Was haltet ihr vom Stuttgarter Modell?

Juliajhm

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06.03.2013
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hallo :)
ich stehe zur zeit vor der wahl entweder in die uniklinik ulm (die das stuttgarter Modell unterrichtet) odr ins klinikum Memmingen (normaler unterricht) die ausbildung anzufangen. das problem ist ich muss mich jz bald entscheiden da die ausbildung schon im april13 anfängt & in memmingen erst im oktober13.
wie findet ihr das stuttgarter modell ich höre viel negatives und weniger positives das macht mir sorgen.. wie gehts bzw. ging euch es in eurer Ausbildung damit ? würdet ihr das normale ausbildungssystem bevorzügen ?

ich freue mich auf antworten
Grüße Julia :)
 
Ich persönlich halte die integrative Ausbildung mit zwei Berufsabschlüssen (u.a. das Stuttgarter Modell) in dreieinhalb Jahren für einen guten Weg, gerade für diejenigen, die sich Anstellungschancen in der Kinderkrankenpflege erhoffen.

Experten beurteilen das Stuttgarter Modell positiv: http://www.bosch-stiftung.de/conten...IPA_Abschlussbericht_Modellkurs_2002-2006.pdf

Leider sagen solche Expertenmeinungen nicht, ob die Schülerinnen und Schüler den Ausbildungsgang ebenso positiv beurteilen. Ich war auch an einer von Experten positiv hervorgehobenen Schule - und wir haben auch über einige Lehrer gemotzt. Im Nachhinein weiß ich, wieviel ich meiner Schule verdanke - aber Unterricht, Lernen, Hausaufgaben sind erstmal doof, das ist ein Naturgesetz. :wink1:
 
Das Stuttgarter Modell ist eine integrative Ausbildung und dauert bis zu 3,5 Jahren, wenn man den Wunsch hat zwei Berufsbezeichnungen zu absolvieren.
Eine integrative Ausbildung bietet in meinen Augen mehr Zukunftschancen und vorallem hebt man sich damit ab. Zudem erhält man hierbei die Möglichkeit auch neben der z.B. Altenpflege oder Krankenpflege auch noch die Kinderkrankenpflege mit abzudecken. Nach meiner bisherigen Erfahrungen in jedem Falle Gold wert eine Uniklinik und eine besondere Ausbildung im Lebenslauf stehen zu haben. Natürlich erfordert dies auch Einsatz. Von Nichts kommt eben auch Nichts.
Lernen ist up to date und nicht zu vergessen sei, dass man durch eine integrative Ausbildung auch den Blick über den Tellerrand ermöglicht.
 
Die Formulierungen der Lerninhalte beim Stuttgarter Modell unterscheiden sich so krass zu unserem Stundenplan damals!


Stuttgarter Modell:

  • Gesundheit bei sich und anderen fördern
  • Lebensweltorientiert pflegen
  • Entwicklung bei sich und anderen fördern
  • Menschen helfen, für sich selbst zu sorgen
  • Qualität der Pflegeleistungen entwickeln
  • Berufliches Selbstverständnis entwickeln
  • In ambivalenten Pflegesituationen begründet handeln
  • In Pflegesituationen anleiten und beraten
  • Menschen in Krisensituationen begleiten
  • Fallbezogen Verantwortung übernehmen
  • Mit Fremdheit umgehen
  • Bei der Umsetzung von Rehabilitationskonzepten mitwirken

Meine Lerninhalte 1987-1990:

Unterricht bei Ärzten:
  • Anatomie/Physiologie
  • Chirurgie
  • Innere Medizin
  • Gyn
  • Urologie
  • Augenheilkunde
  • Dermatologie
  • HNO

Unterricht bei Lehrern der Krankenpflege:
  • Biologie (bei einer Biologin)
  • Geschichte der Medizin
  • Rechtskunde (bei einem Rechtsanwalt)
  • Terminologie
  • Ernährungslehre
  • Hygiene
  • Labormedizin
  • Pflege allgemein
  • spez. Pflege Innere
  • spez. Pflege Chirurgie
  • spez. Pflege kleinerer Fächer (s.o.)


Wahnsinn, wie sich das gewandelt hat! Wie man am damaligen Lehrplan sehen kann, spielte die "Pflege" fast eine untergeordnete Rolle. Hauptsächlich ging es um die Vermittlung von medizinischem Wissen.
Ich erlebe das auch in meinem Arbeitsalltag. Die Schüler und frisch Examinierten sind im pflegerischen Bereich wirklich gut aufgestellt, wahrscheinlich besser als wir Alten. Beim Wissen in medizinischen Belangen hapert es aber oft gewaltig bei den jungen Kollegen. Ich halte aber Kenntnisse über Pathophysiologie und Therapie für essentiell. Deswegen kann ich mich nur schwer mit der zusammengelegten Ausbildung anfreunden. Wir hatten mit o.g. Lehrplan drei Jahre lang reichlich zu tun. Da wäre gar keine Zeit mehr für weitere Themen geblieben. Die Kinderkrankenpflege und Altenpflege waren separate Ausbildungsgänge.

