Ich kann so nicht mehr weiter machen, aber ich weiß auch nicht, was ich sonst machen soll!

Laura_86

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16.02.2021
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Beruf
Gesundheits-und Krankenpflegerin
Hallo zusammen!

Ich habe inkl. der Ausbildung 15 Jahre in der Pflege gearbeitet.

Die Ausbildung hat mir total gut gefallen und ich war wirklich glücklich und aufgeregt, als ich mein Examen geschafft habe und raus in die Arbeitswelt gehen durfte.
Die ersten 5 Jahre in dem Beruf waren wirklich schön. Ich habe in den ersten Jahren, aus privaten Gründen, häufiger meinen Arbeitsplatz gewechselt. Aber ich muss sagen, ich hatte immer ganz tolle Kollegen, das Arbeitsklima war gut und ausgeglichen und es war wirklich viel Zeit für die Einarbeitung da. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten hat Spaß gemacht und es ging noch um den Patienten. Klar ist mal jemand ausgefallen, aber das war die Ausnahme.

Irgendwann war es dann die Regel. Es wurde eine weitere Station aufgemacht und es kam immer häufiger vor, dass ich dann dort arbeiten musste, mit Kollegen, die gerade erst frisch examiniert waren oder die selbst nur dort ausgeholfen haben, so dass es niemanden gab, der die Arbeitsabläufe kannte, geschweige denn, wo was zu finden war.

Es kam immer häufiger vor, dass ich nach dem Dienst völlig fertig nach Hause gekommen bin und auch keine wirkliche Kraft und Lust mehr hatte noch irgendwas zu unternehmen, so dass der Tag dann häufig einfach nur auf der Couch endete.
Nachts bin ich teilweise aufgewacht und konnte nicht wieder einschlafen, weil ich wusste, dass wir am nächsten Tag wieder unterbesetzt arbeiten.
Die Gedanken kreisten um die CT-Fahrt, den hämodynamisch instabilen Patienten und mögliche Reanimationen, die zwischendurch noch dazu kommen könnten.
Die Verantwortung, die auf meinen Schultern lastete, die ich aber einfach nicht mehr tragen konnte, hat mich sehr viel Kraft gekostet.
Ich war hilflos und auch irgendwie verzweifelt. Zwar konnte ich mit meiner Leitung darüber reden, aber die konnte auch nichts an dieser Situation ändern.
Und genau da lag der Hund begraben, ich wusste, dass sich an dem Grundproblem nichts ändern werden würde, also kein Ende dieser desolaten Arbeitssituation in Sicht war.
Immer wieder kam mir der Gedanke, ich muss was anderes machen, sonst gehe ich noch kaputt, aber was?! Ich habe hin und her überlegt, aber zu nichts hatte ich so richtig Lust.
Irgendwann habe ich dann in die Dialyse gewechselt. Ich habe mich nach Routine gesehnt, die ich dort auch bekommen habe, aber glücklich bin ich dort auch nicht geworden.

2018 habe ich dann den Entschluss gefasst alle Zelte abzubrechen, um für 8 Monate durch Südamerika zu reisen. Die beste Entscheidung, die ich treffen konnte.

2020 bin ich dann zurück nach Deutschland gekommen, mit dem Wissen, dass ich nur ein bisschen arbeite, um Geld zu verdienen und um dann wieder zurück nach Kolumbien zu gehen.

Ich habe also nach 3 Jahren Pause wieder im Krankenhaus auf einer Intensivstation, sowie auf einer IMC Station, gearbeitet.
Was ich dort erlebt habe, war wirklich nicht schön. Überarbeitete junge, wie auch ältere Kollegen, die schon lustlos und frustriert zur Arbeit kamen. Das haben dann natürlich auch die Patienten zu spüren bekommen, was mich wirklich sprachlos und traurig gemacht hat.
Es gab Dienstanweisungen, die Patienten im Sommer mit Einmalwaschlappen, die man in die Mikrowelle packt, bevor man sie benutzt, zu waschen. Waschlappen und Handtücher gab es in den Wäscheschränken schon gar nicht mehr.
Sparmaßnahmen...nur für welchen Preis? Die würde des Menschen ist unantastbar....Im Krankenhaus und Altenheim gilt das auf jeden Fall nicht mehr.

Naja, ich kann noch lange so weiter machen, aber ihr kennt das sicherlich. Der eine so, wie ich es beschrieben habe, der andere vielleicht weniger dramatisch.

Mittlerweile wohne ich seit 3 Monaten in Kolumbien, aber die Situationen, die ich in den paar Monaten miterlebt habe, geben mir stark zu denken.
An dem Gesundheitssystem wird sich so schnell nichts ändern, darüber sind wir uns alle im Klaren.

Daher möchte ich mich gerne mit Pflegekräften austauschen, denen es ähnlich geht.

Meiner Meinung kann man da nur ganz individuell ansetzen. Wie kann ich mit Situation XY anders umgehen?

