Muttermilchgewinnung im Koma

Musik

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19.01.2007
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Beruf
Fachkinderkrankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Neonatologische Intensivstation
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Pflege, Stillberaterin,Mentor
Hallo,
bei uns liegt eine Frau mit Schädelbasisbruch die ihr Kind deshalb in der 35 SSW per Sectio bekomen hat.
Sie soll 6x am Tag von uns abgepumpt werden, obwohl sie noch intubiert und sediert ist.
Wie geht ihr mit so einer Situation um?
 
Hallo Musik,

also aus der Pflegerischen sich kann ich Dir nicht sagen wie ich, damit umgehen würde.
Aber vielleicht mal so als Gedanke wieso sinnvoll, selbst wenn sie ihr Baby nicht stillt.
Es ist einfach so das durch das Stillen, die Hormone, den Körper wieder auf "normalModus" umstellen. zurückbilden der Gebärmutter, festigung der Knochstruktur (bei einer Fraktur ja nicht unerheblich) und und und ...
Und auch verhindert es das sie auch noch einen Mastitis bekommt.

Vielleicht hilft Dir diese wissen ja besser mit der situation umzugehen und nicht zu denken: Wieso mach ich das, das Baby sollte die Milch meiner Meinung nach eh nicht Bekommen, weil sedierung läuft.
 
Ich kann dir leider auch keinen Rat geben, da ich noch nie in so einer oder einer ähnlichen Situation war.

Mich würde jedoch interessieren, inwiefern die Medikamente sich auf die Muttermilch auswirken?
 
Abpumpen heißt ja nicht unbedingt, dass die Muttermilch dann dem Baby gegeben wird.

Habt ihr im Team Unterstützung durch Supervision o.ä.? Denn es geht meinem Gefühl nach weniger um das Abpumpen an sich (das dient der Mastitisprophylaxe), sondern um die Behandlung einer Frau, die eben entbunden hat, was "eigentlich" ein freudiges Ereignis sein sollte. Wir hatten mal eine frischgebackene Mutter zur Chemotherapie bei uns liegen. Da hatten wir auch dran zu knapsen.
 
Hm- wenn ich 6 x am Tag abpumpe, dann dürfte der Milcheinschuss sich kaum reduzieren. Früher gab es Eis und die Brust wurde hochgebunden. Versorgung erfolgte im Rahmen eines Schwesternkonsils. Hat gut funktioniert. Mastitis ist auch kein Thema gewesen.

Wer hat das Abpumpen veranlasst? Ist zu erwarten, dass sie in den nächsten Tagen wieder voll orientiert sein wird? Muss man ev. auch von einer längeren Rehazeit ausgehen? Wie soll sich das zukünftig gestalten?

Elisabeth
 
Die Entbindung ist jetzt 3 Tage her. Milch hat sie noch nicht. Also keine Gefahr der Mastitis. Ich glaube auch nicht das der Körper in diesem Fall alles daran setzt Milch zu bilden. Ausserdem ist ein Milcheinschuss durch Beobachtung zu sehen und dann kann immer noch professionell gehandelt werden. wenn sie wach ist, kann sie immer noch mit der Michbildung anfangen finde ich und wenn nötig kann man dann die Michbildung durch Medikamente unterstützen.
 
Was ist so schwierig an der Situation? Die Frau hat entbunden, ein Baby soll vielleicht zukünftig in den Genuß der Muttermilchernährung kommen. Wenn man davon ausgehen würde, dass die Mutter auch zukünftig nicht stillen soll, würde man doch die entsprechenden Medikamente verabreichen und gut ist. Dann würde man doch nicht 6x täglich abpumpen zur Mastitisprophylaxe. Damit steigere ich die Milchbildung und ich denke, dass ist auch so gewollt.

Häufiges Abpumpen soll den Milchfluss anregen, die Brust soll Milch produzieren dadurch. Ich habe mal gelernt, dass man innerhalb weniger Stunden nach der Geburt entweder dass Kind anlegen oder aber abpumpen soll, damit die Brust sich zur Milchbildung entwickelt. Jede Verzögerung kann das Stillen und die Milchbildung erschweren. Vielleicht ist hier jemand Stillberaterin und kann das besser erklären. Wenn die Mutter stillen wollte, sollte man auf jeden Fall sofort mit dem Abpumpen mehrmals täglich beginnen und nicht erst warten bis sie wieder wach ist. Kann sein, dass es dann nicht mehr klappt.
Im vorliegenden Fall kann die Mutter doch genesen, dann ist sie vielleicht froh, wenn man ihrem Kind nach absetzen der Medikamente die Milch füttern kann. Oder es sogar stillen kann.

