Die klare Darstellung der rechtlige Lage alleine, scheint mir im geschilderten Falle hier weniger das Problem zu sein, denn es sieht wohl eher danach aus, dass mit betroffener Person nicht vernünftig zu diskutieren ist und alle bisherigen Versuche, einen Dialog zu führen, in " Eskalationen " scheiterten.
Hallo @Tante Doll
zunächst mal an Dich und die anderen herzlichen Dank für Eure Antworten und Eure Gedanken zu unserem Problem.
S. und ich sind seit ca. 3 Monaten hier in dieser Wohngemeinschaft. Um Deine weitere Frage damit gleich zu beantworten: es handelt sich um einen Verein (e.V.), dessen Hauptinhalt bzw. -aufgabe diese Wohngemeinschaft ist.
Der Verein finanziert sich durch (wenige) Mitgliederbeiträge und hauptsächlich durch Spenden, die teilweise auch von Gerichten hier eingehen. (Also Geldstrafen, die von Verurteilten an den Verein zu zahlen sind gem. entspr. Urteil) Das Haus hier wird durch die Mieteinnahmen von ca. 20 Bewohnern getragen.
Um die Situation offen zu schildern: S. ist nach einer erfolgreichen Drogentherapie hier eingezogen. (Langjährige Drogenkarriere). Ich selbst bin als außenstehender Gast hier, um an diesem Projekt zeitweise teilzunehmen. Die eigentlichen Mitbewohner sind teilweise auch nur kurzfristig hier, um nach z.B. Strafhaft ihr Leben wieder nach einem "Reset" ans Netz zu bringen.
Die Frau, um die es geht, ist nun schon über ein Jahrzehnt hier. Ebenfalls nach einer langjährigen Drogenkarriere.
Soviel also in aller Offenheit zur Situation hier. Dass diese gerade Menschen, die ohnehin schon stark instabil sind, extremst belastet, dürfte klar sein. Deshalb sehe ich auch momentan für mich den Zeitpunkt gekommen, mich zumindest einmal zu informieren oder eben Meinungen einzuholen, um diesen Spuk, der hier wohl schon seit vielen Jahren so stattfindet, ggf. abzufedern oder ins Gegenteil zu verkehren.
Dazu möchte ich mich eben zuerst einmal in jedwede Richtung umfassend informieren, bevor ich handele.
Fakt ist für mich - und das bestätigst Du ja indirekt -, dass es sich hier um ein Krankheitsbild, also eine Erkrankung handelt, der nur dann beizukommen ist, wenn der Betroffene wirklich will.
@Elisabeth führt das ja so an und weist jedoch darauf hin, dass dennoch Konsequenz angesagt ist, da hier ja massiv die Grenzen anderer überschritten werden. (Ich schildere jetzt nicht explizit, welche hygienischen Zustände hier herrschen. Nicht nur, damit es Euch nicht den Magen rumdreht) Die Problematik, die Du ja auch anklingen lässt, ist die rechtliche Situation: inwieweit ist eine von einem Verein getragene WG öffentlich (also gelten für sie Standards wie in öffentlichen Einrichtungen) oder inwieweit ist dies alles letztlich Privatsache der hier Wohnenden.
Unsere Ausgangsfrage war aber nicht auf die Lebensmittel- und sonstige Hygiene hier ausgelegt, sondern eben darauf, dass die Räumlichkeiten dieser Frau nicht nur mit Lebensmitteln vollgestopft sind, sondern auch mit Medikamenten und Hilfsmitteln aller Art. Die Herkunft der Medikamente lässt sich nur erahnen und ich würde unterstellen, wenn ich behauptete, sie seien aus der Klinik, in der die Frau zuvor angestellt war, "mitgenommen" worden. Das kann ich halt nicht behaupten, weil ich es nicht weiß. Auch wenn es für mich nahe liegt.
Belastend hinzu kommt eben für einige Bewohner hier, dass die Frau gegenüber Mitbewohnern regelmäßig austickt. Höchst aggressiv und ohne wirklichen Grund. Auch wenn dem nichts entgegnet wird, die Betroffenen also versuchen, ruhig zu bleiben und alles an sich abprasseln zu lassen, wird noch eines obendrauf gelegt. So zum Beispiel, indem sie sich schon mehrfach selbst verletzt hat und behauptete, sie sei angegriffen oder eben von irgendwelchen Eindringlingen verletzt worden, nach denen dann die halbe Wohngemeinschaft z.B. nächtens im großen Garten mit der Taschenlampe suchen muss.