Es sollte auf jeden Fall nicht passieren, dass jährlich 30% der Pflegekräfte in Deutschland wegen psychischer und physischer Überlastung aus dem Dienst ausscheiden.

Ich würde mich über konstruktiven und wertschätzenden Austausch sehr freuen.

Liebe Grüße Laura
 
Ehrlich gesagt ist mir Dein Anliegen nicht so ganz klar. Hast Du geplant, in nächster Zeit zurück nach Deutschland zu kommen und hier wieder zu arbeiten?
 
Ehrlich gesagt ist mir Dein Anliegen nicht so ganz klar. Hast Du geplant, in nächster Zeit zurück nach Deutschland zu kommen und hier wieder zu arbeiten?
Nein, ich werde unter diesen Bedingungen in diesem Beruf nicht mehr arbeiten.

Den Beruf habe ich mal erlernt, da ich den Menschen helfen, Kraft und Mut geben wollte, die sich in einer Ausnahmesituation befinden. Dies ist für mich so in diesem Job nicht mehr möglich.

Damals habe ich mich ziemlich alleine gefühlt und niemanden gefunden, mit dem ich mich austauschen konnte, um dann auch konstruktiv daran zu arbeiten, etwas zu verändern.
Es gab viele Kollegen, denen es ähnlich ging und mit denen ich über die Probleme sprechen konnte, das war allerdings alles andere als konstruktiv, stattdessen ist man noch viel tiefer in Opferrolle gerutscht.

Deshalb ist meine Intention nun zu gucken, wo man ansetzen könnte, bei den Pflegekräften, denen es so oder so ähnlich ergeht und dafür ist der Austausch wichtig.
Ich sehe in dem Bereich ein sehr großen Bedarf an Unterstützung und Hilfe, den ich auf Dauer gerne anbieten würde.

Allerdings ist mir durch den Austausch auch deutlich geworden (über andere Plattformen), dass viele meiner Kollegen Angst haben, sich mit sich und ihren Gefühlen zu beschäftigen.
Da ist es doch viel einfacher sich für andere Menschen aufzuopfern, bis man nicht mehr kann.

Die Frage ist nur, ob man damit dann glücklich ist?!
 
Ich verstehe Dein Anliegen jetzt auch nicht so recht. Du willst Unterstützung für ausgebrannte Pflegekräfte anbieten und suchst jetzt Kundschaft?
Deshalb ist meine Intention nun zu gucken, wo man ansetzen könnte, bei den Pflegekräften, denen es so oder so ähnlich ergeht und dafür ist der Austausch wichtig.
Ich sehe in dem Bereich ein sehr großen Bedarf an Unterstützung und Hilfe, den ich auf Dauer gerne anbieten würde.
 
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Es geht mir um den Austausch, da ich erstmal herausfinden möchte, wo liegen die größten Probleme. Das heißt ich mache eine Bedarfsanalyse.
Irgendwann, wenn ich dann so weit bin, suche ich dann natürlich auch Pflegekräfte, für die das interessant ist und die sich vorstellen können, sich von mir unterstützen zu lassen.
 
Liebe Laura, ich verstehe leider Dein Anliegen immer noch nicht.
Da das ja sicher kein „Jammer-Thread“ werden soll, müsstest Du schon ein paar Kriterien festlegen, an denen sich ein Austausch orientieren soll.
Und wie könnte Deine Unterstützung konkret aussehen? Du kannst ja leider die Arbeitsbedingungen nicht ändern.
 
Dafür müsste ich erstmal jemanden zum Austausch haben.

Genau, wie schon geschrieben werde ich an den Arbeitsbedingungen nichts ändern ich setzte individuell an.
Die Menschen, die ausgebrannt sind oder dazu neigen, sind ein ganz besonderer Typ Mensch, sie haben wenig bis sogar keine Ressourcen, um in ihrem Alltag einen Ausgleich zum Arbeitsalltag zu schaffen. Meistens sind es Menschen, die mit negativen Gedanken ins Bett gehen und so auch wieder aufwachen. Ich unterstütze die Menschen durch Fragestellungen, dabei an die Wurzel des Problems zu kommen, meistens spielen da Glaubenssätze auch noch mit eine Rolle.

Ich habe keine bösen Absichten, wirklich nicht. Ich möchte lediglich anderen Pflegekräften helfen, wieder mehr Freude in ihrem Leben zu empfinden und nicht einfach stumpf vor sich hin zu leben und zu arbeiten.

Es ist ok, wenn euch das nicht anspricht oder ihr damit nichts anfangen könnt.
Doch ich habe bereits mit einigen Kollegen gesprochen, die einen Burnout hatten und aus dem Beruf ausgeschieden sind. Sie hätten sich so jemanden gewünscht, weil sie in dieser Situation keinerlei Hilfe von der Leitung oder vom Krankenhaus erhalten haben.
 
du möchtest so eine Art Psychotherapie anbieten?
 
Dafür müsste ich erstmal jemanden zum Austausch haben.

