Lagerungsintervall bei Dekubitusprophylaxe

darouge

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Chemnitz
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Altenpfleger/QB/QA/PA/ Ernährungsbeauftragter, ehrenamtl. Dozent für Pflegeberufe- z.Z. Student
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tempus consumere in litteris ^^
tach auch,

derzeit herscht bei uns etwas unklarheit wie es sich mit den lagerungsintervallen verhällt und ich würde da gern abhilfe schafen.
im besonderen geht es um die nächtlichen lagerungszeiten. am tage beträgt diese i.d.R. 4h. Nun sehe ich es nicht ein Nachts auch alle 4h die leute zu wecken um sie zu drehen. (ausser natürlich es ist notwendig!!)

Was sagt der MDK dazu? (hab leider mit google nix gefunden)
Wie macht ihr das in der Einrichtung?
Gibt es da Standarts? Wenn, wo bekomm ich die?
Wie könnte man das kurz und knap in die PP integrieren.


Nach meinem Wissen darf der Lagerungsintervall 6h nicht überschreiten. Einige Stationen lassen sich den nächtl. L-Intervall von 6h auch ärztl. Anordnen, was ich aber für absoluten blödsinn halte, da Decub.prophylaxe eine pflegerische Aufgabe ist und dass im Grunde nur "Verantwortungsabschieberei" ist.
Natürlich ist mir klar das die Intervalle immer individuell sind (aber die 4h grenze nicht überschreiten sollen), was auch der Fall ist. denoch ist es so, das Bewohner nachts geweckt und "sinnloss" Gelagert werden, nur weil die Bradenscala unter 18 liegt -.-
Da diese aber dummerweisse den individuellen Hautzustand nicht berücksichtigt* und meiner ansicht nach auch nur dazu dienen sollte, diese Bew. besonders gut auf hautveränderungen zu beobachten, such ich nach einer Lösung, die der Prophylaxe aber auch dem Schlafbedürfniss gerecht zu werden.


*bei dem einem nach 2h Decub. 1° bei liegendem BVK, normalem EZ ohne IKM, bei anderen 0 Irritation trotz Harn/Stuhlinkontinenz, Hyperhidrose, Adipositas etc. Denoch werden beide im 4h tackt gelagert und somit im Schlaf gestört.
 
Es gibt keine standardisierten und wissenschaftlich belegbaren Lagerungsintervalle. Der Mensch ist ein facettenreiches Wesen, dass sich leider nicht in die quadratsiche Form der Qualileute pressen läßt.

Ergo: lagerungsintervalle müssen immer individuell entscheiden werden. was bei dem einen ausreicht, ist bei dem anderen ev. schon zu lange und beim nächsten zu kurz.

Tipp: Pack die Bradenskala weg und beschäftige dich mit der Pathophysiologie- der Entstehung- eines Dekubitus. Gibt hier im Forum etliche Beiträge dazu. Dann hast du genug Argumente- selbst dem Arzt gegenüber. Ob bei unsicheren und überängstlichen Pflegekollegen diese Argumente allerdings fruchten, darf bezweifelt werden. Der MDK ist überall.

Elisabeth
 
Hallo! :wavey:

Ich schließe mich Elisabeth an! Das ist alles individuel!

LG Eure Sonnenblume :flowerpower:
 
In der Praxis ist es dann doch eher etwas "probieren".
Verlängere deine Intervalle, bis du erkennst, dass es langsam zu viel wird.
Nachtruhe ist wichtig...
Ich gehe auch nicht so oft in die Zimemr wie Andere...
 
Maniac hat schon Recht: Deku-Prophylaxe ist auch ein wenig "trial and error". Man kann anhand von ebstimmten Aspekten schon abschätzen, wie hoch das Risiko ist. Umdomehr faktoren zusammentreffen, umso höher das Risiko.

Und wem jetzt gleich wieder die Skalen einfallen- die Skalen haben den Nachteil, dass sie auf eine ganz bestimmte Klientel ausgerichtet und hier auch getestet (trifft nur auf die Braden zu) wurden. Und wie schon in meinem ersten Post geschrieben: der Mensch lässt sich dummerweise nicht in Raster packen.
Der NES (nationale Expertenstandard) verlangt nicht von ungefähr Fachwissen zum Thema.

