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Wer Karriere machen will, muss den Beruf wechseln
Es gibt gar nicht so wenige Interessenten, wie man denken könnte. Während insgesamt immer weniger Jugendliche eine Lehre beginnen, ist die Zahl der Ausbildungsanfänger in den Pflegeberufen in den vergangenen Jahren meist gestiegen. Nur lockt der Beruf offenbar die Falschen: "Die Wenigsten wollen auf Dauer in die Pflege", sagt Jacobs, die in Köln Pflegeschüler als Mentorin betreut. Viele Abiturienten wollten mit der
Ausbildung die Wartezeit auf einen Medizinstudienplatz überbrücken und erste Erfahrungen im Krankenhaus sammeln.
Die angehenden Mediziner nutzen die Pflegeausbildung als etwas, was sie eigentlich nicht ist: ein Karrieretreppchen. Für Jacobs und ihre Kollegen ist das doppelt frustrierend: Sie geben sich Mühe mit der Einarbeitung und Betreuung und haben am Ende nur wenig davon. Durch das Auswahlmuster sei das Problem zum Teil selbstgemacht: "Das Abitur ist häufig Voraussetzung für die Pflegeschule. Wenn man sich die besten Absolventen holt, dann sind das auch die, die studieren und abwandern können."
Leistung müsste sich in der Bezahlung widerspiegeln
Selbst kommen die Pfleger nicht voran. Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb des Berufs, die laut Gesundheitsökonom Neubauer neben dem sozialen Prestige und der Bezahlung einen Verbleib attraktiver machen könnten, sind rar. Für ihren Einsatz in der Ausbildung bekommt Jacobs: nichts. Weiterbildungsmöglichkeiten sind zwar zahlreich - zum Beispiel in der Ernährungsberatung, der Wundversorgung und der Pflege von Krebspatienten, aber finanziell gewürdigt werden Zusatzqualifikationen auch nicht.
Die höchste Entgeltstufe ist schnell erreicht, und dann geht es nicht weiter. "Wir denken alle, wir müssten das mitmachen, weil wir doch so nette Menschen sind", sagt Jacobs. Leistungsbezogene Bezahlung hielte sie für eine gute Idee, es könnte Pflegekräfte auch motivieren, wenn auf arbeitsintensiveren Stationen mehr gezahlt würde als auf ruhigeren Posten.
Biete Pflege, suche Prestige