Das "Haken halten" im OP - rechtliche Absicherung

Sina1988

Junior-Mitglied
Registriert
01.11.2011
Beiträge
31
Ort
Magdeburg
Beruf
OP-Fachschwester
Funktion
Praxisanleiterin
Hallo, ich arbeite schon viele Jahre als OP-Fachschwester im OP und einige von euch wissen, dass ab und zu einmal die OP Schwester-/Pfleger den Haken halten oder dem Arzt assistieren muss.

Dies zählt jedoch zu den Tätigkeiten, die nicht an Pflegepersonal delegiert werden dürfen/können.

Nun möchte ich gerne eine Weiterbildung zum "Qualifizierten Chirurgischen Assistenten (qCTA)" bei den Kaiserswerthern Seminaren beginnen. Ich assistiere für mein Leben gerne und übernehme sehr gerne den Hautverschluss.

Nun ist meine Frage, ob ich nach dieser Qualifizierung, dann immer rechtlich abgesichert bin, wenn ich den "Haken halte" oder die Kamera bei endoskopischen Operationen führe. Reicht für diese Tätigkeit wirklich ein Zertifikat aus?

Freue mich auf eure Antworten. :roll:
 
Das wird wohl ebenda in der Qualifikationsbeschreibung stehen zu was die Ausbildung befähigen soll! Und - eine Haftpfichversicherung solltes Du auch als Instrumentierende haben...
 
Hallo Sina,
Ja, du bist (besser) abgesichert. Nach der "Ausbildung" zum CTA bist du arbeitsrechtlich den Ärzten zugeordnet. Bedeutet: dein Arbeitgeber stellt dich ein, um ärztlich delegierte Tätigkeiten auszuüben. Im Schadensfall bist du also über deinen Arbeitgeber versichert, solange du nicht grob fahrlässig oder vorsätzlich handelst.

@matras
Die Haftpflichtversicherung hilft dir im OP leider nicht, wenn du eine ärztliche Tätigkeit übernimmst. Assistieren ist eine nicht delegierbare Tätigkeit, zumindest an Pflegekräfte!
Und deine Haftpflichtversicherung zahlt nicht für Fehler, die bei einer "verbotenen" Tätigkeit entstehen…


LG Einer
 
Übernimmt nicht das Haus den Part der Haftpflichtversicherung? Und nur das Haus kann demzufolge entscheiden, was delegiert werden darf/kann oder nicht. Von daher stellt sich die Frage, wie sinnvoll ist eine CTA-Ausbildung überhaupt.

Elisabeth
 
Hallo Sina,
Ja, du bist (besser) abgesichert. Nach der "Ausbildung" zum CTA bist du arbeitsrechtlich den Ärzten zugeordnet. Bedeutet: dein Arbeitgeber stellt dich ein, um ärztlich delegierte Tätigkeiten auszuüben. Im Schadensfall bist du also über deinen Arbeitgeber versichert, solange du nicht grob fahrlässig oder vorsätzlich handelst.

@matras
Die Haftpflichtversicherung hilft dir im OP leider nicht, wenn du eine ärztliche Tätigkeit übernimmst. Assistieren ist eine nicht delegierbare Tätigkeit, zumindest an Pflegekräfte! Und deine Haftpflichtversicherung zahlt nicht für Fehler, die bei einer "verbotenen" Tätigkeit entstehen…
...habe ich auch an keiner Stelle angeführt...
 
Danke für eure Antworten. :nurse:

@Elisabeth Dinse: wie meinst du deine Aussage, nach dem Sinn der CTA-Ausbildung?
Jetzt im Allgemeinen oder speziell auf meine Frage?

Ich mache die Qualifizierung einerseits weil es mir Freude bereitet und andererseits hoffe ich, dass ich dann rechtlich abgesichert bin. Denkst du, dass ich eigentlich die Qualifizierung nicht benötige, da ich eh über das Haus versichert bin?!

Es wird nämlich finanziell auch sehr aufwendig für mich. :weissnix:
 
Dein Haus wird sich an den Bedingungen des eigenen Haftpflichtversicherers orientieren. Sieht der nicht vor, dass eine CTA bestimmte Tätigkeiten übernimmt, dann tut das Haus gut daran, dies nicht zu übergehen.

Von daher- erst informieren und schriftliche Aussage einholen und dann anfangen.

Elisabeth
 
Üblicherweise läuft es doch... zumindest in kleinen Häusern... so:
Der Operierende kommt in den Saal und stellt urplötzlich fest..."Huch mir fehlt ja ein Assistent... na ja egal, da nehme ich halt die Instrumentierende"...

Die Bedingungen der hauseigenen Haftpflichtversicherung sind ihm in dem Moment vollkommen egal.

Käme es zur Klage, weil am Ende ein Tupfer oder sonstwas im Patienten verbleibt, wird sich der Operateur nicht vor die Pflegekraft stellen, sondern schön auf das Übernahmeverschulden verweisen. Die Geschäftsführung wird sich hüten, einer OP-Schwester eine schriftliche Anordnung/Dienstanweisung für derartige Tätigkeiten auszuhändigen (eigene Erfahrung).

Mit Abschluss des qCTA sollte sich auch der Arbeitsvertrag ändern, dann sollte rechtlich das „Eis unter den Füßen“ dicker sein.

VG
lusche
 
Die Haftpflichtversicherung des Hauses wird nie außer Kraft gesetzt. In dem Falle müsste der Doc den "Notfall" nachweisen. Die Pflegekraft ist insofern abgesichert, dass sie nur für das belangt wird, was sie hätte wissen müssen. Der Doc darf nur das delegieren bei dem er meint, die Verantwortung tragen zu können. Und damit steht der Doc ganz vorne.

Mir ging es auch nur darum, ob das Haus überhaupt CTAs beschäftigt. Wenn dies nicht der Fall ist- wozu dann eine Ausbildung?

In dem Sinne wäre mal interessant, wo CTAs mit welchen Arbeitsaufgaben wirklich aktiv sind.

Elisabeth
 
bei uns in der kardiochirurgie dürfen CTA's venen am bein entnehmen, zunähen, postop drainagen ziehen... ob es erstrebenswert ist die dinge zu übernehmen, auf welche die docs keinen bock haben muss jeder für sich selber entscheiden, man bleibt ein hilfsarbeiter. wenn ich operieren und grosse medizin machen will dann muss ich eben studieren. is halt so...
 
  • Like
Reaktionen: Elisabeth Dinse
Was ist daran erstrebenswert eine Ausbildung als "Arzthilfskraft" mit viel Zeit- und evtl. finanziellem Aufwand zu machen, wenn

1. die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeit nicht geklärt sind?
2. dieses Berufsbild noch gar nicht richtig im Krankenhaus implementiert ist?

Bei uns machen die Tätigkeiten des "Hakenhaltens" ehem. Bufdies (zur Überbrückung bis das Studium beginnt), MFA's oder OP-MA, die nicht mehr instrumentieren möchten und regelmäßige Dienstzeiten haben möchten.

Was soll die Aussage: Hakenhalten darf nicht delegiert werden!
Hallo? Wer von uns OP-Mitarbeitern hat sich jemals geweigert mit Hand anzulegen, wenn es für die Operation dienlich war? Mit solch einer Aussage werden doch Gräben geschaufelt und künstliche Mauern gebaut, die für das Zusammenspiel während einer Operation kontraproduktiv sind. Unsere Ärzte helfen uns auch, indem sie Einmalartikel anreichern beim Wechsel oder mal einen Mantel schließen, wenn der Springer gerade was anderes zu tun hat. So was nennt sich "OP-Team"!

Wenn ich genügend OP-Personal zur Verfügung habe und es bei den Assistenten klemmt, biete ich mein Personal auch zum Assistieren an, was denen auch mal Spaß macht, weil die OP aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden kann. Venen entnommen und Hautverschlüsse habe ich bereits 1986 gemacht, als ich im Herz-OP gearbeitet habe. Das war ganz normal und sorgte für Kurzweil, bis alle Bypässe angenäht waren.

Überlege dir wirklich gut, ob sich der Aufwand für die CTA-Ausbildung wirklich lohnt!

LG
opjutti
 
Also bei uns ist es so...

wir sind ein kleines Haus mit nur 3 OP-Sälen.

Chirurgischerseits sieht es mit der Besetzung schlecht aus. Unser Chefarzt hat im jetzigen Moment nur einen Facharzt an der Seite (eine Assistenzärztin befindet sich im Mutterschutz, der andere Assistenzarzt wechselt das Haus, aufgrund seiner Facharztausbildung).

Auf Anfrage durfte ich ab und zu auch mal eine Hautnaht machen oder bei der laparoskopischen Cholezystektomie als 1. Assistent instrumentieren, da unser Chef das sehr zu schätzen weiß und mir das zutraut. :-)

Es würde dem Haus und dem Chef persönlich sehr zu gute kommen, wenn er noch eine Hilfskraft an seiner Seite hätte, falls der andere Facharzt ausfallen würde. Unsererseits würde es personell in "guten Zeiten" auch gut einzuplanen sein.

Bis jetzt weiß auch nur die OP-Leitung bescheid, die dies auch befürwortet. Den Chef persönlich habe ich noch nicht gefragt. Meine Freundin (die Assistenzärztin im Mutterschutz) meinte, dass der Chef das auch sehr begrüßen würde.

Das Haus hätte auch keinerlei Nachteile, da ich die Schule selber bezahlen würde (1900€)... (musste meine Fachausbildung von 4000€ auch selber tragen) und freitags Urlaub nehmen würde (1x monatlich in 6 Monaten) und Samstag ist auch Schule, da habe ich sowieso frei. Also es wäre nur dieses eine halbe Jahr mit einmal Schule im Monat.

