Hallo Caro,
das sog. weaning ist sehr individuell, muss immer wieder neu evaluiert werden zT sogar mehrfach pro Tag. Eine konkrete Aussage diesbzgl, ohne die Krankengeschichte deiner Mutter sowie den zurückliegenden und aktuellen Verlauf zu kennen, kann man nicht geben. Daher von mir nur einen strukturellen Überblick, wie es bei uns laufen würde:
Bei uns erfolgt eine Sedierungspause erst, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind (ich zähle hier mal nur die Wichtigsten auf, es sind noch einige mehr, würde aber den Rahmen etwas sprengen)
- FiO2 > 50%
- kein Fieber
- keine pulonale Stauung, Atelektatsen oder raumfordernde Pleuraergüsse
- pH + Lactat im physilogischen Bereich
etc
Das ausschleichen der Sedierung nimmt einige Zeit ( bei schweren Krankheitsverläufen oder Langzeitbeatmung) in Anspruch. Fangen die Patienten an, regelmäßig zu triggern, dh sie beginnen selbst "Luft zu holen" wird die Beatmung versuchsweise umgestellt auf sog. druckunterstütze Beatmung. Ist der Patient tracheotomiert und schafft es ohne körperliche Anstrengung bzw Stress und bei individuell gewerteter, guter BGA, diese druckunterstütze Beatmung, auch bei niedrig eingestellter Unterstützung zu managen, beginnen wir mit der stundenweise Atmung ohne Respirator, sog "feuchte Nase". Hierbei wird auch begonnen, wenn keine Probleme (wachheitszustand, compliance etc) auftreten, den Pat zu mobilisieren (Bettkante, Sitzstuhl etc). Erholungsphasen am Respirator wechseln sich ab mit immer längeren Phasen ohne Maschine. Am Ende sollte dann, als höchstes anzustrebendes Ziel, das ziehen der TK und die komplette Entwöhnug vom Respirator stehen.
Bei oral intubierten Patienten findet die komplette Entwöhnung am Respirator statt. Eine Trainingsphase (= feuchte Nase), wie bei tracheotomierten Patienten gibt es hier nicht. Ist der Patient extubiert und erschöpft sich pulmonal, kann man mit einer sog NIV (Nicht Invasive Beatmung = per Maske) versuchen, eine Erholungsphase zu verschaffen. Sollte dies mislingen wird erneut intubiert und neu evaluiert bzw über eine Trachotomie ein erneutes weaning angestrebt.
Diese Zeit ist äusserst aufwendig bzgl Pflege, psycosozialer Betreuung und Bedarf viel Erfahrung bzw Empathie für den Patienten und kann sehr lange dauern, insbesondere bei so schweren Verlüfen wie ich sie bei deiner Mutter, nach deiner kurzen Schilderung vermute.
Hoffe, es ist einigermassen verständlich erklärt.
Viel Glück
D.