Elisabeth
 
Dekubitusprophylaxe ist wie auch ie Lagerungsintervalle... individuell dem Pat./ Bew. anzupassen. Der eine verträgt problemlos vier Stunden und beim nächsten hast Du nach zwei Stunden einen Dekubitus... Fingerdrucktest sollte wie Wechsel nachlesbar im Bewegungsnachweis zu finden sein, bei positiven Test mit Angabe der Lokalisation.
 
hmm, danke für bisherigen antworten. ich persönlich gehe auch weniger in die zimmer als manche meiner kollegen. Natürlich sehe ich das eben so das die Zeiten individuell angepasst werden sollten, nur tut man sich schwer damit jemand 6h nicht zu lagern. Da die Kontrollinstanzen wie Managment, mdk etc. bekanntlich sich wenig um die individuallität scheren sondern lieber mit der Akte reden kommts dort häufig zu meinungsverschiedenheiten.
(die kontrollinstanz hat natürlich immer recht, kennt den bew zwar nich "aber darum gehts ja auch nicht" ;)

von daher such ich eben eine richtlinie, an die ich mich zusätzlich halten kann.
Naja mal sehn, werd es aber einfach mal mit dem ausdehnen der zeiten versuchen und die reaktionen abwarten.
 
Du gehst doch sicher zwischendurch mal schauen und betreibst nebenbei Minilagerung. *g*

Lagerung im Sinne von "der Braten muss gewendet werden" sind ja nicht die einzigsten Lagerungsformen.

Elisabeth
 
aber natürlich ^^manchmal kommt man auf die einfachsten dinge nicht :mryellow:
 
Hi

Mikrolagerung war doch mal so ein Modewort :engel:
Mit der zeit kennt man ja die Pappenheimer.
Wo man mehr, wo man weniger....
Ich kenn mich ja nicht mehr so aus, im deutschen Gebiet.
Aber es doch bestimmt überall so, das jeder mal was von Individualität
gehört hat.
Mit den Jahren bekommt man Selbstbewusstsein.
Wenn Du dahinterstehen kannst, hinter deinen Entscheidungen...so what?!
Ich würde meinen Rhythmus beibehalten.

Klar, gibt Durcheinander bei den Kollegen.
Ist auch vielleicht nicht einfach durchzuziehen.

Hilft wahrscheinlich mal wieder nicht wirklich weiter, sondern nur meine Meinung dazu.

blubbblubb
 
Und das funzt sogar ohne den Pat. zu wecken. Ich habe in meinen aktiven Zeiten den Pat. je nach Gewicht aus 30° langsam zurückrollen lassen indem ich die hintergelegte Decke immer nur einbischen rausgezogen habe oder den pat. durch unterschieben einer Decke langsam in 30° Position gebracht habe. Ist alles eine Frage der Kreativität. *fg*

Zu lange reglos in einer Position verharren zu müssen kann auch unangenehm sein, obwohl kein Deku entsteht. Da reicht machmal schon ein falsch liegender Arm oder ein falsch liegendes Bein, ein weggerutschtes Deckbett usw..

Elisabeth
 
am tage beträgt diese i.d.R. 4h. Nun sehe ich es nicht ein Nachts auch alle 4h die leute zu wecken um sie zu drehen. (ausser natürlich es ist notwendig!!)


:gruebel: Nur 4 Stündlich gelagert? Am Tag?
Versetz dich mal in die Lage des Patienten, überleg mal du müsstest 4 Stunden in der ein und selben Position liegen, kannst dich nicht auch nur einen zentimeter bewegen. Grausame vorstellung, sag ich ganz ehrlich!

Ich kenne nur 2 stündliche Lagerunsintervalle, und selbst da wir geschaut wenn man Zeit hat, das man früher wieder reingeht.

In der Nacht habe ich je nach Pat. entschieden, bei einem mit sehr hohem Risiko, bin ich weiter alle 2 Stunden zum Lagern rein, denn wenn man bedenkt wie schmerzhaft ein Dekubitus sein muss, nehme ich und mit sicherheit auch der Pat. die "nächtliche weckerei" gerne in kauf.


