Umgang mit Sterbenden - Praxis

NeuroNurse

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10.10.2005
Beiträge
21
Ort
Niedersachsen
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Neurologie
Hallo!
Ich habe diesen Beitrag bewusst NICHT unter das Thema Palliativ - / Hospizpflege gestellt.
Ich würde gerne wissen, wie ihr in der Praxis mit Patienten, die versterben, umgeht.
Ich beziehe damit nicht auf Patienten, die über kurz oder lang an bereits diagnostizierten Erkrankungen mit infauster Prognose versterben werden, z.B. CA - Patienten und somit "Zielgruppe" der Palliativpflege sind.
In meinem Bereich (Stroke Unit) kommt es immer wieder vor,das zuvor selbständige,"gesunde" Patienten schwer erkrankt sind (z.B. Massenblutungen oderTerritorialinfarkte).
Bis zur Sicherung der Diagnose mittels MRT oder CT - Kontrolle wird der Patient häufig zunächstmal,z T. schon mit Schnappatmung auf der Station eintreffend, an den Monitor angeschlossen ( - für mich schon fragwürdig).
Wenn dann feststeht,das der Patient das akute Ereignis wohl nicht überleben wird, wird der Patient - wenn möglich (!) - in ein angemessenes Zimmer ohne Monitor verlegt und hier beginnt mein eigentliches Problem....
Der Patient wird Sterben - der Sterbeprozeß hat quasi eingesetzt.Wie wird er jetzt gepflegt?
Gibt es irgendwo Leitlinien bzgl. bedarforientierter Pflege?
Wie steht es mit Infusionen? Hatte kürzlich den Fall, das unsere Ärzte meinten, sie könnten die Patientin nicht verdursten lassen und Infusionen angeordnet haben, mit dem Ergebnis, das die Patientin überwässerte und ausgeschwemmt wurde, danach wieder Infusionen, wieder Lasix.....
Gibt es etwas Schriftliches zu diesem Thema?Auch über so etwas wie Durstgefühl eines Sterbenden?
Wie schaut es mit Absaugen aus, Erleichterung oder ein letztes Quälen?
Hilft es uns, die rasselnde Atmung besser zu ertragen - oder hilft es dem Patienten...
Wie wird dieses Thema bei euch gehandhabt???
Gruss NeuroNurse
 
Hallo NeuroNurse,

ich arbeite in einem Altenheim und bei uns ist es teilweise auch abzusehen wenn eine Bwohner im Sterben liegt.
Wenn das der Fall ist machen wir es für ihn so "angenehme" wie möglich. Falls Doppelzimmer wird er in ein anderes Zimmer verlegt damit auch die Angehörigen jederzeit da sein können. Wir gehen nur noch zu zweit rein um ihm beim Umlagern oder Betten nicht unnötig zu quälen. Mit dem Absuagen ist das so eine Sache. Ich denke man sollte wenn es ihm eine Erleichterung ist es tun an sonsten nicht. Infusionen werden bei uns nicht angehängt. Es wird versucht trinken zu reichen. Mundpflege ist dann auch ein wichtiges Thema.
Wenn der Bewohner dann verstorben ist . Wird er noch mal gebettet und es wird ein Arzt gerufen dann die Angehörigen damit sie noch mals (falls gewünscht) abschied nehmen können.
Liebe Grüße
Birgit
 
Ich habe diesen Beitrag bewusst NICHT unter das Thema Palliativ - / Hospizpflege gestellt

Der Patient wird Sterben - der Sterbeprozeß hat quasi eingesetzt.Wie wird er jetzt gepflegt?
Gibt es irgendwo Leitlinien bzgl. bedarforientierter Pflege?
Wie steht es mit Infusionen? ...
Gibt es etwas Schriftliches zu diesem Thema?Auch über so etwas wie Durstgefühl eines Sterbenden?
Wie schaut es mit Absaugen aus, Erleichterung oder ein letztes Quälen?
Hilft es uns, die rasselnde Atmung besser zu ertragen - oder hilft es dem Patienten...

