alkoholpankreatitis ist immer noch unklar. Zur Zeit werden 4 Hypothesen diskutiert, welche nicht exklusiv bzw. auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Pathogenese oder Progression der Erkrankung zutreffen könnten:
1. Die Refluxtheorie umfasst den duodenopankreatischen Reflux und den biliopankreatischen Reflux. Alkohol reduziert im Experiment den Tonus des Sphincter Oddi und schafft so die Voraussetzung für einen duodenopankreatischen Reflux.
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In anderen Studien führte Alkohol zu einem Spasmus des Sphincters Oddi und kann so den Reflux von Galle in das Pankreas im Sinne der ¹common channel
ª Theorie induzieren.
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2. Die Hypothese der Pankreasgangobstruktion fußt auf der Beobachtung von Guy et al., dass bei Alkoholikern im Pankreassekret präzipitierte Proteine in ca. 25 %, bei Kontrollpatienten jedoch nur in 3,8 %zu finden waren. Konzentration und Aktivierung von Proteinen im Pankreassekret würden zur Ausbildung der Gangobstruktion führen und über eine vermehrte intrapankreatische Trypsinogenaktivierung eine Pankreatitis auslösen.
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3. Alkohol hat direkt oder indirekt über seine Metabolite toxische Effekte auf das Pankreas.
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Die Infusion von FAEE in tierexperimentellen Studien induzierte tatsächlich einen spezifischen Pankreaszellschaden bestehend aus Ödem, intrapankreatischer Trypsinogenaktivierung und cytoplasmatischen Vacuolen .
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Diese Toxizität war pankreasspezifisch und dosisabhängig.
Da alkoholbedingte Leberschäden vor allem auf die Wirkung von Azetaldehyd zurückzuführen sind, wurde es ebenfalls als die entscheidende Noxe bei der äthyltoxischen Pankreatitis angesehen. Es konnte jedoch bisher in keiner Studie die Pankreastoxizität von Azetaldehyd überzeugend dargelegt werden .
Inhibition des oxidativen Akoholmetabolismus führt zu einer vermehrten Synthese von FAEE und gleichzeitig zu einer frühen alkoholinduzierten Pankreaszellschädigung unabhängig von Azetaldehyd. Die Studien unterstützen die These der frühzeitigen intrapankreatischen
Trypsinogenaktivierung als einen der ersten Schritte in der Pathophysiologie der alkoholinduzierten Pankreasschädigung und machen die Existenz der akuten Alkoholpankreatitis wahrscheinlich .
4. Die Pankreasperfusion ist nach Alkoholexposition in tierexperimentellen Untersuchungen vermindert.
Bei stabiler kardiozirkulatorischer Makrohämodynamik induziert Alkohol eine Verminderung der Capillarperfusion und führt so zur verminderten Oxygenierung des Pankreas. Die alleinige Alkoholexposition führt jedoch lediglich zur einer temporären Ischämie, nicht jedoch zur Entzündungsreaktion des Pankreas.
Nikotin, Hyperlipidämie und der temporäre Gallengangverschluss als experimentelle Simulation des Steinabgangs sind in Kombination mit Alkohol in der Lage eine akute Pankreatitis zu induzieren.

Zusammenfassend sind die initiale durch FAEE mediierte intrapankreatische Trypsinogenaktivierung und Mikrozirkulationsstörung die Auslöser des primären Pankreaszellschadens nach akuter Alkoholexposition und die entscheidenden Faktoren in der Pathogenese der akuten alkoholinduzierten Pankreatitis. Die bei Alkoholikern beobachtete Gangobstruktion durch Proteinpräzipitate scheint eher bei der Entstehung der chronisch calcifizierenden Pankreatitis von Bedeutung zu sein.

Quelle: Zeitschrift Chirurg (2000) 71: 253±264 erschienen bei SpringerVerlag

Elisabeth
 
Hallo zusammen! Vielen, vielen herzlichen Dank für eure Hilfe! Ihr habt mich ein grosses Stück weitergebracht! :klatschspring:Liebe Grüsse!
 

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