Warum wird gesagt, dass Ärzte wenig verdienen? Verdienen Ärzte tatsächlich zu wenig?

Thrombo

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Bioverfahrenstechnik
Man hört ja immer wieder von allen Seiten, dass Ärzte mit ihrem lebenswichtigen Beruf und der extrem hohen Arbeitsbelastung viel zu wenig verdienen. Wie seht ihr das? Jammern auf hohem Niveau oder muss schleunigst die schlimme finanzielle Lage der Ärzte verbessert werden? Im Ausland verdienen sie ja angeblich deutlich mehr.

Ich verstehe es ehrlich gesagt nicht und kann es auch nicht nachvollziehen. Ich höre oft: "Du hast Glück, wenn du 2000€ Netto verdienst..." oder "WERDE NICHT ARZT!!" oder "Jede Putzfrau verdient mehr!".

Wollen die einen verarschen oder weniger Konkurrenten haben? Warum wird versucht sich armzurechnen?

Viele aus meiner Familie (Cousins, Tanten, Großonkels...) und Bekanntenkreis haben Medizin studiert und meinen, dass es sich nicht lohnt Medizin zu studieren. "Du lernst wie bekloppt und dann nagst du am Hungertuch...", aber ich kenne und treffe ständig wohlhabende Ärzte, die Porsche, Yachten und anderen Schickeria-Kram besitzen. Die Ärzte aus meinem Familien- und Bekanntenkreis können sich auch ziemlich viele Dinge leisten, von denen der normale Durchschnittsakademiker nur träumen kann. (Das sind meine Beobachtungen!)

Was sagt ihr dazu? Lügen (bzw. dramatisieren) alle Ärzte bzgl. ihres Verdienstes oder ist das die Wahrheit? Die Statistiken auf den folgenden Seiten sehen doch versprechend aus, oder?


Wenn ich mir das so durchlese, dann sieht das doch OK aus. Die verdienen doch nicht schlecht!? Locker genug für ein ordentliches Leben. Warum lese ich dauernd über niedrige Gehälter und arme Ärzte? Verpasse ich da etwas?
 
Nun ja, die Arbeitsbedingungen von Assistenzärzten sind - je nach Arbeitgeber und Fachrichtung - schon recht heftig. Wenn man das Assistenzgehalt auf den Stundenlohn umrechnet, ist der wirklich nicht so berühmt. Es wäre übertrieben, von Armut zu sprechen, aber sich gemessen an ihrer Leistung als zu gering entlohnt zu empfinden - kennen wir dieses Gefühl nicht selbst? Unsere Gehälter entdprechen dem bundesdeutschen Durchschnitt, und viele von uns empfinden sie ebenfalls als nicht ausreichend.
 
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Ärzte haben 12 Semester Regelstudienzeit.( wenn man es in dieser Zeit hinbekommt) Dann kommt die Doktorarbeit. Da sind sie noch nirgendwo. Facharzt, wie lange braucht man da nochmal? Laut Internet 5 bis 6 Jahre. Wenn sie an einer Uniklinik arbeiten, wird neben der "normalen" Stationsarbeit noch die Forschung verlangt. Natürlich neben der normalen Arbeit. Und, zumindest bei uns auf Station, diese Verantwortung möchte ich nicht haben. Sorry, ich finde schon, das sie mehr Geld verdienen sollten. Und ich rede nicht von den Facharztpraxen. Aber jeder wie er will. Für mich ist das eine Neiddebatte. Ich möchte nicht Mediziner sein und werden.
 
I’m Vergleich mit den USA zum Beispiel ist das schon wenig.
 
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Ich finde es okay, wenn Ärzte und Ärztinnen gut verdienen - aber das tun sie ja auch. Am Hungertuch nagt ganz sicher keine(r) von ihnen... Und es hat auch nichts mit Neid zu tun, ich bin grundsätzlich nicht neidisch. Und ich möchte auch selbst kein Arzt/keine Ärztin sein - sonst hätte ich
 
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....Medizin studiert (oder es zumindest versucht).
Aber für mich stellt sich die Frage der Angemessenheit und ich finde, man muss unsere Mediziner/innen nicht bedauern.
 
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....Medizin studiert (oder es zumindest versucht).
Aber für mich stellt sich die Frage der Angemessenheit und ich finde, man muss unsere Mediziner/innen nicht bedauern.
hast du gelesen, wie lange ein Medizinstudium bis zum Facharzt dauert? Zwischen 10 und 12 Jahren wenn es gut und glatt läuft. Zu meiner Zeit in der Uniklinik hat ein Assistenzarzt nicht wesentlich mehr verdient als ich als Pflegefachfrau. Und da hatte er nochmal 5 bis 6 Jahre vor sich. Ich finde das schon verhältnismäßig. Kaum ein Studiengang dauert so lange wie der des Facharztes. Das gehört auch entlohnt, meiner Meinung nach.
 
hast du gelesen, wie lange ein Medizinstudium bis zum Facharzt dauert? Zwischen 10 und 12 Jahren wenn es gut und glatt läuft. Zu meiner Zeit in der Uniklinik hat ein Assistenzarzt nicht wesentlich mehr verdient als ich als Pflegefachfrau. Und da hatte er nochmal 5 bis 6 Jahre vor sich. Ich finde das schon verhältnismäßig. Kaum ein Studiengang dauert so lange wie der des Facharztes. Das gehört auch entlohnt, meiner Meinung nach.
Das Medizinstudium inkl. praktischem Jahr dauert 6 Jahre. Die Facharztweiterbildung ist nicht Bestandteil des Medizinstudiums.
 