Schon als das erste mal bekannt wurde, dass sich die Ausbildung verändern wird, dass alle zusammen unterrichtet werden, dachte ich: wie geht das? Wie wollen sie die Themen in drei oder auch 3,5 Jahre quetschen? Es kann nur auf Kosten ganzer Lernfelder gehen. Und leider stelle ich schon seit einigen Jahren fest, dass es anscheinend die medizinischen Bereiche sind, die gekappt wurden/werden.
 
Die Schüler und frisch Examinierten sind im pflegerischen Bereich wirklich gut aufgestellt, wahrscheinlich besser als wir Alten. Beim Wissen in medizinischen Belangen hapert es aber oft gewaltig bei den jungen Kollegen.

Das liegt aber meist auch an den Schulen bzw. an den Lehrern. Ich halte das Lernen in Modulen z.B. für am besten geeignet. Wir hatten Z.B. Das Modul "Pflege von Menschen mit neurologischen Erkrankungen". In dem kam dann eben die Pyhsiologie, Pathophysiologie und Pflege unter. Aber auch wir hatten Module wie "Lebenswelt...". Dort fand dann u.a. die Einfhrung in Pflegetheorien und Fallarbeit statt.

Bei uns wurde auf beides extremen Wert gelegt, und soll so wie ich den Rahmenlehrplan für die neue Ausbildung verstanden habe, auch weiterhin so sein.

Zum Thema generalistik: Unterscheiden sich die Bereiche denn wirklich so grundlegend? Von der Kinderkrankenpflege höre ich das ja häufiger, aber zwischen altenpflege und Krankenhaus. Ich glaube, dass sich viele Pflegeheimen dem Krankenhaus allmählich annähern. Auch dort laufen Perfusoren, Infusomaten und schwerst multimorbit Erkrankte leben dort. Der Altenpflege wird vorgeworfen eine "Krankenpflege light" zu sein. Das kann sie sich aber meiner Meinung nach nicht leisten. Genauso nimmt die Anzahl der kognitiv Eingeschränkten Patienten immer mehr zu. Besonders Demenz (welches ja immer als Steckenpferd der Altenpflege betrachtet wird). Kann die Krankenpflege dann noch auf Fähigkeiten wie Biografie Arbeit und Vallidation verzichten (also ich habe es gelernt).

Aber ich bin eh eine Befürworter von: Den Grundstock anlegen und dann in die spezialisierung gehen. Von mir aus die Ausbildung und dann "Gerontologische Fachpflegekraft" oder "Fachpflege für pädiatrische Onkologie" usw. usf. Aber das sind lediglich meine Visionen, von denen wir meilenweit weg sind.
 
Unser Beruf muss ja zwei Fächer bedienen: die Pflege und die Medizin. Schon meine Mutter hat Mitte der 50er Jahre drei Jahre lernen müssen um sich Krankenschwester nennen zu dürfen.
Wenn man jetzt den pflegerischen und medizinischen Fortschritt als Faktor dazu nimmt:
Wie soll das alles in eine einzige Ausbildung passen? Es ist alles sehr viel umfangreicher, spezieller und auch anspruchsvoller geworden. Das gleiche gilt für die Kinderkrankenpflege und für die Altenpflege.
Sicherlich müssen viele Dinge in allen drei Fachrichtungen unterrichtet werden. Aber was sollen GUKs mit Methoden der Freizeitgestaltung oder mit Konzepten zum Gedächtnistraining? Das ist Altenpflege, die auch tatsächlich nur in einer Senioreneinrichtung Sinn macht. Und solche Dinge sind große Lernfelder, die Zeit beanspruchen die dann für die Dinge fehlt, die die anderen Sparten dringend brauchen.
Niemand kann mir weis machen, dass da nicht ganze Bereiche vom Lehrplan gestrichen wurden.

Ich denke, dass die zusammengefasste Ausbildung nur dazu da ist, flexibel einsetzbare PKs zu schaffen. Wir haben es ja inzwischen mit vielen Zusammenschlüssen von Einrichtungen zu tun. Da unterhält ein Träger ein Krankenhaus, eine Tagesklinik, ein Seniorenheim und eine Kita.
Achso, die Kita! Die Ausbildung könnte man doch auch noch mit dazu nehmen, und schon löst man personelle Engpässe. Das Personal wird von links nach rechts geschoben und das Ausfallmanagement hat es nicht mehr so schwer.