Kann deine Fragen nicht am besten ein Palliativmediziner oder eine Pflegekraft aus einem Hospiz beantworten? Die Pflege eines Sterbenden dürfte sich kaum unterscheiden (dürfen).

Elisabeth
 
HALLO!!
Ich denke, diePflege eines Sterbenden im Akutkrankenhaus unterscheidet sich schon von der Pflege im Hospiz.
Schließlich geht der Patient ins Hospiz weil er Sterben wird, also ganz bewusst. Aber niemand geht ins Krankenhaus um zu sterben, sondern um geheilt zu werden.
Zudem sind die Ärzte im Krankenhaus ( ausser vielleicht in der Onko) in Palliativmedizin nicht sehr bewandert, was immer wieder zu Konflikten im Umgang mit dem Patienten, den Angehörigen und der Pflege führt.
Deshalb interessiert mich ja so besonders wie dieses auf Stationen gehandhabt wird, in denen nicht Sterben sondern Leben das Ziel ist und sterbende Patienten eher eine Randerscheinung sind.
Gruss NeuroNurse
 
Du meinst also eine "Umfrage"? Es geht nicht primär darum, was richtig wäre in der Versorgung Sterbender sondern was im KKH ev. fälschlicherweise üblich ist- verstehe ich das so richtig?

Wir haben ehedem auf der Stroke, wo ich zuletzt gearbeitet habe, die Ansätze der Palliativmedizin verwirklicht: kein unnützes medizinisches Prozedere bei gesicherter Finalphase, menschliche Begleitung des Pat. und seiner Angehöriger inklusive Abschiedsritual.
Monitoring entweder ganz aus oder reduziert auf EKG ohne Alarmierung.Infusionen: freie Flüssigkeit mit ca. 30-40 ml die Stunde- ganz ohne haben sich unsere Docs nicht durchringen können. Absaugen- da sind wir wahrscheinlich zuviel Intensivpflegekräfte gewesen. Heute weiß ich, das es eigentlich unnütz und eher kontraproduktiv ist.
Gelernt haben unsere Ärzte durch uns.

Leitlinien und Standards zu diesem Thema gibt es (auch derzeit) nicht in unserem Haus.

Elisabeth
 
Huhuuuu !!!

Alsdo ich arbeite auf einer chirurgischen Station. Und wir haben es nicht so oft das bei uns jemand stirbt und wenn dann sind es Pat. die schon lange die Diagnose Krebs mit sich herum tragen. Noch seltener sind es patienten die vorher gesund waren und nach einer op konnte keiner mehr was machen. Aber bei uns ist es so das die Infusionen reduziert werden. Die Patienten bekommen etwas Nacl 0,9 %( 2 stck.) und Glucose 5 % ( 2stck.) Medikamente werden abgesetzt von unseren ärzten. Herzmedis werden meistens belassen. Und wenn der Patient rasselgeräusche in derr Lunge hat und total verschleimt ist wird er abgesaugt.

Gruß Katja
 
Hallo!
@Elisabeth:ich würde es nicht unbedingt "Umfrage" sondern Austausch nennen, aber im Grunde hast du recht.Mir geht es um die Auseinandersetzung mit dem Thema; besonders bei denen, die nicht alltäglich (wie auf der Onko oder der Inneren), sondern doch eher nebenbei damit konfrontiert sind.

Sind eure Ärzte bereit, sich Einwände von euch anzuhören, z.B. bzgl. Flüssigkeitszufuhr? Wie ertragt ihr selbst z.B. das rasselnde Atemgeräusch sterbender Patienten?
Gruss NeuroNurse
 
Huhuuuu !!!!

Also unsere Patienten bekomen auf jedenfall Flüssigkeit denn verdursten soll keiner. Und wenn ein Patient rasselt oder brodelt und man hat das Gefühl er ist verschleimt sollte man ihn absaugen denn ersticken ist doch das schlimmste.

