Nachtwache alleine?

IchIchIch

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Krankenschwester
Hallo!

Ich wollte mal fragen, wie bei Euch die Nachtwachen in der Psychiatrie besetzt sind? Ich bin zum Glück auf einer Akutstation und damit nachts immer zu zweit mit einem Mann im Dienst, aber unsere offenen Stationen sind nur mit einer Pflegekraft besetzt, gerne auch "nur" eine Frau.
In letzter Zeit gab es immer mal wieder Übergriffe von Patienten aufs PP und trotzdem ändert sich an der personellen Situation nichts. Hat denn der Arbeitgeber da nicht so etwas wie eine Fürsorgepflicht? Muss man damit leben, wenn man dort arbeiten will? Oder gibt es Möglichkeiten, eine bessere Nachtbesetzung durch zu boxen?
Ich hoffe, jemand kann mir vielleicht das erzählen, was ich hören will :wink:

LG Laurentien
 
hallo, also ich arbeite auf einer akutpsychiatrischen station (20 betten) wir arbeiten im nachtdienst allein, sollte "was" sein, können wir den bereitschaftsdienst wecken. aber wer weckst schon einen kollegen, "nur" weil eine ältere dame morgens um halb 5 aus dem bett gepurzelt ist. oder ein psychotiker nachts nackt über station läuft und vor sich hin redet und es ist einem "mulmig" dabei. ich habe am anfang häufig angst gehabt im nachtdienst. aber mittlerweile habe ich mich an das alleinsein für "die nächsten 10 stunden" gewöhnt.

in diesem sinne gute nacht, hab morgen frühdienst :-)

liebe grüße

Gomorrha
 
Hallo Laurentien

also ich arbeite auch auf einer Aufnahmestation mit 20-23 Pat. und bin alleine in der Nacht. Im Hintergrund haben wir 2 Bereitschaftsdienste , die uns bei Besonderheiten unterstützen.
Wenn ein Zugang kommt und als schwierig angekündigt wird, behalte ich mir vor, den Bereitschaftdienst zu holen. Und wenn Zugänge per Pol. kommen, müssen die "grünen Männchen" zunächst bleiben,bis die Lage für mich überschaubar ist.Das nervt die zwar manchmal, aber das ist mir mit Blick auf meine Sicherheit ziemlich egal.
Bis jetzt hatte ich noch keine Situation, in der ich mich überfordert oder besonders bedroht gefühlt hätte.
Ich hätte aber auch nichts gegen eine 2. Kraft im ND. Bei uns wird dies aber wohl kaum geschehen, obwohl es bei anderen Kollegen von mir zum Teil schon brenzlige Situationen gab.
Wahrscheinlich muss ein versuchtes Erwürgen einer Pflegekraft erst "klappen", bis sich was ändert :evil:

Liebe,späte Grüße vom USA-Frosch
 
Hallo Laurentien

also ich arbeite auch auf einer Aufnahmestation mit 20-23 Pat. und bin alleine in der Nacht. Im Hintergrund haben wir 2 Bereitschaftsdienste , die uns bei Besonderheiten unterstützen.
Wenn ein Zugang kommt und als schwierig angekündigt wird, behalte ich mir vor, den Bereitschaftdienst zu holen. Und wenn Zugänge per Pol. kommen, müssen die "grünen Männchen" zunächst bleiben,bis die Lage für mich überschaubar ist.Das nervt die zwar manchmal, aber das ist mir mit Blick auf meine Sicherheit ziemlich egal.
Bis jetzt hatte ich noch keine Situation, in der ich mich überfordert oder besonders bedroht gefühlt hätte.
Ich hätte aber auch nichts gegen eine 2. Kraft im ND. Bei uns wird dies aber wohl kaum geschehen, obwohl es bei anderen Kollegen von mir zum Teil schon brenzlige Situationen gab.
Wahrscheinlich muss ein versuchtes Erwürgen einer Pflegekraft erst "klappen", bis sich was ändert :evil:

Liebe,späte Grüße vom USA-Frosch

jo, dem kann ich nur beipflichten
 
Ich arbeite auf einer offenen Psychiatrischen Station und bei uns wird generell auch alleine gewacht.
Auf der Nachbarstation gibt es meistens einen 2 ND der die Pausenablösung für 5 Stationen (3Etagen) übernimmt. Auf unseren geschlossenen und auf der Sucht sind die Kollegen aber zu zweit, wobei auf der Sucht der 2. ND die Pausenablösung für unsere beiden geschlossenen macht.
Ich fand es manchmal recht unheimlich, hatte jedoch das Glück noch nie eine akute Notfallsituation im ND auf Station zu haben.
Bei uns ist es außerdem noch so geregelt, dass bei einem Alarmeinsatz eine Kraft auf der Etage (3 Stationen) bleibt und die anderen rennen und helfen.
Wenn ich für alle 3 Stationen die Verantwortung übernehmen muss, finde ich es fahrlässig, daich ja nicht auf allen Stationen den Überblick behalten kann bzw. mitbekomme wenn etwas passiert.
 
