Wundauflagen mit Silber gegen MRSA?

narde2003

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Hallo Wundspezialisten,

ich habe mal wieder eine Frage. Auf einem Kongress erklärte mir ein Vertreter einer Wundauflagenfirma, dass die Wundauflagen mit Silber den MRSA innerhalb kürzester Zeit eliminieren. Da ich mich zwar mit dem MRSA gut auskenne, aber nicht der Spezialist für die Wundauflagen bin, stimmt das?

Die Silberionen in den Wundauflagen würden den MRSA bekämpfen.

Wenn seine Aussage richtig ist, wielange dauert es im Durchschnitt und stimmt es, dass dadurch keine Antibiose notwendig ist?

Vielen Dank für eure Hilfe
Narde
 
Hallo narde,

die Dauer kann unterschiedlich sein - manche berichten von wenigen Tagen wiederum einige von wenigen Wochen.
I.d.R. werden nur gute Erfahruungen gemacht, vor allem wenn die Wunde zuvor noch mit einer angewärmten Octenidin-Lösung gespült wurde.

Regelmässige Abstriche müssen erfolgen.
Antibiose wird nur noch selten gemacht, weil dies gerade bei MRSA wiederum eher kontraproduktiv wäre.
Systemische Antibiotika werden eigentlich nur noch bei sehr ausgeprägten Entzündungszeichen verabreicht und wenn der Pat. eine schwache Immunabwehr hat.

LG
Trisha
 
Hallo Trisha,

danke für die prompte Antwort, dann hat mich der Vertreter doch nicht angelogen, war da ja sehr skeptisch.

Schönen Abend noch
Narde
 
Es gibt auch andere Möglichkeiten, MRSA zu bekämpfen. Was ich immer wieder aufs neue nett finde, dass keiner der Vertreter darauf hinweist, dass es überhaupt nicht ausgeschlossen ist, dass Bakterien auch auf Silber eine mögliche Resistenz entwickeln können.
 
[...] dass Bakterien auch auf Silber eine mögliche Resistenz entwickeln können.

Das interessiert mich jetzt aber! Gibt's dazu irgendeine Quelle? Soweit ich es verstanden habe, bewirken die Silberionen eine Schädigung der Zellmembran der Bakterien. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß es da Resistenzen geben kann. :fidee:
 
Hallo,

dieses Gerücht, dass Bakterien resistent gegen Silber werden können oder gar sind, wurde mittels mehrerer Publikationen in verschiedenen Fachzeitschriften in die Welt gesetzt.
Da der Autor weder eine Quelle angab sich noch auf irgend etwas berufte, sei diese Aussage mal dahin gestellt.





LG
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich dachte mir schon so was in der Richtung...:thinker:
 
Hab mich gerade durch obigen Link durchgelesen, und muß sagen, ich kann immer wieder was dazulernen! Danke!

So ganz ist mir die Resistenzentwicklung zwar nicht klar, aber scheinbar gibts das doch!
 
Hmmmm...wundtussi....der Link umfasst ja das komplette Silbergebiet....puuuuh.....
Die einzigen relevanten Satzfetzen die ich aufgenommen habe, gewisse Bakterienstämme sind unempfindlich gegen Silber... Unterstützen die Wundheilung bei Einsatz von geringer Dauer....

Was heißt das für die praktische Anwendung?
Erfolge mit Silber bei infizierten Wunden sind im Vergleich zu Lokalantibiotika deutlich zu verzeichnen.

Heißt es jetzt, Silber ist auch obsolet?
Ich kenne keinen Fall, wo Silber nicht gewirkt hat, deshalb frage ich!

LG
Trisha
 
Vielleicht kann ja jemand den Wirkmechanismus von Silber auf die Bakterien in Erfahrung bringen. Dann könnte man sich ein Bild machen, wie real die Wahrscheinlichkeit ist, dass Silber wirkt oder ev. auch nicht.

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

Wikipedia sagt uns dazu folgendes:

Silber - Wikipedia

Schönen Abend
Narde
 
Hm, um Missverständnissen vorzubeugen, ich habe nichts gegen Silberprodukte. Allerdings finde ich schon, dass man kritisch mit bestimmten Dingen umgehen muss.

