Hallo zusammen,
also wir haben keine Morphinperfusoren auf Station. Wir geben die Morphindosis s.c.
Was mich immer aufregt ist, wenn Patienten im Sterben liegen und der /die diensthabende Arzt/Ärztin meint in der Schmermittelgabe "rumpfuschen" zu müssen, so wie das letztens der Fall war:
eine 46jährige Patientin im Leberkoma sollte Morphium haben (laut Arzt sollten wir großzügig damit umgehen), was für mich hieß: diese Frau kann eigentlich jederzeit was haben. Von dem abgesehen konnte man wirklich nichts mehr falsch machen. Die Patientin war nicht mehr ansprechbar, hatte massiv eingelagert, dieser typische Geruch von Leber konnte man schon vor dem Zimmer wahrnehmen, die Leberfunktion fast null.
Ich spritzte der Patientin Morphium in meiner Schicht, insgesamt 3 x 10 mg s.c.
Der Nachtdienst rief den Dienstdoc an, weil die Patientin immernoch unruhig war. Was wurde angeordnet??? 20 Trpf. Novaminsulfon.....also bitte....meine Kollegin sagte dann in einem ruhigen Ton, daß die Patienten wegen des Leberkomas nur sehr, sehr schlecht schlucken könne.....weitere Anordnung: 20 Trpf. Tramal....woraufhin meine Kolegin schon nicht mehr so freundlich antwortete, daß die Patientin im Koma liege und an schlucken nicht zu denken sei, von dem abgesehen sei diese Faru präfinal und werde wohl diese Nacht noch sterben....weitere Anordnung: Durogesic Pflaster, 3tägig wechseln....
Mir fehlten die Worte, als ich dies am nächsten Tag zu hören bekam, so wie auch meinen anderen Kollegen und Kolleginnen. Der Nachtdienst wollte nur wirklich sicher gehen und nachfragen, ob sie denn wirklich noch eine Morphium spritzen könnte. Der Dienstdoc kam ja auch und stellte dann fest, daß diese Frau ja schon viel zu viel Morphium bekommen hätte (sprich von mir).
Die Reaktion meiner Kollegin: als der Dienstdoc weg war spritzte sie eine Morphium. Es hieß ja vom Stationsarzt "....großzügig M. geben!"
Die Frau ist im übrigen noch dieselbe Nacht verstorben.
Ich muß zum Glück sagen, daß die Docs auf uns Hören, wenn ihr ihnen berichten, daß der Patient mit den Schmerzmitteln nicht auskommt, oder weiter unruhig ist. Sie erhöhen dann die Schmerzmitteldosis.
Sterbebegleitung ist für mich: für diesen Menschen da sein, für seine Angehörigen. Immer wieder gucken gehen, Beistand leisten, den Angehörigen sagen, daß sie immer kommen können zum reden. Reden, finde ich, ist das Wichtigste. Nur so kann man verstehen was der Patient und die Angehörigen wollen, nur so begreifen der Patient und die Angehörigen die momentane Lage (ob sie sie verarbeiten ist eine andere Sache).
Sicher, alle haben Angst vorm Sterben. Vor dem Tod ihrer Lieben, so wie vor dem eigenen. Auch die Tatsache, daß der Tod eine Erlösung sei, ist keine Hilfe im Moment des Sterbens. Es macht die Sache vielleicht "erträglicher", daß das Sterben jetzt unabwendbar ist, daß es so kommen wird.
Es hilft auch, wenn man einen Psychologen dazuruft (dem Personal und dem Sterbenden und den Angehörigen).
LG
urmel