In den Krankenhaus, in dem ich früher gearbeitet habe, war das baulich recht gut geregelt. Auf jeder Etage waren zwei Stationen, die sich einen, vom jeweiligen Stützpunkt aus erreichbaren, Personalaufenthaltsraum geteilt haben, so dass man zwar pro Station alleine im Nachtdienst war, sich aber jederzeit vom Kollegen von der Nachbarstation Hilfe holen konnte.
 
Es gibt Länder (z.B. Japan) in denen sind sog. "single-person-nightshifts" per Gesetz (nicht Verordnung, Tarifvertrag, oder ähnliches) verboten.

Es müssen also IMMER zwei Fachkräfte da sein, egal wieviele Patienten, wieviele Hilfskräfte (Schüler, Zivis, Hilfspfleger)!

Wir arbeiten daran das auch in D durchzusetzten. Ist sozusagen mein Fernziel! ;)

Interessant hierzu ist auch die pflegewissenschaftliche Forschungsarbeit
"Die Nacht im Krankenhaus aus der Sicht der Pflegenden"
von Bartholomeyezik und anderen
Verlag Krankenpflege, 1993
ISBN 3-927944-03-3
 
Klingt, als scheint es durchaus üblich zu sein, alleine auf peripheren Stationen zu wachen und scheinbar ja vereinzelt auch auf der akuten.
Aber ist es für die meisten von Euch wirklich ok so?
Ich weiß von vielen meiner Kollegen, dass sie nachts zumindest ein mulmiges Gefühl, wenn nicht sogar Angst haben (insbesondere nach den Übergriffen der letzten Zeit). Das ist doch nicht gesund und ganz sicher fördert das auch nicht die Arbeitsfreude. Und wieso nehmen wir eigentlich immer alles so hin und machen halt "das Beste" draus???

MoonKid
Wie und wer arbeitet daran, in Deutschland die Situation zu verändern?
Kannst Du mir dazu näheres berichten? Das würde mich sehr interessieren!!!!
 
MoonKid
Wie und wer arbeitet daran, in Deutschland die Situation zu verändern?
Kannst Du mir dazu näheres berichten? Das würde mich sehr interessieren!!!!

Erstmal Danke der Nachfrage! Das ist mein #1-Thema, weil ich auf Kinderstationen auch schon alleine Nächte hatte und dadurch auch Kinder zu Schaden gekommen sind.

Die Situation mit dem single-person-nightshift wird leider auch von den pflegepolitisch Aktiven (Verbände, usw) und den Pflegenden selbst ehr ignoriert und hingenommen.

Bin da trotz persöhnlicher Betroffenheit und emotionalen Aufladung des Themas, ehr realistisch und pragmatisch. Die Pflege hat viele Probleme und diese Nachtdienstkiste steht da ehr weiter hinten und wird sich in den nächsten Jahren wohl auch nicht viel ändern. Es ist sozusagen mein großes persöhnliches Fernziel! ;)


Die bereits oben genannten Forschungsarbeit zum Nachtdienst im Krankenhaus ist bereits sehr aufschlußreich, aber nicht mehr zeitgemäß. Vorerst sollte eine neue Forschungsarbeit in dem Bereich initiert werden, die sich auf die aktuelle Situation stützt.
Pflegeforschung ist mein zukünftiges Fachgebiet und ich hoffe, dass ich bereits wärend des Studiums Gelgenheit haben werde, hier Forschungsarbeit leisten zu können.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
N'abend!
Also ich arbeite in der Kardiologie, und im Endeffekt sind wir aber fast ne ganz normale "Innere", wir haben viele Demente und viele Alkoholiker....
Ich finde es auch unverantwortlich, dass wir alleine Nächte machen... es passieren so viele Dinge.... mich hat einmal ein Patient über die Station gejagt und geschrien, dass er mich zerhacken will....zum Glück war ich schneller als er... und hab lauter geschrien.... eine Kollegin wurde von einem Alkoholiker belästigt... obwohl belästigt schon kein Ausdruck mehr ist... er ist zu ihr gegangen hat sie versucht in die Ecke zu drängen und hat sie aufgefordert sich auzuziehen weil er jetzt "Bock" hätte....
Tja.... das interressiert keine Sau...
Kolleginnen wurden von Alkis grün und blau geprügelt... keine Reaktion von oben...
Vielleicht müsste man das mal eine ketzerischen Zeitung berichten... vielleicht ändert sich dann was....
So, in diesem Sinne.... man es frustriert mich schon wieder darüber nachzudenken... :angry:
Schönen Abend noch
*Anni
 