Genau, wie schon geschrieben werde ich an den Arbeitsbedingungen nichts ändern ich setzte individuell an.
Die Menschen, die ausgebrannt sind oder dazu neigen, sind ein ganz besonderer Typ Mensch, sie haben wenig bis sogar keine Ressourcen, um in ihrem Alltag einen Ausgleich zum Arbeitsalltag zu schaffen. Meistens sind es Menschen, die mit negativen Gedanken ins Bett gehen und so auch wieder aufwachen. Ich unterstütze die Menschen durch Fragestellungen, dabei an die Wurzel des Problems zu kommen, meistens spielen da Glaubenssätze auch noch mit eine Rolle.

Ich habe keine bösen Absichten, wirklich nicht. Ich möchte lediglich anderen Pflegekräften helfen, wieder mehr Freude in ihrem Leben zu empfinden und nicht einfach stumpf vor sich hin zu leben und zu arbeiten.

Es ist ok, wenn euch das nicht anspricht oder ihr damit nichts anfangen könnt.
Doch ich habe bereits mit einigen Kollegen gesprochen, die einen Burnout hatten und aus dem Beruf ausgeschieden sind. Sie hätten sich so jemanden gewünscht, weil sie in dieser Situation keinerlei Hilfe von der Leitung oder vom Krankenhaus erhalten haben.

Sorry, aber denkst du, du bist dafür die richtige Person?

Personen mit psychischen Problemen gehören in Hände von Profis und nicht bei irgendwelchen Möchtegern-Psychiatern/Quacksalbern auf die Couch. Lerne erstmal selbst mit deinen Problemen und ordne dein Leben. Dann kannst du dich evtl darauf spezialisieren.
 
Mit Verlaub: es fällt Dir schwer, Dein Anliegen konkret zu benennen oder auch nur einzugrenzen.
Einfach gesagt muss ein „Kunde“ doch wissen, was ihm für ein Produkt angeboten wird, damit er sich dafür oder dagegen entscheiden kann.
Eine Dienstleistung muss ein Bedürfnis (oder Bedarf) wecken. Und das weckt man nicht, indem das Angebot heißt: „Sag mir, was Du brauchst, ich bastle dann ein Angebot zusammen.“

Wenn Du Beratung oder Coaching anbieten möchtest, solltest Du dafür eine fundierte Ausbildung bzw. ein Studium machen. Ein Ziel ist dort auch, warum man sich selbst für qualifiziert hält, jemand anderen zu beraten. Und es geht natürlich auch um Methoden und Supervision.
Vielleicht ist das dann eine berufliche Perspektive für Dich.
 
Warum kann die Pflege nichts an den Arbeitsbedingungen ändern?
Jede Pflegekraft, die in eine Gewerkschaft und in eine Partei eintritt kann schon Mal damit anfangen!
Es gibt Studiengänge für Pflegende und Pflegeforschung! Es gibt andere Studiengänge wie Psychologie die auch sehr viel forschen.
Es gibt die Realität, die uns täglich zeigt, wie wichtig die Pflegekräfte sind.
Dummerweise wollen viele Kollegen nicht wirklich gegen diese Zustände aktiv vorgehen.
Mich haben schon einige Politiker gefragt, was ich so machen würde.
Immer wenn das Argument zu teuer kam musste ich lachen.
Stufenplan der IST Zustand im Gesundheitswesen muss allen klar sein, erzählt mir jemand nämlich, es gibt zu wenig Pflegekräfte Frage ich, wie das denn sein kann, wenn jedes Jahr tausende Kollegen Examen machen? Das Problem ist nicht, dass es zu wenige Kollegen gibt. Es gibt sie, sie arbeiten aber nicht am Patienten.
Nimm eine Schule und geh die Liste aller Absolventen durch und Frage jeden ob er oder sie noch in der Pflege arbeiten.
Frag die, die das nicht mehr tun warum nicht.
Sitzen die alle einarmig im Rollstuhl? Sind die tot?
Welcher Politiker fragt sich sowas? Welcher Politiker überlegt sich, diese Menschen wieder zurückzuholen, die muss man nicht erst ausbilden, die sind schon da!
Oh, ich sehe, ich fange an mich aufzuregen und das bei dem schönen Wetter. Aber meinen Senf habe ich schon noch dazu gegeben.
Frage an die Themenstarterin:
Wenn man dich fragt, was ist dein Wunsch was antwortest du darauf?
 
Warum kann die Pflege nichts an den Arbeitsbedingungen ändern?
Natürlich kann/könnte sie - aber jammern und heulen und Andere dafür verantwortlich machen ist nun mal weniger anstrengend als deine Vorschläge zu befolgen.
Ich bin organisiert in Gewerkschaft und DBFK - ich darf darauf hinweisen :-),
äh und ich bin nicht am jammern aber dafür seit 1976 ununterbrochen im Beruf am Bett tätig
 
Dieses Thema scheint auf sehr große Resonanz zu treffen. :-)
 
Mag jemand mit mir telefonieren und persönlich mit mir drüber sprechen?
 
Sorry Nachtdienst Vielleicht morgen wieder!
 

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