Hallo,
die Diskussion habe ich mit Begeisterung gelesen. Ehrlich gesagt, find ich sie weder unsinnig noch unwichtig. Dabei treten natürlich Meinungen aufeinander, die sich wahrscheinlich nie einem Kompromiss nähern werden.
Ich möchte einfach mal meine Sichtweise aus beiden Perspektiven schildern. Einmal aus der Patientensicht und einmal aus der Sicht der Kollegin. Wobei ich glaube, dass beide Sichtweisen gar nicht so unterschiedlich sind.
Unterwäsche Kleiderordnungstechnisch zu regeln finde ich auch übertrieben, scheint aber in Anbetracht der Clowns unter den weißen Hosen (ob männlich oder weiblich) tatsächlich notwendig zu sein. Ich empfinde es als Patientin einfach nur furchtbar, wenn man weiß, welche Unterwäsche die Pflegekraft trägt, ob Mickey Maus Boxershort oder Stringtanga in Schweinchenrosa. Ist die Hose durchscheinend, dann erwarte ich tatsächlich Unterwäsche, die nicht nach Außen sichtbar ist. Genauso abstoßend finde ich, wenn man von Schwester und Pfleger XY den halben Hintern beim Betten sieht, weil T-Shirt oder Kassack zu kurz sind. Als Kollegin ist mir das eher peinlich, mit jemandem zusammenzuarbeiten, weil ich mir durchaus Gedanken mache, wie der mir ausgelieferte Patient denkt.
Ungepflegte, lackierte, gegeelte oder sonstwie verunstaltete Fingernägel und Hände haben bei einer Pflegekraft nichts verloren, das ist unhygienisch und ich muss hygienisch arbeiten und nicht schick aussehen. Um das zu vermeiden, achte ich persönlich auf kurze Fingernägel und dass ich im Garten mit Handschuhen arbeite, damit ich nicht in jeder Nagelpfalz die Erde mit zur Arbeit schleppe oder vorher Stunden brauche, um mich wieder "pflegetauglich" zu bekommen. Lange Haare gehören zusammengebunden und Unterarme und Händen nicht mit Ringen und Ketten behangen. Selbst meine Uhr verschwindet in der Kitteltasche.
Gegen Make-up hab ich gar nichts, solange es dezent ist. Ich mag generell nicht wenn jemand wer weiß wie angemalt ist. Allerdings kann ich das durchaus noch tolerieren. Mir gefällt es nicht, ich finde es unnötig sich für die Arbeit wer weiß wie aufzubrezeln, aber wer mag - bitte. Das Einzige, was ich abgrundtief widerlich finde, ist, wenn die Kollegen, die morgens in den Farbtopf fallen einfach stets und ständig den Telefonhörer versiffen. Für mich als Allergiker unter den Kollegen, die bewusst auf Schminke und Make-up verzichten (müssen) eine absolute Zumutung. Es ist nämlich absolut oberdoof, wenn man nach dem Telefonat erstmal sehen muss, wie man das Make-up der Kollegin aus dem Gesicht wieder los wird und noch Glück haben muss, dass nich wieder alles juckt. Ein absolutes No-Go und vielleicht mal ein Appell an die Geschminkten - wischt zwischendurch mal den Telefonhörer ab. Den gleichen Apell richte ich auch an die stark schwitzenden, die interessanterweise am Hörer auch stets Spuren hinterlassen.
Ein weiteres No-Go sind die Parfumisten unter den Kollegen (und auch unter den Patienten). Muss man nach dem Duschen gleich wie ein 7-stöckiges Freudenhaus duften und Patienten wie Kollegen den Atem rauben? Wenn ich im Krankenhaus liege, weil ich eh schon keine Luft bekomme und die eingeduftete Schwester die Türe öffnet, bekomme ich gleich heftigste Atemnot- und Hustenattacken. Leider weiß man das frühmorgens nicht, wer reinkommt und ist dem einfach hilflos ausgeliefert. Ist ein ganz tolles Gefühl, man hat schon "Unmengen" Solu Decortin i.v. bekommen, hängt noch am Bronchospasminperfusor und die gedankenlose und individuelle Pflegekraft, die sich nicht verbiegen lassen möchte, kommt rein und macht alle Luft wieder zunichte. Da fühlt man sich gleich doppelt gut aufgehoben.
Da mir leider solche Geschichten nicht nur einmal passiert sind, entschuldigt bitte meinen Zynismus. Ich habe kein Problem damit, wenn jemand sich individuell entfalten möchte. Im Krankenhaus hat man aber mit Menschen zu tun, die sich u. U. nicht wehren können. Mittlerweile kann ich zumindest als Kollegin die Bitte äußern - hey.. du dein Parfum, ich vertrag es nicht, kannst du darauf verzichten, wenn du mit mir arbeitest? Das klappt aber auch erst seitdem ich mehrfach auf der Arbeit selber zum Notfall wurde. Als Patientin fällt mir eine solche Bitte ungleich schwerer, aber sollte ich nochmal stationär ins Krankenhaus müssen, schmeiß ich die Pflegepersonen raus, die mir im wahrsten Sinne die Luft zum atmen nehmen.
LG und ein schönes Weihnachtsfest
Jumanji