Ich scheine wohl bisher immer Glück gehabt zu haben, mit Ausnahme von Beschimpfungen durch Demente oder Durchgängige oder Entzugspatienten und Angehörigen wurde ich niemals angegriffen.
Ich bin nun seit sehr vielen Jahren in den verschiedensten Bereichen tätig und wurde noch niemals von einem Patienten angegriffen, weder in der Notaufnahme noch im Nachtdienst auf irgendeiner Station.

Dann will ich mal hoffen, dass es weiterhin so bleibt.
 
Ja, das wünsche ich auch niemandem.... man man... ich war selbst fast reif für die Psychatrie nachdem mich der Patient gejagt hat.... ich saß 3 Stunden nach dem Ereignis einfach nur da wie ein ja... wie soll ich sagen? Ich war einfach sowas von fertig, bei jedem kleinen Geräusch hatte ich einen Adrenalinschub als würde ich ausm Flugzeug springen?
Zum Glück hat seltsamerweise kein einziger Patient in dieser Zeit geklingelt, denn ich glaube ich hätte mich nicht wirklich um ihn kümmern können.
Das war wirklich die schlimmste Nacht meines Lebens, wie in einem schlechten Horrofilm...
Aber da ja nichts schlimmes passiert ist... bleibt alles so wie immer...
LG und allen ein schönes Wochenende :)
die frustrierte *Anni
 
Ich hatte schon einen Besucher, der einen Wutanfall bekam und auf eine Angehörige einprügelte. Wir sind hier auch mutterseelenallein (eigenes kleines Haus auf dem Klinikgelände). Zum Glück waren jede Menge männliche Angehörige da, so konnten wir den Angreifer schnappen und aus der Tür schubsen. Danach haben wir uns praktisch verbarrikadiert, bis die Polizei kam.

Mein Schrei für solche Situationen gilt nicht einer zweiten Kraft (zwei Frauen hätten gegen den Kerl wahrscheinlich nicht viel ausrichten können), sondern nach einem Sicherheitsdienst oder einer Möglichkeit, in solchen Fällen schnell einen Notruf absetzen zu können. An einer Notrufkette arbeiten wir zur Zeit.
 
Hallo Claudia,

einen Sicherheitsdienst haben wir, der dann auch bei Bedarf kommt.

Was wir für "gefährdete" Stationen haben, ist ein "Rufknopf" der in der Kitteltasche mitgetragen werden kann und bei Bedarf den Alarm auslöst.

Das Teil liegt aber immer im Schrank eingesperrt, weile keine es mitnehmen will. Der Alarm würde dann direkt beim Sicherheitsdienst auflaufen.

Liebe Grüsse
Narde
 
also bei uns ist es so daß wir VERPFLICHTET sind, die alarmgeber zu tragen. ich kann mir nicht vorstellen daß es in anderen psychiatrien anders ist. in einm fall wie deinem (claudia), hätte ich alarm ausgelöst und nach ca. 10 bis 20 sekunden sind im nachtdienst (leider nur) 8 leute (inkl. mir) auf station. habt ihr kein alarmsystem?

lg gomorrha
 
Hallo Gommorha,

du darfst ein Akutpsychiatrie nicht mit einem somatischen Krankenhaus vergleichen und schon garnicht mit einer Palliativstation.

Verpflichtet ist bei uns keiner und unsere Patienten sind in der Regel auch friedlich, manche Verbal nicht so sehr, aber körperliche Übergriffe sind in der Somatik doch selten, zumindest bei uns.

