Dieser Beitrag zeigt das eigentliche Problem unserer Profession: Fehlende Bildung und mangelnde Motivation, daran etwas zu ändern.
Hallo Maja.
Ich glaube, du hast da etwas in den falschen Hals gekriegt und den Sarkasmus meines Beitrags nicht verstanden.
Wozu brauchen wir akademische Pflegekräfte? Hmm. In fast jedem anderen Land der Welt ist Pflege ein generalistisches Studium. Pflege übernimmt in vielen Ländern einen Großteil der Primärversorgung - wie bei uns Hausärzt:innen. Dafür muss man studieren. Oder reicht dir auch ein:e Mediziner:in mit einer dreijährigen Ausbildung?
Zur Erklärung (jetzt mal ausführlich)
Ich bin absoluter Befürworter der akademischen Ausbildung. Das wir in Deutschland auf einer (fast) Nicht-Akademiker-Insel leben ist mir seit Jahren bewusst . Da ist die Pflege da auf einem besseren Weg als die Ärzte.
Das ärztliche Studium, hat sich (nach meiner Meinung) seit über 100 Jahren nicht grundlegend in seiner Form der Ausbildung verändert.
Auswendig lernen von Anatomie, Physiologie,.... Und dann in den Betrieb werfen.
Da lernen Chirurgen den Umgang mit Bohrmaschinen am lebenden Patienten. Jeder Handwerksmeister (oder Geselle) würde ausrasten, wenn er das wüsste.
Allerdings ist (nach meinem Empfinden) die Ausbildung der Nicht-akademisierten Pflegekräfte etwas über das Ziel herausgeschossen. Das "Basiswissen" an Anatomie, Physiologie und "pflegerischer Diagnostik" (z.B. Beurteilung von Ausscheidung, Haut, Bewegung;... mit Schlussfolgerung auf mögliche Probleme) fehlt mir bei den Azubis, die ich derzeit erlebe. Allerdings können sie eine perfekte Pflegeplanung schreiben, anhand von Akten und Beispielen, ohne je den Patienten zu sehen.
Und von Studierten Pflegekräfte wurden mir gegenüber bestätigt, das diese "Basics" bei ihnen teilweise erst im Studium gelehrt wurden.
Um die Primärversorgung durchführen zu dürfen, müssen wir uns mit den Ärzten und deren Kammer massiv auseinandersetzten . Ich hoffe, das wir Erfolg haben.
Was mich zu diesen Bedenken führt: Viele "nicht deligierbaren ärztlichen Tätigkeiten" stehen in keinem Gesetz.
https://www.bundesaerztekammer.de/f...wnloads/pdf-Ordner/MFA/Delegation_KBV_GKv.pdf
Sie wurden von der Ärztekammer festgelegt und beispielsweise ärztliche Stellen zu begründen. Habe ich während meiner Ausbildung in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts selbst erlebt.
Beispiel aus den 90er: Blutentnahme war bis dahin IMMER primäre Tätigkeit der Pflegekräfte. Da die Ärzte "für die Pflege" die Stellen verhandelt haben, wurde die "Eingriff ins Körperinnere" zur ärztlichen Tätigkeit ernannt und dafür Ärztestellen verlangt. Anschließend habt die Ärzte-(Kammer) beschlossen, dass dies delegiert werden darf, wenn die Pflegekraft "qualifiziert" ist.
Frag mal im Ausland, wer die Blutentnahme durchführt. Man lacht dich aus, wenn der Arzt das delegieren muss.
Welchen Nutzen haben akademisch gebildete Pflegekräfte? Wir wissen, dass sich die Versorgung verbessert. Es gibt weniger Stürze, weniger dekubital Ulzerationen etc.
Insgesamt steigt die Versorgungsqualität deutlich. Was ja auch logisch ist, wenn 5 Jahre Studium zur normalen Ausbildung hinzukommen. Aktuelle Erkenntnisse der Forschung sind nämlich nützlicher als Fönen und Eisen und alles, was schön immer so gemacht wurde.
Gebe ich dir absolut Recht. Alle würden davon profitieren. Der "normale" Bürger versteht das aber nicht. Auch, weil die Ärztelobby das auch gerne so stehen lässt.
Akademisch gebildete Pflegekräfte haben keine Ahnung?
Die haben genau die gleiche Ausbildung wie du? Warum willst du mit einer Dreijährigen ohne 5 Jahre Studium mehr Ahnung haben als jemand mit? Crazy Vorstellung.
Zumal ja mehr als 50% in der direkten Versorgung arbeiten? Die sind genauso am Bett wie du? Warum denkst du also, dass du mehr kannst? Das geht nicht in meinen Kopf.
Sorry . Wo habe ich das geschrieben?
So eine Unterstellung verbitte ich mir.!!!!!
5 Jahre Studium machen also dümmer als kein Studium. Okay. Dieser Logik kann ich zwar nicht folgen, aber gut.
Bist du mit dieser Leidenschaft auch organisiert? Wahrscheinlich nicht oder? Kein Berufsverband? Keine Gewerkschaft?
vllt engagierst du dich lieber dort, als weiter in haltlose Vorurteile zu investieren?
Nochmals: Ich aber nirgends behauptet, dass das Studium dümmer macht. Wie kommst du darauf??
Ich finde nur, dass die Entwicklung der 3-jährigen Ausbildung besser sein könnte. Was aber auch (anscheinend) mir der jeweiligen Pflegeschule zu tun hat.
Zum Thema Engagement: Ich bin freiwilliges Mitglied der Pflegekammer (in meinem Bundesland gibt es leider keine) Ansonsten versuche ich, im Betrieb die jungen Kolleginnen zu motivieren, sich weiter zu bilden und schaffe es, dass viele unserer Auszubildenden nach der Ausbildung im Beruf bleiben und nicht mit dem Examen hinschmeißen.
Leider können einige von ihnen nicht studieren. Sie haben nur einen mittleren Bildungsabschluss und können aus familiären Gründen dies Schritt nicht gehen. Daher unterstütze ich sie bei Fort- und Weiterbildungen und bringe ihnen vor allem bei, alles zu hinterfragen.
Genau wie es schon in der Sesamstraße hieß: "..wer nicht fragt bleibt dumm..."
Ich selbst konnte aus ähnlichen Gründen kein Studium machen. 1990 gab es nur "Pilotprojekte",aber nicht in meiner Gegend.
Als es möglich gewesen wäre war mir meine Frau und mein Kind wichtiger wir das Studium.
Eins noch:
Bitte denke über deine Schlusssatz noch eimal nach. Es könnte sein, dass deine eigenen Vorurteile dich beim lesen von Beiträgen in eine falsche Richtung ziehen.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Ausbildung und dem hoffentlich anschließenden Studium
Einer