Lg
 
Kann mich da ech nur anschließen!Bei uns wird auch am Tag 2stdl zu Lagern!In der nacht lagern ich 3 mal um 22uhr, 1uhr und 4uhr wenn du leute unruhig schlafen bzw wach sind! Wenn sie schlafen musst du sie nicht wecken,da reicht doch eine mikrolagerung völlig ZB:das kissen aus dem rücken ein stück rausziehen oder mal ein Handtuch einrollen und unter dem Gesäß legen das sind Tätigkeiten die keine Minute dauern!Bei mitkrolagerung muss du die Position halt eher veränder als 2std!Vielleicht einmal pro stunde und groß arbeit macht es wirklich nicht und der Pat kann in ruhe seine nachtruhe einhalten!Sollte man mehr in anspruch nehmen,die Technik...

Gruß jule:)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich kenne nur 2 stündliche Lagerunsintervalle, und selbst da wir geschaut wenn man Zeit hat, das man früher wieder reingeht.

Bedeutet alle 2 Stunden der Pat. wird alle zwei Stunden in der Körperachse komplett gedreht? 2h-30° links...2h-rücken...2h-30°rechts?

warum das 2 Stunden-Intervall? (bitte nicht die Erklärung: habe ich so gelernt)

Woran erkennst du, ob ein multimorbider Pat. gerne auf die kontinuierliche Nachtruhe verzcihtet zugunsten eines 2-stündigen Lagerunsgwechsel wie oben beschrieben?

Elisabeth
 
Genau so meinte ich das. Man fängt mit einer Seite an, nach HÖCHSTENS 2 Stunden (besser natürlich nach 1-1,5 Stunden) kommt der Rücken dran, danach die andere Seite.

Die 2 Stündliche Lagerung wurde mir mal so erklärt, weil man seine Durchgänge in der Nacht auch alle 2 Stunden macht. Und es von daher gut in den Ablauf passt.

Wie gesagt BESSER sind bestimmt noch geringere Zeitabstände!

Und zu deiner letzten Frage, kann ich nur staunen? Woran ich erkenne das ein Pat. gerne darauf verzichtet?!? :eek1:

Ist das jetzt dein ernst?

Was ist besser: Nachts alle 2 Stunden kurz geweckt zu werden, oder vor Schmerzen, weil offene Stellen am Rücken, Gesäß oder sonstwo, die ganze Nacht nicht schlafen können?! :gruebel:
 
Wie gesagt BESSER sind bestimmt noch geringere Zeitabstände!

Moin!

Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz bezüglich bestimmter Lagerungsintervalle. Es gibt nur sehr wenige Studien zu dieser Frage, die allerdings methodisch unzureichend sind und kaum Aussagekraft haben. Das entscheidene ist hier die genaue pflegerische Diagnostik, die Nutzung einer Risikoskala ist hier nützlich, ABER auf keinen Fall die einzige Grundlage für eine Entscheidung für oder gegen eine bestimmte pflegerische Intervention. Festhalten kann man hier nur, dass ein generelles zweistündiges Lagerungsintervall ein Mythus ist (Was versteht man hier überhaupt unter "Lagerung"?).

Gruss Hartwig
 
Festhalten kann man hier nur, dass ein generelles zweistündiges Lagerungsintervall ein Mythus ist

Von "generell" hat auch nie jemand gesprochen.


(Was versteht man hier überhaupt unter "Lagerung"?).

Aus PflegeWiki:
"Die Lagerung ist ein Prozess, wobei der Patient mit der Hilfe des Pflegepersonals eine bestimmte Körperhaltung einnimmt. Dieses dient zur Prävention, da Maßnahmen zur Gesundheitserhaltung beinhaltet sind und man dem Patienten die wichtigen, passiven Bewegungen ermöglicht.
Derzeit wird über den Begriff "Lagerung" diskutiert, da er eine passive Perspektive fördert. Man einigte sich daher z.B. im Expertenstandard Dekubitusprophylaxe auf den Begriff "Positionsunterstützung"."
 
Die 2 Stündliche Lagerung wurde mir mal so erklärt, weil man seine Durchgänge in der Nacht auch alle 2 Stunden macht. Und es von daher gut in den Ablauf passt.

