Unser Beruf muss ja zwei Fächer bedienen: die Pflege und die Medizin.
Nein, muß er nicht. Und das sage ich als jemand, der noch nach ähnlichen Prinzipien wie Du gelernt hat (Ausbildung Anfang 90er).
Unsere Profession ist die Pflege, das ist unser Berufskern. Weshalb es mich auch immer schon fast körperlich schmerzt, wenn jemand von "Grundpflege" spricht, abwertend, als ob das was für Depperle wäre. Das Gegenteil ist der Fall (gab dazu von Dr. Friesacher einen guten Artikel).
ALLES ANDERE, also auch medizinische Inhalte, sind für UNS nur Hilfswissenschaften - nichts weiter. Wir müssen uns endlich von diesem völlig veralteten Bild der Pflege als "Medizin light" trennen. Natürlich benötigt man anatomische, physiologische und pathologische Grundlagen in der Pflege, die müssen aber nicht bis ins letzte Detail gehen.
@Romsen2014 hat es ja alles schon gut erklärt: Die Grundlagen in der Ausbildung, alles andere später in fachlichen Spezialisierungen. Warum muß z. B. eine Pflegekraft, die in der Inneren Medizin, der Neurologie, der ambulanten oder der Altenpflege arbeitet sämtliche Handwurzelknochen auswendig können?? Falls ich mich entschließe, in der Unfallchirurgie oder Orthopädie zu arbeiten, kann ich das in Weiterbildungen erlernen.
Das sind Lerninhalte, von denen die pflegerische Ausbildung dringend entmüllt gehört.
Stattdessen sollten wir uns auf unsere Kernkompetenzen in der Ausbildung konzentrieren, und da gibt es für die Pflege viel wichtigere Dinge als medizinische Inhalte - z. B. Kommunikation/Gesprächsführung, Demenzen/Validation etc. (hatte ich z. B. gar nicht in der Ausbildung, ist aber auch im klinischen Bereich mächtig im Kommen und daher für uns absolut essenziell), basale Stimulation, Kinästhetik (und zwar nicht nur "hab ich mal gehört", sondern zumindest als Grundkurs), Pflegewissenschaft und -forschung (und auch nicht nur mal in einem Nebensatz erwähnt) u. v. a. m.
Wie soll das alles in eine einzige Ausbildung passen? Es ist alles sehr viel umfangreicher, spezieller und auch anspruchsvoller geworden. Das gleiche gilt für die Kinderkrankenpflege und für die Altenpflege.
Vieles ist ja in den drei pflegerischen Berufen erst mal grundsätzlich gleich und überschneidet sich. Hatte ja auch Romsen schon etwasdazu geschrieben.
Ich weiß, dass es im Ausland ebenfalls nicht üblich ist, getrennt auszubilden. Aber dort haben die PK auch ganz andere Aufgaben, und müssen nicht das gesamte Spektrum um den Patienten herum bedienen.
Auch im Ausland haben aber auch alle Pflegekräfte grundsätzlich mal die normale Pflege erlernt, auch wenn sie sie nicht täglich anwenden und Körperpflege dort i. d. R. von Pflegehelfern ausgeführt wird.
Was allerdings komplett pflegefremde Tätigkeiten wie putzen, aufräumen, Schränke befüllen, Essen austeilen o. ä. betrifft - dieser Kram gehört schon längst an Servicekräfte delegiert! Es ist ein Anachronismus, wenn sich Pflegefachkräfte heutzutage noch mit einem solchen Quark abgeben müssen.
Ob wir zur Zeit wirklich entscheiden können, was Pflege ist und was nicht, wage ich zu bezweifeln.
Ja, leider.
Daher braucht es auch dringend endlich Pflegekammern, die hier den Einfluß unserer Profession in der Gesellschaft und in der Politik geltend machen können.