Wenn sich das jetzt für Euch wie eine schlecht erfundene Story anhört, dann könnte ich das gut verstehen. Denn ICH habe sowas bislang auch noch nie erlebt. Auch nicht ansatzweise.
Natürlich frage ich mich, wie es kommt, dass jemand mit -vorsichtig ausgedrückt - solchen Verhaltensweisen und solch einen Wesen einen privaten Pflegedienst betreiben darf. Und dies zudem bei einem Schwerstpflegefall, der vollständig gelähmt ist, beatmet wird etc. (Ja, Sarkasmus on: der arme Mensch kann sich nicht wehren)
Aber ich werde jetzt extrem ausführlich und ich vermische jetzt die Themenfelder sehr "großzügig", was das Ganze wohl ein wenig verwässert für diejenigen (Euch also), von denen wir uns letzlich doch einen Rat erhoffen.
Außerdem möchte ich - obwohl das sicherlich noch mehr ins Detail geht - anführen, dass diese Problematik von denjenigen, die hier die Hausleitung der WG seit vielen Jahren inne haben, nicht nur vertuscht wird, sondern jeder, der diese Situation durchblickt und sich dagegen aufzulehnen versucht, entweder mit Rausschmiss bedroht wird bzw. rausgeworfen wird. Für die Leute, die hier in ihrer Notlage eine Bleibe gefunden haben, nicht gerade sehr aufbauend und stabilisierend.
Dieses Verhalten geht sogar so weit, dass Vorkommnisse inszeniert werden und Unbeteiligten in die Schuhe geschoben werden. Also das ganze Programm an "Psychoschiene" rauf und runter.
So schräg sich das anhören mag, aber ich als jemand, der sich nur temporär auf dieses Projekt eingelassen hat (in der Annahme, hier den Garten Eden vorzufinden in Sachen Hilfe zur Selbsthilfe), komme mir vor wie in einem schlechten Film mit der Überschrift: wie treibe ich als Wahnsinnige andere in den Wahnsinn.
Also zurück zur Lagerung von Medikamenten:
es ist so ziemlich alles da, was "das Herz" begehrt.
Ich denke nicht, das diese Medikamente wirklich bei Patienten zum Einsatz kommen. So weit möchte ich nicht gehen bzw. das erlaube ich mir weder zu unterstellen noch erlaube ich meinen kühnsten Vorstellungen, mir sowas auszumalen.
Bevor S. hier richtig einzog, war beispielsweise in S.'s Zimmer ein weiteres Medikamentenlager. Als er das Zimmer besichtigt hatte, waren dort kartonweise Infusionsflaschen gelagert, die schon seit 6 Jahren abgelaufen waren. Im Keller befindet sich ein weiterer raum, der meistens abgeschlossen ist. Ich habe mir mal erlaubt, zu schnüffeln und fand den Raum mal unabgeschlossen vor. Da gehen einem die Augen über ...
Selbstverständlich darf sie nicht ohne ärztliche Anweisung eigenständig bei Irgendwem Infusionen "anhängen" ! ( oder war eure Mitbewohner gar Patient respektive Kunde in ihrem privaten Pflegedienst ) ???
Auch für das massenhafte "Horten" von Lebensmittel gibt es gesetzliche Vorschriften bezüglich allgemeiner Hygiene-Standarts und einer möglichen Gefahr für Andere.
Jetzt habe ich Dich/Euch aber gehörig zugetextet:
der Mitbewohner war jedenfalls nicht ihr Kunde. Es ist ein älterer Mann, der eben seit Tagen Durchfall hatte. Daraufhin kam der Spruch: "Ich komme mal zu Dir hoch und lege Dir eine Infusion an."