*inoniean*Wenns in den Ablauf passt, springst du dann auch aus dem Fenster? *ironieuas*

Wie gesagt BESSER sind bestimmt noch geringere Zeitabstände!
Woran machst du das fest? Auf welcher Grundlage handelst du eigenverantwortlich (gemäß dem angestrebten Ausbildungsergebis nach aktuellem Krankenpflegegesetz)?

Und zu deiner letzten Frage, kann ich nur staunen? Woran ich erkenne das ein Pat. gerne darauf verzichtet?!? :eek1:

Ist das jetzt dein ernst?
Ich hab die Frage durchaus ernst gemeint. Vielleicht sehen wir dieselben Symptome und interpretieren sie nur unterschiedlich.

Was ist besser: Nachts alle 2 Stunden kurz geweckt zu werden, oder vor Schmerzen, weil offene Stellen am Rücken, Gesäß oder sonstwo, die ganze Nacht nicht schlafen können?!

Nach dieser Aussage musst du ja über wissenschaftliche Ergebnisse verfügen, die eine so aufwändige Maßnahme rechtfertigen. Kannst du uns diese zugänglich machen?

Zum PflegewikiZitat: Ich kann da keine Aussage drin entdecken, dass nur die "große" Lageveränderung einer Lagerung im Sinne der Dekubitusprophylaxe entspricht. Übrigens hält selbst der Verfasser die Lagerungsintervalle lediglich für eine Empfehlung und gibt explizit an, dass die Individualität des Pat. im Vordergrund steht.

Ansonsten: welche Klientel betreust du eigentlich im Rahmen dieser Lagerungsmaßnahmen? Und hast du schon mal was von Mikrolagerung gehört?
Daneben bleibt die Frage: Wie erkennst du Wohlbefinden bei deinen Pat.?

Elisabeth
 
So kan man sich natürlich auch aus der Situation heraus ziehen. Dir ist aber schon bewusst, dass deine Zitate je nach Sichtweise ausgelegt werden können? Ich seh sie nicht von derselben Seite wie du sie eventuell verstanden wissen willst.

Ontopic.
Zusammenfassung: Es scheint keine neuen Erkenntnisse zum Lagerungsintervall zu geben.

Lagerung in der Nacht kann als Mikrolagerung angeboten werden. Dem steht nach aktuellem Wissensstand nichts entgegegen.

Zum konkreten Beispiel, dass etwas unterging:
]bei dem einem nach 2h Decub. 1° bei liegendem BVK, normalem EZ ohne IKM, bei anderen 0 Irritation trotz Harn/Stuhlinkontinenz, Hyperhidrose, Adipositas etc. Denoch werden beide im 4h tackt gelagert und somit im Schlaf gestört.
Wenn die Rötung durch Fingerdrucktest eindeutig als Deku 1° identifiziert ist, sollte man bei der nächtlichen Mikrolagerung drauf achten, dass innerhalb von 6 Stunden langsam in mehreren Schritten die Seite wechselt. Dafür brauicht der Pat. nicht immer wieder wach gemacht werden, da es sich nur um kleine Bewegungsschritte handelt: mit 30° anfangen am Dienstbeginn und alle Stunde die Decke ein Stück zurückziehen. So dürfte der Pat. nach ca. 3 Stunden auf dem Rücken liegen und jetzt das Spiel von der anderen Seite beginnen, indem Schritt für Schritt die Decke untergeschoben wird. Wir haben dies Prozedere alternativ auch mal unter der Matratze "veranstaltet".

Bei einigen Pat. reicht manchmal mal schon ein zum Dreieck gefaltetes Kissen das mit der langen Seite unters Gesäß gelegt wird- 90° Spitze liegt dann etwa in Höhe des Trochanters- aus. Für dieses Prozedere braucht man zu unterlegen nur das Bein anstellen und den (unter)Körper leicht neigen. Auch hier wird das Kissen langsam hervorgezogen um dann die Seite zu wechseln in der gleichen Art und Weise. Zeitaufwand pro Pat. : ca. 2-5 Min..

Pflege ist mehr, als nur nach Standard zu handeln. Pflege lebt von der Kreativität und dem Wissen einer jeden Fachkraft.

Elisabeth
 

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