Ich weiß, dass es im Ausland ebenfalls nicht üblich ist, getrennt auszubilden. Aber dort haben die PK auch ganz andere Aufgaben, und müssen nicht das gesamte Spektrum um den Patienten herum bedienen.

Zusammengefasst:
Man erschafft mMn innerhalb von 3,5 Jahren keine PK, die Neugeborene und 100jährige fachlich korrekt und nach neuesten Erkenntnissen versorgen, betreuen und fördern kann und nebenbei noch mit umfangreichem medizinischem Wissen daher kommt.
 
Das mag ja alles sein, und natürlich wird gekürzt. Man muss aber drauf hinweisen. Es ist keine vollständige Generalistik, die da auf uns zukommt. Aber das Argument
Ich denke, dass die zusammengefasste Ausbildung nur dazu da ist, flexibel einsetzbare PKs zu schaffen.
Ist ein irrglaube. Die gibt es heute schon. Du kannst auch heute als Altenpfleger in der Klinik arbeiten. Es gibt kein Gesetz, dass dies verhindert und es werden auch zunehmend stellenanzeigen mit der Verweis darauf erstellt.
Auch für mich als Gesundheits-und Krankenpfleger ist es kein Problem auf einer Kinderstation zu arbeiten. Ich sollte letztens auf der Kinder KMT hospitieren, da neues Personal suchten und interessiert waren. Auch ein Kollege von mir (kein Kinderkrankenpfleger) arbeitet auf einer Kinderonkologie seit nunmehr 2 Jahren. Ob wir die selben Inhalte hatten wie die Kinderkrankenpflegeschüler? Nein (wie groß ist der Unterschie eigentlich. Und nicht gefühlt, sondern Curricula Mäßig). Scheint es jemanden etwas aus zu machen? Nein! Gibt es ein Gesetz, dass den Übergreifenden Einsatz untersagt? Meines wissens nicht.

Ich musste in meiner Ausbildung auf die Kinderstation und Entbindungsstation, genauso wie GuKK Schüler Einsätze in der "Erwachsenen Pflege" haben.
Also, es ist schon heute gelebte Praxis der flexiblen Pflegekraft.

Ich bin immer noch (ja ich wiederhole mich): 3 Jahre Grundstock --> Spezialisierung 2 Jahre Berufsbegleitend


Man kann es auch übertreiben.
 
Ich weiß, dass es im Ausland ebenfalls nicht üblich ist, getrennt auszubilden. Aber dort haben die PK auch ganz andere Aufgaben, und müssen nicht das gesamte Spektrum um den Patienten herum bedienen.
Welches Spektrum bilden die denn nicht ab?Dort wird anders ausgebildet ja, aber die Pflege findet dort auch Sektorübergreifend und Altersübergreifend statt. Oder welches Spektrum meinst du genau?
 
Das mit der Kita war auch nicht so ernst gemeint...
Und dass es keine Gesetze gibt, die das Arbeiten im anderen Bereich verbieten, ist mir bekannt. Es ging mir jetzt mehr ums Lückenfüllen, mal eben - von jetzt auf gleich aushelfen bei Personalausfällen.
Also mich hat noch niemand Sonntags im Spätdienst ins benachbarte Seniorenheim oder auf eine Kinderstation geschickt, weil sich dort jemand krank gemeldet hat.

Zur Pflege in vielen anderen Ländern:

Ich meinte mit dem "gesamten Spektrum", dass halt oft die Grundpflege von anderen Kräften übernommen wird. Dass die Organisation besser ist. Dass GuKs die Patienten nicht zu Untersuchungen bringen müssen und auch nicht das Essen verteilen oder die Zimmer aufbereiten.
 
Also mich hat noch niemand Sonntags im Spätdienst ins benachbarte Seniorenheim
Das wird danach auch nicht so sein, da wenn du in Klinikum xy angstellt bist hast du dein Arbeitsvertrag dort unterschrieben und nicht in Seniorenheim B.

Kinderstation geschickt,
Wie gesagt, ich sollte mal hospitieren. Also ganz ausgeschlossen ist das auch heute nicht. Aber in der Regel hast du recht. Die GuKK Klassen die ich kennen gelernt habe, waren auch eig. immer gute gefüllt und anders als in der "Erwachsenen Pflege" wurden dort nicht alle Schüler übernommen. Ob wir da ein Sonderfall sind. Glaube schon siehe die Reportage über die MHH (Fachkräftemangel auf der Intensivstation). Aber auch hier gehen mehr Weiterbildungen in Ä&I den weg zur kombinierten WB (also pädiatrisch und Erwachsen). Aber das ist alles rein subjektiv.

auch nicht das Essen verteilen oder die Zimmer aufbereiten.

