Wie soll das weiter gehen?

Hallo zusammen,

die alte Dame, von der ich berichtete, ist nun auf einer kardiologischen Stat. und in einem sehr schlechten AZ. Es wird noch Wochen, wenn nicht Monate dauern, bis sie die Klinik verlassen darf.
Das dazu.

Unsere Stat. hat so gut wie gar nichts mehr mit einer Onko-Stat. zu tun, da wir fast ausschließlich Pat. mit Pflegestufe 3 und 2 aus den Altenheimen oder dem betreuten Wohnen bekommen. Fast alle Chemos laufen ambulant und zwar bei den Wiederkehrerpat. von uns, wo es noch vor ein paar Wochen hieß, dass sie auf keinen Fall amb. Chemos haben dürfen, da die Überwachung während der Therapie sehr engmaschig und intensiv sein müsse.
Nun liegen genau diese Pat. Stundenlang in einem Liegesessel, mit ca 10-15 Mitpat. in einem Raum der Onko-Ambulanz, wofür 3 Sr'n zur Verfügung stehen, um die Chemo zu überwachen u.s.w.
Unter Mabthera z.B. muss alle 15 min RR und P gemessen werden, die Viggoeinstichstelle beobachtet und sich nach den Übelkeitszuständen der Pat. erkundigt.
Komisch, dass dies nun gar nicht mehr so wichtig ist, wenn die Therapie amb. läuft :twisted:
Da frage ich mich, weshalb bei uns auf Stat. genau wegen den Pat. unter laufender Chemo so ein Wind gemacht wurde, mit Überwachung, sonst könne es sehr gefährlich für den Pat. werden, wenn es doch nun stark reduziert auch geht :?: :!:

Naja, Eines steht fest.
Das Klientel in den Kliniken und den Stationen wird sich weiterhin sehr verändern. Da nutzt kein Meckern und kein Murren.
Unsere Gesellschaft möchte ja, dass an fast jedem Pat. die Maximaltherapie und Über-Ober-Versorgung greift.

Carmen
 
carmen schrieb:
Unsere Gesellschaft möchte ja, dass an fast jedem Pat. die Maximaltherapie und Über-Ober-Versorgung greift.
Sicher? Irgendwann, meine ich, kommt das "Sozialverträgliche Frühableben" :evil: wie ich befürchte.

Und ich weiß nicht, ob die Gesellschaft unbedingt Maximaltherapie will. Ich glaube, daß ist eher ein Problem der Behandelnden.
*Die Älteren sind noch geeicht auf "alles tun" von früher,
*Die Jüngeren haben wenig Erfahrung und sind sich nicht sicher genug, wissen nicht, wann Schluß ist und haben Angst, zu wenig zu machen...
 
Auch bei uns gibt es gehäuft so Situationen, wie Carmen berichtet hat.
Spricht man die Ärzte darauf an, so heisst es meistens aus "forensischen"
Gründen muss etwas getan werden.
Selbst wenn ein Patient eine Patientenverfügung hat, bedeutet es nicht, dass nichts mehr getan wird.
Kolabiert jemand z.B. auf der Strasse und wird reanimationspflichtig,
sieht man ja nicht erst in den Taschen nach, ob eine Patientenverfügung
vorliegt.
Was die wenigsten Wissen, eine Verfügung muss jedes Jahr erneuert
bzw. auf den neuesten Stand gebracht werden.

LG Claudia
 
Hi catweazle,

nein, so möchte ich bitte nicht verstanden werden, wie Du es dar stellst!
Es hat rein gar nichts mit "sozial verträglichem Frühableben" zu tun, was ich da schrieb. Außerdem und das schreibe ich jedes Mal, wenn es um Maximaltherapie bei Pat. geht, welche seit Jahren mit schlimmsten Kontrakturen, Dekubiti, diversen Altersgebrechen, verwirrt, dement, mit seit Jahren bestehendem Alzheimer, keiner Äußerung mehr fähig in Heimen untergebracht sind, die Lebensqualität knapp am Nullpunkt liegt, es erfolglos ist, noch eine Maximaltherapie anzukurbeln!
Du stellst es so dar, als ob alle älteren Pat. über einen Kamm zu scheren seien und so ist es einfach nicht!

