Warum nüchtern in den OP?

charmingbaer

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Hallo ihr Lieben,

ich habe noch nciht mit der Ausbildung angefangen (bewerbe mich gerade für nächtes Jahr) und irgendwie kam bei mir letztens die Frage auf, warum man eigentlich nüchtern in den OP muss. Ich meine, ich sehe es als selbstverständlich an aber weiß gar nicht wirklich den Grund. Bei einer Bauch-OP kann man es ja vielleicht noch verstehen, aber was ist z.B. mit einer Knie-OP?
Wäre froh, wenn mir die Frage jemand beantworten kann, für die, die schon in der Ausbidlung sind, ist das sicher keine Schwierigkeit... :fidee:

Vielen Dank und liebe Grüße, Anja
 
Also bei Bauch/Darm-Ops ist zum einen die Sicht besser ohne Nahrung im Körper.
Bei anderen Ops unter Narkose möchte man sichergehen, dass der Pat nicht erbricht und sich dann womöglich am Erbrochenen verschluckt, welches lebensbedrohlich sein kann, da natürliche Reflexe wie zB das Würgen dann nicht mehr vorhanden sind.:daumen:
 
Hallo

Es hat Jahrzehnte gedauert, bis man bemerkt hat, das Patienten immer wieder verstarben, wenn Sie nicht im nüchternen Zustand operiert wurden.
Nüchternheit war auch früher ein großes Problem, da einige Chirurgen den Patienten viel Alkohol zu trinken gaben, damit die Schmerzen erträglicher wurden.

Heute hat man andere Möglichkeiten mit den "modernen" Narkosen.
  • Um die Sicherheit enorm zu erhöhen, läßt man den Patienten nüchtern, d.h. nichts trinken, nichts essen, nichts lutschen, nichts kauen und nichts rauchen.
  • Wenn der Patient nicht nüchtern ist, ist erstmal der Magen voll, somit könnte der Mageninhalt beim intubieren eines Trachealtubus in die Luftröhre - aus den Magen in die Lunge gelangen. Dies kann schwere Schäden mit sich bringen und evtl. zum Tod führen.
  • Zudem führt Rauchen, Kaugummi kauen oder ein Bonbon lutschen dazu, dass der Mageninhalt sehr sauer wird. D.h. wenn dieser sehr saure Mageninhalt in die Lunge gelangt, werden die Schäden noch nachhaltiger.
Ausserdem ist vielleicht interessant, auch wenn ein Patient eine lokale Anästhesie bekommt, ist es immer besser dass er nüchtern ist, damit jederzeit eine Vollnarkose durchgeführt werden kann. Es gibt immer wieder Situationen (sehr selten) das die geplante Anästhesie nicht so funktioniert wie gedacht. Und als letzes Mittel steht dann immer die Vollnarke zur verfügung.

Ein Patient der nicht nüchtern ist, würde vor der Narkose eine Magensonde bekommen. Dann wird der Mageninhalt abgesaugt und anschließend vor der Narkose die Magensonde wieder herausgezogen. (Damit kein künstlicher Kanal entsteht, der während der Intubation den Mageninhalt in die Lunge bahnen könnte.

Alles in Allem - es geht immer um den sauren Mageninhalt, der nicht in die Lunge gelangen darf.

Ich bin mir sicher, das viele nicht wissen, warum ein Patient nüchtern in den OP gefahren werden muss. Deshalb finde ich es toll, dass hier diese Frage gestellt worden ist.
 
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Heute hat man andere Möglichkeiten mit den "modernen" Narkosen.
  • Um die Sicherheit enorm zu erhöhen, läßt man den Patienten nüchtern, d.h. nichts trinken, nichts essen, nichts lutschen, nichts kauen und nichts rauchen.
Bei uns dürfen die Pat. seit kurzem klare Flüssigkeiten trinken (Wasser, Tee - aber keine Milch, Säfte,...). Scheint besser zu sein. Hatte für Kinder schon vor Jahren gehört, dass das so läuft, weil dann die Magesaftproduktion sogar geringer ist, als bei vollständiger Nüchternheit.
Und klar, geht natürlich nicht bei OPs, wo der Operateur was dagegen hat; die Richtilinie oben kommt von der Anästhesie...