Da bin ich jetzt mal gewohnt zynisch und sage: Tja, selber schuld. Es mag Kliniken gegeben haben, bei denen das schon immer so war. Aber auch ich habe schon so einige Kliniken gesehen (Praktikum, Ausbildung, und nun als examnierter) und ich muss sagen, dass viele mal Servicekräfte hatten, welche z.B. Essen ausgeteilt und die ganzen Bestellungen aufgenommen haben. Diese wurden abgeschafft, und wer hat es dann ohne große Widerstände übernommen? Die Pflege. Weil, wer solls denn sonst machen? Genauso das Zimmer aufbereiten. Ich denke immer:" Würde ich den Beruf der Pflegekraft ergreifen, wenn ich die Pflegekräfte die ganze Zeit nur putzen sehe?" Ganz sicher nicht. Bei mir auf Station übernimmt das Essenausteilen sowie die Zimmeraufbereitung eine Servicekraft bzw. das Reinigungspersonal.

Mich wird man so schnell keinen Nachtschrank mehr zur "aufbereitung" putzen sehen. Essenausteilen müsste ich mit mir ringen. Wenn ich teilweise Kliniken besuche, in denen ich das Pflegepersonal Servierten falten oder eben putzen sehe denke ich mir auch gleichzeitig:" Die dürfen sich nicht über die Unterversorgung von Patienten beschweren, wenn dafür noch Zeit ist!" Klingt gemein, ist aber so.

Und da ich am überlegen bin wieder zurück Richtung Heimat zu ziehen stelle ich mir genau diese Fragen bzgl. Nachtschränke putzen etc.. Meine bisherige Antwort --> ich würde eher 65 km fahrt (einfacher Weg) in Kauf nehmen.
 
Das wird danach auch nicht so sein, da wenn du in Klinikum xy angstellt bist hast du dein Arbeitsvertrag dort unterschrieben und nicht in Seniorenheim B.

Deswegen erwähnte ich diese Zusammenschlüsse unter ein und demselben Träger. Wenn dieser Träger dein Arbeitgeber ist, können sie dich theoretisch einsetzen wo sie wollen, falls du keinen Vertrag für eine bestimmte Abteilung hast.
Obwohl - ich habe einen Vertrag für die AC, und verliehen worden bin ich trotzdem, für zwei Tage in die UC.

Und da ich am überlegen bin wieder zurück Richtung Heimat zu ziehen stelle ich mir genau diese Fragen bzgl. Nachtschränke putzen etc.. Meine bisherige Antwort --> ich würde eher 65 km fahrt (einfacher Weg) in Kauf nehmen.

In meinem jetzigen Haus haben wir Servicekräfte für all diese Tätigkeiten. Aber ich habe es auch schon anders erlebt.
Eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass das PP in vielen Ländern keinesfalls mit solchen Aufgaben konfrontiert wird, noch nicht einmal mit der Grundpflege oder mit Lagerungen des Patienten. Soll heißen, dass man sich dann auch in der Ausbildung nicht so ausführlich mit den Basics beschäftigen muss und mehr Zeit für andere Themen bleibt.
 
Obwohl - ich habe einen Vertrag für die AC, und verliehen worden bin ich trotzdem, für zwei Tage in die UC.
Genau das was ich schrieb. Wenn es ein und der selbe träger ist, macht es auch heute keinen Unterschied welche Ausbildung du gemacht hast (theoretisch). Anders noch mal bei spezifikationen wie eben Ä&I, Onkologie etc.

Eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass das PP in vielen Ländern keinesfalls mit solchen Aufgaben konfrontiert wird, noch nicht einmal mit der Grundpflege oder mit Lagerungen des Patienten.

Puhh, kann ich so genau nicht sagen. Das ist unsere Sichtweise auf die. Ich glaube in der Schweiz übernimmt die Pflegekraft die "Grundpflege" durchaus noch selber.
Quellen habe ich lediglich für Österreich. Da steht Eindeutig auf Seite 32 unter dem Punkt " Durchführung pflegerischer und pflegetherapeutischer Interventionen"

"Wählt auf Grundlage einer berufsspezifischen Diagnostik pflegetherapeutische Interventionen im Spezialbereich (forschungs-und theoriebasiert sowie erfahrungsgeleitet) aus und führt diese durch."

Auch wenn diese durchaus an die dort aufgeführte Assistenzkraft (im gesetzlichen Rahmen) delegieren kann, muss sie dies trotzdem Beherrschen. Zumindest liegt es in ihrer Kompetenz. Wie dort das lernen aussieht kann ich aber nicht sagen.
 

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Reaktionen: Martin H.
Zur Pflege in vielen anderen Ländern:

Ich meinte mit dem "gesamten Spektrum", dass halt oft die Grundpflege von anderen Kräften übernommen wird. Dass die Organisation besser ist. Dass GuKs die Patienten nicht zu Untersuchungen bringen müssen und auch nicht das Essen verteilen oder die Zimmer aufbereiten.
Stimmt. In Luxemburg beispielsweise ist das Spektrum ein ganz anderes.
Die "Service-Tätigkeiten" werden meist von Hilfskräften übernommen. Deshalb "darf" die examinierte Pflegekraft den Assistenzarzt noch ein bisschen "mitmachen" :wink1:
Wie mir meinen Kurskollegin(arbeitet seit 18 Jahren in LU) beim letzten Treffen erzählte:
Kaltschweißiger Patient mit Atemproblemen. Selbständig EKG-Angelegt. Arzt angerufen. Der fragt dann:" Was sagt das EKG ??? "
Muss erst mal von der Pflegekraft ausgewertet werde, sonst kommt der Art nicht ins Haus. Kein Witz !!! Die dortigen Belegkliniken erwarten Tätigkeiten, die bei uns Ärzten vorbehalten sind. Zugänge legen, Infusionen, Transfusionen und Chemos anhängen, 1. Assistenz bei OPs (dafür sind Ärzte in LU zu teuer), Verbände komplett selbstständig, ....
Mit dem anatomischen und physiologischen Wissen, das an einigen der heutiger Schulen vermittelt (oder auch nicht vermittelt) wird, ist ein Arbeiten im Ausland kaum noch möglich. Dort ist der medizinische Teil noch sehr viel höher gewertet.
Und was bei uns ärztliche, bzw. pflegerische Tätigkeit ist, wurde zu fast 90 % von Ärzten festgelegt.

LG Einer
 
Und was bei uns ärztliche, bzw. pflegerische Tätigkeit ist, wurde zu fast 90 % von Ärzten festgelegt.

EKG auswerten, Chemos anhängen (machen in vielen KH das Pflegepersonal in DE auch) etc. ist ja ganz Nett. Was aber Pflege ist und was weg kann obliegt immer noch der Pflege selber. Dieses "Die Ärzte entscheiden was wer macht" ist eine Büchse der Pandora, welche genau abgewägt und hinterfragt werden muss. Blut abnehmen? Gerne, aber ich beobachte auch das sobald ein PJler etc. auf Station mit rumgeistert es einen überproportionalen Anstieg von BE gibt. Beim selben Patientenklientel.

Aber ja, es wäre in vieler hinsicht "einfacher" Dinge der PK zu übertragen. Aber dafür muss dann die Anforderung der Ausbildung nach oben korrigiert werden. Und das nicht nur im "medizinischen" Teil, sonder auch im Pflegerischen Teil. Das ist in Deutschland derzeit scheinbar nicht möglich, siehe neue Ausbildungsreform.

Hier übrigens der Rahmenlehrplan für die neue Ausbildung: https://www.bibb.de/dokumente/pdf/geschst_pflgb_rahmenplaene-der-fachkommission.pdf
 
@Romsen2014

EKG-Auswertung und Chemos waren in meinen bisherigen Krankenhäusern immer ärztliche Tätigkeit. Ich persönlich könnte auch keine EKG auswerten. Aber grundsätzlich können Ärzte das direkt nach dem Studium auch nicht. Die lernen das auch erst in der Praxis(manchmal zumindest :wink1: )
Ist aber auch ein Denkanstoß zur Generalistik: Ärzte studieren auch sehr allgemein. Erst danach werden sie Spezialisten auf einem Gebiet. Grundsätzlich scheint dieses System ja seit vielen Jahren zu funktionieren. Also warum nicht auch in der Pflege?

Ansonsten gebe ich dir (fast) Recht. Ob wir zur Zeit wirklich entscheiden können, was Pflege ist und was nicht, wage ich zu bezweifeln.