Wenn euch im Team das so problematisch erscheint, warum bittet Ihr denn nicht die Hebammen das Abpumpen vorzunehmen?

Gruß ludmilla
 
Hallo

ich spreche aus eigener Erfahrung und aus Sicht einer mama und Stillberaterin :wink1:

also das Abpumpen ist wichtig, damit die MIlchbildung überhaupt in gang kommt und die Frau später stillen kann. Die MuMi an sich muss verworfen werden wg der Sedierung. Aber nur durch das Pumpen könnte ihr die Milchbildung in Gang bringen. Und hier ist es wichtig alle 3 max 4h abzupumpen. Ein Baby stillt i.d.R. 8 - 12 x in 24 h und so oft sollte eigentlich auch abgepumpt werden, um das alles aufrecht zuerhalten.

Der Mastitisprophylaxe dient das Abpumpen weniger.

Und am besten holt Euch doch mal die IBCLC Stillberaterin des Hauses auf Station.
 
Die Entbindung ist jetzt 3 Tage her. Milch hat sie noch nicht. Also keine Gefahr der Mastitis. Ich glaube auch nicht das der Körper in diesem Fall alles daran setzt Milch zu bilden. Ausserdem ist ein Milcheinschuss durch Beobachtung zu sehen und dann kann immer noch professionell gehandelt werden. wenn sie wach ist, kann sie immer noch mit der Michbildung anfangen finde ich und wenn nötig kann man dann die Michbildung durch Medikamente unterstützen.

und genau so funktioniert es nicht im gegenteil. Milchbildung kann man durch medikamente nicht wirklich unterstützen. Das ist ein komplexer hormoneller und vor allem auch psychischer Ablauf und ihr sollte sofort mit dem Abpumpen beginnen.

Ganz wichtig finde ich auch, das ihr das baby auf Station holt und es ihr auf den Bauch legt, am besten nackig so das Hautkontakt vorhanden ist.
 
auch auf die Gefahr hin, gesteinigt zu werden:
mir erschließt sich noch immer nicht, warum abgepumpt werden soll.
Mutter und Kind sind wohlauf - ein Grund zur Freude!:cheerlead:
In der heutigen Zeit kann ein Kind ohne Muttermilch groß werden und eine enge Bindung zut Mutter bekommen, wie LiaSiSo schreibt, Körperkontakt, Geruch etc.

(schöne Grüße von einer Mutter von 3 nicht gestillten Kindern, die eine enge Bindung haben und genauso oder auch nicht allergische Reaktionen zeigen wie gestillte Kollegen)
 
Btitta natürlich wird ein Kind auch ohne MutteMilch groß. Aber weißt du, ob das auch der Wunsch der betroffenen Mutter ist?

Nein und deswegen sollte jetzt gepumpt werden damit sie das selber entscheiden kann.
 
zumindest erklärt es sich jetzt, warum gepumpt werden soll!
Das ist einleuchtend :emba:
 
...und die Mutter ist ja ganz offensichtlich nicht wohlauf...
 
Ich muss nochmal nachfragen- es geht hier um eine Mutter mit einem schweren SHT? Anders lässt sich das Koma ja net erklären. Es ist kaum zu erwarten, dass sie erwacht und alles ist wieder topfit. An den Krankenhausaufenthalt dürfte sich eine längere Reha anschließen. Ich kann mir ehrlich net vorstellen, dass das Stillen da im Vordergrund steht. Da geht es um ganz andere Sachen.
Frag ich mal anders: wessen Idee war das mit dem Abpumpen?

Manchmal habe ich den Eindruck, dass beim Thema Stillen so ein bisschen die Realität verkannt wird. Stellen wir uns vor, die Pat. kommt intubiert und sediert von der Intensivstation auf die Wochenstation. Hier gibt es ja die Spezialisten für Stillen und da dieses im Vordergrund zu stehen scheint... . Zeit dürften die Schwestern sicher haben. Und das bisschen Intensiv macht man doch nebenbei, zumal man ja nur eine solche Pat. hat. *ironieoff*

Elisabeth

Btw- ein Frühgeborenes auf einer Intensivstation auf dem Bauch der Mutter. Ich finde es gibt Grenzen. Hier dürfte wohl der Schutz des Kindes im Vordergrund stehen. Stichwort: Keimbelastung. Da wird es sicher einen Vater geben, der zum Kängeruhen angeleitet wird.
 
Wer hat denn das Abpumpen angeordnet? Kann man diesen Menschen nicht nach der Begründung fragen? Es hat doch sicherlich ein gynäkologisches Konzil gegeben. Jedenfalls wäre das bei uns das Procedere, falls eine Wöchnerin auf einer anderen Station liegen muss.
 
