Blutkonserve verweigert

  • Ersteller Ersteller Oldtimer
  • Erstellt am Erstellt am
O

Oldtimer

Gast
Ich kam über das Thema Blut spenden auf den Titel.
Wie geht ihr damit um wenn ein Patient eine Blutkonserve verweigert??
Mir ist es vor vielen Jahren einmal passiert, Autounfall, junger Pat. 22 Jahre, Eltern verweigerten Blutkonserve, Plasma sinnlos, Blutverlust zu groß.
Pat. gestorben.
Also ich hatte wochenlang damit zu kämpfen (psychisch).
Es hätte nicht sein müssen.
Hattet ihr auch schon solche Erfahrungen? Wie seit ihr damit umgegangen??

Grüße Oldtimer
 
Hallo,
warum haben denn die Eltern die Bluttransfusion verweigert? Aus Glaubensgründen, waren es Zeugen Jehovas? Oder hatte es einen anderen Grund?
 
Hallo Oldtimer,

schließe mich der Frage von Susi_Sonnenschein an. Habe aber auch noch eine Frage. Der Patient war volljährig 22 Jahre alt, wieso wurden die Eltern überhaupt gefragt?

Liebe Grüße Brady
 
Hallo Brady, ja es waren Zeugen Jehovas und der Patient war nichtmehr ansprechbar!Es war für mich eine schlimme Zeit,weil er nicht hätte sterben müssen. Da habe ich mich gefragt, ist der Beruf wirklich geeignet für mich, aber ich habe es überstanden, nur vergessen bis heute nicht.

Meine Frage ist eigentlich, wie wird es Heute gehandhabt und wie geht ihr damit um??
 
Hallo Oldtimer,

ja das kann ich sehr gut nachempfinden. Habe Gefühle dann wie Trauer, Ohnmacht und unbändige Wut. So darf und kann nicht sein.....
Dann muß ich an dem zweifeln, woran ich glaube...Vergessen könnte ich sowas auch nicht. Habt ihr auf der Arbeit darüber sprechen können?
Wie geht ihr damit um, wenn wieder sowas passiert?

Alles Liebe Brady
 
Ja, ich konnte mit Kolleginen darüber sprechen, aber alle waren ratlos, da es den anderen auch zum ersten Mal passiert war.
Mir war es wieder aufgestossen, als ich unser 2tes Kind bekam (per Kaiserschnitt) und 3 Konserven bekam, da die Gerinnung nichtmehr funktionierte. Ohne Konserven wäre ich heute nichtmehr und mein Kind Halbwaise. Wäre es das Wert gewesen eine Konserve zu verweigern??
Heute wird mein Sohn 18 und ich bin froh, dass es Blutkonserven gibt.

Gruß Oldtimer
 
Hallo Oldtimer,

der Glaube der Zeugen verbietet die Gabe von Blutprodukten, diesen müssen wir respetieren, auch wenn es uns schwer fällt.
Ich kenne ein Haus, das sehr viele Zeugen behandelt und sich auch daran hält. Die Patienten erhalten Erypo z.B. und dies verbietet ihr Glaube auch nicht.

Liebe Grüsse
Narde
 
Ich hoffe jetzt einfach mal das der Pat selbst das EK auch verweigert hat?
Und nicht nur die Eltern...!?

Meine Tante ist Zeuge Jehovas, hab schon paar mal mit ihr diskutiert. Sie bleibt dabei das Plasmaersatz immer reichen würde :-/
 
Hallo, ich denke auch, dass man den Glauben der Zeugen Jehovas in Bezug auf Blutkonserven annehmen akzeptiert. Das ist ihr Glaube!!!!!!! Kenne auch ein paar Fälle in der Arbeit, und ich akzeptiere das. Denke auch die Menschen sind sich auch der Folgen bewusst, wenn sie eine BK ablehnen.
 
Hallo,
natürlich akzeptiere ich diese Entscheidung und diese haben die Eltern des Jungen getroffen, da er nichtmehr ansprechbar war.
Es ist nur schlimm, dass Sterbehilfe bei Schwerstkranken lt. Gesetz nicht erlaubt ist, und diese Religion ihre eigenen Gesetze hat und nicht mal zur Verantwortung gezogen wird.
Vor allem,dass wir eigentlich zum Leben erhalten verpflichtet sind.
 
Hallo @ all!


Ich habe lange Zeit auf einer Intensivstation gearbeitet, auf der als einziges in der ganzen Stadt Zeugen Jehovas postoperativ behandelt wurden.

Als erstes etwas rechtliches vorweg:
Ablehnen von Blutkonserven stellt eine einseitige Einschränkung des Behandlungsvertrages durch den Patienten dar und muss beachtet werden!

Anfangs gab es große Diskussionen in unserem Team, bis in einer Stationsbesprechung unser Oberarzt die rechtliche (siehe oben) sowie die Kostenseite darlegte:
Die Behandlung mit Epo ® ist genauso teuer wie die Gabe von Blutkonserven, es dauert nur länger bis zum Wirkungseintritt, d.h. evtl. längere Beatmungszeiten.

Einige Patienten sind zusätzlich auch in Hypothermie gehalten worden.

Die Erfolge waren sehr wechselhaft, aber diese Patienten waren alle geschäftsfähig und haben das erhöhte Todesrisiko in der OP-Aufklärung auch unterschrieben.

Und, es gab auch die andere Seite: Zeugen, die in dieser Situation plötzlich doch Blutprodukte haben geben lassen, jedoch unter strengster Geheimhaltung! Also gab es die Konserven weit außerhalb der Besuchszeiten, alle "Indizien" wie Blutbeutel und Doku werden Patienten fern aufbewahrt.

Ein Zitat eines 50 Jährigen Patienten ist mir im Kopf geblieben:
"Ich will leben, der Glaube ist mir s***egal!"
 
Hallo,

ich denke auch, man sollte den Glauben der Menschen respektieren, auch wenn man nicht weiß, ob sich manche Patienten im Notfall anders entscheiden würden so wie der Pat. im Beitrag vor mir.

Wenn ich einen Patienten vor mir habe, der extra ein unterschriebenes Formular zur Ablehnung von Blutkonserven dabei hat, dann geh ich davon aus, dass er sich Gedanken darüber gemacht hat, daran evtl. mal zu sterben.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es für die zu betreuenden Pflegekräfte schwer sein muss, nicht eingreifen zu können.
 
Ich habe ja auch kein problem damit wenn jemand für sich aus irgendeinem Glauben oder Wahn entscheidet das er keine Konserven möchte - aber ich habe strikt was dagegen, das Eltern dies für ihre Kinder, egal welchen Alters, entscheiden dürfen! Zumindest in Akutsituationen...
 
Hallo,
ich hatte auch kürzlich in einer Not-OP einen Zeugen Jehovas. Wir haben einen "Cell-Saver" benutzt, d.h. er hat seine eigenen Erys wieder zurücktransfundiert bekommen.
Gruß, Claire
 
Hallo
Generell bin ich der Meinung daß die Verweigerung einer wie auch immer gearteten Behandlung ( in dem Fall die Blutkonserven) akzeptiert und respektiert werden MÜSSEN wenn der Patient mündig und entscheidungsfähig ist ( des Menschen Wille sei schließlich sein Himmelreich).

@Werner Rathgeber
Ich hab genau den selben Satz auch schon mal gehört als die Glaubensbrüder und Schwestern den Raum verlassen hatten, von wegen "die brauchen ja nicht alles zu wissen "und " ich seh ja gar nicht ein daß ich wegen dem Quatsch sterben soll, ich fühl mich noch zu jung zum Sterben".

Deshalb macht´s echt Sinn mit den Leuten unter 4 Augen zu reden, hilft manchmal weiter, und falls doch nicht ist der Kunde halt König.

Lg amabilis
 
hey hey..
solche Situationen das Patienten Blutkonserven aus ihrem Glauben oder aus anderer Überzeugung heraus ablehnen habe ich (zum glück) nur selten erlebt. Zu meiner Zivizeit im OP vor 4 Jahren ist man die Sache noch mit Cell-Savern entgegeggegangen (weiß nich ob es noch benutzt wird, bei uns auf jedefall nicht). Aber man sollte sich auch immer vor Augen halten das der Mensch nicht nur das Recht auf Leben sondern auch das Recht zum sterben hat.....klingt hart is aber so. Wir selber machen uns damit nur selber fertig wenn wir nur auf dem einen Standpunkt verharren das wir (Pflegekraft sowie Ärzte) dem Menschen unbedingt das "Leben" ermöglichen wollen, mit welchen Mitteln auch immer. Sollte der Mensch nicht selber entscheiden können, warum auch immer, er leben oder sterben möchte???
Dies zu akzeptieren ist ein harter aber für uns unumgäglicher Prozess.
 
Hallo Oldtimer!

Ich kann viellei etwas zu den Zeugen Jehovas sagen, da meine ehemalige beste Freundin auch "Zeugin" war. Sie lehnen Blutübertragung ab, weil Blut für sie heilig ist und für Reinheit steht. Bei einer Blutübertragung würde Ihr Blut denn unrein sein. Die meisten Zeugen habe eine Kette (oder so was in der Art) um den Hals, wo ein Hinweis drauf ist: "LEHNE BLUTÜBERTRAGUNG AB". Ich weiß ja nich ob der Junge auch sowas hatte. Ich denk auch wenn er selbst Zeuge war und man ihn hätte fragen können, hätte er es auch nich gewollt!
Viellei soll man sowas "einfach" akzeptieren, ich glaub man kann nich richtig oder falsch sagen, das ist eben der Glaube dieser Religion.

lg Krissi
 
Ich denke man sollte diesen Wunsch akzeptieren, wenn es deren Glaube ist Es als aktive Sterbehilfe zu bezeichnen mag wohl stimmen, aber ist dennoch übertrieben, denn sie wollen es ja so. Bei uns ist es so, dass sie das bei der Anmeldung unterschreiben müssen, so ist man wenigstens im Falle eines Falles auf rechtlicher Ebene abgesichtert!

Natürlich sind die Folgen verherend!
Bei uns im Haus "geht" seit Jahren eine Pat. ein und aus, die Apallikerin ist.
Grund: Bei der Geburt ihres ersten Kindes hat sie sehr viel Blut verloren und der Mann hat als Zeuge Jehovas EKs verweigert. Von ihrem Kind hatte sie nie was...traurig!
 
Es geht nicht darum das der Patient verweigert, sondern Angehörige!!!

Und das finde ich fraglich, wer weiß was die erzählen in ihrem "Glaubenswahn".

Wenn der Pat selbst es ablehnt, finde ich das zwar ausgesprochen dumm, aber OK. Wenn Eltern für Kinder, oder sonst wie ablehnen, ist das für mich (versuchter) Mord!

"Hey, lassen wir unsere Tochter halt sterben, hauptsache ihr Blut ist rein..."
 
Hallo ihr!

folgende Situtation passt zwar ned zu euerer Disskusion, aber zur Threadüberschift:

Eine der Patienten auf meiner Station hatte nach ner radikalen PE nen Hb von knapp 8. Als die Ärzte bei Visite mit ihm über Bluttransfusion sprachen stimmte er zu. Als der Assistenzarzt ein paar Stunden später dann die Konserve anhängen wollte hatte es sich der Patient anders überlegt und wollte erst noch etwas abwarten ob sich der Hb nicht durch die (vorher bereits nicht sehr erfolgreiche) Gabe von Ferrosanol bessern würde.
Die Konserve war bereits angestochen und musste verworfen werden!!

Ich war an diesem Tag zum Glück nicht im Dienst, aber als ich das am nächsten Tag hörte wäre ich beinahe explodiert. Natürlich war ich weiterhin höflich und nett zu dem Patienten aber es viel mir sehr, sehr schwer!

Als er dann eine Woche später doch ne Konserve wollte bekam er die auch. Ist ja schliesslich Privatpatient und bekommt alles was er will. :evil:
Er war kein Zeuge Jehova, hatte nur trotz langem Aufklärungsgespräch bedenken sich mit irgendwas zu infizieren.

Habt ihr sowas auch schon mal erlebt?

Viele Grüße,
es
 

Ähnliche Themen