LG Einer
 
Unser Beruf muss ja zwei Fächer bedienen: die Pflege und die Medizin.
Nein, muß er nicht. Und das sage ich als jemand, der noch nach ähnlichen Prinzipien wie Du gelernt hat (Ausbildung Anfang 90er).
Unsere Profession ist die Pflege, das ist unser Berufskern. Weshalb es mich auch immer schon fast körperlich schmerzt, wenn jemand von "Grundpflege" spricht, abwertend, als ob das was für Depperle wäre. Das Gegenteil ist der Fall (gab dazu von Dr. Friesacher einen guten Artikel).
ALLES ANDERE, also auch medizinische Inhalte, sind für UNS nur Hilfswissenschaften - nichts weiter. Wir müssen uns endlich von diesem völlig veralteten Bild der Pflege als "Medizin light" trennen. Natürlich benötigt man anatomische, physiologische und pathologische Grundlagen in der Pflege, die müssen aber nicht bis ins letzte Detail gehen. @Romsen2014 hat es ja alles schon gut erklärt: Die Grundlagen in der Ausbildung, alles andere später in fachlichen Spezialisierungen. Warum muß z. B. eine Pflegekraft, die in der Inneren Medizin, der Neurologie, der ambulanten oder der Altenpflege arbeitet sämtliche Handwurzelknochen auswendig können?? Falls ich mich entschließe, in der Unfallchirurgie oder Orthopädie zu arbeiten, kann ich das in Weiterbildungen erlernen.
Das sind Lerninhalte, von denen die pflegerische Ausbildung dringend entmüllt gehört.
Stattdessen sollten wir uns auf unsere Kernkompetenzen in der Ausbildung konzentrieren, und da gibt es für die Pflege viel wichtigere Dinge als medizinische Inhalte - z. B. Kommunikation/Gesprächsführung, Demenzen/Validation etc. (hatte ich z. B. gar nicht in der Ausbildung, ist aber auch im klinischen Bereich mächtig im Kommen und daher für uns absolut essenziell), basale Stimulation, Kinästhetik (und zwar nicht nur "hab ich mal gehört", sondern zumindest als Grundkurs), Pflegewissenschaft und -forschung (und auch nicht nur mal in einem Nebensatz erwähnt) u. v. a. m.
Wie soll das alles in eine einzige Ausbildung passen? Es ist alles sehr viel umfangreicher, spezieller und auch anspruchsvoller geworden. Das gleiche gilt für die Kinderkrankenpflege und für die Altenpflege.
Vieles ist ja in den drei pflegerischen Berufen erst mal grundsätzlich gleich und überschneidet sich. Hatte ja auch Romsen schon etwasdazu geschrieben.
Ich weiß, dass es im Ausland ebenfalls nicht üblich ist, getrennt auszubilden. Aber dort haben die PK auch ganz andere Aufgaben, und müssen nicht das gesamte Spektrum um den Patienten herum bedienen.
Auch im Ausland haben aber auch alle Pflegekräfte grundsätzlich mal die normale Pflege erlernt, auch wenn sie sie nicht täglich anwenden und Körperpflege dort i. d. R. von Pflegehelfern ausgeführt wird.
Was allerdings komplett pflegefremde Tätigkeiten wie putzen, aufräumen, Schränke befüllen, Essen austeilen o. ä. betrifft - dieser Kram gehört schon längst an Servicekräfte delegiert! Es ist ein Anachronismus, wenn sich Pflegefachkräfte heutzutage noch mit einem solchen Quark abgeben müssen.
Ob wir zur Zeit wirklich entscheiden können, was Pflege ist und was nicht, wage ich zu bezweifeln.
Ja, leider.
Daher braucht es auch dringend endlich Pflegekammern, die hier den Einfluß unserer Profession in der Gesellschaft und in der Politik geltend machen können.
 
Nein, muß er nicht.

Sicher. Ohne ausreichendes medizinisches Wissen wirst du wohl kaum adäquat pflegen können. Es ging mir um Wissen (da wir von "Schule" sprechen) und nicht ums Redon ziehen.


Unsere Profession ist die Pflege, das ist unser Berufskern. Weshalb es mich auch immer schon fast körperlich schmerzt, wenn jemand von "Grundpflege" spricht, abwertend, als ob das was für Depperle wäre.

Das ist Auffassungssache. Für mich ist das Wort Grundpflege keinesfalls negativ besetzt. Es ist halt die Basis worauf weiteres Handeln aufbaut. Alles zusammen erfordert pflegerische Kompetenzen. Aus der Grundpflege ergeben sich Pflegeprobleme, die im Assessment verdeutlicht werden und woraus die Pflegeplanung resultiert. Was ist daran abwertend? Vielleicht hast du ja selbst den Eindruck, dass es nichts besonders Anspruchsvolles ist!?

Warum muß z. B. eine Pflegekraft, die in der Inneren Medizin, der Neurologie, der ambulanten oder der Altenpflege arbeitet sämtliche Handwurzelknochen auswendig können?? Falls ich mich entschließe, in der Unfallchirurgie oder Orthopädie zu arbeiten, kann ich das in Weiterbildungen erlernen.

Das geht doch an der Realität vorbei! Als wenn man immer dort arbeiten würde, wofür man sich ursprünglich entschieden hat... PKs wechseln die Fachbereiche, werden uU dauerhaft versetzt usw.
Dann stehst du mit deinen orthopädischen Fachkenntnissen auf der Kardiologie wie ein Depp. Und niemand gibt dir zum Einstand eine Weiterbildung. Im Gegenteil: du zählst auf dem Dienstplan vom ersten Tag an als volle Kraft und kannst dich dann da durchwurschteln und hoffen, dass du nichts übersiehst.