Gilt das auch für Pat. im Intensivbereich, die wegen eines schweren SHTs im Koma liegen und bei denen das Outcome noch ungewiss ist?

Elisabeth
 
Auch wenn eine Wöchnerin auf Intensiv liegt, kannst Du doch die Tatsache, dass sie eine Wöchnerin ist, nicht außer acht lassen. Es geht mir jetzt nicht nur um das Abpumpen, sondern auch um die Rückbildung etc. Neurologen und Intensivfachpflegekräfte werden damit zu selten zu tun haben. Ergo würden wir einen Gynäkologen hinzuziehen, dafür sind die da. Und Anordnungen in diesem Rahmen können dann sicher auch vom Konsiliar begründet werden.

Ich find's schwer, solche Sachen aus der Ferne zu beurteilen. Der Dialog vor Ort halte ich für wesentlich sinnvoller.

Meine Frage bleibt bestehen: Ist einfach der Grund für die Anordnung nicht klar ersichtlich? Oder ist der Umgang mit der Patientin problematisch, weil man mit der Tragik einer Wöchnerin im Koma schwer zurechtkommt? Dann wäre der Lösungsweg nämlich ein ganz anderer.
 
Natürlich gehört das Stillen bei dieser Mutter sicher nicht zu den obersten Prioritäten. Wenn es aber keine Kontraindikationen gegen das Abpumpen gibt, dann sollte an die Option für Mutter und Kind offen halten.
Auch der enge körperliche Kontakt von Mutter und Kind kann für die Mutter in dem Fall sehr positive Auswirkungen haben. Die Keimbelastung könnte man vorher abklären.
Habe erst neulich von einem einem ähnlichen Fall gelesen, da war sogar der Therapieabbruch schon Thema und nach dem Kontakt mit ihrem Neugeborenen hat sich die Mutter neurologisch gut erholt. leider finde ich den Beitrag nicht mehr, sonst hätte ich ihn verlinkt.
warum sollte man diese Maßnahmen nicht ausprobieren, warum hier Grenzen setzen?
 
Btitta natürlich wird ein Kind auch ohne MutteMilch groß. Aber weißt du, ob das auch der Wunsch der betroffenen Mutter ist?

Nein und deswegen sollte jetzt gepumpt werden damit sie das selber entscheiden kann.


Das verstehe ich nicht. Wie soll die Mutter, die im Koma liegt, denn zu ihren Wünschen Stellung nehmen????
Also ich hätte schlicht ein schlechtes Gewissen, wenn ich einer Frau, die in diesem Zustand ist, sechs mal am Tag mit der Milchpumpe zuleibe rücken würde.
Stichwort: Würde des Menschen.
Flaschennahrung tut's wohl auch.
Meine Meinung.
 
Die Frage ist halt wirklich, warum es gemacht wird.
Zur Ernährung des Kindes wohl kaum...das wäre ja sowas von unangebracht in Bezug auf die Medikamente.
Abpumpem um den Milchfluss zu erhalten damit die Mutter später selbst entscheiden kann ob sie stillen will? Kann ich mir auch nicht vorstellen. Denn es weiss ja offenbar keiner wann sie wieder wach ist. Und selbst dann wird sie ihre Kraft für sich selber brauchen (Reha usw).
Mastitisprophylaxe? Kann man auch anders betreiben. ( Es stillt ja nicht grundsätzlich jede Frau)
Rückbildung, Hormone, Knochenbildung bla bla geht auch von selber ohne stillen. Sonst wäre ja jede Frau die nicht stillt ziemlich arm dran.
Das Kind bei der Mutter auf den Bauch legen finde ich ansich nicht schlecht. Aber ich denke da muss man wirklich individuell jeden Fall anschauen. Keimverschleppung, Zustand des Kindes usw. Da möchte ich aber übers Internet keine Kommentare zu abgeben, denn wie gesagt, ich finde so etwas gehört direkt vor Ort entschieden.
Natürlich heisst es immer Muttermilch ist das beste, was ja bestimmt auch so ist. Aber es gibt heutzutage so gute Flaschennahrung. Auch damit bekommt man ein Kind groß. Und nicht jedes Kind wo Fläschen bekommen hat, ist automatisch immer krank, hat Allergien usw.
Ich persönlich würde es nicht für gut heißen wenn ich sowas machen müsste. Und auch nicht wenn man an mir sowas machen würde.
Zum Thema Mutter und Kind sind wohlauf: Naja, wenn man SHT, Koma und Intubation als wohlauf bezeichnen kann... Ich finde das jetzt nicht sooo wahnsinnig gesund. :weissnix: