Wie sage ich es dem Sterbenden?

silwana

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Ich begleite zur Zeit 2 Sterbende. Jeder ist anders in seiner Art! Der eine hat Hoffung wieder gesund zu werden, aber mit 73 Lungenkarziom im letzten Stadium(keine Chance). Ja und der andere 89 Schlaganfall will sterben aber es geht nicht so wie er wohl will.
 
Das erlebe ich im Moment auch. Ein Pat. präfinal (Ösophagusca, Metastasen überall...) will unbedingt sterben und ist jeden Morgen entäuscht, dass er wieder wachgeworden ist. Ich glaube langsam, dass je mehr sich der Mensch seinen Tod wünscht, um so länger dauert es. Menschen die an ihrem Leben hängen und es nicht akzeptieren können, sterben schnell. Vielleicht ist das bei mir im Moment aber auch nur Zufall, mit so vielen Sterbenden hatte ich bis jetzt ja auch noch nicht zu tun. Jedenfalls komme ich mit ihm nicht zurecht, er bittet mich ständig, ihn zu erwürgen oder den Schmerzperfusor höher zu stellen.... Er fragte mich auch mal, ob es schneller gehen würde, wenn er nichts mehr trinken würde. Ich bin damit irgendwie überfordert. Ich weiß nie was ich darauf antworten soll. Es ist grausam, einen Menschen dahinsiechen zu sehen!!
 
Hallo @all,
kann es sein, daß wir eigentlich nie etwas über Kommunikation gelernt haben. Wir sind technisch perfekt nur mit der psychologischen Begleitung, da harperts in der Ausbildung gewaltig.
Ich würd wahrscheinlich nachfragen, warum der Wunsch besteht. Angst vor dem eigentlichen Sterben - ich will im schlaf sterben. Angst andren eine Last zu sein. Schmerzen.
Nicht dem Leben Jahre geben, sondern den Jahren Leben. Vielleicht gibt es doch noch kleine Wünsche- Spaziergänge, Besuche- die es lohnen den nächsten Tag noch zu erleben. Und vielleicht auch die Versicherung, daß der Tod nichts grausames ist, ist für manche Sterbende wichtig. Nicht sich quälen müssen. Nicht allein sein zu müssen.
Eine gute Begleitung und Anleitung der Angehörigen gehört stets zu einer guten Sterbebegleitung dazu.
Elisabeth
 
Hallo!

Ich habe es schon erlebt, daß ein Mensch noch unbedingt etwas erleben oder erledigen wollte, bevor er in Ruhe sterben kann (ungeborenes Enkelkind sehen wollen).

Ich denke auch, daß man dem sterbenden Menschen- diejenigen die es noch beeinflussen können- seine Wünsche ermöglichen sollte um ihn in Ruhe sterben lassen zu können.... Nur leider ist das selten machbar! :?
 
:P Super Elisabeth Dinse,
Und überhaupt, wenn ein Pat. präfinal wird oder ist und ständig Schmerzen äußert, weshalb kommt da keine ärztliche Anordnung über einen Morphinperfusor? Haben die Ärzte Angst, der Pat. könnte mit fast 80 Drogenabhängig werden???
Wie geht Ihr mit Morphingaben auf Stat. um? Unsere Ärzte sind da zum Glück nicht so zart beseitet, bei uns auf Stat. muß sich Kein Pat. in den Tod quälen!
Himmel, es ist 4.30 Uhr und ich wollte schon seit 4 Stunden mindestens im Bett liegen und schnüffeldeitz machen.
Tschühüß Carmen
 
Hallo @all :schlafen:
wie ist es mit Morphinperfusoren auf Euren Stationen, wenn ein Pat. präfinal wird/ist und sich nicht in den Tod quälen soll?

Danke für Antworten

Carmen
 
Hi Carmen,
wie meinst du das? Ob wir dann den Perfusor höher stellen, oder wie ist deine Frage gemeint?

Gruß, Babsi
 
Hallo zusammen,
also wir haben keine Morphinperfusoren auf Station. Wir geben die Morphindosis s.c.
Was mich immer aufregt ist, wenn Patienten im Sterben liegen und der /die diensthabende Arzt/Ärztin meint in der Schmermittelgabe "rumpfuschen" zu müssen, so wie das letztens der Fall war:

eine 46jährige Patientin im Leberkoma sollte Morphium haben (laut Arzt sollten wir großzügig damit umgehen), was für mich hieß: diese Frau kann eigentlich jederzeit was haben. Von dem abgesehen konnte man wirklich nichts mehr falsch machen. Die Patientin war nicht mehr ansprechbar, hatte massiv eingelagert, dieser typische Geruch von Leber konnte man schon vor dem Zimmer wahrnehmen, die Leberfunktion fast null.
Ich spritzte der Patientin Morphium in meiner Schicht, insgesamt 3 x 10 mg s.c.
Der Nachtdienst rief den Dienstdoc an, weil die Patientin immernoch unruhig war. Was wurde angeordnet??? 20 Trpf. Novaminsulfon.....also bitte....meine Kollegin sagte dann in einem ruhigen Ton, daß die Patienten wegen des Leberkomas nur sehr, sehr schlecht schlucken könne.....weitere Anordnung: 20 Trpf. Tramal....woraufhin meine Kolegin schon nicht mehr so freundlich antwortete, daß die Patientin im Koma liege und an schlucken nicht zu denken sei, von dem abgesehen sei diese Faru präfinal und werde wohl diese Nacht noch sterben....weitere Anordnung: Durogesic Pflaster, 3tägig wechseln....
Mir fehlten die Worte, als ich dies am nächsten Tag zu hören bekam, so wie auch meinen anderen Kollegen und Kolleginnen. Der Nachtdienst wollte nur wirklich sicher gehen und nachfragen, ob sie denn wirklich noch eine Morphium spritzen könnte. Der Dienstdoc kam ja auch und stellte dann fest, daß diese Frau ja schon viel zu viel Morphium bekommen hätte (sprich von mir).
Die Reaktion meiner Kollegin: als der Dienstdoc weg war spritzte sie eine Morphium. Es hieß ja vom Stationsarzt "....großzügig M. geben!"

Die Frau ist im übrigen noch dieselbe Nacht verstorben.

Ich muß zum Glück sagen, daß die Docs auf uns Hören, wenn ihr ihnen berichten, daß der Patient mit den Schmerzmitteln nicht auskommt, oder weiter unruhig ist. Sie erhöhen dann die Schmerzmitteldosis.

Sterbebegleitung ist für mich: für diesen Menschen da sein, für seine Angehörigen. Immer wieder gucken gehen, Beistand leisten, den Angehörigen sagen, daß sie immer kommen können zum reden. Reden, finde ich, ist das Wichtigste. Nur so kann man verstehen was der Patient und die Angehörigen wollen, nur so begreifen der Patient und die Angehörigen die momentane Lage (ob sie sie verarbeiten ist eine andere Sache).
Sicher, alle haben Angst vorm Sterben. Vor dem Tod ihrer Lieben, so wie vor dem eigenen. Auch die Tatsache, daß der Tod eine Erlösung sei, ist keine Hilfe im Moment des Sterbens. Es macht die Sache vielleicht "erträglicher", daß das Sterben jetzt unabwendbar ist, daß es so kommen wird.

Es hilft auch, wenn man einen Psychologen dazuruft (dem Personal und dem Sterbenden und den Angehörigen).

LG
urmel
 
HI Babsi, Hi Nicci,
das mit dem Morphinperfusor wird bei uns so gehandhabt, dass wenn ein Pat. präfinal wird, verbal oder nonverbal Schmerzen äußert, gar nicht mit irgendwelchen anderen Schmerzmitteln behandelt wird, sondern einen Morphinperfusor bekommt, der b.B. höher oder niedriger gestellt wird, um so ein Quälen in den Tod zu vermeiden.

Carmen
 
Ach so,
ja das machen meine Kollegen auch so. Nur eine Frage, kann daraus aktive Sterbehilfe entstehen? Ich meine wenn die Dosis zu hoch ist? Oder sterben die Menschen nicht davon? Ich weiß es gar nicht genau.

Babsi
 
Hi Babsi,

die Dosis wird sehr engmaschig kontrolliert, natürlich auch von den Ärzten.

Carmen
 
Ist irgendwann der Punkt erreicht, an dem die Dosis tödlich wirken würde?
(Ich habe aber keinerlei Absichten :roll: ) Nur Interesse.
 
Ich gaube,dass in allen KHS das gleiche Problem herrscht, dass sich die Docs oft nicht trauen ausreichend Morphine zu verordnen.
Desshalb finde ich, dass es wesentlich mehr Palliativ-Stationen geben müsste, Weil die Ärzte es genau abschätzen können, was sie geben können und müssen.
Was sagt ihe denn zu solchen Stationen? Viel sagen ja, dass man da zum Sterebn hinkommt, aber das stimmt so ja nicht...
 
Hallo Linda,

in unserem Klinikum gibt es ein Palliativhaus. Und Du hast Recht, das ist nicht unsere Sterbestation.

Heute ist auf unserer Station ein Patient gestorben. Zur Analgesie lief ein Sufantanyl-Perfusor, der die Schmerzen ausreichend abdecken konnte.

Ich denke, dass sich die Ärzte mit dem Thema Sterben und angemessene Analgesie auseinander setzen müssen. Patienten zum Sterben zu verlegen halte ich nicht für gut - fühlt sich so nach abschieben an.
 

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