Gruß Katja
 
Hi,

Was ich in versuche zu erreichen wenn möglich:
- Einzelzimmer. Wir haben ein Sterbezimmer, welches so auch in der Belegstatistik des KH geführt wird.
- ausfürliche Information der Verwanten über Prognose und weiteren Verlauf von ärztlicher Seite sowie auch von der Pflege her. Das ist für mich nicht immer einfach, da die Angehörigen oft irgendwelche Zugeständnisse haben wollen.
- Schmerzfreiheit. Ist oft das wichigste für alle Beteilligten.
- Ausreichende Anfeuchtung der Atemluft.
- Wirkliches zurückfahren der Therapie. Wohl das schwierigste überhaupt.
- Pat. bezogene Lagerung (belüftung der Lunge, Beurteilung des Zustands, Komunikationsaufnahme, weniger Vermeidung von Dekus).
- Seelsorge, für Pat. und Angehörige, jenach sozialen Hintergrund recht wichtig und hilfreich. (Damit kann viel erreicht werden wenn man wenig zeit hat.)
- Den Angehörigen eine möglichkeit geben sich zu verabschieden, die Angehörigen sogar drauf aufmerksam machen sich zu verabschieden. Die Pat. kämmpfen oft so lange bis die richtige Person sich von ihnen verabschiedet oder wichtige Dinge erledigt sind.
- Dem Pat. zuhören, besonders wenn er sich zurückzieht und nach Mama/(Papa) ruft. Wenn es überhaupt ein Zeitpunkt gibt, dann ist das der. Dann ist Zeit die verwanten Anzurufen. (meost ein grosser Wunsch von Verwanten dabei zu sein um mit dem Thema Tod selbst fertig zu werden.) - Die Toten auf der Station so lange wie möglich zu lassen damit Verwante noch eine Möglichkeit haben Tschüss zu sagen.
- Ritual: Toten richten, Zimmer richten, Fenster auf

herion

- Absaugen ja
- Flüssigkeit ja
- iv Ernährung bediengt vollwertig
- monitoring (nur wenn die Ärzte beim Sterben zusehen wollen)
- Wechseldruckmatraze ja
- Dk ja
- ..
 
Hallo NeuroNurse,

ich arbeite in einem Altenheim und bei uns ist es teilweise auch abzusehen wenn eine Bwohner im Sterben liegt.
Wenn das der Fall ist machen wir es für ihn so "angenehme" wie möglich. Falls Doppelzimmer wird er in ein anderes Zimmer verlegt damit auch die Angehörigen jederzeit da sein können. Wir gehen nur noch zu zweit rein um ihm beim Umlagern oder Betten nicht unnötig zu quälen. Mit dem Absuagen ist das so eine Sache. Ich denke man sollte wenn es ihm eine Erleichterung ist es tun an sonsten nicht. Infusionen werden bei uns nicht angehängt. Es wird versucht trinken zu reichen. Mundpflege ist dann auch ein wichtiges Thema.
Wenn der Bewohner dann verstorben ist . Wird er noch mal gebettet und es wird ein Arzt gerufen dann die Angehörigen damit sie noch mals (falls gewünscht) abschied nehmen können.
Liebe Grüße
Birgit
Denke im Grossen und Ganzen wie du, der Sterbende soll seine Würde, seinen Willen und sein Vermögen, ganz speziell sein Vermögen noch ablehnen zu können behalten und Schmerarm/los und ohne Quälereien wie Infusionen und übertriebene Pflegemaschinerie sterben dürfen, auch ein Sterbender kommuniziert und teilt mit was er möchte, AUGEN AUF, habe in 13 Jahren viele Menschen sterben sehen, der würdigste Tod ist für mich nicht allein und ohne Schmerzen sterben zu dürfen...
 

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