Zu meiner Zeit in der Uniklinik hat ein Assistenzarzt nicht wesentlich mehr verdient als ich als Pflegefachfrau.
Da vergleichst Du jetzt aber wohl mit Deinem Gehalt als Pflegefachfrau in der Schweiz, und das scheint deutlich höher zu sein als unseres hier in Deutschland.

Ich habe mal vor x Jahren zufällig einen Blick auf den Lohnzettel einer Stationsärztin erhascht; ihr Gehalt war fast doppelt so hoch wie meins.
 
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Nun ja, die Arbeitsbedingungen von Assistenzärzten sind - je nach Arbeitgeber und Fachrichtung - schon recht heftig.
Das sind unsere doch auch.
Unsere Gehälter entdprechen dem bundesdeutschen Durchschnitt, und viele von uns empfinden sie ebenfalls als nicht ausreichend.
Die von Klinikpflegekräften sind m. W. sogar knapp drüber (und die von Altenpflegern ungerechtfertigterweise knapp drunter); da muss man aber mal schauen, was alles so im Durchschnitt dabei ist: Das sind Leute, die teilweise null Verantwortung tragen und ganz normale Arbeitszeiten haben - beides mit der Arbeit einer Pflegefachkraft nicht vergleichbar.
Und das ist absolut ungerecht.
Nicht umsonst fordern Pflegeverbände ein Mindestgehalt von 4000€.
 
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Da vergleichst Du jetzt aber wohl mit Deinem Gehalt als Pflegefachfrau in der Schweiz, und das scheint deutlich höher zu sein als unseres hier in Deutschland.

Ich habe mal vor x Jahren zufällig einen Blick auf den Lohnzettel einer Stationsärztin erhascht; ihr Gehalt war fast doppelt so hoch wie meins.
ich schrieb doch, in meiner Zeit in einer Uniklinik. Nein, hier in der Schweiz verdienen auch die Assistenzärzte wesentlich besser als in DE. ;-)
 
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Ich denke nicht, dass Ärzte im Krankenhaus zuviel verdienen. Die größten Jammerlappen sind aber nicht die Krankenhausärzte, sondern die Praxisärzte mit Reinerträgen von > 200.000€ pro Jahr pro Arzt. Privatwirtschaftliches Risiko ist bei Praxisärzten zudem nicht gegeben, da alles planwirtschaftlich durchreguliert ist. Insolvenzquote im Bereich 0,1%. In der freien Wirtschaft sind es 4 - 5 %.

Im Bereich der Arzt- und Zahnarztpraxen wurden im Jahr 2023 insgesamt 35 Insolvenzen bekanntgegeben
 
Ich denke, hier kann man auf zwei Ebenen argumentieren.
Die eigentliche Frage las ich als die, ob Ärzte, gemessen an objektiven Kriterien, "arm" seien. Im Diskussionsverlauf drehte sich die Fragestellung eher hin zur Angemessenheit des Gehalts ggü. der Qualifikation und Tätigkeit. Beides sind verschiedene Paar Schuhe, die nur lose miteinander zu tun haben.

In absoluten Zahlen kenne ich keinen Arzt, der am Hungertuch nagt oder sein Brot am Ende des Monats nicht bezahlen kann. Wie sich das Gehalt zur langen Zeit des Studiums und der alltäglichen Verantwortung bzw. Belastung verhält, ist etwas anderes. Da sehe ich die Kollegen ähnlich gut oder eher schlecht bezahlt wie uns Pflegekräfte.
 
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Hier die vollumfängliche Arbeitszeitstatistik: Arbeitszeit von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland: Ergebnisse des Mikrozensus mit Fokus auf Niedergelassene

Unter dem genannten Link findet ihr eine sehr ausführliche Aufschlüsselung, nach diversen Aspekten sortiert: Abhängig beschäftigt, freiberuflich, Gesamtbetrachtung, nach Geschlecht sortiert (weiblich, männlich), nach Teilzeit und Vollzeit sortiert, wöchentliche Arbeitszeit nach Arzttyp, Mittelwerte der wöchentlichen Arbeitszeit nach Arzttyp und Tätigkeitsumfang, Wunsch nach weniger Arbeitszeit nach Geschlecht und Beschäftigung usw.

Viele interessante Tabellen zum Durchstöbern. Viel Spaß damit.
 
Das sind unsere doch auch.

Das sind Leute, die teilweise null Verantwortung tragen und ganz normale Arbeitszeiten haben - beides mit der Arbeit einer Pflegefachkraft nicht vergleichbar.
Und das ist absolut ungerecht.
Auch Ärzte haben eine hohe berufliche Verantwortung und bescheidene Arbeitszeiten. Warum dürfen sich Pflegende als "absolut ungerecht" bezahlt empfinden und Ärzte nicht?
 
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