Die Gefahr für andere sehe ich eben auch. Aber eher halt im Bereich der Lebensmittelhygiene, die einfach nur verhehrend ist. Bei mir Zuhause ist es auch nicht keimfrei, auch bei mir läuft mal ein Joghurt ganz hinten im Kühlschrank ab. Aber sowas wie hier habe ich noch nie im Leben gesehen. Ich wundere mich, dass noch keiner zu Schaden kam. Denn dieses Zeugs wird den Leuten hier tatsächlich auf den Tisch gestellt. (Teilnahme am gemeinsamen Essen ist übrigens unumgängliche Hausregel)
Der Verein ist übrigens sehr christlich ausgerichtet. Auch ich bezeichne mich als einen spirituellen Menschen, der bislang immer an seiner Kirche festhielt, egal, was in letzter Zeit passierte. Hier gab ich immer der Institution die Schuld und eben den Verfehlungen Einzelner. All das war für mich nie pauschal auf alle Mitglieder dieser Kirche zu übertragen. Das Scheinheilige, was Mitgliedern dieser Kirche unterstellt wurde, und die mangelnde Konsequenz in der Umsetzung von Glaubensinhalten, wollte ich niemals mitgehen.
Aber seitdem ich dies hier alles erlebe, wird mir in der Tat richtig blümerant.
Wenn offen damit gedealt würde, dass die Frau krank ist und man in einer christlichen Gemeinschaft eben diese Krankheit mittragen sollte, dann käme hierzu mein ganz klares und aufrichtiges JA.
Nicht aber so, wo diese Krankheit auf alle Mitbewohner projiziert wird, auf deren Rücken gelebt und dann letztlich sogar noch geleugnet wird.
Ich weiß, dass ich jetzt endgültig den Rahmen dieses Unterforums, meines Ausgangsbeitrages und eben auch dieses Forums ingesamt mit meinem Posting gesprengt habe, aber das ist jetzt eben so aus mir herausgesprudelt. Man möge mir verzeihen.
Die Situation ist jedoch die, dass ich mich recht verzweifelt fühle, wenn ich mir anschaue, was hier wirklich abgeht und viele der Mitbewohner gar keine andere Wahl haben, als hier zu wohnen.
Ich fühle mich nicht als Mutter Teresa, die für das Wohl und Wehe anderer zuständig ist und sie "retten" will. Aber wegschauen kann ich dabei auch nicht, zumal ich hier bin und mich zunächst einmal darauf eingelassen habe. (Die Alternative wäre, noch heute wieder zu gehen und den ganzen Mist denen, die hier sein müssen, zu überlassen)
Ich bin absoluter Laie, was die Einschätzung der Gesamtkonstitution dieser Frau angeht, auch wenn ich mir anmaße, doch eine klare Tendenz zu erkennen.
Und natürlich frage ich mich fortwährend, wie so jemand ausgerechnet im Pflegedienst arbeitet, nein, arbeiten DARF. (Mir wurde gesagt, dass ihr im letzten Arbeitsverhältnis in einer Klinik gekündigt wurde, weil eben sehr schnell offensichtlich wurde, was da "Fakt" innerhalb ihrer Psyche ist und dies nicht tragbar war)
By the way: Wie setzt sich die Hausgemeinschaft als WG mietrechtlich zusammen ???
Mieter des Gebäudes ist der Verein.
Die Bewohner haben "Nutzungsvereinbarungen", also keine echten Mietverträge.
Bei den meisten Bewohnern trägt die ARGE die Mietkosten, die gar nicht mal so gering sind für jeweils ein 10qm-Zimmer.
Das Problem ist, dass dieses Nutzungsverhältnis von jetzt auf nachher scheinbar gekündigt werden kann, da es sich um keinen "echten" Mietvertrag handelt. Die Bewohner stehen hier also unter einem nicht unbeträchtlichen Druck, wenn sie versuchen, die Verhältnisse zu ändern. Ihnen wird dann sofort mit Rauswurf gedroht. "Darfst Du hier sein oder musst Du hier sein? Na siehst Du: Du darfst. Also wenn es Dir nicht gefällt, wie wir das hier handhaben und dass es hier ein bissl dreckig ist, dann hält Dich niemand".
Wie gesagt: entschuldigt bitte, dass ich so ausführlich und in weiten Strecken themenfremd wurde. Aber es ist extrem belastend.
Lieber Gruß
A.