Liebe Grüsse
Narde
 
Also, bei uns sind tätliche Angriffe nicht so selten und das auf einer Neurochirurgie!
Wir wachen nachts alleine und haben keine Laufwache (wurde abgeschafft).
Da wir überwiegend Kopfpatienten haben, sind sie eben auch mal im Durchgang.
Einmal wurde ich nachts von einem Patienten mit Fäusten attackiert, konnte aber beruhigend auf ihn einreden und die Situation entschärfen.
Ein anderes Mal wurde ich mit gefüllten Glasflaschen beworfen (gibt es nun nicht mehr) und kam dadurch nicht in das Zimmer.Die letzte zog er unter seinem Kopfkissen hervor, als ich dann doch vor ihm stand. Er hätte mich fast erwischt. Musste einen Arzt hinzuziehen.
Meine Kollegin wurde nachts fast verprügelt von einem Pat., mit seinem Gehstock schlug er auf sie ein, da gab es aber noch die Laufwache die hinzugezogen wurde.
Eine weitere Kollegin wurde beinahe mit einem Infusionsständer erschlagen, es war wirklich ganz knapp.
Ein weiterer Pat. schaffte es, seinen Plastiktisch vom Rollstuhl zu zerkleinern und wie einen gespitzten Dolch vor sich zu halten.
Es sind teilweise unzumutbare Zustände, vor allem nachts, aber wir finden kein Gehör.
Die Laufwache wurde wegen angeblich zu geringer Auslastung abgeschafft.
Es war wohl eher ein finanzieller Grund.
Frustierte Grüße,
Sanne
 
Ja, das wünsche ich auch niemandem.... man man... ich war selbst fast reif für die Psychatrie nachdem mich der Patient gejagt hat.... ich saß 3 Stunden nach dem Ereignis einfach nur da wie ein ja... wie soll ich sagen? Ich war einfach sowas von fertig, bei jedem kleinen Geräusch hatte ich einen Adrenalinschub als würde ich ausm Flugzeug springen?
Zum Glück hat seltsamerweise kein einziger Patient in dieser Zeit geklingelt, denn ich glaube ich hätte mich nicht wirklich um ihn kümmern können.
Das war wirklich die schlimmste Nacht meines Lebens, wie in einem schlechten Horrofilm...
Aber da ja nichts schlimmes passiert ist... bleibt alles so wie immer...

Mir ging es genauso!!!!!
Ich hatte auch das Pech, von einem Bewohner (ich arbeite in einer Einrichtung für körperlich-geistig mehrfach behinderte Menschen) gewürgt zu werden. Irgendwie habe ich es geschaft, mich zu befreien und ihn "wegzuschließen".
Ich war komplett durch für die Nacht und hab eine Kollegin aus dem Bett geschmissen, die dann mich unterstützen kam.
Wir haben dann hinterher versucht, eine zweite NW oder wenigsten eine Rufbereitschaft zu bekommen.
Antwort:Nun haben sie sich mal nicht so, und außerdem ist das Haus für eine zweite NW zu klein (wir haben 40 Betten).
Nachdem ich dann 4 Wochen ausfiel, weil ich einfach nicht mehr konnte, wurde der übergriffige Bew. verlegt. hmm eine Lösung, wenn auch nicht die beste
 
also bei uns ist es so daß wir VERPFLICHTET sind, die alarmgeber zu tragen. ich kann mir nicht vorstellen daß es in anderen psychiatrien anders ist. in einm fall wie deinem (claudia), hätte ich alarm ausgelöst und nach ca. 10 bis 20 sekunden sind im nachtdienst (leider nur) 8 leute (inkl. mir) auf station. habt ihr kein alarmsystem?

lg gomorrha

Wie Narde schon sagte: Psychiatrie und Somatik unterscheiden sich hier erheblich. Wobei unsere Kinder- und Jugendpsychiatrie (für Erwachsene haben wir keine Psychiatrie) auch kein Alarmsystem in dem Sinne hat. Offensichtlich ist noch nicht genug passiert.

Technisch ist das Problem inzwischen gelöst, ich habe einen Rufknopf, aber er geht (noch) nirgendwo ein. Ich trage das schnurlose Telefon bei mir und habe per Kurzwahltaste meine Partnerstation am Apparat. Aber die müssen auch über den Hof, und wenn bei ihnen high life ist, können sie nicht weg.

Natürlich kann ich mit dem Telefon auch einen ganz normalen Notruf an die Polizei absetzen. Nur hat die sich beim letzten Mal eine halbe Stunde Zeit gelassen.
 

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