Stattdessen sollten wir uns auf unsere Kernkompetenzen in der Ausbildung konzentrieren, und da gibt es für die Pflege viel wichtigere Dinge als medizinische Inhalte - z. B. Kommunikation/Gesprächsführung, Demenzen/Validation etc. (hatte ich z. B. gar nicht in der Ausbildung, ist aber auch im klinischen Bereich mächtig im Kommen und daher für uns absolut essenziell), basale Stimulation, Kinästhetik (und zwar nicht nur "hab ich mal gehört", sondern zumindest als Grundkurs), Pflegewissenschaft und -forschung (und auch nicht nur mal in einem Nebensatz erwähnt) u. v. a. m.

Bin ich völlig bei dir. Und deswegen frage ich mich weiterhin, wie eine umfassende Kompetenz in dreieinhalb Jahren vermittelt werden soll, da medizinisches Wissen (nicht medizinische Tätigkeiten!) für mich unbedingt dazu gehört.
Wie kann es sein, dass junge Kollegen die Symptome einer Magenatonie nicht kennen? Noch nie davon gehört haben? Das Wort Anastomose fremd ist? Nicht wissen, dass ein Pat. mit Leberzirrhose evtl Ösophagusvarizen hat, die zum Notfall werden können? Das kann doch nicht sein! Dieses Wissen ist doch wichtig, gerade auf Stationen, auf denen man täglich viele Stunden allein ist mit seinen Patienten.
Ja sorry, da würde ich mich als Patient nicht besonders sicher fühlen.

Vieles ist ja in den drei pflegerischen Berufen erst mal grundsätzlich gleich und überschneidet sich.

Erwähnte ich ebenfalls.

Bei allem Selbstbewusstsein und Definition unseres Berufes - wir können die Medizin nicht ausklammern. Wir arbeiten am akut erkrankten/ operierten Patienten. Wenn ich nicht weiß, WAS mit ihm nicht in Ordnung ist, und was aus Interventionen folgen kann, wenn ich die evtl gestörte Physiologie nicht hinreichend kenne, kann ich nicht kompetent arbeiten.
Da kann ich den Patienten noch so hübsch lagern... wenn ihm ne Anastomose hochgeht und ich es nicht erkenne, hilft es auch nichts.
 
Niemand will die Medizin aus der Ausbildung nehmen. Sie ist schließlich eine Bezugswissenschaft, auch für die Pflegewissenschaft.

Das geht doch an der Realität vorbei! Als wenn man immer dort arbeiten würde, wofür man sich ursprünglich entschieden hat... PKs wechseln die Fachbereiche, werden uU dauerhaft versetzt usw.
Dann stehst du mit deinen orthopädischen Fachkenntnissen auf der Kardiologie wie ein Depp. Und niemand gibt dir zum Einstand eine Weiterbildung. Im Gegenteil: du zählst auf dem Dienstplan vom ersten Tag an als volle Kraft und kannst dich dann da durchwurschteln und hoffen, dass du nichts übersiehst.

Konkreter: Es geht an unserer Realität vorbei. Ich verweise dabei gerne auf den Angloamerikanischen Raum, wo dies gelebte Realität ist. Die Spezifikation in bestimmte Disziplinen wäre auch das "Ende der Fahnenstange" (z,B, als ANP als Master). Und natürlich gibt es auch dort die "Eierlegenden Wollmilchsäue" gerade nach ihrer Ausbildung.

Und das alles was du erzählst bzgl. Physiologie und Pathophysiologie ist der Grundstock.

Es gibt ja viele Ideen diesbezüglich. Eine wäre auch ein Trainee Programm nach der Ausbildung (macht mein ehemaliger AG nun mit PK die sich dafür freiwillig gemeldet haben: Nach der Ausbildung wird man im KH von Station zu Station versetzt bzw. in verschiedene Bereiche (Kardiologie, Unfallchirurgie, Onkologie, ITS, ZNA etc). Das geht über 2-3 Jahre (!!!). Natürlich besteht die Gefahr des versetzens auf eh schon ausgedünnte Stationen zum Lückenfüller. Aber wir gehen nun mal vom guten aus. Danach hat die PK einen umfassenden Blick und kann sich entscheiden in welchem Bereich er zukünftig arbeiten möchte. Im Falle der ITS dann auch mit zügigen unterbringung in den nächstmöglichen WB Kurs.
Wie gesagt, so als Idee, finde ich das nicht verkehrt.
 
Sicher. Ohne ausreichendes medizinisches Wissen wirst du wohl kaum adäquat pflegen können.
Nichts anderes habe ich gesagt.
Nur zählt das Aufzählen der Handwurzelknochen nicht dazu.
Es ging mir um Wissen (da wir von "Schule" sprechen) und nicht ums Redon ziehen.
:?: Davon sprach ich nie.

