Soziale Ängste als Ausschlusskriterium?

cockroach

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04.03.2020
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2
Beruf
angehende Pflegefachfrau
Funktion
Azubi
Hallo ihr Lieben,

ich beginne bald die Ausbildung zur Pflegefachfrau und mache mir Gedanken, dass man mich mit meinen Eigenschaften nicht so akzeptieren könnte.
Ich habe lange gedacht, um in diesem Beruf arbeiten zu können muss man extrovertiert, super selbstsicher, gesprächig oder sogar dominant sein. Mittlerweile sehe ich das etwas anders, trotzdem habe ich Angst vor dem Urteil anderer.

Ich selbst bin eher introvertiert, ruhig, höre lieber zu als zu reden und was der eigentliche Knackpunkt ist, ich habe zusätzlich eine soziale Angststörung. Ich habe schon große Fortschritte gemacht und vieles gemeistert was früher nicht möglich oder sehr schwierig war und natürlich arbeite ich stetig weiter daran. Trotzdem werden mich meine Ängste wohl immer begleiten. Ich weiß, dass es für mich in der Ausbildung nicht leicht wird aber ich möchte es gerne versuchen.

Jetzt frage ich mich wie ich damit am besten umgehen soll. Ich tendiere dazu mit offenen Karten zu spielen, da es ein wesentlicher Teil meines Leben ist und mich einfach ausmacht. Ich überlege das z.B. bei einem der Kennenlernspiele (die wohl am Anfang gerne stattfinden) zu thematisieren. Ich habe aber Angst, dass man mir das negativ auslegt und denkt, dass ich den falschen Beruf gewählt habe und ich mich so selbst ins Aus schieße. Andererseits möchte ich mich, so wie ich bin, nicht verstecken oder verstellen müssen.

Ich wollte einfach mal eure Meinung dazu hören. Denkt ihr, dass man mit solchen Voraussetzungen in der Pflege arbeiten kann? Gibt es noch andere in dem Beruf, die sich in der Beschreibung ein Stück wiederfinden und berichten können. Und denkt ihr, dass es okay ist das Anzusprechen oder fändet ihr das komisch?
 
Hej, und guten Morgen!

Ich glaube nicht, dass man für die Arbeit in der Pflege extrovertiert oder gesprächig sein muss. Was du können musst, so denke ich jedenfalls, ist Entscheidungen treffen und umsetzen, und du musst teamfähig sein. Das setzt aber nicht voraus, dass du viel redest, sondern lediglich, dass du dich einfügst.
Introvertierte Menschen sind meiner Erfahrung nach oft Menschen, die deutlich zugänglicher und empathischer sind als andere, was in einem Pflegeberuf sehr von Vorteil ist. Du musst die Patienten ja nicht tot quatschen, sondern lediglich für sie ansprechbar sein und ihnen auch mal erklären können, was mit ihnen passiert, oder ein offenes Ohr für sie haben.

Ob es klug ist, direkt zu Ausbildungsbeginn allen von deinen Ängsten zu erzählen, halte ich aber für zweifelhaft. Vielleicht schaust du erst einmal, wie sich der Klassenverband entwickelt. Es würde mich sehr wundern, wenn sich nicht mindestens ein oder zwei andere Azubis finden, die ebenfalls eher zurückhaltend sind. Denen gegenüber könntest du es vermutlich eher zur Sprache bringen.
Direkt vor der Gruppe wird es eher dazu dienen, dich zu einem leichten Opfer zu machen - Gruppendynamiken sind schwierig.

Ich bin eher ein kommunikativer Typ, kenne die Angst vor der Verurteilung aber sehr gut. Offen gestanden hat es mir sehr geholfen, in meinem Vorpraktikum viele Fragen zu stellen, aufmerksam und neugierig zu sein und einfach einen vernünftigen Eindruck zu erlangen und zu hinterlassen. Es wird immer Menschen geben, die etwas auszusetzen haben, aber das passiert einem in jedem Berufsfeld.

Lass dich nicht vorab schon einschüchtern, du schaffst das und hast ja Zeit, dich zu entwickeln!

LG Moon
 
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In der Pflege hat fast jeder einen an der Klatsche, daher nur zu ("normale" Menschen machen den Job nicht, das geht nur wenn man nen Schatten hat).

Liest man hier ja auch oft genug, dachte schon als ich bin in einem Psychforum gelandet...

Ich hab zum Glück endlich den Absprung geschafft und hab meinen Job auf Mitte des Jahres endgültig an den Nagel gehängt und zähle die Tage. Und ich muss sagen, das fühlt sich verdammt gut an. Alle anderen die sich unserem schwachsinnigen System weiterhin hingeben, mein herzliches Beileid.
 