Ein Patient der nicht nüchtern ist, würde vor der Narkose eine Magensonde bekommen. Dann wird der Mageninhalt abgesaugt und anschließend vor der Narkose die Magensonde wieder herausgezogen.
Das hab' ich ja noch nie gehört. Und im übrigen auch noch nie gesehen oder erzählt bekommen.

Dem Rest kann ich nur zustimmen!

Ulrich
 
[/list]Bei uns dürfen die Pat. seit kurzem klare Flüssigkeiten trinken (Wasser, Tee - aber keine Milch, Säfte,...).

Bis direkt vor die OP?

Bis 2 Stunden vorher, das kenne ich auch. Ist zwar bei uns im Haus nicht so, aber das wird teilweise so gehandhabt in moderneren Häusern. Aber bis direkt vorher kenne ich nicht...!?
 
Hallo Ulrich

Der Umgang mit "nicht nüchternen Patienten" ist in vielen Krankenhäusern sehr unterschiedlich.
  • Natürlich gibt es mehrere Möglichkeiten mit einem "nicht nüchternen Patienten" umzugehen.
  • Falls Du es noch nicht gesehen und gehört hast, dass man einem Patienten einen Magensonde legt, Magensaft absaugt und dann wieder zieht - habe ich zwar selten gesehen - aber es gibt diese Möglichkeit - in ganz speziellen Situtationen eine sichere Möglichkeit.
  • Normalerweise werden bei "nicht nüchternen Patienten" z.B. Blinddarm-OP bestimmte Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt, die selbst in sich umstritten sind. Hier geht es um die Lagerung zur Intubation, spezielle Handgriffe und spezielle Narkosemedikamente.
  • Grundsätzlich ist das Ganze eine echte Glaubensangelegenheit in jeder Anästhesieabteilung.
Der Hinweis dass Patienten minimal Wasser zu sich nehmen können und dann trotzdem als "Nüchtern" gelten, ist zur Zeit richtig. Aber umstritten ist die genaue Menge.

Lieber Kollege Ulrich, mach doch mal einen Vorschlag zur Menge Wasser oder Tee, damit sich Schüler etwas darunter vorstellen können.
 
Liebe Kollegen,

bitte diskutiert das in einem neuen Thread.
Der Thread hier heisst:

Warum nüchtern in den OP?:trinken:

Danke
Narde
 
Hallo narde

Vielleicht hast Du Recht.

Aber wenn das Pflegepersonal nicht weiß was alles mit den Patienten angestellt wird, wenn er nicht nüchtern ist, kann es dem Personal nicht klar werden "Warum der Patient im OP nüchtern sein soll".

Für mich war das kritische Nachfragen genau das Richtige um das Thema zu begreifen. !!
 
Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure ausführlichen Antworten!!

Gruß, Anja
 
Sind nicht die angewendeten Narkotika und deren Wirkung auf die Schutzreflexe die Ursache für das Nüchternlassen vor der OP?

Elisabeth
 
Und welche Schutzreflexe wären dabei relevant?
 
Hallo

Die Narkosemedikamente schalten zum größten Teil die Schutzreflexe aus.
  • Es gibt spezielle Medikamente, die einige schwache Schutzrelexe erhalten, allerdings haben diese Narkosemedikamente Nebenwirkungen die nicht immer erwünscht sind.
  • Somit nimmt man auch oft Narkosemedikamente, die alle Reflexe ausschalten.
  • Das größte Problem sind der Schluckreflex und Hustenreflex.
Mein persönlicher Zusatztipp.
  • Im Sommer kann die Nüchternheit für Kinder und Älternen Menschen ein echtes Problem darstellen, wenn sich die Operation oder die Untersuchung um mehrere Stunden verzögert. Dabei ist oft nicht klar wann der Patient dann wirklich drankommt.
  • Bei sehr alten Erwachsenen sollte man nicht zögern, auf der Station eine Infusion zu legen und den Wasserhaushalt etwas auszugleichen. Der Stress der Patienten und die Hitze im Sommer sind sicher verantwortlich für einige Herzinfarkte (allerdings kann ich dies nicht mit Zahlen belegen, aber in Fachkreisen ist dies ein Thema)
 

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