Das ist Auffassungssache. Für mich ist das Wort Grundpflege keinesfalls negativ besetzt. Es ist halt die Basis worauf weiteres Handeln aufbaut. Alles zusammen erfordert pflegerische Kompetenzen. Aus der Grundpflege ergeben sich Pflegeprobleme, die im Assessment verdeutlicht werden und woraus die Pflegeplanung resultiert. Was ist daran abwertend?
Deine Sicht ehrt Dich; allerdings wird das leider von vielen (auch Pflegekräften!) anders gesehen.
Fakt ist, daß die Begriffe "Grundpflege" und "Behandlungspflege" künstlich von pflegefremden Personen durch die Falschübersetzung einer englischen Arbeitsstudie in den 50ern/60ern in die Welt gesetzt wurden und (leider) Eingang in die Gesetzgebung in D fanden.
Daher werden sie von den meisten Pflegewissenschaftlern auch abgelehnt.
Vielleicht hast du ja selbst den Eindruck, dass es nichts besonders Anspruchsvolles ist!?
Keine Unterstellungen bitte.
Nein, es hat leider (wie oben schon geschrieben) auch Eingang in die deutsche Rechtsprechung gefunden, daß sog. "Behandlungspflege" durch die Bank höher gewertet wird als die angeblich so simple "Grundpflege" mit der Behauptung, die laufe ja quasi nur "nach Schema F" ab.
Obwohl wir es eigentlich alle besser wissen müßten, haben sich viele von uns diese verdrehte Sicht zu Eigen gemacht und werten die "Grundpflege" ab.
Das geht doch an der Realität vorbei! Als wenn man immer dort arbeiten würde, wofür man sich ursprünglich entschieden hat... PKs wechseln die Fachbereiche, werden uU dauerhaft versetzt usw.
Dann stehst du mit deinen orthopädischen Fachkenntnissen auf der Kardiologie wie ein Depp. Und niemand gibt dir zum Einstand eine Weiterbildung. Im Gegenteil: du zählst auf dem Dienstplan vom ersten Tag an als volle Kraft und kannst dich dann da durchwurschteln und hoffen, dass du nichts übersiehst.

Du stehst doch jetzt schon beim Wechsel des Fachbereiches immer erst mal "wie der Depp" da, sprich, fängst bei Null an. So ging es mir im Laufe meiner Karriere auch.
Und was die Einarbeitung betrifft, die ist in der Tat mangelhaft. Aber ich habe ja nicht gesagt, daß ich das gut finde.
Im übrigen geht es in anderen Ländern soweit, daß PK dort teilweise nur in bestimmten Bereichen arbeiten dürfen; die sind z.B. orthopädische Schwester und dürfen dann nur in diesem Bereich arbeiten (was ich auch überzogen finde).
Bin ich völlig bei dir. Und deswegen frage ich mich weiterhin, wie eine umfassende Kompetenz in dreieinhalb Jahren vermittelt werden soll, da medizinisches Wissen (nicht medizinische Tätigkeiten!) für mich unbedingt dazu gehört.
Wie kann es sein, dass junge Kollegen die Symptome einer Magenatonie nicht kennen? Noch nie davon gehört haben? Das Wort Anastomose fremd ist? Nicht wissen, dass ein Pat. mit Leberzirrhose evtl Ösophagusvarizen hat, die zum Notfall werden können? Das kann doch nicht sein!
Ich habe nirgends behauptet, daß gar keine med. Kenntnisse vonnöten wären.
Aber das gehört dringend entrümpelt.
Was natürlich die von Dir genannten Fälle betrifft, da hab ich den Eindruck, die haben in ihrer Ausbildung geschlafen. :roll: Ösophagusvarizen haben sie bestimmt mal lernen müssen, aber evtl. wieder vergessen? :mrgreen:
Bei allem Selbstbewusstsein und Definition unseres Berufes - wir können die Medizin nicht ausklammern.
Nichts anderes habe ich geschrieben.
Nur alles in vernünftigen Maßen und mit den richtigen Gewichtungen.
 
Nein, es wäre nicht verkehrt, sondern sogar eine Super-Idee. Nur hilft es doch nichts, ein System in einer Situation zu schaffen, die gar keine vernünftige Grundlage zur Umsetzung bietet.
Was hilft der Blick in andere Länder? MMn wird auch hier das Pferd von hinten aufgezäumt. Erst einmal müsste sich die Situation hier bei uns so weit ändern, dass die Kollegen, die auf diese Art ausgebildet wurden, überhaupt auf die passenden Umstände treffen.
Die Reihenfolge stimmt nicht!
 

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