Carmen




Hi OWL,

klar schaut kein Rettungsassistent oder Arzt bei einem Akutfall in die Taschen eines Pat., der z.B. auf der Strasse kollabiert. Natürlich wird alles Mögliche an Ort und Stelle getan, um dem Pat. zu helfen.
Es ist nur Schlamperei vom Klinikpersonal, wenn in der Klinik dann eine Pat.-Verfügung gefunden wird und nicht beachtet oder respektiert.
Es ist wahr, dass eine Pat.-Verfügung jedes Jahr erneuert und auf den neuesten Stand gebracht werden muss.

Carmen
 
carmen schrieb:
Hi catweazle,

nein, so möchte ich bitte nicht verstanden werden, wie Du es dar stellst!
Es hat rein gar nichts mit "sozial verträglichem Frühableben" zu tun, was ich da schrieb. Außerdem und das schreibe ich jedes Mal, wenn es um Maximaltherapie bei Pat. geht, welche seit Jahren mit schlimmsten Kontrakturen, Dekubiti, diversen Altersgebrechen, verwirrt, dement, mit seit Jahren bestehendem Alzheimer, keiner Äußerung mehr fähig in Heimen untergebracht sind, die Lebensqualität knapp am Nullpunkt liegt, es erfolglos ist, noch eine Maximaltherapie anzukurbeln!
Du stellst es so dar, als ob alle älteren Pat. über einen Kamm zu scheren seien und so ist es einfach nicht!

Neineneinnein ich bin ganz Deiner Meinung! Nur vielleicht etwas zynisch.

Ich meine nicht, daß Du die Leute szialverträglich ableben lassen willst- ich bin doch auch für eine Grenze. Ich meine die Gesellschaft, die die Grenze vielleicht wesentlich niedriger ansetzen möchte als wir beide es tun würden.
 
Hi catweazle,

da bin ich aber froh, dass wir doch auf einer Wellenlänge liegen. Hatte Dich wohl zuerst falsch interpretiert.

Ja, ich stehe dazu, dass es eine Grenze bei Behandlungen-Therapien geben sollte. Keine Altersgrenze sondern eine Grenze, was lohnt sich wann in welcher Form bei welchen Pat.?
Die Ärzte sind teilweise zu lasch, die Pflegekräfte wollen, dürfen aber nicht, die Regierungen kriechen in einen Igelbau bei diesem Thema, schreien aber rum, dass unsere Gesellschaft überaltert, tut aber gar nichts dafür, dass es nicht so sein muß.

Was bin ich froh, dass ich nicht mehr zu den jüngeren Arbeitnehmern zähle und das Drama der Bezahlbarkeit (Unbezahlbarkeit) der überalterten Generation, ihren altersenstprechenden Gebrechen und Krankheiten mit Volltherapie, nicht in dem Maße wie heute mit tragen muß, wenn ich in Rente gehe. Habe mich privat recht gut und hoch abgesichert, um nicht den Fensterkitt aus den Fenstern zum Essen raus holen zu müssen, sowie die staatliche Rente für mich greifbar ist.
Selbst wenn ich wirklich mal pflegebedürftig werden sollte, habe ich mich privat abgesichert.

Das Geschreie der jetzigen Rentner, weil sie ihren Pflegeversicherungsbeitrag selber von der Rente zahlen müssen, verstehe ich überhaupt nicht!
Wer, wenn nicht die Rentner selber soll die Millonen für ihre Pflegeleistungen zahlen?
Der völlig veraltete Generationenvertrag von 1900 schieß mich tot hat sich zum totalen Mißverhältnis zu Lasten der Arbeitnehmer verschoben und bedarf der dringensten Abänderung!
Es reicht überhaupt nicht aus, nur die Pflegeversicherungsbeiträge der Rentner von deren Renten abzuziehen, da sollten sie weit aus noch mehr für ihre Versorung berappen müssen und nicht nur die jetzigen Arbeitnehmer!
Uns wird schon viel zu tief und viel zu oft von allen Seiten her in die Taschen gegriffen und die Teuros raus gezogen!

Nein, ich kann und ich werde den Umgang mit o.g. Patienten nicht verstehen, solange keine bindenden Richtlinien auf den Tischen liegen.

Natürlich möchte kein Angehöriger von nicht mehr therapiefähigen Pat. vom behandelnden Arzt hören, dass nichts mehr gemacht werden kann.
Jeder ist traurig, einen Angehörigen gehen lassen zu müssen, doch fehlt es an konsequenter Aufklärung und konsequenten Gesetzen an und für die Bevölkerung.


LG

Carmen
 

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