Ich bin einfach zu wissbegierig und würde so gerne noch was machen. Der qCTA ist auch nicht ganz vergleichbar mit dem normalen CTA, da sich ihr Aufgabenbereich nur auf den OP beschränkt und es eigentlich fast nur die Aufgaben sind, die eine OP-Schwester teilweise sowieso schon übernimmt (natürlich ohne rechtliche Absicherung).

Was soll ich nun machen? :|
 
oh man, lass es dir zahlen weil dein haus bedarf sieht und es befürwortet oder lass es bleiben.

die freuen sich natürlich wenn der mitarbeiter fortbildungskosten selber trägt, aber dass kanns nicht sein.
 
  • Like
Reaktionen: ludmilla
Das Haus hätte auch keinerlei Nachteile, da ich die Schule selber bezahlen würde (1900€)... (musste meine Fachausbildung von 4000€ auch selber tragen) und freitags Urlaub nehmen würde (1x monatlich in 6 Monaten) und Samstag ist auch Schule, da habe ich sowieso frei. Also es wäre nur dieses eine halbe Jahr mit einmal Schule im Monat.

Ich bin einfach zu wissbegierig und würde so gerne noch was machen. Der qCTA ist auch nicht ganz vergleichbar mit dem normalen CTA, da sich ihr Aufgabenbereich nur auf den OP beschränkt und es eigentlich fast nur die Aufgaben sind, die eine OP-Schwester teilweise sowieso schon übernimmt (natürlich ohne rechtliche Absicherung).

Was soll ich nun machen? :|

Ehrlich? Nee besser nicht..., ich kann nur mit dem Kopf schütteln über soviel Naivität. Du wirst total ausgenutzt, die lachen sich doch kaputt über dich, weil du deren Probleme löst und das alles bekommen sie, indem sie dich ein bißchen bauchpinseln und dir das zutrauen.

Es ist das Problem des Chefarztes und der Geschäftsführung des Hauses, wie sie die OPs organisieren und wenn sie dich dazu brauchen und du eine Weiterbildung benötigst, dann lass dir das doch bezahlen und in der Arbeitszeit machen.

Mit Wißbegier ist das alles nicht zu entschuldigen..., und wir wundern uns als Pflegekräfte über mangelnde Wertschätzung unseres Berufsstandes....
 
... Das Haus hätte auch keinerlei Nachteile, da ich die Schule selber bezahlen würde (1900€)... (musste meine Fachausbildung von 4000€ auch selber tragen) und freitags Urlaub nehmen würde (1x monatlich in 6 Monaten) und Samstag ist auch Schule, da habe ich sowieso frei. Also es wäre nur dieses eine halbe Jahr mit einmal Schule im Monat...
Und genau da würde bei mir Schluss sein. Wie hat mein Chef ehedem so schön festgestellt: warum sollen wir investieren, wo wir doch alles umsonst bekommen.

Der einzigste Grund, den ich sehe, die Ausbildung selber zu bezahlen: man will in andere Häuser wechseln und geht davon aus, dass dort ein Nachweis erbracht werden muss. Wie man hier aber lesen konnte- und wie es bei dir auch Usus ist- es entscheidet schlussendlich die Einrichtung, respektive der hauseigene Versicherungsschutz.

Elisabeth
 
Hey Sina,
da freut sich doch die Geschäftsführung deines Hauses und der gut verdienende Chefarzt, wenn Schwester Sina ihre Ausbildung, von der das Haus und der Chefarzt profitieren, auch noch selber zahlt und ihre Wochenenden opfert.

Besser kann es doch nicht laufen, ein bisschen "Honig um's Maul" schmieren und schon fühlt sich Schwester zu was Höherem berufen und bezahlt das Ganze auch noch. Da kann ich nur den Kopf schütteln.

Wahrscheinlich gibt es hinterher nicht mal mehr Kohle. :(

Wissbegierigkeit kann man auch anders heilen!

LG
 
Dem Chefarzt dürfte es egal sein, ob da eine Ausbildung gemacht wird oder nicht. Er hat bereits jetzt ganz genaue Vorstellungen, was er delegiert und was nicht. Es ändert sich für ihn ja nix.

Elisabeth
 
Danke für die ganzen Antworten.

Ihr habt schon Recht und es ist gut, dass es mir mal vor Augen geführt wurde.

Ich habe auch nochmal mit meiner Freundin gesprochen und wir haben da jetzt eine Lösung gefunden und stellen das ganz geschickt an, sodass ich keinen Nachteil davon trage. ;)
 
@Sina1988: hast schon mal überlegt, welche Optionen es neben dem "Haken halten" noch so gibt? Dem Alter kann bekantlich keiner entfliehen. Und da kann es gut sein, ein zweites Standbein zu haben.

Elisabeth
 

Ähnliche Themen