Ich hab zum Glück endlich den Absprung geschafft und hab meinen Job auf Mitte des Jahres endgültig an den Nagel gehängt und zähle die Tage. Und ich muss sagen, das fühlt sich verdammt gut an. Alle anderen die sich unserem schwachsinnigen System weiterhin hingeben, mein herzliches Beileid.

Das ist für angehende Auszubildende und Berufseinsteiger nicht sehr ermutigend und in diesem Thread ziemlich fehl am Platz, finde ich. Es ist toll, dass du für dich eine Entscheidung getroffen hast, aber jemandem den neuen Job vorab schon schlecht zu reden, ist nicht die feine Art.
 
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Das ist nun mal die Realität, der sollte man schon ins Auge schauen...
 
@cockroach
Ängste müssen nicht per se ein Problem darstellen. Fang die Ausbildung erstmal an und schau ob Du klar kommst. Nur die Zeit wird zeigen ob es das richtige für dich ist.
Ich hatte auch sehr ruhige Kurskameraden/Kurskameradinnen. Es sind alles gute Pflegefachkräfte ;)
Jedoch schließe ich mich @Moonchaser an:Warte erstmal ab, bevor du quasi mit der Tür in's Haus fällst... Das könnte wirklich nach hinten los gehen.
Alles Gute für dich.


@FLORA.BLEIBT
Glückwunsch, dass Du für Dich eine Entscheidung getroffen hast die Dich freut. :) Ich wünsche Dir auf Deinem weiteren beruflichen Weg nur das Beste!
 
Herzlichen Glückwunsch Flora! Hast auch genug durchgemacht in den Jahren und zuviel gesehen. Ich ziehe mich demnächst auch aus der Pflege raus und gehe ins Stationsmanagment.
 
Recht hast du. Knapp 20 Jahre Anästhesie/Intensiv sind mir genug. Anästhesie ist geil, werd ich vermissen. Unter den aktuellen Rahmenbedingungen bin ich allerdings nicht mehr bereit zu arbeiten. Wer's weiter mitmacht, der ist selber schuld....

Guten Start!!
 
Das ist nun mal die Realität, der sollte man schon ins Auge schauen...

Da magst du Recht haben, und ich wollte deine Vorfreude nicht schmälern. Tut mir Leid, wenn das so rüber kam! Ich war nur überrascht, so negative Worte gegenüber der eh schon unsicheren OP zu lesen.

Du hast ja scheinbar wirklich lange in dem Feld gearbeitet, und wenn es dich nun in einen neuen Job treibt, wünsche ich dir da auf jeden Fall alles Gute.
 
Ich kann aktuell niemanden guten Gewissens den Schritt in Richtung Krankenpflege empfehlen.
 
Was bitte haben die letzten Antworten mit der Ausgangsfrage, namentlich der Arbeitsfähigkeit in einem Pflegeberuf mit einer Angststörung, zu tun?

@cockroach : Ich persönlich fände es befremdlich, wenn mir mein Gegenüber beim Kennenlernen zuallererst von seinen Krankheiten berichtet. Ich kann verstehen, dass Du Dich nicht verstellen willst, würde aber auch nicht mit meinen Problemen hausieren gehen. Sicherlich gibt es noch andere Punkte, mit denen Du Dich charakterisieren könntest. Im Laufe der Ausbildung wirst Du hoffentlich ein paar Freunde unter den Kurskameraden finden und merken, wem Du Dich anvertrauen kannst.

Bist Du in Therapie? Was sagt Dein behandlender Arzt oder Therapeut zu diesem Berufswunsch? Und was meint der Betriebsarzt?
 
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Ich kann aktuell niemanden guten Gewissens den Schritt in Richtung Krankenpflege empfehlen.

Hey Flora, darf man fragen, in welche Richtung es geht?
Ich hoffe aber trotzdem, dich ab und zu hier zu lesen...... ich würde deine bissigen, (teils zynischen) Kommentare, die aber meist stets den Nagel auf den Kopf treffen, sehr vermissen.....
Alles Gute für dich
 
Danke für euer Feedback, das hilft mir schon ein Stück weiter.

@-Claudia- Nein, ich bin zur Zeit nicht mehr in Therapie. Eine Frau die mich betreut, fand mich für den Beruf geeignet und hat mich mehr oder weniger auf den Trichter gebracht. Von meinen Ärzten habe ich diesbezüglich kaum Rückmeldungen bekommen. Ich glaube der ein oder andere traut mir das nicht zu aber ich habe zu denen auch keinen so guten Draht, daher spielt das für mich keine große Rolle.
Zum Betriebsarzt muss ich erst noch. Sollte ich das dort ansprechen?
 
