Hallo
Ich bin jetzt selbst seit 18 Jahren in Führungs- und Leitungspositionen im stationären und ambulanten Bereich tätig und meiner Meinung nach gibt es vielleicht wirklich Träger, die an Krankenhäuser, Altenpflege-Einrichtungen und ambulanten Diensten verdienen wollen, das sind aber meiner Meinung nach die wenigsten.
In der Führung geht es ja auch darum, wie kann ich Arbeit auf der Ebene der Station, des ambulanten Diensten oder dem Wohnbereich gestalten - welche Gelder stehen mir von Seiten der Kostenträger (KK, PK etc.) zur Verfügung, das ich einen guten Stellenplan gestalten kann. Wie hoch ist meine Krankheitsrate, die wiederrum die Mitarbeiter belastet, die noch arbeiten - wie hoch ist die Motivation zur Arbeit in der Pflege. Es hat doch keinen Sinn, wenn ich die Mitarbeiter ausbeute und quäle - und sie darauf prompt mit einem gelben Schein reagieren, weil sie eine "Auszeit" brauchen und damit diejenigen belasten, die noch arbeiten.
Wenn sich die Arbeitsbedingungen in der Pflege ändern soll, liegt das nicht an den "elitären Personalchefs" oder den Trägern sondern an dem Gesundheitssystem als solches. Es wird von der Pflegekasse zwar Geld in das System gepumpt, aber dass bleibt dann bei den Nutzern, die jetzt durch den neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff höhere und schnelle Ansprüche auf Leistungen erheben können - aber wird dadurch die ambulante Pflegekraft besser bezahlt. Wohl kaum, denn in einem ambulanten Pflegedienst bekommen wir von der PK und KK gerade eine Aufstockung der Vergütung in Höhe der Inflationsrate, mehr geben uns die Kassen nicht. Trotzdem wird ein ambulanter Dienst und ein Krankenhaus immer bemüht sein gute und gerechte Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Wenn man einen Blick auf Schweden, Großbritannien, Norwegen, die Niederlande und Dänemark wirft, sieht man dass zum einem Pflegekräfte allgemein besser bezahlt werden und zum anderen die Stationsbesetzungen für Wohnbereiche, ambulante Dienste und Krankenhäuser das 1 1/2 fache bis doppelte an Personal beträgt. Dies sind aber alles zentral gesteuerte Systeme, die die Verschwendung durch Doppelleistungen, Fehlbelegungen, Leistungserweiterung etc . pp reduzieren und dadurch Geld in die Pflege stecken können. Durch Patientenwahlfreiheit, Doctor-Hopping, Leistungsverschwendung, Therapiefreiheit die durch die dominate Ärzteschaft wie das goldene Kalb verteidigt wird und alle Nutzer alles jetzt gleich und sofort haben wollen und wir Millionen von Euro für die Pharmaindustrie ausgeben, solange wird für die Pflege wenig Geld übrig bleiben und die Krankenhäuser und Pflegeenrichtungen müssen damit zufrieden sein, was sie bekommen. Wir haben allerdings auch noch viele Überkapazitäten an Krankenhäusern in Deutschland - größere Gesundheitszentren wie in den Niederlanden und Dänemark sind in Deutschland noch nicht denkbar.
Pflege braucht mehr Geld - gerade für Personal und bessere Arbeitsbedingungen. Ich hoffe, dass es uns in Niedersachsen durch die Pflegekammer gelingt, der Pflege mehr Gehör zu verschaffen.
Gruß
Ingo