Patienten geben immer wieder ein Brennen an, wenn silberhaltige Auflagen verwendet werden.
Wir machen in letzter Zeit leider ab und zu auch die Erfahrung, dass die Wunde trotzt verwendeter Silberauflage keine Forschritte macht, obwohl die Keime weiterhin vorhanden sind.
Wer kann mir eigentlich sagen, wieviel Silber über die Wunde evtl. in den Organismus gelangt und was damit geschieht. Keine der Firmen konnte mir bisher diese Frage beantworten.
Angesichts der Tatsache, dass es offensichtlich gerade in ist, auf möglichst alle Wunden silberhaltige Auflagen zu packen, sollte man schon sicher gehen, dass keine Resistenzen entwickelt werden können oder nicht:knockin:.
 
Hallo wundtussi,

das ist wie mit den Lokalantibiotika. Irgendwann werden Keime resistent. Allergien werden ausgelöst. Unspezifische Wirkung.

Du hast recht, auf viele Wunden werden Silberauflagen drauf gepackt, obwohl die Wunde nicht infiziert ist bzw. nur kolonisiert. Dagegen bin ich auch.

Das heißt letztendlich strenge Indikationsstellung für Silberwundauflagen...oder?

LG
Trisha
 
Hallo die Damen,

wie sieht dann eine strenge Indikationsstellung aus, für mich die nicht so die Wundfachfrau ist?
Bei jeder infizierten Wunde, oder nur bei Wunden mit resistenten Keimen?

Was würdet ihr empfehlen?

Schönes Wochenende
Narde
 
Hallo,

bei MRSA würde ich sie anwenden.
Eine Wunde, die lediglich kolonisiert ist und keine Anzeichen einer Infektion zeigt, ist m.E. nicht der Behandlung mit Silber bedürftig.

Zunächst sollte man das Glück mit Octenidin-Wundantiseptika versuchen. Erst wenn das nicht hilft, würde ich silberhaltige Wundauflagen nehmen.

Zur Infektionsprophylaxe auf keinen Fall.

LG
Trisha
 
Resistenzen- das Problem, dass ich sehe: wie hoch muss die Konzentration sein um die beschreiben Wirkung:
  • Blockierung von Enzymen und Unterbindung deren lebensnotwendiger Transportfunktionen in der Zelle
  • Beeinträchtigung der Zellstrukturfestigkeit
  • Schädigung der Membranstruktur
zu erreichen. Resistenzen entstehen m.E. schneller , wenn ich den Bakterein die Möglichkeit gebe sich an das für sie schädigende Medium zu gewöhnen und Abwehrmechanismen zu entwickeln.

Bekannte Krankheitserreger die nicht, oder nur schwach silberempfindlich sind: (in vitro)

Citrobacter Freundii, Enterobacter Cloacae (einige Stämme), Klebsiella Pneumoniae, Pseudomonas Stutzeri (einige Stämme), Klebsiella Pneumoniae, Proteus Mirabilis, Lamblien, Wurmeier und Pilzsporen. (Slawson, Thurman...) Resistenz wurde auch bei Salmonellastämmen beobachtet. (Silver 2003).
kolloidales Silber colloidal silver Argyrie argyria

Elisabeth
 
In "Die Schwester / der Pfleger" 45. Jahrg. 9/06 Seite 754 ff. wird über eine (amerikanische) Studie berichtet, die silberbeschichtete Blasenkatheter auf Wirkung und Rentabilität untersucht. Darin wird gesagt, dass im Laufe der Studie keine resistenzen zu Beobachten waren.
Ich habe die Studie nicht selbst gelsen und so weit ich verstanden habe ist es keine Langzeitstudie. Wie aussagekräftig das also in Bezug auf Resistenzentwicklung von Bakterien gegen Silber im allgemeinen ist, kann ich nicht beurteilen.

Ulrich
 
Hallo,

ich finde, man sollte keine schlafenden Hunde wecken - nichts gegen strenge Indikationsstellung und Vorsicht!!!

Fest steht offensichtlich, dass es unempfindliche Baterienstämme gegenüber Silber gibt.
Aber resistente sind bisher keine bekannt.





LG
 
Resistenz
die Widerstandsfähigkeit von Krankheitserregern gegen Umwelteinflüsse u. Chemotherapeutika (Antibiotika, Sulfonamide) bei deren zu niedrigem Wirkstoffspiegel im Blutserum oder Gewebe (d.h. bei Unterschreiten der minimalen – im Agardiffusionstest bestimmbaren – Hemmkonzentration; s.a. Antibiogramm, Hemmhof-, Blättchentest). ... gesundheit.de - Roche Lexikon Medizin und Gesundheit

Ergo ist hier Resistenz eine Unempfindlichkeit gegen Silberionen.

Elisabeth
 

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