Ich war noch bei keinem Betriebsarzt, der mich nach einer Psychischen Erkrankung gefragt hätte und ich wäre mit der freiwilligen Auskunft bzgl. Depression und Co auch dem Betriebsarzt gegenüber sehr zurückhaltend....
 
Dann warst Du bei anderen Betriebsärzten als ich. Eine Erkrankung, die sich auf die Arbeitsfähigkeit auswirken könnte - und davon scheint die TE auszugehen - nicht anzugeben kann als arglistige Täuschung ausgelegt werden und zur Anfechtung des Arbeitsvertrags, bis hin zur fristlosen Kündigung, führen. Arbeitgeber schickt mich zum Betriebsarzt: Wie kann ich mich wehren? | Deutsche Anwaltshotline

Die TE möchte gegenüber den Kurskameraden, die das eigentlich gar nichts angeht, ihre Probleme offen ansprechen, soll sie jedoch dem Betriebsarzt, der davon Kenntnis haben sollte und (im Gegensatz zu den Kollegen in diesem Punkt) der Schweigepflicht unterliegt, verschweigen? Das erscheint mir recht paradox.
 
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Dann warst Du bei anderen Betriebsärzten als ich. Eine Erkrankung nicht anzugeben kann als arglistige Täuschung ausgelegt werden und zur Anfechtung des Arbeitsvertrags, bis hin zur fristlosen Kündigung, führen.

Ja Claudia, das ist ein Teilaspekt des Inhalts deines Links. Da steht u.a. auch, ich zitiere aus dem Link
Es gibt der Grundsatz, dass nicht jede falsche Angabe des Arbeitnehmers bei der Einstellung bereits eine arglistige Täuschung i. S. des § 123 BGB darstellt, sondern nur eine falsche Antwort auf eine zulässig gestellte Frage (Bundesarbeitsgericht (BAG) Urteil vom 21. Februar 1991 - 2 AZR 449/90 - AP Nr. 35 zu § 123 BGB).“
Nicht nur einmal habe ich erlebt, dass die Bekanntgabe einer psychischen Erkrankung, auch die die nur in der Vergangenheit bestand gegenüber Betriebsarzt und AG negativ gewertet wurden, obwohl hier weder erhöhte AU-Zeiten noch sonst was bestanden.

Wenn mich niemand nach einer psychischen Erkrankung fragen würde, dann würde ich das nur sehr wage formulieren. Die Threadstarterin war in Behandlung, es geht ihr besser und keiner ihrer Ärzte hat ihr gegenüber Zweifel geäußert.
Von mir aus würde ich nichts sagen, wenn mich niemand fragen würde...., aber das muss die Threadstarterin selbst entscheiden.
 
Weder Du noch ich können über die Arbeitsfähigkeit der TE entscheiden. Ich sage nicht, dass psychische Erkrankungen eine Pflegetätigkeit von vornherein ausschließen würden. Laut FLORA.BLEIBT (die nun ja doch flieht) ist es ja eher eine Grundvoraussetzung denn ein Hindernis
;)

ich habe zusätzlich eine soziale Angststörung. Ich habe schon große Fortschritte gemacht und vieles gemeistert was früher nicht möglich oder sehr schwierig war und natürlich arbeite ich stetig weiter daran. Trotzdem werden mich meine Ängste wohl immer begleiten.
Wir sprechen also nicht von einer lange Jahre zurückliegenden, einmaligen Episode, sondern von einer langjährigen, auch derzeit bestehenden Erkrankung, auch wenn die TE inzwischen damit besser zurecht kommt.

Ich tendiere dazu mit offenen Karten zu spielen, da es ein wesentlicher Teil meines Leben ist und mich einfach ausmacht. Ich überlege das z.B. bei einem der Kennenlernspiele (die wohl am Anfang gerne stattfinden) zu thematisieren. Ich habe aber Angst, dass man mir das negativ auslegt und denkt, dass ich den falschen Beruf gewählt habe und ich mich so selbst ins Aus schieße. Andererseits möchte ich mich, so wie ich bin, nicht verstecken oder verstellen müssen.
In den Unterrichtsstunden sind die Lehrkräfte anwesend, werden also die Offenbarungen der TE ebenfalls hören. Abgesehen davon wäre ich nicht sicher, ob alle Kurskameraden verschwiegen wären; tatsächlich würde ich eher davon ausgehen, dass da ganz schön getratscht wird (wir reden schließlich von Jugendlichen). Die Schule würde somit über kurz oder lang von der Erkrankung Wind bekommen. Hat sie die Erkrankung dann nicht beim Betriebsarzt mitgeteilt, könnte dies die genannte arglistige Täuschung darstellen.

Wenn die TE "mit offenen Karten spielen" möchte, dann bitte auch dem Betriebsarzt gegenüber. Der ist nicht ihr Feind.
 

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